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Elektrofahrräder boomenBatterie statt Muskel

Die Fahrradbranche wächst weiter. Motor ist vor allem die steigende Nachfrage nach Elektrorädern. Die Verkaufzahlen steigen und das durchschnittliche Käuferalter sinkt.

Derzeit gibt es zwischen 700.000 und 800.000 Elekrofahrräder in Deutschland. Bild: dpa

BERLIN taz | Der Fahrradmarkt wird auch in den kommenden Jahren deutlich wachsen, wobei ein wesentlicher Treiber die steigende Nachfrage nach verhältnismäßig teuren Elektrofahrrädern ist. Das erwartet der Verbund Service und Fahrrad (VSF), der in der kommenden Woche in Berlin seinen Kongress "Vivavelo" abhalten wird.

Nach 2010 findet der Fachkongress nun zum zweiten Mal statt; er soll die Branche in der Hauptstadt repräsentieren und mit der Politik zusammenbringen. Bis zum Jahr 2015 soll der Fahrradmarkt jährlich um 3,65 Prozent wachsen, erwartet VSF-Geschäftsführer Albert Herresthal.

Verglichen mit dem allgemeinen Konsumgütermarkt, dem ein Wachstum von 1,02 Prozent prognostiziert werde, sei das ein sehr guter Wert. Einer der Wachstumstreiber sei das Elektrofahrrad, analysierte Herresthal. Im vergangenen Jahr seien bereits 300.000 dieser Fahrräder verkauft worden, bei denen der Fahrer durch einen batteriegetriebenen Elektromotor unterstützt wird.

Dies entspreche einer Steigerung von rund einem Drittel gegenüber dem Vorjahr. Insgesamt gebe es derzeit rund 700.000 bis 800.000 Elektrofahrräder in Deutschland. Die Nutzung von Elektrofahrrädern ist regional unterschiedlich. In flachen Großstädten wie Hamburg oder Berlin seien sie selten zu finden, so Herresthal.

Motor für die Berge

Großstädter hätten eher Fucht vor Diebstählen, und viele Entfernungen seien kurz. Elektrofahrräder seien vor allem für Menschen in bergigen Gegenden interessant, da mit ihnen größere Steigungen leichter zu bewältigen seien. Auch viele Menschen, die regelmäßige Wege von mehr als fünf Kilometern zu bewerkstelligen hätten, würden sich für Elektrofahrräder interessieren. Zudem kommen sie bereits im Verleih an Touristen, vor allem in gebirgigen Gegenden, zum Einsatz.

Besonders bei den Elektrofahrrädern seien die Aussichten sehr gut, so Herresthal. "Der Markt ist noch lange nicht gesättigt." Seien früher vor allem Senioren Käufer solcher Räder gewesen, so sinke das Durchschnittsalter der Käufer kontinuierlich. "Elektrofahrräder machen Spaß." Mittlerweile gibt es sogar sportliche Mountain-Bikes mit elektrischer Unterstützung - damit auch untrainierte Radler steile Berge hochkommen.

Insgesamt sichert die Fahrradbranche nach VSF-Schätzungen in Deutschland rund 278.000 Arbeitsplätze, wobei ein Großteil - nämlich 220.000 - vom wachsenden inländischen Fahrradtourismus profitiert. Im Fahrradhandel finden etwa 30.000 Beschäftigte ihr Auskommen, in der Fahrradindustrie 20.000, und bei Ausbau und Erhalt der Radverkehrsinfrastruktur wie Wege, Stellplätze und Ampeln sind es rund 7.000 Beschäftigte.

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7 Kommentare

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  • S
    Skatefranz

    E-Bikes, Pedelecs sind ne gute Alternative, um das Auto evtl. mal stehen zu lassen.

    Aber ohne Motor kommt man eigentlich auch ganz gut voran, wenn man sich auch das richtige Rad für die Stadt kauft.

