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Debatte ChinaKennen Sie China?

Kommentar von Lydia Haustein

Das mediale Bild vom Reich der Mitte ist von Vorurteilen geprägt. Wer das Land verstehen will, braucht einen offenen Blick. Wir sollten unser Bild von China korrigieren.

Noch ein Bild der Vorurteile: Model auf der Fashion Week in Peking. Bild: dpa

K ennen Sie China? Wenn man auf deutsche Medien angewiesen ist, wird man diese Frage kaum mit Ja beantworten können. Spricht man mit Menschen im bevölkerungsreichsten Staat selbst, erleben viele die hiesige Berichterstattung über ihr Land als höchst einseitig.

Vor allem, wenn es um die Politik geht, dominieren in der hiesigen Presse Vorurteile. Vielen Beobachtern passt es offenbar nicht, dass die Chinesen das Nachdenken über den Sozialismus noch nicht aufgegeben haben.

Nach dem soeben beendeten Volkskongress und kurz vor dem Führungswechsel an der Spitze der Kommunistischen Partei gärt es gewaltig. Doch worum es in den Richtungskämpfen geht, bekommt man hierzulande nicht recht mit. Da stehen sich liberale Internationalisten, realistische Pragmatiker und überzeugte Nationalisten im Streit um das beste Konzept gegenüber. Denker, Strategen und Ökonomen wie Wang Hui, Hu Angang, Wang Shaoguang, Yu Ke-ping, Zheng Bijian, Pan Wei oder Zhang Zhiying ringen um ein chinesisches Verständnis von Freiheit. Sie sehen sich dabei mit einer neuen Rechten konfrontiert, die wie die Fraktion der Technokraten gerade Geschmack am Raubtierkapitalismus findet.

Auch zur in China geführten Diskussion von Rechtsstaatlichkeit und Partizipation der Bürger lesen wir zu wenig – in dem riesigen Land tobt ein Kampf der Generationen, in dem sich Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft wenig kompromissbereit gegenüberstehen. Doch das, was man dort diskutiert, wird von einem China-Bild überlagert, das kaum Schattierungen kennt. Stets wird China nur an den hier hochgehaltenen Spielregeln von Demokratie und Partizipation gemessen. Und so dominieren Menschenrechte, Dissidenten, Regimekritiker und Ai Wei Wei die Themenagenda.

Lydia Haustein

lehrt Kunstgeschichte an der Freien Universität Berlin sowie der Kunsthochschule Weißensee, forscht über die chinesische Kunst der Gegenwart und bereitet gerade ihre nächste Reise nach China vor.

Um nicht missverstanden zu werden: Selbstverständlich sind Menschenrechte und Freiheit ein hohes Gut. Doch treten nicht Armut und Mangel an Bildung weltweit als die größten Feinde der Demokratie auf?

Ein gigantischer Aufholprozess

China ist nicht zu begreifen, wenn solche Widersprüche und die Versuche, sie zu überwinden, nicht zur Kenntnis genommen werden. Der langjährige starke Mann an der Spitze, Deng Xiaoping, der das Land reformierte und einen gigantischen Aufholprozess in Gang setzte, zum Beispiel war auch für das furchtbare Massaker auf dem Tienanmen-Platz verantwortlich – und gleichzeitig für den gewaltigen Zuwachs an persönlicher Freiheit und Wohlstand, den China in den vergangenen 30 Jahren erreicht hat. Über 500 Millionen Menschen konnten brutale Armut hinter sich lassen und in den Mittelstand aufsteigen.

Oberflächliche Recherchen und Feindbilder machen es wiederum der chinesischen Regierung leicht, die westliche Berichterstattung als Propaganda abzutun. Jeder Fakt, jede raunende Nachricht über Machtkämpfe in der Parteispitze wird mit ideologischer Glasur überzogen. Ganz so, als ob in den „echten“ Demokratien politische Richtungswechsel ohne Rivalitäten ablaufen würden.

