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Beschneidung als Kur gegen MasturbationHände auf die Bettdecke!

Die männliche Beschneidung ist nicht nur ein Teil der jüdischen und islamischen Identität – auch Christen propagierten sie: um die Onanie zu bekämpfen.

Na, wer wird denn da...? Bild: inkje / photocase.com

Gibt es ein Menschenrecht auf Vorhaut? Auf diese Formel ließe sich die derzeit in Deutschland geführte Beschneidungsdebatte bringen – doch der Diskurs ist vielfältig überlagert, vor allem von religiösen Interessen. Längst geht es nicht mehr nur um die Vorhaut des Mannes, sondern um Weltumspannendes: Christen gegen Islam und Judentum, westliche Moderne versus Tradition. Um Identität, um Integration. Aber wie halten es eigentlich die Christen mit der Beschneidung?

Das Christentum, jene sektiererische Abspaltung des Judentums, grenzte sich zunächst von der jüdischen Praxis ab, um Differenz herzustellen; schon Paulus von Tarsus propagierte: „Wer glaubt, durch die Beschneidung heilig zu werden, ist auf dem Irrweg.“ Die weltweit schätzungsweise 400 Millionen muslimischen Männer verdanken ihren beschnittenen Penis hingegen – wenn die Überlieferung stimmt – dem Umstand, dass Mohammed ohne beziehungsweise mit verkürzter Vorhaut auf die Welt gekommen sein soll. Die Beschneidung wird zwar im Koran nicht erwähnt, ist aber in der Sunna beschrieben, heute wichtiger Bestandteil des Islam, und wurde zu einem wichtigen Baustein kultureller Identität.

Der moderne angloamerikanisch-christliche Beschneidungsdiskurs beginnt hingegen erst in der Neuzeit und fußt auf Sexualkontrolle. Bereits im 18. Jahrhundert empfahl der katholische Schweizer Arzt Samuel Tissot die Beschneidung als Kur gegen Masturbation, die er nicht nur als Ursache jugendlicher Rebellion, sondern auch von Hysterie und Neurosen ansah. Die „Krankheit Onania“ galt es mit allen Mitteln zu bekämpfen, sei es mit Hilfe abenteuerlichster Apparaturen wie einem umschnallbaren Metallprotektor – oder eben der Beschneidung.

Eine Idee, die vor allem in der britischen Oberschicht breiten Widerhall fand – bis heute übrigens – und sich über das Commonwealth verbreitete. In den puritanisch geprägten USA fiel die Idee schließlich auf fruchtbaren Boden, etliche Publikationen priesen dort ab Mitte des 19. Jahrhunderts die Beschneidung als probates Mittel der Triebkontrolle.

Beschneidung

Bibel: Verfolgt man die Geschichte der Beschneidung bis zu ihren Ursprüngen, landet man bei Vater Abraham (ca. 1800-1600 v. Chr.), dem ersten beschnittenen Mann. Nach der Bibel (Gen. 17, 10-14) wurde die Beschneidung unter den Israeliten von ihm eingeführt. Neuere Forschungen gehen davon aus, dass die Beschneidung erst unter Moses, also während der ägyptischen Gefangenschaft, eingeführt wurde: eine Umritualisierung der ägyptischen Methode, Sklaven zu kennzeichnen.

Glaube: Die „Heilige Vorhaut“ des Jesus von Nazareth, der, von Geburt Jude, selbstverständlich beschnitten war, wird als einziger nach der Himmelfahrt auf Erden verbliebene Teil des Erlösers als Reliquie verehrt, an über sieben Orten zugleich. Früher beging man am 1. Januar sogar einen Gedenktag für die Heilige Vorhaut – mittlerweile spielt der Vatikan das Interesse an dieser Reliquie herunter. Begründung: Das Thema wecke nur „unverschämte Neugier“.