    Eigentlich ganz nett die e-Bikes, aber Momentan noch zu gefährlich und unsicher, wenn man sich so ne billige Baumarkkiste kauft. Alles unter 2500,- € kann man eigentlich getrost in die Tonne tretten.

  • M
    mimi-kri

    @Öko: du hast anscheinend deine Medizin nicht genommen!

     

     

     

    Die Überschrift in der taz "Batterie statt Muskel" ist völlig daneben! Ohne Muskel geht gar nix - ein Pedelec (so heißen die Dinger, Herr Rother) will getreten werden. Anscheinend ist das immer noch nicht in allen Köpfen angekommen!

     

    Jedes Pedelec, welches einen Menschen zum Umsteigen vom Kfz aufs Rad bewegt, ist ein Auto weniger auf der Straße (jedenfalls dann, wenn das Rad gefahren wird).

  • G
    Geo

    Verschwitzt zur Arbeit....das ewige I****enargument.

    Schon mal an Wechselklamotten gedacht?

    Schon im Flachland kommt man im Sommer schnell ins Schwitzen. Setzen sich dort die Leute dann in die Bahn?! Für alles gibt es eine Lösung, wenn man mal den Kopf benutzt.

  • H
    holger

    mich hat kürzlich eine aeltere elektrofahrerin an der ampel stehen gelassen um dann, ohne kraftanstrengung, mit 25km/h auf dem fussweg zu fahren. es sind diese ungeuebten radfahrer, die sich auf ihrem neuen schnellen rad so verhalten wie mit dem alten. nur dass sie vorher im ramen ihre moeglichkeiten blieben - nun aber berge hochfahren, oder eben schnell im strassenverkehr unterwegs sind. sie muessen aber auch die berge runter. und sie muessen das rad auch bei hoeheren geschwindigkeiten beherrschen. ausserdem muessen sie die fahrradkomponenten, vor allem die bremsen, haeufiger warten. ansonsten sind die geschwindigkeiten oder eben die grenzen/risiken, die mit einem solchen rad ueberwunden werden kennen, zu hoch. fuer mich verhaelt sich die fahrradindustrie, die nur die vorzuege der raeder hervorhebt, verantwortungslos und strenge regulierungen (wie eine allgemeine helmpflicht und versicherungspflicht)werden meiner meinung nach folgen. aber dann kann sie halt noch mehr absetzten.

  • J
    Jörg

    Junge E-Bike-Fahrer sind nicht unbedingt reiche Warmduscher, sondern möglicherweise auch Leute, die im Mittelgebirge wohnen und unverschwitzt zur Arbeit kommen müssen.

  • K
    Öko

    @vic

     

    Auch bei der Post sollte man keine Elektrofahrräder verwenden. Die sind genau so umweltschädlich wie Elektroautos!

     

    Ich würde es begrüßen wenn man den Individualverkehr (sowohl Auto als auch Fahrrad) abschaffen würde. Feuerwehr, Polizei und RTW wäre das einzige was erlaubt sein dürfte.

     

    Für Paketboten gibt es Fahrräder mit Hänger, auch Essen auf Rädern braucht kein Auto. Ein Vorteil wäre das man damit die Massenarbeitslosigkeit in Deutschland bekämpfen kann weil die Firmen dann mehr Leute einstellen müssen.

     

    Auch Bus und Bahn ist verachtenswert da dort Unmengen an Kraftstoffe verbraucht werden.

     

    Die Leute sollen ruhig zu Fuß oder normalem Fahrrad zur Arbeit fahren, wer sich einen Arbeitsplatz weit weg nimmt muss dann halt 100km mit dem Fahrrad täglich fahren, nach kurzer Zeit ist das kein Problem mehr. Außerdem ist Bewegung gesund und durch eine Schadstoffarme Stadt zu fahren tut auch gut.

  • V
    vic

    Junge E-Bike Fahrer sind reiche Warmduscher;) Es sei denn, sie arbeiten bei der Post und das Teil ist gelb.