Kritik chinesischer Blogger

Und so ist es auch kein Wunder, dass die sehr gut informierten chinesischen Blogger in Scharen die westliche Berichterstattung kritisieren. Wang Xiaobo zum Beispiel oder der bekannteste Internetblogger des Landes, Han Han, interpretieren die medial verbreiteten Positionen des Westens inzwischen als Zeugnisse eines Kulturkampfes. Schon länger macht das Wort vom „McDonald’s-Strategem“ die Runde – es zielt auf eine westliche Presse, die sich bei ihrer auf Verkaufserfolg ausgerichteten Berichterstattung folkloristischer Formen einer retrospektiven „Chinessness“ bedient. Mit Begriffen wie dem „chinesischen Denken“ wird die ganze Bandbreite unterschiedlicher sozialer, kultureller und politischer Motive in ein grobes Raster gepresst. Und natürlich darf auch der simplifizierende Bezug zu Konfuzius nicht fehlen.

Die chinesische Realität des Jahres 2012 sieht anders aus. Cyber-Guerillas und Hacker sind stark genug, um die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua oder eine der mächtigsten Medienfiguren Chinas, Li Xiguang, zu kritisieren. Westliche Einmischung schätzen sie nicht. Sie verstehen sich als kritische Journalisten und provozieren uns mit einem Selbstbewusstsein, das von mehr Alternativen als nur der zwischen einem rigiden chinesischen und einem westlichen Weg ausgeht. Ihre linksliberale Kapitalismuskritik trifft die kapitalismusfreundlichen Technokraten in Peking genauso wie das schwer kriselnde europäisch-amerikanische Modell.

Doch davon ist in Deutschland kaum etwas zu hören oder zu lesen. Immer wieder ist diese Verzerrung kritisiert worden, sind Anläufe unternommen worden, einen anderen, weiteren Blick auf China einzunehmen. Doch verändert hat sich nicht viel. Vielleicht auch, weil Sichtweisen, die sich weder in KP-unkritischer noch prowestlicher Affirmation erschöpfen, irritierende Fragen aufwerfen.

Überbleibsel der Vergangenheit

Ist mit dem Aufstieg der neuen Wirtschaftsmacht nicht auch der Abstieg Europas und der USA verbunden? Bislang konnte sich die westliche Ökonomie auch dank des Nachholbedarfs im Reich der Mitte stabilisieren. „Unsere Erfolge“, das sind vor allem die nach China verkauften Autos, die dort in den Städten für Verkehrsinfarkte sorgen. Allzu lange errichteten westliche Firmen die Arbeitslager der Welt unter Vermeidung „westlicher Standards“ in China – um dann scheinheilig die gigantische Umweltverschmutzung zu beklagen. Die in einem anderen Licht erscheint, wenn man bedenkt, dass das Land inzwischen der weltweit führende Investor in Ökostrom ist.

Mit solchen Gedanken im Hinterkopf und vor allem besseren Informationen über die rasanten Entwicklungen in einem Land, das hierzulande immer noch oft wie ein Überbleibsel der Vergangenheit betrachtet wird, sollten wir unser Bild von China korrigieren. Denn dort ist längst eine Debatte über die Zukunft entbrannt, die niemand mehr stoppen kann. Sie fordert die chinesische Regierung ebenso heraus wie die oppositionellen Intellektuellen. Und sie wird gravierende Auswirkungen auch auf unser Leben haben. Wir sollten auf die Frage „Kennen Sie China?“ mit Ja antworten können.

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16 Kommentare

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  • H
    http://www.stimmen-aus-china.de/

    Frau Haustein tritt in genau den Fallstrick, den sie der deutschen Chinaberichterstattung unterstellt: Pauschalität und Undifferenziertheit.

    Für O-Töne der "sehr gut informierten chinesischen Blogger" siehe:

    http://www.stimmen-aus-china.de/

  • DK
    Dr. Kahsai Wolde-Giorgis

    Mein zweiter Versuch!!

    Warum ein solcher Artikel, der nichts anderes verlangt als einen differenzierten Blick auf China, soviel Widerstand und Häme hervorruft, ist kein Rätsel. Es geht hierbei, um die Meinungsführerschaft, die es tapfer zu verteidigen gilt. Als Äthiopier kenne ich die gutgemeinten Ratschläge, wie wir Afrikaner mit unseren Chinesen, den neuen „Kolonisatoren“ umzugehen haben, inklusive von allen, die die deutsche Presse über China konsumieren und entsprechend dressiert worden sind. Manche Autoren im Westen haben das Thema Menschenrechte monopolisiert – ein Thema, das jeden Menschen, sei er Afrikaner, Asiate oder Europäer angeht. Ich kann mich an einer Begegnung mit einer Deutschen erinnern, die über die Armut in Äthiopien zittern erzählte, worauf ich, als es einfach zu viel wurde, darauf antwortete: Der Beobachter darf nicht mehr leiden als das Opfer.