So schrieb der Arzt Athol A. W. Johnson im Jahr 1860 in einem medizinischen Fachblatt: „In Fällen von Masturbation müssen wir, wie ich glaube, die Angewohnheit brechen, indem wir die betreffenden Körperteile in einen solchen Zustand bringen, dass es zu viel Mühe macht, mit der Praktik fortzufahren. Zu diesem Zweck, falls die Vorhaut lang ist, können wir den Patienten beschneiden. Auch sollte die Operation nicht unter Chloroform vorgenommen werden, so dass der erlittene Schmerz mit der Angewohnheit, die wir auszurotten wünschen, in Verbindung gebracht werden kann.“

Komplett veränderte Sensorik

In der Tat gestaltet sich die Masturbation nach einer Entfernung der Vorhaut oft schwieriger, manchmal kann sie nur noch unter Zuhilfenahme von Gleitflüssigkeiten bewerkstelligt werden. Bei den meisten Beschneidungsformen wird ein großer Teil der sogenannten Meissner’schen Tastkörper entfernt, die sich im vorderen Drittel der Vorhaut befinden und von zentraler Bedeutung für die Sensibilität des Organs sind. Kombiniert mit der „Verhornung“ beziehungsweise „Keratinisierung“ der Eichel ergibt sich so eine komplett veränderte Sensorik: eine Desensibilisierung.

Bis heute gehen etwa die Hälfte der amerikanischen Jungen nach der Geburt ihrer Vorhaut verlustig, argumentiert wird jedoch nicht mehr autoritär-moralisch, sondern hygienisch-medizinisch. Der Diskurs hat sich verschoben, das tradierte Handlungsmuster bleibt – auch wenn sich Widerstand in Form von organisierten Beschneidungsgegnern regt, in den USA wie auch in Israel.

Bild: taz

Sonntaz

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Im „gesunden Volksempfinden“ hat sich jedenfalls in Bezug auf die Beschneidung der Juden wie auch auf die der Muslime eine Deutung in der Tradition des Gesundheits- und Hygienediskurses durchgesetzt: Angesichts der Wasserknappheit und der Hitze in der Region des Nahen Ostens sei es – Robert Kochs bakteriologische Erkenntnisse quasi weit vorwegnehmend – eine gesundheitspolitisch kluge Idee gewesen, den Männern die Beschneidung abzufordern.

Auch in vielen anderen – etwa afrikanischen – Kulturen finden sich Formen der Beschneidung; es handelt sich fast immer um Initiationsrituale, in denen eine bewusste Krisensituation herbeigeführt wird, um Männlichkeit herzustellen. Auch das Motiv der Sexualkontrolle ist durchweg von Bedeutung – eine etwas spielverderberisch anmutende Desensibilisierung, die zugleich die überlebensnotwendige Fruchtbarkeit nicht einschränkt.

Entwurfstechnisch betrachtet, ist die Vorhaut übrigens ganz einfach ein Stück Zusatzhaut, das den Größenunterschied zwischen erschlafftem und erigiertem Penis ausgleicht. Wer immer sich das ausgedacht hat – das Ding ist, kühl betrachtet, sinnvoll.

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33 Kommentare

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  • L
    Leidender :D

    Also ich wurde mit 16 beschnitten, da ich nachts aufgewacht bin und schmerzen hatte. Dabei hat sich rausgestellt, dass ich an Vorhautverengung leidete.

    Ich war völlig aufgelöst und kam mir so elendig vor. Außerdem hat man min. 2 Wochen Schmerzen, teilweise sogar sehr stark. Es is kein "einfacher Eingriff".

    Mir brauch keiner was erzählen. Nach ca. einem halben Jahr war es dann wieder "normal". Anfangs ist es sehr empfindlich und schmerzt bereits, wenn die Unterhose dran reibt. Einem Kind dies zuzumuten gehört sich nicht. Außerdem, ist die Vorhat unwiederbringlich weg und man somit gezeichnet.

    Ein Freund von mir hat es freiwillig machen lasse aber ich hab ihm nur dazu geraten um nicht allein dazustehen hahaha, sorry. War net cool :D aber seine Freundin hatte ihn eh überedet. Ich finde jedoch man sollte damit warten und es zur Sicherheit auch gesetzlich verbieten. Warum sollen Kinder unter der religiösen Ideologie ihrer Elter leiden??? Afrikaner schneiden sich auch Zeugs ab und hier ist sowas verboten. Warum gibt man religiösen Fanatikern die Möglichkeit jeden Scheiß zu machen??

