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Betreuungsgeld in SkandinavienDie Sache mit der Wahlfreiheit

In den skandinavischen Ländern gibt es das Betreuungsgeld längst. Auch, wenn es als kontraproduktiv bewertet wird, wird es in Anspruch genommen – oft notgedrungen.

Lieber zu Hause betreuen oder doch in die Kita? Bild: Flügelwesen / photocase.com

BERLIN taz | Über 90 Prozent von ihnen sind Frauen. Viele der Betreuungsgeld-BezieherInnen haben einen Migrationshintergrund, viele Kinder, geringe Bildung und ein niedriges Einkommen. All das „vererben“ die Mütter an ihre Kinder: Ihre Töchter und Söhne, die länger zu Hause betreut werden, haben einen Bildungsnachteil gegenüber Kindern, die den Tag in staatlichen Einrichtungen verbringen.

Das sind, grob zusammengefasst, die Folgen des Betreuungsgeldes in Finnland. Eine von der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) in Auftrag gegebene Studie hat sie untersucht. Die der taz vorliegende Expertise, die an diesem Mittwoch veröffentlicht wird, richtet den Blick auch nach Schweden und Norwegen. In Finnland wurde das Betreuungsgeld schon 1985 eingeführt. Auch in Norwegen, Schweden, Dänemark und Island gibt es diese staatliche Leistung für Eltern, die ihre kleinen Kinder nicht in eine Kita bringen.

Die skandinavischen Länder gelten als bildungs- und familienpolitische Vorreiter. Aber das Betreuungsgeld, das zumindest in Finnland Mitte der achtziger Jahre als zeitgemäß galt, wird heute in Skandinavien vielfach als kontraproduktiv bewertet. Ähnlich wie derzeit in Deutschland drängten in den drei untersuchten Ländern konservative und christdemokratische Parteien darauf, das Betreuungsgeld mit dem Argument einzuführen, es sorge für Wahlfreiheit.

Koalitionszoff

CSU: will auf jeden Fall, dass Eltern, die ihre Kinder nicht in eine Kita bringen, dafür ab 2013 100 Euro monatlich bekommen und ab 2014 150 Euro. „Ich gehe davon aus, dass das Betreuungsgeld definitiv kommt“, sagte am Dienstag Dorothee Bär, Vizegeneralsekretärin ihrer Partei.

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CDU: ist dagegen. Und will das Geld erst mit der Rente auszahlen, hieß es am Dienstag aus Präsidiumskreisen. 23 Abgeordnete haben angekündigt, im Bundestag gegen die Subvention zu stimmen. Familienministerin Kristina Schröder hatte jüngst vorgeschlagen, die Auszahlung an ärztliche Vorsorgeuntersuchungen zu koppeln.

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FDP: ist auch dagegen. Vizechef Holger Zastrow plädiert dafür, dem Betreuungsgeld zuzustimmen, wenn die FDP dafür ein Ja zu Steuerentlastungen bekommt.

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Kosten: 400 Millionen Euro sind für 2013 vorgesehen. Ab 2014 rechnet das Finanzministerium mit 1,2 Milliarden jährlich. Ökonomen gehen aber von über 2 Milliarden jährlich aus. Experten gehen zudem davon aus, dass der Kita-Ausbau ins Stocken gerate.

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Arbeitsmarkt: Studien warnen vor dem Effekt, dass Mütter durch die "Herdprämie" vom Arbeitsmarkt ferngehalten werden und dadurch zusätzliche Kosten entstehen. (sis)

Das mit der Wahlfreiheit ist allerdings so eine Sache. In Finnland greifen Eltern notgedrungen zum „Kotihoidontuki“, weil sie keinen Kita-Platz und Mütter oft keinen Job haben. Nur 30 Prozent der finnischen Einjährigen werden in einer Kita angemeldet. Unabhängig davon jedoch ist der Zuspruch zum Betreuungsgeld bis heute generell hoch. Nicht zuletzt, weil es diese Art Verlängerung der Elternzeit schon so lange gibt und sie das Haushaltseinkommen aufbessert. Das sorgt für einen weiteren Effekt: Fast jedes dritte finnische Kind zwischen drei und fünf Jahren geht nicht in eine Kita.