    Kein Journalist, kein Politiker soll sich aufschwingen, mehr Empfinden für Menschenrechtsverletzungen und Ungerechtigkeit zu haben und anderen dieses Empfinden abzusprechen. Es soll auch klar sein, dass diese Ziele nur erreicht werden können, wenn sie als unverrückbare gemeinsame Basis gelten und nicht ständig als Waffe gegen Unliebsame eingesetzt werden.

    Der Artikel von Lydia Haustein spiegelt ein Bild Chinas, das den Leser anregt, sich für verschiedene Aspekte der chinesischen Politik und Gesellschaft zu interessieren und entsprechend zu verfolgen. Überhaupt erfolgt die deutsche Debatte über China in Deutschland auf Deutsch unter Deutschen ohne Beteiligung von Afrikanern und Asiaten und läuft Gefahr, unter Realitätsverlust zu leiden: „Deutschland unterhält sich“.

    Nun ist es so, dass aus verschiedenen Gründen selbst die EU an China nicht vorbeikommt, als möglicher Retter in der nicht endenden europäischen Finanzkrise und als Handelspartner. Wer, wie der Autocrator, glaubt, das System China verstanden zu haben, kann die Feinheiten kaum wahrnehmen. Die Journalisten, die uns das globale Finanzsystem erklärt haben, waren wie wir Laien überrascht über die Finanzkrise und können uns den Weg hieraus nicht zeigen.

    Aus eigener Erfahrung kenne ich in Bezug auf meine Heimat Äthiopien, dass es für den Unbefangenen wenige Reisen ausreicht, Realitäten zu begreifen. Daneben gibt viele Reisen von Journalisten, die bereits wissen, was sie sehen und entsprechend schreiben wollen. Afrika war vor zu nicht allzu lange Zeit (bevor der Kontinent von Chinesen gerettet worden ist, also nicht aus eigener Kraft – ein Argument in der Mache) in den Augen von Journalisten ein vergessener Kontinent, dessen Zukunft schwarz ist (es gab tatsächlich eine Sendereihe über Afrika im ZDF Anfang der neunziger Jahren mit dem Titel: „Afrikas Zukunft ist schwarz“ .)

    Für Herrn Alfred Naumheim geht es darum, sich als Chinakenner zu etablieren und so versucht er sein Revier zu verteidigen, weil sein enges Gebäude durch den facettenreichen Beitrag von Frau Haustein zu wackeln beginnt. Frau Haustein hat uns China differenziert nähergebracht. China ist kein monolithischer Block, sondern wie jede Gesellschaft, die um die richtigen Lösungen ringt, und wo auch in der KP-China verschiedenen Strömungen ihre verschiedenen Meinungen über den einzuschlagenden Weg zeigen.

    Ich habe im Laufe der letzten Jahre viele Chinesen mit tiefen Kenntnissen über Europa kennengelernt und mit Unverständnis für das einseitige politische Interesse von Deutschen.

    Last but not least: ein Land wie China, das vor kurzem als Schwellenland galt und heute Europa wirtschaftlich zu überrunden scheint, kann nicht mit althergebrachten Denkreflexen erklärt werden. Damit die Argumentation nicht vergessen wird: Menschenrechte, Demokratie und soziale Gerechtigkeit gehen uns alle an und nicht nur die, die immer wieder davon reden, sind die einzigen Protagonisten. Ich hoffe, dass ähnliche Reportagen über China folgen, die Lesern helfen, eine soziale Nähe zur chinesischen Gesellschaft zu schaffen.

    „Ist mit dem Aufstieg der neuen Wirtschaftsmacht auch der Abstieg Europas und der USA verbunden“? (aus dem Artikel von Lydia Haustein); die Antwort könnte eine bittere Wahrheit sein.