  • BM
    Beschneidungsgründe Masturbation und Epilepsie

    -

    Zitat zu Beschneidungsgründen aus dem jüngst erschienen Text von Thomas Szasz

    "Die Routine-Beschneidung Neugeborener

    Ein medizinisches Ritual"

    -

    -

    "Praktisch alle medizinischen Texte des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts empfahlen die Beschneidung für eine ganze Reihe von Erkrankungen, die von Epilepsie über Hydrocephalus (»Wasserkopf«) bis hin zu Mangelernährung und Tuberkulose reichten, und behaupteten vollmundig, dass es sich um eine Therapie der »Krankheit« Masturbation handele. Das folgende Zitat aus einem medizinischen Standardtext aus dem Jahr 1887 ist dafür typisch: »Ob Masturbation eine Ursache für Epilepsie ist, ist nicht sicher. Aber es kann keinen Zweifel über ihre schädigenden Auswirkungen geben … Eine Beschneidung sollte in jedem Fall durchgeführt werden. Unter Umständen könnte es notwendig sein, die Genitalien durch die Anwendung agressiver Flüssigkeiten so wund und empfindlich werden zu lassen, dass das Reiben dieses Körperteils große Schmerzen hervorruft.«"

    -

    Quelle:

    http://www.szasz-texte.de/texte/die-routine-beschneidung-neugeborener-ein-medizinisches-ritual.html

    -

    -

  • M
    Markus

    www.beschneidungsforum.de wurde darüber schon debatiert, liegt glaub aber im moment still und ist im aufbau...

  • J
    J.Kelim

    Der Leiter der Kinderchirurgie des Rigshospitalet Dr. Preben Kirkegaard:

    Zeigte im Dänischen Fernsehen Bilder von erschreckendem Ausmaß. Säuglinge denen die komplette Vorhaut des Penis enthäutet wurde. Der Oberrabbiner ein ehemaliger Metzger, zum Mohel ausgebildet, leugnete, dass jemals etwas Schief ging in seiner Laufbahn. http://blog.balder.org/?p=1444

     

    Ich kenne Erwachsen die in der Kindheit schwer misshandelt und missbraucht wurden. Einige die später selbst zum Täter wurden, verleugnen bis heute, dass ihnen Schmerz und Leid widerfahren sei. Im Gegenteil sie verherrlichen und identifizieren sich mit den Tätern und machen sie (die Täter zu Helden) während die anderen, die die Täter beim Namen nennen und erkennen, dass sie schreckliches durchmachen mussten und den Schmerz immer noch fühlen, denen gilt ihre Verachtung.

     

    Und genauso ist es bei denjenigen, die Zwangsbeschnitten, oder teilweise von “Phimose“ sprechen, dass es nötig war und verleugnen den Schmerz und die Folgen der unaufhaltsamen Desensibilisierung des beschnittenen Penis. Die Wahrheit wird ins Gegenteil verkehrt.

    Leider kommt das sehr häufig vor, dass Menschen vom Gefühlsleben abgetrennt sich selbst und anderen immer das Gegenteil dessen zeigen, was sie wirklich sind.

  • S
    SpeckMac

    Die Freiheit des Einen hört auf, wo die des Anderen anfängt! Wenn Eltern medizinisch nicht indizierte Eingriffe an den Körpern ihrer Kinder vornehmen lassen (ohne das diese darin einwilligen!), ist diese Grenze eindeutig überschritten! Das kann mit keiner Religion der Welt gerechtfertigt werden.

  • T
    tommy

    Also ich kann den Beitrag von Hubert bestätigen...mein Penis wurde vor einigen Jahren im Erwachsenenalter aufgrund einer Phimose (die ich lange beschämt verschwiegen hatte) beschnitten; da ich bei Frauen leider keinen Erfolg habe, kann ich zu Geschlechtsverkehr nichts sagen; aber Masturbation ist bei mir ohne Probleme (und ohne irgendwelche Hilfsmittel oder großes Gezerre) möglich. Ich bin zwar selbst eigentlich ziemlich rechts (viele würde sagen rechtsextrem), aber in dieser Frage (aber wirklich nur in dieser) hat vielleicht Daniel Bax gar nicht so Unrecht: Vielen der Beschneidungsgegner geht es möglicherweise tatsächlich weniger um Kinderschutz als darum, Juden und Muslimen eins auszuwischen. Beschneidung kann man natürlich trotzdem kritisch sehen; aber wünschenswert wäre es doch einmal, eine bessere Faktengrundlage zu schaffen und zu untersuchen, wie weit verbreitet die angeblichen Negativfolgen von Beschneidungen denn wirklich sind. So hat die Diskussion zuweilen etwas Anekdotenhaftes.