Kitas ausgebaut

Anders sieht es in Schweden aus. Dort wurde das „Vårdnadsbidrag“ erst 2008 eingeführt. Zu jener Zeit wirkten zahlreiche sozial- und familienpolitische Maßnahmen positiv auf die Geschlechtergerechtigkeit: 80 Prozent der Frauen zwischen 20 und 64 Jahren sind erwerbstätig, sie verdienen fast so viel wie Männer, Mütter und Väter teilen sich die Elternzeit, Kitas für Vier- und Fünfjährige sind kostenlos. 2011 haben nicht einmal 5 Prozent der Berechtigten Betreuungsgeld bezogen, Einwanderer waren überrepräsentiert.

Als 1998 in Norwegen das „Konstatstøtte“ eingeführt wurde, war der Zuspruch zunächst sehr hoch. 1999 erhielten drei Viertel aller Eltern für ihre Kinder die staatliche Subvention. Im vergangenen Jahr war es nur noch ein Viertel. Grund: Kitas wurden massiv ausgebaut, vor allem für unter Dreijährige, die Gebühren gesenkt. Ein norwegisches Phänomen: Viele Eltern beantragen das Betreuungsgeld als Überbrückungsleistung, während sie auf einen Kita-Platz warten. In dem Land werden Kinder nur einmal im Jahr – im Herbst – in die Kita aufgenommen. So erhalten zwei von fünf Familien für zehn und weniger Monate das Betreuungsgeld.

„Die skandinavischen Erfahrungen sind zum Teil problematisch und durchaus mit den Befürchtungen in Deutschland vergleichbar“, sagt Christina Schildmann, FES-Referentin für Familien und Gleichstellungspolitik. Die Stiftung steht dem Betreuungsgeld kritisch gegenüber.

So sei das finnische Modell ein Beleg dafür, dass das Betreuungsgeld als „Kompensation für fehlende Kita-Plätze gehandelt“ werden könne. „Das wäre für Deutschland der komplett falsche Ansatz.“ Auch in der norwegischen „Überbrückungsvariante“ sieht Schildmann einen falschen Anreiz: „Ich halte nichts von Provisorien. Sind die einmal installiert, werden daraus rasch feste Leistungen.“

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19 Kommentare

 / 
  • H
    Henne

    "Die Schlussfolgerung des Artikels ist durchaus gegeben - das Betreuungsgeld ist kontraproduktiv und dient den längst überfälligen Ausbau von Kita`s noch weiter in die Zukunft zu verlegen und die angestrebten aber nicht erfüllten Zielsetzungen für dieses Jahr noch mehr in den Hintergrund zu verdrängen. "

     

    versteh ich nicht, was hat das Betreuungsgeld mit dem KITA-Ausbau für über 3-jährige zu tun ?

     

    Die Zielsetzung für dieses Jahr war einfach illusorisch, denn bekanntlich wachsen ErzieherInnen nicht auf Bäumen.

     

    Es ist doch in Zeiten der Bankenrettung wirklich kein Geldproblem, oder ? Die Städte und Gemeinden haben ja nicht einmal das Geld abgerufen.

    Nur weil man Dinge immer wiederholt, wird es nicht richtiger.

     

    Liebe Betreuungsgeldgegner, seid doch ehrlich, es geht euch nicht um Bildung noch um Qualität von Betreuung noch um das Wohlergehen von Kleinkindern.

