Olympia – Marathon: Eine 42 Kilometer lange Postkarte
Sightseeing mal anders. Binnen 2:23:07 passiert die Äthiopierin Tiki Gelana die Londoner Sehenswürdigkeiten, stellt einen neuen olympischen Rekord auf und gewinnt Gold.
Die Startbedingungen: Wie irre sind die denn drauf!? Bei englischem Wetter laufen 118 Athletinnen 42,2 Kilometer quer durch London. Start und Ziel ist die Straße The Mall nahe des Buckingham Palace. Hier stellte die Britin Paula Radcliffe beim London-Marathon 2003 nach 2:15:25 den Weltrekord der Frauen auf.
Sie fällt aber beim diesjährigen Olympischen Wettkampf verletzungsbedingt aus. Die Deutsche Irina Mikitenko konnte den London-Marathon schon zweimal für sich entscheiden. Sie ist mit ihrer Kollegin Susanne Hahn die deutsche Minimalchance auf Edelmetall in London. Den Testlauf gewann zuvor Mary Keitany – die Kenianerin geht als Favoritin um Gold an den Start.
Die Entscheidung: Zu ihrer Linken sehen die Läuferinnen nach 3.000 Metern bereits die Residenz der Windsors, die St. Pauls Cathedral ist nach sieben Kilometern zu bewundern und weitere drei Kilometer später passieren sie den London Tower – ach, wie schön ist London. Doch die Läuferinnen sind von Beginn an ganz auf sich und den Asphalt fokussiert. Nach der Hälfte der Strecke können die Deutschen das Tempo der Spitzengruppe nicht mehr mithalten. Irina Mikitenko befindet sich nach knapp 25 Kilometer zwar noch in der Gruppe der besten 15, Susanne Hahn ist jedoch auf Platz 41 abgerutscht.
Nach 2:23:07 gewinnt Tiki Gelana aus Äthiopien Gold. Sie stellt mit dieser Zeit einen neuen olympischen Rekord auf. Silber geht an die Kenianerin Priscah Jeptoo und Tatyana Petrova aus Russland gewinnt Bronze.
Die Deutschen kommen auch noch ins Ziel: Mikitenko wird 15. und Hahn beendet den Lauf als 32.
Das Drama: Auf den letzten Kilometern heißt es drei von vier: Gelana, Jeptoo, Petrova und Keitany liefern sich ein Kopf an Kopf Rennen. Keitany fehlt auf den finalen Metern die Kraft. Sie fällt zurück. Die Favoritin erreicht die Ziellinie daher erst als Vierte.
Die Schlussfolgerung: Mit Keitany hatte Kenia die Chance auf das erste olympische Frauen-Marathon-Gold. Schade, verpasst.
Und sonst? Die Tunesierin Amira Ben Amor kommt nach 2:40:13 ins Ziel und wird 80. So schnell war bisher keine Tunesierin vorher.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatte um SPD-Kanzlerkandidatur
Schwielowsee an der Copacabana
BSW und „Freie Sachsen“
Görlitzer Querfront gemeinsam für Putin
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Papst äußert sich zu Gaza
Scharfe Worte aus Rom
Unterwanderung der Bauernproteste
Alles, was rechts ist
Bisheriger Ost-Beauftragter
Marco Wanderwitz zieht sich aus Politik zurück