  • H
    Hubert

    @ Timor Kodal

     

    Dieser

    netdoktorlink http://board.netdoktor.de/Kinderkrankheiten/Beschneidung-bei-meienem-Sohn-107660.html ist "grit" und wohl ein Fake:

    Anmerkung an die Treadleser hier:

     

    "Die liebe Grit ist ein Fake, in mind. einem anderen Beitrag hat eine Saskia einen nahezu identischen Beitrag gepostet."

  • H
    Hubert

    "In der Tat gestaltet sich die Masturbation nach einer Entfernung der Vorhaut oft schwieriger, manchmal kann sie nur noch unter Zuhilfenahme von Gleitflüssigkeiten bewerkstelligt werden"

    So'n Quatsch können nur Nichtbeschnittene mit den von ihnen als einzig für möglich gehaltenen und ausgeübten Masturbationspraktiken behaupten.

     

    Mir selber ist die Vorhaut aus medizinischen Gründen im Kindesalter recht großzügig entfernt worden, zum hellen Entsetzen meiner Eltern, die an "Dehnung" gedacht hatten.

     

    Mit lustvoller und zielführender Masturbation hatte ich von Anfang an und auch später nie Probleme, ebensowenig beim Geschlechtsverkehr.

     

    Bitte fragt doch die, die sich mit sowas auskennen!

  • R
    Reinhold

    Realsatire ! Das Wohl und Wehe einer ganzen Religion hängt an der Vorhaut.

     

    Ein überkommener Ritus von vor 2000 Jahren, dessen Nutzen in der Gegenwart nicht zu rechtfertigen ist, wird auf eine Art hochstilisiert, die beim Normalbürger nur noch Kopfschütteln hervorrufen kann.

     

    Haben wir keine anderen Probleme mehr ?

  • M
    meisenknödel

    "Entwurfstechnisch betrachtet, ist die Vorhaut übrigens ganz einfach ein Stück Zusatzhaut, das den Größenunterschied zwischen erschlafftem und erigiertem Penis ausgleicht."

     

    hm, verstehe ich da etwas nicht?

    wenn die vh den grössen unterschied ausgleichen soll,

    müsste ich ja eine 23 cm lange vorhaut haben?

    ..

  • E
    egal

    @ted (der "saubere")

     

    "ohje" ist alles was mir zu ihrem beitrag einfällt.

     

    darf ich durch ihre betonung auf "sauber" darauf schliessen, dass sie unbeschnittene für unsauber halten?

     

    ich weiss ja nicht, wie sie es handhaben, bzw. gehandhabt haben (sofern sie nicht als kleinkind beschnitten wurden), aber sich regelmäßig zu waschen ist eigentlich keine kunst!

     

    dies ist mit abstand einer der besten artikel überhaupt!!

  • WB
    Wolfgang Banse

    Aufklärung tut gut

    Nichts ist schlimmer,wenn man nicht umfassend durch Artikel was den Sachverhalt anbelangt,hier die Beschneidung aufgehklärt wird.

    Dem Taztz Autor Martin Reichert sei an dieser Stelle einmal gedankt für seinen Artikel.

  • A
    Anonymous

    Zur Info: Simon-André Tissot war Protestant, reformierter Calvinist genau gesagt. Bitte besser recherchieren !

    Quelle:

    http://www.abebooks.co.uk/servlet/BookDetailsPL?bi=630179918&searchurl=an%3Dtissot%2Bsimon%2Bauguste

  • MA
    Müllers Aap

    Bevor hier jetzt unberechtigtes Mitleid gegenüber uns Beschnittenen (in meinem Fall nicht aus religiösen Gründen) ausbricht: Onanieren klappt bei mir ziemlich gut. Das zeigt die tägliche Erfahrung.