     

    Es geht euch doch nur um ein neues Frauenbild, und familienpolitische Vorstellungen, die durchaus im sozialdarwinistischen, dünkelhaft eliären Gewand daher kommen , ganz in protestantisch/calvenistischen Tradition von "wer nicht arbeitet, soll nicht essen" (und sich nicht vermehren, vor allem wenn er bildungsfern oder migrantischer Herkunft ist) und in Konkurenz zur katholischen Soziallehre der Barmherzigkeit und Fürsorglichkeit stehen.

     

    Nun ja, die Evangelikalen hatten schon immer ein etwas gespaltetes Verhältnis zu Rassismus und Klassismus.

     

    Wie junge Mütter mit den neuen Zumutungen, eines immer neoliberalen Arbeitsmarktes, eines neuen Untehaltsrechtes und den Mehrfachbelastungen Familienarbeit, Kindererziehung und ökonomische Verwertung und Partnerschaft zurecht kommen, dafür habt ihr keine Blaupause.

     

    Wozu auch, wo es Verlierer gibt, ist auch ein Gewinner nicht weit. Nicht wahr Herr Hundt ?

  • PI
    Papier ist geduldig

    Wird in diesem Artikel erneut die Zertifizierung von Abschlüssen gleich Bildung gesetzt? Bildung ist aber nicht nur der Erwerb von Zerfitikate, die gegebenenfalls berechtigen oder zu mindestens noch suggerieren wollen im Erwerbsleben mitspielen zu dürfen. Für eine Einstellung ist in vielen Fällen nach wie vor Networking die Vorraussetzung.

    Und andererseits sagt der Schein nichts über das Sein. Es gibt hervorragende Autodidakten, und und und ...

    Zurück zu den Zertifikaten:

    Obohl Mädchen laut Datenreporten über Jahrzehnte hinweg bessere Schulabschlüsse als ihre männlichen Altersgenossen aufweisen, schlägt sich das nicht nieder in den Einkommen oder in den Wegen nach der Besuch einer Uni. Außerdem verfügen die weiblichen MigrantInnen häufiger über einen Schulabschluss, durchaus vorzeigbare, als die männlichen, wie ebenfalls diverse Studien der FES belegen.

     

    Nur weil jemand gering verdient, sagt das eben nichts über die Bildung dieser Person, auch wenn er oder sie nicht über die lustigen Zertifikate oder einen durch lukrativen Job verfügt.

     

    Die Schlussfolgerung des Artikels ist durchaus gegeben - das Betreuungsgeld ist kontraproduktiv und dient den längst überfälligen Ausbau von Kita`s noch weiter in die Zukunft zu verlegen und die angestrebten aber nicht erfüllten Zielsetzungen für dieses Jahr noch mehr in den Hintergrund zu verdrängen. Gleichzeitig sollte aber Äpfel nicht mit Birnen verwechselt werden, Kita bedeutet nicht die automatische Betreuung von unter drei Jährigen, also Krippe wie hier einige bereits kommentierten.

    Und Kita bedeutet auch nicht gleich gute Betreuung für Kleinkinder, wenn nur Aufsicht und Kaffeetrinken anstatt Sprache, Bewegung, Motorik teils durch gezielte Bastelarbeiten und vielen mehr gefördert wird. Und sorry für diesen Satz jetzt: Kinder fallen nun mal hin, stehen in der Regel ohne Geheul wieder auf, machen sich nun mal auch dreckig und sie sind laut. Das dürfen sie alles, denn es sind Kinder.

    Und ach ja Sprachstandserhebungen, die ersten sind so kurzfristig aus der Hüfte hervorgetrieben worden, das sie über die Kinder keine Aussagen treffen dürften. Und eine punktueller Test sagt ehe nichts aus, vielleicht wollte das Kind einfach nicht mit dem Tester reden, weil das Kind sie/ihn nicht mochte. Punktuelle Programme helfen nicht und haben den bitteren Beigeschmack der Alibifunktion.

  • F
    Frage

    Frage : ist Finnland nicht immer Pisa-Vergleich-Sieger ?