    Ich habe, als Obama zum Präsidenten der USA gewählt wurde einen Artikel mit dem Titel „I have a dream....“ geschrieben und Zeitungen zum Abdruck angeboten, aber nicht angenommen wurde. In dem Artikel befand sich folgender Satz: „Die Chinesen haben in 25 Jahren in Afrika mehr geleistet als 500 Jahre europäischer Kolonialismus“. Vielleicht war dies der Stein des Anstoßes?

    Dr. Kahsai Wolde-Giorgis aus Addis Ababa, Äthiopien

  • N
    Nic

    ...feine kommentare, nur kann die taz leider nicht den kompletten bericht von prof haustein abdrucken, deshalb wohl eher mangelhaft. nicht problem der autorin eher großes problem unserer medien. vielleicht dann doch besser mal ein buch von ihr lesen als nur die taz...

  • A
    Autocrator

    netter artikel – voller anekdoten, voller symptome.

    Das problem ist: ich fürchte, die autorin hat das SYSTEM "China" nicht verstanden.

    Wer China begreifen will, muss verstehen, wie das system China funktioniert und kann dann seine rückschlüsse ziehen – und v.a. die ganzen netten anekdoten und symptome auch richtig einordnen.

     

    Nichts ist zu lesen vom hauptwiederspruch, nichts von den wichtigsten nebenwidersprüchen, nichts vom kanon der staatslehrer, nichts vom gegensatz der idee vom sino-imperium und der staatlichen souveränität, nichts vom demographischen druck, nichts vom strukturell völlig anders gearteten staatsaufbau und dem primat der KP, nichts vom aktuellen historischen selbstverständnis, nichts vom regierungsdeal mit seinem volk, nichts vom innerkapitalistischen systemproblem innerhalb des systems China, und das was vom sog. "konfuzianismus" angedeutet ist ... oi weh.

     

    Das problem ist:

    solch "gutmeinende" artikel, beiträge, fernsehberichte usw.usf. gibt es zuhauf und lassen sich beliebig viele produzieren: anekdoten undanekdötchen, geschichten und symptombeschreibungen, simple erzählungen von dem, was man "sieht" sind einfach herzustellen, dazu muss man von der materie noch nicht mal ahnung haben sondern bloß interesse zeigen oder eben hingucken.

    "Verstanden" hat man damit allerdings noch gar nichts.

     

    das gesamte kapitel "analyse", dann "systematische einordnung" dann "rückschlüsse ziehen"und dann "kommentierung", also 4 von 5 arbeitsschritten in einer befriedigenden berichterstattung fallen hier komplett unter den tisch.

     

    Nach schulnoten bewertet würde man sagen: thema verfehlt, aber redlich bemüht, nur ein fünftel der nötigen arbeit abgeliefert gibt gnadenhalber ein "mangelhaft bis ungenügend", also 5 bis 6.

    Frau professor: das geht aber bedeutend besser!

  • J
    Josarian

    Die Volksrepublik kann man nur verstehen, wenn man einige Zeit dort gelebt hat. China ist heute das Land der Gewinner und gewinnen kann, wer vor 45 Jahren noch nicht lebte und somit Mao's Wahnsinn entkam. Dem Wahnsinn, die Intelligenz auszurotten. Entworfen wird das heutige China von einem greisen Interessenverband, der sich Kommunistische Partei nennt. Finanziert von ausländischen Unternehmen, die seit 15 Jahren die bereitwillig zur Verfügung gestellten Billigarbeitskräfte aus den weit entlegenen strukturell unterentwickelten Provinzen anheuern, um kostengünstig der Welt Nachschub an technologischem Müll zu verschaffen. Erbaut allerdings wird China von alten, schmutzigen und gesundheitlich hoch risikogefährdeten Menschen, deren Hoffnung darin besteht, an der Ostküste zumindest soviel zu verdienen, um ihren Kindern und Enkeln eine bessere finanzielle Zukunft zu ermöglichen. Doch Kinder und Enkel sind genau das Problem. Sie haben verstanden, sich in die bereitwillig verschafften Nischen zwischen Politik und Wirtschaft einzunisten, Geld durch das Vermitteln von Geld zu verdienen. Ich habe in China gelebt. Ich habe beide Seiten gesehen, die arme und die reiche. Die reiche Seite hat kein Gewissen, sich um die arme zu kümmern. Sie hat darauf zu achten, der Politik nicht gefährlich zu werden. Gefährlich wird sie, wenn die Politik der armen Menschen nicht mehr Herr wird. Wenn jemand also in und für China nach Menschenrechten schreit, dann fragt zuerst die Siemens, Daimler und BMW, die ABB und Schneiders, die Lufthansa und Air Berlins dieser Welt, inwieweit es sich mit ihrer Firmenethik verhält, in China den Reichen ihren Luxus zu ermöglichen, damit diese ihnen die wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen verschaffen an der Seite oder in den Reihen der Kommunistischen Partei. Opa Hu und Wen sind nur Gesichter, die eigentlichen Herren Chinas sind zwischen 30 und 40 Jahren alt und halten nicht mehr an, wenn sie in ihrer deutschen Edellimousine einen Wanderarbeiter aus Hohhot überfahren haben.

