Olympia Tag 15 – Die letzte Nacht: „You're my wonderwall“
Usain Bolt zeigt es den US-Boys. Mo Farah zeigt es allen. Die brasilianischen Volleyballerinnen zeigen es den brasilianischen Fußballern. Und die Schummelmedaille holt Trinidad.
Der Wettkampf der letzten Nacht: Was für ein Rennen! Da laufen die Amerikaner die 4x100-Meter in 37,04 Sekunden und stellen den – den natürlich von Bolt, Blake & Co. gehaltenen – Weltrekord ein. Aber die Jamaikaner sind den Amis wieder eine Nasenlänge voraus und laufen mal eben einen neuen Weltrekord: 36,84 Sekunden! Richtig freuen können sich beide Teams nicht. Die US-Boys sind frustriert, die Jamaika-Combo ist es gewohnt. Echte Freude versprühen nur die Kanadier, die überraschend dritte werden. Wenig später dann der Schock: Man hat sie disqualifiziert, weil einer der ihren die Bahnlinie übertreten hat. So wird die Staffel von Trinidad und Tobago Dritter – Schummelbronze!
Die Athletinnen der letzten Nacht: Die Volleyballerinnen aus Brasilien. Mit 11:25 verlieren sie gegen die USA den ersten Satz. Die Amerikanerinnen sind ungefährdet durchs Turnier gekommen, auch das scheint eine eindeutige Sache zu werden. Aber die Brasilianerinnen finden allmählich ins Spiel. 25:17 heißt im zweiten Satz. Und Fabiana Claudino, Jaqueline Carvalho & Co spielen sich in wahren Rausch: 25:20, 25:17 – Sieg! Welch schroffer Gegensatz zu ihren fußballspielenden Landsmännern, die in zwei Jahren im eigenen Land Weltmeister werden wollen.
Die zeigen sich am Nachmittag im Finale gegen Mexiko erst zu überheblich und dann zu unfähig, um das Spiel zu gewinnen. Die brasilianischen Sportler (übrigens: auch die Fußballerinnen) sollten sich dringend ihre Volleyballerinnen zum Vorbild nehmen. Sonst wird es nix mit dem WM-Titel im eigenen Land – und den Olympischen Spielen 2016 in Rio auch nicht.
Das Drama der letzten Nacht: Der 5.000-Meter-Lauf. Das komplette Olympia-Stadion begleitet dieses Rennen mit überwältigender Anteilnahme. Die Rufe und der Applaus gilt sicher irgendwie auch allen – aber allen voran dem aus Somalia eingewanderten Briten Mohamad „Mo“ Farah, der schon die 10.000 Meter gewonnen hat.
Der beginnt das Rennen von hinten: Die erste Runde trabt er als Schlussläufer, um sich dann mal eben nach vorne zu setzen. Aber erst in der letzten Runde zieht er so richtig an und die letzten 100 Meter sehen fast so aus wie das Finale mit Usain Bolt. Der hat das Rennen offenbar auch gesehen und läuft nach seinem Staffelsieg mit der Geste von Mo Farah – die Arme zu einer Art Dach auf dem Kopf gebogen – seine Runde. Als die Medaillenvergabe an Mo Farah angekündigt wird, singt das ganze Stadion den Oasis-Song „Wonderwall“. Und am Ende springt Usain Bolt vorbei, und die beiden feiern gemeinsam und zeigen ihre Posen. Allerdings in vertauschten Rollen: Farah macht den Bolt, Bolt macht den Farah.
Die Schlussfolgerung der letzten Nacht: Die Karibik ist das neue China. Denn es gibt ja nicht nur China, es gibt auch Trinidad und Tobago. Von diesem süßen Inselstaat stammt Keshorn Walcott, der seinen Speer 84,58 Meter weit wirft und für die Sensation des Abends sorgt: die erste olympische Medaille im Speerwerfen für die Karibik.
Wer noch?
Hockey, Männer: Ja, Deutschland holt auch Gold! Und zwar mit einem 2:1 gegen die Niederlande im Hockey. In einem ausgeglichenen Spiel stürmen zunächst die Holländer los, scheitern aber mehrmals am glänzänden deutschen Torhüter Max Weinhold. Die Deutschen verlegen sich aufs Kontern und gehen durch Jan Philipp Rabente in der 35. Minute in Führung. In der zweiten Halbzwit haben beide Team gute Chancen. Mink van der Weerden nutzt in der 54. Minute die dritte Strafecke zum Ausgleich, während Martin Häner kurz darauf die erste deutsche Ecke vergibt. Doch vier Minuten vor Schluss ist abermals Rabentein da und erzielt per Abstauber den Siegtreffer. Die Bronzemedaille hatte sich schon am Samstag Australien mit einem 3:1 über Großbritannien gesichert.
Leichtathletik, 4x400-Meter-Staffellauf (Frauen): Nach dem Erfolg über die 4x100 Meter gewinnen die USA auch den anderen Staffellauf bei den Frauen. DeeDee Trotter, Allyson Felix, Francena McCorory und Sanya Richards-Ross siegen in 3:16,87 min. Dahinter folgt Russland (Julia Guschtschina, Antonina Kriwoschapka, Tatjana Firowa, Natalja Antjuch). Für Jamaika (Christine Day, Rosemarie Whyte, Shericka Williams, Novlene Williams-Mills) reicht es diesmal nur für Bronze. Die deutsche Staffel mit Maral Feizbakhsh war in ihrem Halbfinale nach einem sehr schwachen Lauf mit einer Zeit von 3:31,06 abgeschlagen letzter geworden.