  • C
    Cathrin

    @terra

    "Warum geht es immer nur ums Geld erwirtschaften ? Ohne Zweifel - Geld ist wichtig. Aber wenn dann der Satz kommt, ich muss nach 12 Monaten Elternzeit wieder arbeiten, damit ich meinem Kind etwas bieten kann? ! BITTE? Was will denn ein Kind geboten bekommen, außer Liebe, Aufmerksamkeit und Freude!!! Und das kostet meiner Meinung nach nur meine Zeit. Und die sollte ich doch meinem eigenen Nachwuchs gönnen. Spätestens ab einem Alter von 5-6 Jahren, das ist... "

     

    Das ist ja alles ganz schön und gut wenn die miete und das essen und der Strom nichts kosten würden.

    Oder arbeitet jemand anderes dafür?

  • W
    www

    @von Anita:

     

    Das Arbeitsvolumen wird weiter sinken - es können nicht alle Vollzeit arbeiten.

     

    die meisten Frauen landen im Niedriglohnsektor -- die verdienen mit Vollzeit oft unter 7 Euro pro Stunde.. die kriegen auch nur eine Rente auf HartzIV-Niveau!

     

    in den Niederlanden bekommen auch Frauen, die Teilzeit arbeiten, sich um ihre Kinder kümmern oder ihre Eltern die volle Rente weit oberhalb der deutschen Grundrente!

     

    sie liegt bei netto 1100 Euro -- dafür gibt es eben keine hohen Pensionen oder höhere Renten für Leute die mehr wollen - ist auch eine Umverteilung. Auch die Schweiz sichert ihre Geringverdienerinnen besser ab!

     

    Altersarmut ist in DE politisch gewollt.

     

    die Niederlande haben die höchste Teilzeitquote Europas - auch bei Männern - hätten sie die nicht, wär auch die Arbeitslosigkeit höher.

     

    und andere Länder halten das Arbeitskräfteangebot nur niedrig, weil sie fast 1/3 im ÖD unterbringen -- sonst hätten sie höhere Arbeitslosigkeit oder nur viele insbesondere Frauen im Niedriglohnsektor - so wie Deutschland.

     

    außerdem bringt Vollzeit nicht viel Geld --- ich hatte zwischen 30 StdWoche und 40 Std.Woche gerade mal 150 Euro mehr -- bei vielen ist es noch weniger.

     

    in West-DE wachsen v.a. die 400 eurojobs - da gibts auch keine Rente .

  • W
    www

    in den Niederlanden funktioniert das wunderbar. Man muss dafür aber umverteilen. Die Rente ist von Vollzeiterwerbstätigkeit entkoppelt und dennoch sind die Leistungen auch für Mütter, die nur Teilzeit arbeiten auf gutem Niveau! Die Grundrente liegt weit oberhalb von Deutschland - hinzu kommen obligatorische Betriebsrenten -- in den Niederlanden gibt es dadurch bei Männern und Frauen die höchste Teilzeitquote - entsprechend war die Arbeitslosigkeit auch niedriger als hier.

     

    andere Möglichkeit gibt es nicht - in DE läuft es momentan so: 400 euro Jobs für die einen, v.a. Frauen für 5 -7 Euro/Std... und Vollzeitarbeit für die anderen mit 42 Std.Woche.

     

    man muss der Realität ins Auge sehen: Vollzeit für alle ist unrealistisch -- die Sozialsysteme und dessen Finanzierung muss weg von alleiniger Finanzierung durch Arbeit - der technische Fortschritt lässt sich nicht aufhalten -- das Arbeitsvolumen wird - entgegen aller Behauptungen - weiter sinken

     

    oder DE müsste wie in Skandinavien mehr Arbeitsplätze für Frauen im ÖD schaffen - denn nur so gelingt es dort, die vielen Frauen zu beschäftigen - sonst hätten die einen so ausgeprägten Niedriglohnsektor wie wir -- wegen Überangebot an Arbeitskräften! Deshalb auch die hohe Jugendarbeitslosigkeit überall! Wenigstens viele Frauen haben sie im ÖD unterbringen können!