  • L
    logo

    Meinem Chinabild konnte die Autorin leider nichts hinzufügen. Auch wusste ich schon, dass die chinesische Staatsführung wie viele chinesische Untertanen es als xenophob empfinden, ihren Staatsapparat zu kritisieren. Auch daraus den Aufruf abzuleiten, dieser Emotion Folge zu leisten, ist nicht gerade eine innovative Idee. Die gab es schon - meistens von jenen, die ökonomische Abhängigkeiten oder Begehrlichkeiten haben. Was auch immer JournalistInnen daran reizen könnte. Wahrscheinlich, weil es das Gegenteil ihres Berufes ist, wie aufregend, ein Leben als Blockflöte.

  • GG
    Gerhard Gumprecht

    Ein Plädoyer für einen offenen Blick,ist für mich Ihr Artikel Frau Lydia Haustein. Auf der Suche nach einem vollständigen Bild Chinas, müssen wir unsere eigene Motivation, welche von Vorurteilen geprägt ist, stets hinterfragen können. Dies gilt für uns als auch für die andre Seite. Es gilt die Entwicklungen in China sorgfältig im Blick zu haben und dabei unsre eigene Glaubwürdigkeit durch kritische Beiträge zu untermauern. Ab und zu schadet es nicht etwas Selbstdistanz zu üben, das haben Sie hier unter Beweis gestellt. Danke

  • HD
    Hajdy Do Bajdy

    Bezweifle, dass Lydia Haustein fließend Chinesisch spricht. Der Artikel hat wenig mit China zu tun, sondern eher mit der Kritik an der BRD oder des Westens. Nun, die Entwicklung in China ist nicht denkbar ohne das Investment der USA, BRD. Die Spielleidenschaft vieler Chinesen ähnelt mehr einem Kasino.

    Was ist also China?

    Ist die Anbetung Maos anstatt eines Heiligen in der Kirche - China?

    Wenn man es so nimmt, dann ist China eine große Masse, ein großer Markt mit dem Label China.

    Nun, die Chinesen hatten ihren Stalinismus. Jetzt sind wir in einer Phase der Globalisierung, welche ohne China nicht dankbar ist. Die Russische Föderation wird bald Mitglied der WTO, welches die Präsents Chinas dort verstärken wird.

    Was dies alles mit Sozialismus zu tun hat ist wohl eher eine Frage wie Frau Lydia Haustein dazu steht. Jedoch ein Ismus ist ein Ismus, egal welchen Aufkleber man darauf macht.

     

    Man könnte auch Fragen, wäre der Hang zum westlichen Leben in China ohne den chinesischen Stalinismus überhaupt möglich gewesen?

     

    Wir kenne ja diese Erscheinung auf dem Gebiet der ehemaligen DDR und der Sowjetunion. Gerade von dort kommen ja die Elemente, die sich sehr für einen Steinzeitkapitalismus einsetzen. Ist also mehr eine psychologische Sache a la Freud. Die Chinesen sind ja Menschen und unterscheiden sich darum nicht von den Europäern :)))

  • M
    M.S

    Nunja, den einschlägigen Blättern geht es nunmal vorrangig um ihre Auflage und da eignet sich China doch gut für. Einfach ein paar Parolen raushauen, aufzeigen was schief läuft und was besser sein muss und fertig. Da wird schon keiner was gegen sagen. Tibet? schrecklich! Menschenrechte? Unzulänglich! Umweltschutz? ach alles verseucht! Demokratie? nicht die Bohne

     

    Das ganze natürlich in einen größeren Konsens zu packen, braucht schon mehr. Da tippt man sowas nicht in nen paar Stunden ab!