    Ich weiß nicht, ob die christl. Fundamentalisten das Messer einfach tiefer ansetzen, aber mein aus Palästina stammender Arzt hat in der Beziehung bei mir offensichtlich einen guten Job gemacht.

     

    Darüber hinaus entstammt der Brauch ja aus einer zutiefst patriarchalen Tradition. Und im Patriarchat besteht nunmal kein Interesse, dem Mann Spaß am Sex zu nehmen, solange er nicht einer niedrigen Gesellschaftschicht angehört.

     

    Der Beitrag ist aber aus einem anderen Grund problematisch. Er bedient eine Debattenrichtung, in der Beschneidung bei Jungen (also auch bei mir) mit der mit sexuellen Argumenten gerechtfertigten Genitalverstümmelung bei Mädchen gleichgesetzt wird. Dadurch wird letztere aber massive verharmlost. Schließlich hatte ich nach der raschen Verheilung (5 Tage später auf die Rodelbahn) keine Schmerzen und weder meine Lebensqualität noch meine Sexualität ist heute durch die fehlende Vorhaut eingeschränkt. Frauen, denen Schamlippen und/oder Klitoris (teil)entfernt wurden, leiden hingegen täglich unter den Folgen dieser Barbarei.

    Auch wenn unbedarfte Geister hier den gleichen Begriff verwenden (als statt Genitalverstümmelung Beschneidung sagen), handelt es sich um zwei fundamental unterschiedliche Angelegenheiten.

  • P
    @peterle

    "von peterle:

    wenn der Chef aller Religionen männliche Menschen ohne Vorhaut auf Erden wandeln sehen möchte, warum ist die denn bei der Geburt überhaupt dran ?"

     

    Wahrscheinlich weil das Design doch nicht so intelligent ist, wie gerne behauptet wird. Zumindest aus der Sicht der fundamentalen Christen betrachtet...

  • P
    peterle

    wenn der Chef aller Religionen männliche Menschen ohne Vorhaut auf Erden wandeln sehen möchte, warum ist die denn bei der Geburt überhaupt dran ?

  • WG
    Werner G.

    Ich möchte doch darauf hinweisen, dass Samuel Tissot ein vom Humanismus und der Aufklärung geprägter Arzt war, Kontakt mit Voltaire und Rousseau pflegte und aufgrund seiner Reformorientierung, die damals weitverbreitete Ablehnung der Onanie im Wesentlichen aus medizinischer (!) -und nicht aus religiöser- Sicht begründete. Ihr Vermerk, er sei ein "katholischer" Arzt, stimmt in der Weise nicht, weil er Selbstbefriedigung nicht mit religiösen Gründen verneinte, sondern als angeblich moderner, aufgeklärter Naturwissenschaftler sie medizinisch ablehnte. Ich bitte doch darum, dass die TAZ die Medizingeschichte nicht verfälscht, nur um einen Artikel in eine bestimmte Ideologie zu zwängen.

  • P
    p3t3r

    hat aber gedauert bis die taz einen so fundierten artikel zu dem thema fertig hat, wurde zeit ;)

  • TK
    Timor Kodal

    Danke für diesen Artikel, der einen bisher sträflich vernachlässigten Aspekt der Beschneidnugsdebatte endlich klar thematisiert!

     

    Nicht nur Moslems und Juden, auch fundamentalistische Christen beschneiden ihre Kinder, um sie sexuell zu züchtigen.

     

    Es gibt zahlreiche Foren, in denen sich Christen darüber austauschen, wie man der unerwünschten Onanie ihrer Kinder beikommen könnte, und dort wird als wirksamstes Mittel (wer hätte es gedacht!) sehr häufig eine stramme Vorhautamputation empfohlen:

     

    "ich wollte noch anmerken, dass es natürlich einen Grund gibt Buben so eng und straff beschneiden zu lassen. Ihre Triebhaftigkeit muss einfach gedämpft werden. Für uns ist nach Gottes Gebot Onanie, jedenfalls Sünde und muss gerade bei pubertierenden Buben so gut wie möglich verhindert werden. Natürlich wird der Penis eines unbeschnittenen Knaben laufend durch die widerlichen Sekrete unter der Vorhaut gereizt, welche geradezu zur Onanie animieren. Darum muss sie auch vollständig entfernt werden."