     

    die Kassiererinnen in Supermärkten wird dasselbe Schicksal ereilen, wie einst den Schalterangestellten überall - wird drastisch reduziert werden dank moderner Technik

  • H
    Horsti

    Das eine SPD-nahe Stiftung Ergebnisse präsentiert, die, rein zufällig natürlich, auf Parteilinie liegen, ist jetzt irgendwie keine wirkliche Überraschung...

  • T
    terra

    Ich habe mit großem Interesse sowohl Artikel als auch Kommentare gelesen. Ich selbst bin Mutter eines 3jährigen Kindes, war knapp 2,5 Jahre zu für meinen Sohn zu Hause, bin Akademikerin und habe die gesamte Zeit mit meinem Kind zu Hause und im Freien genossen!!! Ich hätte es gut gefunden, wenn ich auch für meine pädagogische Arbeit mit meinem Kind anständig bezahlt geworden wäre. Seit einem halben Jahr wohnen wir nun in Norwegen und ich kann sowohl über kontantstøtte als auch über pädagogische Einrichtungen in Deutschland und Norwegen berichten, da ich selbst im Sozialsektor für unter 3 jährige tätig bin.

    1.: Elternzeit definiere ich für mich in jedem Fall über eine Zeit, die länger als 12 Monate geht. Die Entwicklung meines Kindes möchte ich mitgestalten und vor alle miterleben. Und wenn jemand sagt, dass Kinder die nach dem 12. Lebensmonat noch zu Hause verbringen (müssen), eher bildungsfern und asozial seien, dem kann ich nicht zustimmen. Mein Kind ist sehr selbständig, motorisch geschickt und kreativ (ich habe viele Vergleiche mit anderen Kindern - privat wie auch persönlich). Mein Kind ist sprachlich sehr bewandert und konnte bereits mit 20 Monaten alle Farben unterscheiden (inkl. ocker, grau, lila.....). Ich möchte behaupten, dass das nicht der Fall gewesen wäre, wenn es mit 12 Monaten in die Kindergrippe gegangen wäre. Zumal hat mein Kind einen größeren Vorsprung in puncto Sozialkompetent als andere Kinder in diesem Alter.

    daran soll mein 2. anschließen: ich arbeite derzeit in einer Kindergrippengruppe (Kinder im Alter von 11-18 Monate). Dort beobachte ich immer wieder motorische Ungeschicktheit und marginale sprachliche Entwicklung. Die Kinder müssen in der Gruppe einfach nur funktionieren. Es bleibt kein Platz für freie Selbstentfaltung und Raum für selbständiges Handeln. Daneben sind Eltern, die sich wundern warum 15 Monate alte Kinder nicht endlich Brot und Mittag essen zu sich nehmen, sondern lieer Brei bevorzugen und gefüttert werden wollen. Der Bewegungsdrang der kleinen, der aus pädagogischer, psychologischer und auch physiologischer Sicht soooo wichtig ist, wird unterbunden, weil jeder blaue Fleck von den Eltern gleich mit Schrecken angenommen wird und auf mangelnde Vorsicht bewertet wird. Zumal ist es auch traurig zu sehen, wenn Kinder morgens um 7 Uhr in den Kindergarten gebracht werden und Nachmittags 16 Uhr abgeholt werden. 18 Uhr spätestens 19 Uhr geht das Kind dann ins Bett, zuvor wird noch TV geschaut, weil die Eltern ja geschafft sind vom Arbeitsalltag (und das passiert wohlgemerkt auch bei gut situierten Familien). Wo bleibt da die Familie und das Familienleben??? Kinder erfahren so wenig Zeit in den Familien, ist mein Eindruck. Alles ist nur noch mit Hektik verbunden. Aber gerade das sollte man doch als Anstoss nehmen, um dieser ohnehin schon viel zu stressigen Gesellschaft einhalt zu gebieten. Warum geht es immer nur ums Geld erwirtschaften ? Ohne Zweifel - Geld ist wichtig. Aber wenn dann der Satz kommt, ich muss nach 12 Monaten Elternzeit wieder arbeiten, damit ich meinem Kind etwas bieten kann? ! BITTE? Was will denn ein Kind geboten bekommen, außer Liebe, Aufmerksamkeit und Freude!!! Und das kostet meiner Meinung nach nur meine Zeit. Und die sollte ich doch meinem eigenen Nachwuchs gönnen. Spätestens ab einem Alter von 5-6 Jahren, das ist soziologisch erforscht, ändert sich das Aktionsfeld der Kinder und der Stellenwert von Freunden nimmt zu. Dann hat man auch als Eltern wieder Zeit. Sei es für sich selbst, für Arbeit oder anderes....

