Olympia – Fußball: Geil, endlich wieder Frauen am Ball!
Japan gewinnt cool bei Olympia. Superstar Marta bleibt auch bei ihrem fünften Turnier ohne Titel. Und für das deutsche Fernsehen ist Frauenfußball tot.
Die Startbedingungen: Geil! Endlich wieder Frauenfußball! Und es sind alle dabei, die uns bei der WM 2011 in Deutschland zu bezaubern wussten: Japan, die USA, Brasilien, Frankreich, Schweden. Sogar die Britinnen spielen groß auf, jedenfalls in der Vorrunde. Nur eine Mannschaft fehlt, aber die hat uns damals auch nicht so richtig verzückt.
Nur im letzten Gruppenspiel gegen Südafrika, in dem die Japanerinnen erkennbar keine Lust aufs Tore schießen haben, riecht es ein wenig nach Badminton. Nach dem 0:0 räumt Trainer Norio Sasaki ein, man habe lieber als Gruppenzweite in Cardiff bleiben wollen, denn als Gruppenerste nach Glasgow zu reisen. Andere mutmaßen, dass die Japanerinnen nicht gegen die starken Französinnen spielen wollten. Das Internationale Olympische Komitee sieht jedoch keinen hinreichenden Verdacht für ein Disziplinarverfahren. Der Frauenfußball bleibt sauber (was vielleicht sein Problem ist).
Brasilien verliert sogar das letzte Gruppenspiel. Die Britinnen sind einfach besser.
Die Entscheidung: Es ist ein spannendes, zuweilen etwas zerfahrenes Spiel am Freitagabend in Cardiff, in dem die Brasilianerinnen mehr Ballbesitz haben und kaum etwas anderes machen, als aufs Tor zu schießen. Die japanischen Weltmeisterinnen stehen aber gut und verlegen sich aufs Kontern.
In der 17. Minute schießt Verteidigerin Renata Costa aus guter Position, aber trifft nur die Latte; drei Minuten später zieht Mittelfeldfrau Formiga aus 20 Metern ab und verfehlt knapp. So geht es munter weiter: Marta, Cristiane, wieder Marta, wieder Formiga – alle paar Minuten knallt eine Brasilianerin aufs japanische Tor.
Doch im entscheidenden Moment sind die Japanerinnen schneller. Nach einem harmlosen Geplänkel an der Mittellinie führt Homare Sawa, der Superstar der WM 2011, blitzschnell den fälligen Freistoß aus. Ein großartiger Steilpass über 20, 30 Meter, und ehe die Brasilianerinnen begreifen, wie ihnen geschieht, ist der Ball bei Yuki Ogimi von Turbine Potsdam. Zwei Haken, Schuss – 1:0!
Die zweite Hälfte ist ähnlich, nur umkämpfter: Fernschuss Marta, Kopfball Cristiane, Fernschuss Marta. Und abermals sind in die Japanerinnen im entscheidenden Moment schneller: Shinobu Ohno kommt von links, flankt mit einem schnellen Seitenwechsel auf Yuki Ogimi, die eine Gegnerin umdribbelt und den Ball unter die Latte schlenzt. 2:0, fertig.
Das Drama: Marta, oh Marta! Zwischen 2006 und 2010 wurde sie fünfmal hintereinander Weltfußballerin des Jahres. Doch einen internationalen Titel hat sie nie gewonnen: Zweiter Platz bei den Olympischen Spielen 2004 und 2008 sowie bei der WM 2007, Viertelfinal-Aus bei der WM 2011 und nun nochmal. Dabei sein ist gar nix.
Die Schlussfolgerung: Die Japanerinnen müssen nicht unbedingt glänzen, um am Ende cool zu gewinnen. Das kommt uns irgendwie bekannt vor.
Und sonst? Zu sehen ist das Spiel hierzulande nur im Livestream des ZDF. Aber nicht einmal ein Praktikant wurde zum Kommentieren abgestellt. Dabei war Frauenfußball im letzten Jahr noch eine große Nummer im deutschen Fernsehen. Unbegreiflich, oder?
Wer noch? Die Japanerinnen spielen am Montag gegen die Französinnen, die sich am Nachmittag gegen Schweden mit 2:1 durchsetzten. Das zweite Halbfinale bestreiten die USA (2:0 gegen Neuseeland) gegen Kanada (2:0) gegen Großbritannien. Alles garantiert ohne Poschmann!
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