     

    http://board.netdoktor.de/Kinderkrankheiten/Beschneidung-bei-meienem-Sohn-107660.html

  • DJ
    Delphina Jorns

    Die Desensibilisierung wirkt nicht nur im Sinne einer Reizverminderung. Eingeschränkt wird das Spektrum der Empfindungen, aber eben gerade auch im unteren Bereich. Ein völliger Reiz-Rückzug der Nervenenden ist nicht mehr möglich, es bleibt stets ein gewisser Grundtonus erhalten. Das Verhalten wird reizbarer - was als männlich interpretiert wird.

  • FL
    Frühere Lebenswirklichkeiten

    Kein Amish, Mormone, oder sonstiger christlicher amerikanischer Freikirchler ließ/läßt seine Jungs beschneiden, aber wieder einmal sollen die "Christlichen Fundamentalisten" schuld sein.

    Nein, die damaligen amerikanischen Mediziner und Psychiater (Psychologen gab es damals noch nicht) haben Beschneidungen, Lobotomien und EKT's hof- und gesellschaftsfähig gemacht.

    Je nach mittelständischer, oder hochfinanzkräftiger Gesellschaft ließ sich für derartige "Eingriffe, Operation, Therapien" unter verschiedensten "weltlichen" Aspekten Geld mit dieser Klientel verdienen.

    Diese Mär mit "Rückgratschwund, Erblindung, Fingerfäulnis, Hygiene....." brachten auch nicht Priester aufs Tablett, sonder pfiffige Mediziner, die diese "Leiden" verhindern, bzw. heilen wollten.

    Ein wenig mehr Medizingeschichte und ein wenig weniger Christenbashing wäre manchmal gut.

    Als ob kirchliche Oberhäupter im Mittelalter gewusst hätten, dass die Pest durch Bakterien verursacht wird, oder dass mehrfache Missernten nicht auf Gottes Zorn beruhen.

    Die heutige Gesellschaft googelt mit ihren 14 - 45 Jahren

    die "sehr einseitige vermittelte" Geschichte, vermeintlich "sozialemphatisch", wie sie unterrichtet wurde und setzt ohne Sinn und Verstand die Maßstäbe des 21. Jahrhunderts beim Mittelalter an.

    Wenn sich heute alle Mediziner entschuldigen müssten, die damals Pestpatienten mit "Wohlgerüchen, oder Aderlässen bis zum Verbluten" behandelten, dann fände ich das gerecht.

  • T
    Ted

    Ohje. Ein Unbeschnittener erzählt was von der Onanie der Sauberen (Beschnittenen). Keine Ahnung, aber das sogar in einer bekannten Online-Zeitung. Bisher der schlechteste Artikel zu diesem Thema im Netz.

     

    Ich kenne beide Zustände. Onanie nur noch mit Hilfsmitteln? Dann muss ich ja eine wissenschaftliche Sensation sein und sofort meinen Körper zu Forschungszwecken freigeben.

     

    Wenn Blinde den Sehenden Farben beschreiben möchten, wird das verwegen.

     

    Das Sch..-Ding vermisst man etwa so wie eine Nabelschnur. Aber es gibt eben eine Unterschicht, die würde auch abgeschnittene Fingernägel als Steigbügel für Antisemitismus und Islamhass missbrauchen.

     

    Vorschlag für's nächste Thema: koscher! Zwei Kochsets? Was für eine Umweltverschmutzung beim Geschirrspülen! Sofort verbieten, verbieten, verbieten!! Auf geht's zur nächsten pupertär stimmbrüchigen "Diskussion" der unteren 20 Prozent.

  • P
    paul

    Schöner nüchterner Beitrag zu einer teilweise widersinnig geführten Debatte. Reduziert auf das Wesentliche und ohne hysterisch-pathetische Pseudoargumente, so wünsche ich mir das auch von den Beteiligten. Gratuliere.

  • W
    Warum?

    Danke für die sachliche und praktische Aufklärung. Ich konnte mir das beinahe denken, aber es dann noch mal zu lesen, ist auf jeden Fall hilfreich.