  • P
    Provokant ;-)

    1. In was für einer Gesellschaft wollen wir eigtl. Leben!

     

    Wenn eine Gesellschaft so eingestellt ist, möchte ich nicht das Risiko eingehen meine Kinder in so eine Welt zu setzen. Es verwundert nicht das in Deutschland wenig Kinder geboren werden. Wer will schon ein Kind bekommen und dann auf die Stirn geschrieben bekommen. Hat ein Kind, geht sie jetzt in Teilzeit, nimmt Sie jetzt das Betreuungsgeld. Ich hoffe die Frauen begreifen allmählich wie viel Einflussnahme Sie haben. Bekommt keine Kinder mehr. Außer Mann ist bereit zu Hause zu bleiben, wenn nicht gibt's keine Kinder mehr! Wir waren die letzten Hunderte Jahre zuständig. Jetzt sind Sie dran! Alleinerziehende Männer rühmen sich doch immer Sie seien lockerer in der Erziehung, dann los, wenn ihr das so gut könnt. Dann nehmt eure Verantwortung an. Und aus Gerechtigkeit solltet ihr zurücktreten und darauf verzichten Karriere zu machen. Kümmert euch um die Kinder. Damit Deutschland endlich mal auch durch Frauen gestaltet wird. Ich bin der Meinung Männer an die Kindererziehung! Frauen setzt das durch. Ihr habt die Macht von wem ihr Kinder bekommt. Entscheidet euch eher für den Häuslichen Mann, oder wenn ihr eine höhere Bildung habt, für einen Mann mit niedriger Bildung, dann bleibt ihr im Job und könnt euch mit vierzig einen neuen Mann "kaufen";-)

  • D
    deutschfinnischefamilie

    Vielleicht sollte man noch kurz den finanziellen Aspekt erwähnen, der in dem Artikel an keiner Stelle zur Sprache kommt:

     

    In Finnland bekommt man ca. 500-600 Euro pro Kind und Monat Betreuungsgeld (je nach Alter des Kindes sowie Einkommen der Familie). In Deutschland rankt sihc die öffentliche Debatte derzeit um eine Summe von ca. 150 Euro montaltlich!

     

    Natürlich ist es in Finnland dann auch für Familien lukrtaiver das Betreuungsgeld anzunehmen, oder Mütter die keinen Job bekommen bzw. Familien die ein geringes Gesamteinkommen haben, sind sogar dazu gezwungen - wie der Artikel treffend beschreibt.

     

    Trotzdem kann (!) sich eine mittelmäßig bis schlechter verdienende Familie in Finnland eher dafür entscheiden, dass ein Elternteil mit dem Kind/ den Kindern länger zuhause bleibt, da das Betreuungsgeld eher einem Monatslohnausgleich entspricht als die angedachten, lächerlichen 150 Euro in Deutschland.

     

    Die 150 Euro wären dann nur ein Vorteil für die die es entweder finaziell ganz nötig haben oder die, die es finanziell sowieso nicht nötig haben, sprich: wo also ein Elternteil nicht arbeiten muss.

