piwik no script img

Datenmanipulation bei OpenStreetMapVandalismus aus dem Google-Netz

Bei dem Kartendienst OpenStreetMap wurden offenbar absichtlich Daten manipuliert. Die Zugriffe wurden zu einer IP-Adresse, die Google gehört, zurückverfolgt.

Alles noch in Ordnung? Bild: Openstreetmap.org

BERLIN taz | Ein olympisches Stadion, wo keins existiert, eine Einbahnstraße, die plötzlich in die falsche Richtung zeigt. Seit vergangener Woche bauen zwei Nutzer des Crowdsourcing-Projekts OpenStreetMap offenbar absichtlich falsche Daten in die Karten von London und New York ein. Und noch schlimmer: Die Nutzer wurden zum Google-Netzwerk in Indien zurückverfolgt. Inzwischen arbeiten die zwei Personen nicht mehr für Google.

In einem Blogeintrag fassten Vorstände und Mitbegründer von OpenStreetMap die Ereignisse zusammen. Daten des Onlinekartendienstes seien gelöscht und verschoben worden. Außerdem habe es subtilere Änderungen gegeben, wie die Veränderung der Fahrtrichtung bei Einbahnstraßen. Die Ereignisse hätten am vergangenen Donnerstag angefangen und liefen über mehrere Tage hinweg – offenbar kein Versehen. Die IP-Adresse von der die Nutzer agierten zeigten auf das Netzwerk von Google in Indien.

Erst kürzlich waren genau diese IP-Adressen schon in die Schlagzeilen geraten. Die kenianische Firma Mocality hatte gemeldet, das Daten aus ihrem Firmenverzeichnis massenhaft von Google missbraucht wurden um ein eigenes Produkt zu bewerben. Den Datenmissbrauch führte Mocality auf eine Adresse in Kenia und in Indien zurück. Inzwischen hat sich Google bei Mocality entschuldigt und untersucht die Vorfälle.

Ging es bei OpenStreetMap auch um einen systematischen Angriff des milliardenschweren Netzkonzerns auf missliebige Konkurrenten? Offenbar nicht. Ein Sprecher von OpenStreetMap bestätigte der taz, dass es noch keine Hinweise auf eine "große Verschwörung" gebe. Allerdings würden nun 17 Konten und 100.000 Datenänderungen überprüft, die vom Google-Netz in Indien vorgenommen wurden. Google bestätigte, dass zwei Personen eines Unternehmens, das im Auftrag von Google arbeite und daher Zugriff auf das Netzwerk habe, in eigener Verantwortung gehandelt hätten. Wegen der Vorfälle würden sie nicht mehr für Google arbeiten.

An der Veröffentlichung gab es bereits aus der Community von OpenStreetMap Kritik. Ein Systemadministrator bezeichnete die Veröffentlichung als verantwortungslos: In diesem Fall spreche wenig dafür, dass die Datenänderungen grundsätzlich anders seien als viele andere ähnliche Ereignisse, etwa wenn Nutzer aus Versehen Fehler produzierten. Dieser Darstellung widersprechen die Begründer von OpenStreetMap: Der Missbrauch habe über mehrere Tage und Stunden stattgefunden, ein Versehen sei unwahrscheinlich.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!