     

    Frauen wurden übrigens aus demselben Grund in Europa noch bis ca. 1945 beschnitten. Sie sollten nicht selber kommen, ah ah ah. Mir kommts gerade, ihr miesen Gläubigen aus welcher Richtung auch immer. Ihr solltet besser Sex machen, als Krieg und wenn es nur mit euch selber ist!!! Ah ah ah ah...

  • W
    Wilhelm

    Endlich mal ein inhaltsvoller Artikel zur aktuellen Diskussion. Vielen Dank!!

  • S
    Serapio

    Ich finds immer etwas peinlich, wenn jemand biblisch-mythologische Gestallten wie Abraham datieren will (s. Kasten). Das sollte man uneingeschränkt den Pseudo-Theologen der evangelikalen Glaubensgemeinschaft überlassen.

  • W
    wellnesbeschneidung

    Na, da würden sich Athol A. W. Johnson und Samuel Tissot aber wundern, wenn sie wüßten, daß viele Schwule und manche Heteros sich heute noch im Erwachsenenalter beschneiden lassen, weil sie das ästhetischer und hygienischer finden.

  • HD
    habe den mut

    Bei allem Verständnis fürdas kritsiche Freidenkertum,

     

    langsam, liebe Faz, wird einfach nur lächerlich.

    Beschneidung an Säuglingen, haben wir die letzten Tage einhellig in ihrem Medium gelernt, ist gut, oder zumindest gerechtfertigt, wenn sie von Juden oder auch wacker gläubigen Muslimen kommt.

    Kritik als Deutscher oder deutsche Gesetzmäßigkeit daran per se verboten.

    Dummerweise teilen ein Großteil eurer Leser udn auch ein großer Teil der Bürger inner-und teilweise auch außerhalb Europas diese Meinung nicht. Da wird doch der Hund in der Pfanne verrückt und eine Lösung muss her, bevor noch jemand an dem aufklärerischen Gedankengut eurer Mannschaft zweifelt. Da hat sich ein findiger Redakteuer eine Lösung ausgedacht.

    Zum Glück, liebe Taz, wirds jetzt wieder einfach.

    Das Kirchenbashing ist so sicher wie der Tod und bald schon haben euch eure Leser wieder lieb.

    Bin wirklich entteuscht von dieser Durchsichtigkeit.

    Das einzig spannende bleibt die Frage, wie vieleAnläufe es braucht, um diesen Kommentar zu veröffentlichen.

    Ergebnisse werden in jedem Fall in meinem Blog angeführt.

  • M
    m3t4b0m4n

    Ich wurde erst mit 26 beschnitten und kann daher aus gut unterrichteter Quelle berichten:

     

    Da ist kein Unterschied !!!

     

    Das klappt alles genauso gut oder schlecht, mit oder oder ohne Vorhaut. Das ganze Thema ist so lächerlich!

  • T
    tazitus

    Und wenn kein Wasser zur Hand ist, kann Mann durchaus mit eigener Körperflüssigkeit, die sogar an der richtigen Stelle verfügbar ist, für Hygiene sorgen.

     

    Wie lapidar sich die Mehrheit des Bundestages in einer Resolution über den aktuellen Wissenstand und die Stimmung im Lande hinweg setzt, ist erschreckend. Etwas mehr Diskussion wäre angemessen gewesen. "Beschneidung" ist nicht nur ein körperlicher Vorgang.

  • J
    Jiri

    Herzlichen Glückwunsch,

    das ist der erste Artikel, der sich den Blickwinkel der Beschneidung ansieht, der die Kontrolle der Sexualität durch Beschneidung durch Religionsführer und auch weltliche Führer beleuchtet.

     

    Ein selbstbestimmter Mensch kontrolliert seine Sexualität selber!

  • H
    Horsti

    Man stelle sich mal soviel Verständis vor, wenn es um die Schamlippenentfernung von Frauen und Mädchen ginge...

  • J
    Jörn

    Endlich bringt auch die TAZ zum Thema Beschneidung von Jungen eine fundierte Information und nicht nur Desinformation oder Polemik.

    Vielen Dank!