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Kommentar Proteste in SpanienSpardiktat führt zu Gewaltfantasie

Reiner Wandler
Kommentar von Reiner Wandler

Die Spanier müssen sparen, immer wieder gibt es Kürzungen. Es sind verzweifelte Gewaltfantasien, die nichts gutes verheißen. Der Unmut der Menschen wächst. Sie erleben Politik als Diktat.

E s hört nicht auf. Eine Kürzungswelle nach der anderen bricht über die Spanier herein. Und es betrifft immer die Gleichen: Die Menschen mit niedrigen Einkommen, diejenigen, die auf Sozialprogramme angewiesen sind, Beamte und Angestellte im öffentlichen Dienst. Der Unmut wächst.

Seit über einem Jahr protestieren Woche für Woche Zehntausende, manchmal Hunderttausende. Gewerkschaften rufen zu Streiks und Protestmärschen auf, die Bewegung der Empörten mobilisiert zu riesigen Versammlungen auf öffentlichen Plätzen.

Gehört werden sie nicht. Die konservative Regierung zieht ihr Programm unbeirrt durch. Mit der Begründung, es gäbe keine Alternative in Zeiten der Krise, werden Banken gerettet und in Not geratene Wohnungseigentümer zwangsgeräumt. Der Sozialstaat wird zusammengekürzt, während private Schulen und Krankenhäuser weiterhin gefördert werden. Es geht um Ideologie, das wird immer deutlicher. Die Zahl derer, die ihren Glauben an die beiden großen Parteien und die Demokratie als solche verlieren, steigt.

Bild: taz
REINER WANDLER

ist Spanien-Korrespondent der taz in Madrid.

Die Menschen erleben Politik als Diktat. Beim Empfang der Bergleute aus Nordspanien in Madrid forderten Zehntausende die Kumpels auf, beim „nächsten Besuch Dynamit“ mitzubringen.

Und auch die Guillotine kommt in Mode. Bei den Protesten gegen die Bankenrettung wurde sowohl in Madrid als auch in Barcelona ein Pappmodell des Instruments aus den Jahren des Terrors nach der Französischen Revolution mitgeführt. Die Drohung gilt den Bankern und denen, die sie auf Kosten der Bevölkerung retten.

Selbst in der größten Tageszeitung El País beantwortete eine der Starkolumnistinnen angesichts der unterschiedlichen Krisenpolitik der Regierungschefs Holland und Rajoy die Frage, was Frankreich und Spanien unterscheide: „Vor allem eines: die Guillotine, die rechtzeitig eingesetzt wurde.“ Es sind verzweifelte Gewaltfantasien, die nichts gutes verheißen.

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Reiner Wandler
Auslandskorrespondent Spanien
Reiner Wandler wurde 1963 in Haueneberstein, einem Dorf, das heute zum heilen Weltstädtchen Baden-Baden gehört, geboren. Dort machte er während der Gymnasialzeit seine ersten Gehversuche im Journalismus als Redakteur einer alternativen Stadtzeitung, sowie als freier Autor verschiedener alternativen Publikationen. Nach dem Abitur zog es ihn in eine rauere aber auch ehrlichere Stadt, nach Mannheim. Hier machte er eine Lehre als Maschinenschlosser, bevor er ein Studium in Spanisch und Politikwissenschaften aufnahm. 1992 kam er mit einem Stipendium nach Madrid. Ein halbes Jahr später schickte er seinen ersten Korrespondentenbericht nach Berlin. 1996 weitete sich das Berichtsgebiet auf die Länder Nordafrikas sowie Richtung Portugal aus.
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8 Kommentare

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  • H
    Hella

    Was heißt Gewalt"fantasien"?! Wohl in Geschichte gepennt, was??!

     

    Hella

  • PK
    Petra Klein

    Tja, dass die Grünen für soziale Rechte nichts übrig haben, wissen wir ja spätestens seit Rot-Grün und der Agenda 2010...

  • A
    aurorua

    @ Marion

     

    Aber Reiche und Superreiche die sich mal eben eine Solaranlage auf ihre Villa packen, zwangssubventioniert von denen die so schon die Stromrechnung kaum noch zahlen können, das ist geil.

    Banken ,die jegliche Regulierung über selbst gegründete Badbanks umgehen, retten und subventionieren auf Kosten der Steuerzahler das ist megageil und Öko.

    Zehnmal schlimmeren Bergbau gerichtet gegen Arbeiter und Umwelt in der dritten Welt noch mehr anheizen, weil man in Europa den Bergbau nicht mehr subventioniert, das ist auch sehr geil und Öko, gell.

    Quadratkilometerweise Anbauflächen für LEBENSMITTEL bis hin zum Ökosprit subventionieren das ist ja sowas von öko, dass dadurch noch mehr als 30.000 Kinder täglich hungers sterben, wow ist das öko.

    Seit Schröder/Fischer sind Grüne so überflüssig wie ein Kropf, denn bereits damals haben diese Ökospinner ihre Inkompetenz, ähnlich wie Ihr Kommentar, bewiesen.

  • E
    Eulenspiegel

    Der mörderische Kapitalismus hat gesiegt-nun wird langsam aber sicher die Demokratie zerstört.Alle die, die sich vom Kapitalismus kaufen ließen und damit ihre Ohnmacht bewiesen, sollten abgewählt werden.Erst "besiegt" der Kapitalismus den Kommunismus-, und nun soll der Kommunismus nur für das gemeine Volk gelten!?

    Diejenigen, die vom Tod des Kommunismus profitiert haben, sollten jetzt zur Kasse gebeten werden.

  • P
    Pumuckl

    Ein guter Kommentar! Was in Spanien passiert, lässt sich eigentlich nicht mit Worten beschreiben.

    Alleine die spanische Königsfamilie kostet den Steuerzahler rund 8 Millionen Euro im Jahr (nur die Familie! Alles in allem sind es fast 60 Millionen: http://www.publico.es/espana/413939/cuanto-nos-cuesta-la-familia-real).Der König geht Elefanten jagen und Leticia lässt sich kurz mal die Nase operieren, zu den Fußballspielen werden sowieso alle ein- und ausgeflogen. Die Monarchie ist nur ein Beispiel,aber es steht für vieles.

     

    Die Spanier haben kein soziales Auffangsystem wie hier, wenn du nicht mindestens 2 Jahre gearbeitet hast, hast du kein Recht auf staatliche Hilfe, ohne Ersparnisse oder Eltern, Großeltern sitzt du auf der Straße. Wenn es eine so gewaltige soziale Ungleichheit im Lande gibt, so viel Geld für völlig irrsinnige Sachen verschwendet wird (in Deutschland ja nicht unbedingt anders), dann ist die wachsende Aggressivität in der Durchschnittsbevölkerung fast nur noch eine logische Konsequenz.

    Es geht nicht (nur) ums Sparen, es geht um weitsichtige Politik, um die Umverteilung von Geldern und das Abschaffen von Privilegien.

  • TR
    taz.de Redaktion

    @ Juergen K.

     

    Was und wie viel gibst du?

  • JK
    Juergen K.

    Ich bitte darum, dem Satz

     

    "Gehört werden sie nicht"

    (S. 1, Abs. 3)

     

    einen eigenen Absatz zu spendieren.

  • M
    Marion

    Anstatt den Subventionsstopp an die umweltschädliche Bergbauindustrie zu begrüßen wird lieber Solidarität mit den Bergarbeitern gezeigt. Ich als Grüner finde das einfach nur erbärmlich. Ich habe kein Mitleid mit den Bergarbeiter. Die denken doch nur an sich und nicht an die Umwelt.