  • B
    brikan

    @WWW

    ich arbeite Wechseldienst und wäre sehr für teilzeit nur geht es eben nicht.Wenn sich 2 Leute eine Stelle teilen wird auch der Lohn geteilt,die Rente geteilt,nur die Miete wird nicht geteilt und die Stromrechnung usw.Also unmöglich.

  • A
    Anita

    @www

     

    Du hast natürlich Recht.

    Die blöden Weiber sollen, sobald das erste Kind da ist, zuhause bleiben oder maximal Teilzeit arbeiten.

    Dann haben sie noch genug Zeit, um sich um den Haushalt zu kümmern und der Ehemann kann sich völlig ohne Sorgen auf Arbeit und Karriere kümmern, kann Überstunden machen und hat komplett seine Ruhe ansonsten.

    Und wenn die Kinder dann groß sind, kann man die Alte, die aufgrund der Teilzeittätigkeit nur die Minimal-Rente kriegt, in den Wind schiessen.

  • TW
    Thoralf Will

    Es heißt "kontantstøtte" und ist in Norwegen tatsächlich ein wichtiges Instrument, um die Wartezeit zu überbrücken. Es ist allerdings noch mehr als das und vor allem auch in der Höhe nicht mal ansatzweise mit dem Almosen zu vergleichen, das Schwarz-Gelb da vorschwebt.

     

    In Deutschland wird uns fast nichts anderes übrig bleiben, da in weiten Teilen die Versorgung mit Kinderkrippen und auch Kindergärten katastrophal schlecht ist. Den Leuten bleibt teilweise gar nichts anderes übrig, als die Kinder zu Hause zu behalten, weil gar keine Plätze zur Verfügung stehen. Hier hat die Politik komplett versagt und es seit Jahrzehnten nicht geschafft, die nötigen Mittel zur Verfügung zu stellen.

     

    Jetzt versucht man halt sich mit einem Almosen quasi freizukaufen. Arm ist das!

  • W
    www

    in allen Ländern exitiert das gleiche Problem. wir haben ein Überangebot an Arbeitskräften - das reicht von Spanien bis hinauf in den Norden! Die Lösung kann nicht Vollzeitarbeit für alle sein, sondern sie lautet Teilzeit für alle! Schweden hat zwar viele Frauen in Arbeit gebracht und sie arbeiten lange, dafür aber bei den Jüngeren eine Jugendarbeitslosigkeit von um die 23%. Man muss generell die Arbeit umverteilen - so erreicht man 1. eine familienfreundliche Gesellschaft, 2. die Senkung der Arbeitslosenraten und 3. sinnvolle Beschäftigung auch für die jüngeren Arbeitslosen.

     

    in DE versucht man gerade krampfhaft unbedingt das Arbeitskräfteangebot weiter zu steigern, in dem allen Frauen suggeriert wird, sie sollen jetzt alle früh wieder Vollzeit arbeiten.

     

    Das Modell passt nicht mehr in die Zeit! Im zunehmenden Maße sehen wir uns nicht nur mit informeller Arbeit konfrontiert, sondern weiterhin mit technischen Fortschritt, der in vielen Bereichen Arbeit reduzieren wird. Ich glaube nicht, dass wir in 10 Jahren in den Supermärkten noch viele Frauen haben werden, die als Kassiererinnen arbeiten werden - es kommen SB-Kassensysteme.

     

    es ist unnötig alle Vollzeit in den Arbeitsmarkt zu treiben - die Zeit ist vorbei!

  • W
    www

    es gibt einen gaaanz entscheidenden Unterschied zwischen Deutschland und Skandinavien!

     

    in den Nordischen Ländern arbeiten zwischen 27 % (Dänemark inkl. Faroer und Grönland) und 34% (Norwegen) aller Arbeitnehmer im Öffentlichen Sektor!

     

    in DE wurden seit 1990 über 1,4 Mio. Stellen im ÖD abgebaut!

