Olympia – Kanu, Slalom: Sturzfahrt durchs Lee Valley
Großbritannien holt den Doppelsieg im Kanadier und ein australischer Geheimtip fährt im Kajak zu Silber. Ein Genuss - vor allem, wenn die Kommentatorin schweigt.
Die Startbedingungen: Kurz hintereinander stürzen sich sowohl die männlichen Kanadier-Zweier als auch die Kajak-Damen das Londoner Olympia-Spaßbad Lee Valley hinunter. Für die Deutschen muss man sich heute mal so überhaupt nicht interessieren: Die Herren starten ohne schwarz-rot-goldene Beteiligung, bei den Damen hat Jasmin Schornberg als Siebte gerade so den Finaleinzug geschafft. Medaille unwahrscheinlich.
Bei den Männern sind die Rollen klar verteilt: Favorisiert sind die slowakischen Zwillinge Pavol und Peter Hochschorner. Wenn es im Kanadier-Zweier Superstars gibt, dann sind sie es.
Bei den Damen geht die erst 18-jährige Australierin Jessica Fox als Geheimtip ins Rennen. Jessica Fox? Gibts da nicht den Pornostar? Egal, schnell vergessen. Jessica Fox ist Kajakfahrerin. Auch Emilie Fer (Frankreich), Jana Dukatova (Russland) und Maialen Chourraut werden hoch gehandelt. Durch ein bärenstarkes Halbfinale liegt unerwarteterweise auch die Polin Natalia Paciepnikim im Dunstkreis des Treppchens.
Die Entscheidung: Etienne Stott und Tim Baillie starten als erster Zweier in die Finalrunde der Männer, beeindruckenden von Anfang an und bleiben bis zum Ende auf Platz 1. Dahinter: David Florence und Richard Hounslow. Ein britischer Doppelsieg! Die slowakischen Über-Twins versinken im bronzenen Trauermeer.
Bei den Damen landet Emilie Fer auf Platz eins, Bronze holt die Spanierin Chourraut. Und wow! Der Geheimtip Jessica Fox schafft tatsächlich Silber. Leider zerstört die ARD-Kommentatorin jede Illusion: Jessica Fox liebt Pasta liebt und studiert Medienwissenschaften. Schade!
Das Drama: Richtig schön anzuschauen sind die Rennen nicht. Die wirklich schönen Bilder liefert der Livestream vor allem zwischen den Rennen. Minutenlang plätschert das Wasser eines kristallklaren Gebirgsflusses von Lee Valley in Richtung Zieleinfahrt. Schwere Quellwolken ziehen vorbei. Es ist mucksmäuschenstill, kein Kommentator weit und breit. Wo sind Heidi und der Gaisenpeter?
Die Schlussfolgerung: Wildwassersport ist Männersport. Jedenfalls findet das die ARD- Kommentatorin: „Frauen im Kanadier sehen sehr... naja... bemüht aus.
Und sonst? Stepanka Hilgertova! Mit 44 Jahren stürzt sich die „Birgit Fischer des tschechischen Wildwassersports“ (schon wieder die ARD-Tante) immer noch in die olympischen Fluten. Respekt!
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