    Nach 4 Jahren Studium der Chinawissenschaften, weiß man ab und zu nicht ob man über viele Berichte lachen oder weinen soll!

  • KS
    Karl Sonnenschein

    Ich kenne nicht einmal Europa, wie soll ich dann erst China kennen.

     

    Kennt man Deutschland wenn man ein Jahr in Bayern verbringt?

     

    Kennt man nach zwei Wochen Tirol Urlaub Oesterreich?

  • H
    Hiramas

    Dem Weltbild des Herrn Naumheim würde eine bessere Berichterstattung sicher gut tun.

    Natürlich gibt es in China Menschenrechtsverletzungen en masse. Aber dort leben so viele Menschen in so vielen Gebieten, dass es unmöglich ist, anhand der spartanischen westlichen Berichterstattung ein informiertes Bild zu bauen.

    Ich will nichts von dem verharmlosen, was in China an schlechten Dingen passiert. Aber es gehört doch immer mehr zu einem kompletten Bild als nur der Rahmen.

    Ähnliches gillt übrigens für die "dummen Amerikaner". Auch dort würde uns ein breiteres, detailierteres Bild gut tun.

    Und das geht bestimmt auch ganz ohne Kampfbegriffe von Faschisten und imperialistischer Propaganda.

    Wenn wir dann das breite, diverse Bild einer Kultur haben und immer noch zu den gleichen Ergebnissen wie vorher kommen, so haben wir wenigstens ein gutes Argument für unsere Einstellung. Wir können also nur gewinnen.

     

    Grüße

  • J
    Jared

    Wer nichts anderes liest als unsere Konzernmedien samt ein paar xenophoben Blogs, muss zu Ansichten gelangen wie Herr Naumheim. Seine Logik:"Wenn in einem Land Menschenrechte verletzt werden, kann oder braucht man es nicht zu verstehen", dürfte für den nachhaltigen Fortbestand eben dieser und anderer Menschenrechtsverletzungen sorgen (z.B. durch spätere autoritäre Regime in westlichen Ländern, die durch den 'Krieg gegen wahlweise Terrorismus, Gelbe Gefahr, Überfremdung, minderwertige Gene...' hervorgebracht werden.

  • CC
    Cajun Coyote

    Die häufigste Geste, mit der westliche Kamerateams im Reich der Mitte konfrontiert sind?

     

    Es ist eine chinesische Polizistenhand vor dem Objektiv.

     

    Aber wir verstehen China nicht, weil wir so ignorant sind? Netter Versuch.

  • S
    Stefan

    Ach und noch etwas habe ich vergessen. Es gibt hier sehr wenig Zensur. Die Zensur gilt vorallem Faschisten wie den Tibetern und imperialistischen Propagandaorganen. Und das finde ich auch völlig in Ordnung! taz.de geht zum Beispiel ohne Probleme, auch wenn hier oftmals sehr ausländerfeindlich gegenüber Chinesen berichtet wird.

  • J
    Jan

    Sehr guter Kommentar! Wenn man chinesische Freunde hat, merkt man dass auch die Chinesen sehr kritisch sind und man versteht auch bald wie die westliche Medien ein sehr unvollständiges Bild von China (und der Welt überhaupt) geben.

     

    Ein regelmässiger Beitrag über China wäre eine sehr gute Idee.

  • AN
    Alfred Naumheim

    Wie soll man etwas oder besser gesagt ein Land verstehen, das tausende im Jahr hinrichtet, Tibet martialich unterdrückt und Demokratie als großes Übel versteht. Ein kruder und naiver Beitrag. Echt süß einmal nach Schanghei fahren und sich zum Chinakenner ausrufen, mehr von solchen Journaliste. Bei dieser Zeitung sind Sie gut aufgehoben. Kein Wunder, dass dieses Blatt stettig vor die Hunde geht.