     

    von den Erwerbspersonen im Öffentlichen Sektor in Skandinavien ist ein Großteil Frauen, der dort auch oftmals Teilzeit arbeitet.

     

    wo die meisten Kinder geboren werden:

    http://ftp.iza.org/dp1576.pdf

     

    Teilzeit öffentlicher Dienst

     

    wo aber arbeiten viele Frauen in Westdeutschland:

     

    sie finden oft nur Stellen in 400EuroJobs so wie 2 Ex-Koleginnen von mir - der Zeitvertrag endete --- es kam Arbeitslosigkeit -- die Stellensuche danach in Nordwestdeutschland - strukturschwache Region brachte nur 400Euro-Stellen - nicht mal ne Teilzeitstelle! Die wurden abgebaut oder umgewandelt.

     

    Kinderbetreuung hin oder her - diese Frauen finden nichts anderes! Die Rente ist für die sowieso verloren.

     

    http://www.boeckler.de/22687_22691.htm

     

    Skandinavien ist mit DE nicht vergleichbar - dort gibt es wenigstens Teilzeitstellen.

     

    70% der Niedriglöhner in DE sind Frauen - diese Frauen verbessern ihre Position und Einkommen durch die Arbeit einfach nicht!

     

    bevor sich hier jeder im Niedriglohnsektor ausbeuten lässt, kann man denen lieber Geld geben und sie übernehmen dann die Betreuung.

     

    Des Weiteren ist es abartig das man in DE einem großen Teil der Bürger unterstellt, er könne nicht mit Kindern umgehen und wäre asozial oder grenzdebil.

  • W
    weitergedacht

    Wo ist der Hinweis in dem Artikel um welche Altersgruppe es sich handelt?

    Lösung: Es handelt sich nur um Kinder unter 3 Jahren.

    Es geht nur um Krippe ja oder nein.

    Kita ist auch Kindergarten. Der steht überhaupt nicht zur Debatte.

    Wieso muss ich, um mich zu vergewissern, im Internet nachschlagen?

     

    Grundsatz: Das Betreuungsgeld darf nicht den Krippenausbau (auf das Niveau des Bedarfs) hemmen.

     

    Die Befürworter einer Krippenbetreuung der unter 3 Jährigen (egal ob nun besser, schlechter oder gleich wie zu-Hause-Betreuung) sollten (da sie durch die Nutzung der Krippe Subventionen erhalten) nicht gegen einen Ansatz von Gleichbehandlung und damit Wahlfreiheit für die Zu-Hause-Betreuer sein.

  • B
    brikan

    ein ewiges Hin und Her.

    Wie wurde argumentiert als in der ehemaligen DDR Eltern ihre Kinder in der Kita hatten.Rabeneltern, daraus wird doch nichts, gleich unter staatliche Knute stellen und formen, ein Kind gehört zur Mutter und die soll gefälligst zu Hause bleiben und sich darum kümmern.So etwas höre ich heute noch.Unsere Enkel werden von der Oma morgens versorgt.Wie soll jemand der um 07:00 Uhr Arbeitsbeginn hat die Kinder um 08:00 zur Kita und Schule bringen.Darum sollte sich die Politik kümmern und nicht einen kleinen Betrag zahlen der keinem nutzt.Im Gegenteil es werden noch weniger Tagesstätten ausgebaut.

  • D
    derzeit

    @Staatsbürger: Weil sie das schreibt, was Sie denken? Wie arm. Ich mag Journalisten, die das Gegenteil von dem schreiben, was ich denke. Denn wenn man immer die selbe Sichtweise aufgezeigt bekommt, ist das der beste Weg, um geistig auf der Stelle zu treten.

  • S
    Staatsbürger

    Konservative Wohlfahrtspolitik richtet überall das gleiche an. Auch in Ländern, die vorwiegend als sozialdemokratische Wohlfahrtsstaaten definiert werden. Frau Simone Schmollack, Du avansierst langsam zu meiner Lieblingsjournalistin!