Leichtathletik, 4x100-Meter-Staffellauf (Männer): Gold: Jamaika in 36,84 Sek. (Weltrekord) (Nesta Carter, Michael Frater, Yohan Blake und Usain Bolt) | Silber: USA (Trell Kimmons, Justin Gatlin, Tyson Gay und Ryan Bailey) | Bronze: Trinidad und Tobago (Keston Bledman, Marc Burns, Emmanuel Callender und Richard Thompson)
Leichtathletik, 5.000-Meter-Lauf (Männer): Gold: Mo Farah (Großbritannien) | Silber: Dejen Gebremeskel (Äthiopien) | Bronze: Thomas Pkemei Longosiwa (Kenia)
Leichtathletik, 800-Meter-Lauf (Frauen): Gold: Marija Sawinowa (Russland) | Silber: Caster Semenya (Südafrika) | Bronze: Jekaterina Pojstogowa (Russland)
Leichtathletik, Speerwerfen (Männer): Gold: Keshorn Walcott (Trinidad und Tobago) | Silber: Alexander Pjatnyzja (Ukraine) | Bronze: Antti Ruuskanen (Finnland). Der Deutsche Werfer Tino Haber wird Achter.
Leichtathletik, Hochsprung (Frauen): Gold: Anna Tschitscherowa (Russland) | Silber: Brigetta Barrett (USA) | Bronze: Swetlana Schkolina (Russland). Ariane Friedrich schied schon im Halbfinale aus.
Kunstspringen, 10 Meter (Männer): Gold: David Boudia (USA) | Silber: Qiu Bo (China) | Bronze: Thomas Daley (Großbritannien)
Handball (Frauen): Gold: Norwegen | Silber: Montenegro | Bronze: Spanien (Norwegen – Montenegro 26:23 | Spanien – Südkorea 31:29 n.V.). Die Silbermedaille ist die erste olympische Medaille für Montenegro überhaupt.
Basketball (Frauen): Gold: USA | Silber: Frankreich | Bronze: Australien (USA – Frankreich 86:50 | Australien – Russland 83:74)
Volleyball (Frauen): Gold: Brasilien | Silber: USA | Bronze: Japan (Brasilien – USA 3:1 [11:25,25:17,25:20,25:17] | Japan – Südkorea 3:0 [25:22,26:24,25:21])
Taekwondo über 80 Kilo (Männer): Carlo Molfetta (Italien) | Silber: Anthony Obame (Gabun) | Bronze: Liu Xiaobo (China) und Robelis Despaigne (Kuba)
Taekwondo über 67 Kilo (Frauen): Gold: Milica Mandic (Serbien) | Silber: Anne-Caroline Graffe (Frankreich) | Bronze: Anastasia Baryschnikowa (Russland) und María Espinoza (Mexiko)
Boxen, Halbfliegengewicht bis Kilo 49, Männer: Gold: Zou Shiming (China) | Silber: Kaeo Pongprayoon (Thailand) | Bronze: Paddy Barnes (Irland) und Dawid Ajrapetjan (Russland)
Boxen, Bantamgewicht bis 56 Kilo (Männer): Gold: Luke Campbell (Großbritannien) | Silber: John Joe Nevin (Irland) | Bronze: Satoshi Shimizu (Japan) und Lázaro Álvarez (Kuba)
Boxen, Halbweltergewicht bis 64 Kilo (Männer): Gold: Roniel Iglesias (Kuba) | Silber: Denys Berintschyk (Ukraine) | Bronze: Vincenzo Mangiacapre (Italien) und Uranchimeg Munkh-Erdene (Mongolei)
Boxen, Mittelgewicht bis 75 Kilo: Gold: Ryota Murata (Japan) | Silber: Esquiva Falcão (Brasilien) | Bronze: Anthony Ogogo (Großbritannien) und Abbos Atoev (Usbekistan)
Boxen, Schwergewicht bis 91 Kilo (Männer): Gold: Alexander Ussyk (Ukraine) | Silber: Clemente Russo (Italien) | Bronze: Teymur Mammadov (Aserbaidschan) und Terwel Pulew (Bulgarien)
Ringen, Freistil, Bantamgewicht bis 60 Kilo (Männer): Gold: Toghrul Asgarov (Aserbaidschan) | Silber: Bessik Kuduchow (Russland) | Bronze: Coleman Scott (USA) und Yogeshwar Dutt (Indien)
Ringen, Freistil, Mittelgewicht bis 84 Kilo (Männer): Gold: Sharif Sharifov (Aserbaidschan) | Silber: Jaime Espinal (Puerto Rico) | Bronze: Dato Marsagischwili (Georgien) und Ehsan Naser Lashgari (Iran)
Ringen, Freistil, Schwergewicht bis 120 Kilo (Männer): Gold: Artur Taymazov (Usbekistan) | Silber: Dawit Modsmanaschwili (Georgien) | Bronze: Komeil Ghasemi (Iran) und Biljal Machow (Russland)
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