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Adblock PlusWerbeblocker ist nicht ganz dicht

Adblock Plus befreit Webseiten von lästiger Online-Werbung. Nun lassen die Entwickler "akzeptable" Werbung durch. Die Community ist nicht erfreut.

Offline lässt sie sich nicht ausblenden: Werbung in Guatemala. Bild: dapd

Manchmal ist Erfolg beunruhigend. Mit seinem Versprechen, das Netz komplett von Werbung zu befreien, ist Adblock Plus zur beliebtesten Erweiterung für den Browser Firefox geworden.

Nach eigenen Angaben hat das Projekt derzeit über 15 Millionen Nutzer. Gerade wer viel im Netz unterwegs ist, setzt den Werbeblocker ein. Das hat Folgen: "Betreiber von Websites haben uns gemeldet, dass teilweise 50 bis 60 Prozent der Werbeeinnahmen wegfallen, weil so viele Nutzer Adblock Plus benutzen", erklärt Projektmitarbeiter Till Faida.

Das stellte die Entwickler vor eine Gewissensfrage: Eigentlich wollten sie mit ihrem Programm das Web besser machen. Für die Nutzer des Programms klappte das bisher recht gut: Sie sahen immer weniger bis gar keine nervende Werbung mehr, Webseiten laden schneller und die Informationen stehen wieder im Vordergrund.

Internet-Surfer ohne Werbeblocker werden hingegen werden mittlerweile auf vielen Seiten von einer immer aberwitziger erscheinenden Flut von blinkenden Bannern, tönenenden Flash-Filmen oder aufdringlichen Filmen belästigt, die sich über die Inhalte legen.

"Acceptable Ads"

Leidtragenden sind Webangebote mit einer Kundschaft, die ihre Kunden nicht bis zum Überdruss mit Werbung belästigen wollen. "Wenn diese kostenfreien Angebote wegfallen, würde das Web davon nicht besser", sagt Faida.

Die vermeintliche Lösung für das Problem heißt "Acceptable Ads". Die Entwickler von Adblock Plus haben mehrere Kriterien ersonnen, die gute von schlechter Werbung unterscheiden soll: Werbung soll nicht blinken oder Töne von sich geben, sie soll Webseiten nicht mit Scripten verstopfen und so die Ladegeschwindigkeit behindern. Am besten sind reine Textanzeigen, die den Nutzer mit Inhalten und nicht mit aufmerksamkeitsheischenden Effekten zu überzeugen versuchen.

Damit die Werbetreibenden einen Anreiz haben, sich an diese Kriterien zu halten, werden diese nicht-nervenden Werbeformen in Zukunft durch den Werbefilter hindurchgeschleust – es sei denn, der Nutzer schaltet diese Funktion ab. In dieser Woche startete Adblock Plus einen ersten Testlauf mit drei Angeboten: den Online-Technikmagazinen T3n und Netzwelt und den Werbeseiten des Domainhändlers Sedo.

"Von der Werbewirtschaft kaufen lassen"

Doch der Aufschrei der Adblock Plus-Community ist enorm. "Der einzige Grund, dass ihr diese Funktion eingebaut habt, ist Geld", beklagt sich ein Nutzer im Forum des Projekts. "Ihr habt Euch von der Werbewirtschaft kaufen lassen." Viele Nutzer haben in den letzten Jahren eine absolute Verweigerungs-Haltung gegen Online-Werbung eingenommen. Dass jemand in Werbung etwas Gutes oder Notwendiges sehen kann, erscheint ihnen abwegig.

"Wir werden niemals Werbung frei schalten, nur weil wir dafür bezahlt werden", versichert Faida. Das Projekt finanziert sich derzeit über Spendeneinnahmen, möchte sich mittelfristig über Lizenzeinnahmen für die Werbeblocker-Technik finanzieren. Ganz ausschließen kann Faida aber nicht, dass auch die Werbetreibenden in Zukunft einen Beitrag zahlen sollen, wenn die Pflege der Ausnahmeliste zu viele Ressourcen verschlingt.

Denn der Werbefilter kann nicht automatisch zwischen nervender und nicht-nervender Werbung unterscheiden. Dies müssen Menschen für ihn machen. So werden nur bestimmte Werbeplätze auf der Ausnahmeliste zugelassen, wenn die Betreiber versichern, dass dort keine Werbung erscheint, die gegen die Regeln verstößt.

Ausgerechnet Sedo

Dass die Entwickler von Adblock Plus ausgerechnet die Seiten des Domainhändlers Sedo in ihren ersten Feldversuch aufgenommen haben, kommt bei den Adblock-Nutzern nicht gut an. Der Dienstleister platziert auf ungenutzten Seiten haufenweise Werbung, um auch ohne eigenen Inhalte Gewinne machen zu können. Für die Internetsurfer, die auf solche Platzhalterseiten kommen, ist das oft nervig. Die von Adblock plus ersonnenen Regeln nicht-nervender Werbung hält Sedo jedoch ein.

Wenn das Experiment gelingen soll, müssen die Entwickler von Adblock Plus gleich zweifach Ausdauer beweisen. Zum einen müssen sie die eigenen Community überzeugen, dass der Ausnahmefilter keine Kapitulation vor der Werbeindustrie ist. Auf der anderen Seite müssen sie die Werbetreibenden überzeugen, dass es Sinn macht, auf laute und tönende Werbung zu verzichten. Welches die größere Herausforderung ist, ist heute noch nicht abzusehen.

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18 Kommentare

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  • TV-Werbung kann man auch ausblenden: www.fernsehfee.de , ist ein Android-Sat-Receiver für kleines Geld,

     

     

     

    Grüße Hércules Aquino

  • J
    Jens

    Tja liebe Taz, im Jahre 2013 wird nicht mehr jeder Banner einfach so akzeptiert. Die ganze Werbung für Produkte die einen nicht interessieren, die Banner die nur angklickt werden weil man als user dazu fast gewzwungen wird bieten keine Performance für die Advertiser. Seit mal kreativ und hört auf rumzuheulen...!

  • A
    abby

    In der Regel reicht es auch, einen Flash Blocker zu installieren, dann wird die nervende Flash Werbung geblockt und man sieht nix

  • W
    Werbetester

    "Die TAZ durch Werbeklicks unterstützen"

    OH Schei...... Ich brcauh kein Hundefutter, keinen Flieger, keine ElitepartnerIn. Werbung anstelle INFORMATION. Direkt wieder alles geblockt. Dann zahl ich doch lieber (aber weil dann immer noch die Werbung mitläuft......, zahl ich nicht....)

  • J
    Jesus

    Schnorrer!

  • J
    Jaheira

    Ich bin gerne bereit, alle Angebote, die ich öfters aufsuche, durch Werbung-gucken zu unterstützen. Vorraussetzung: sie muss stumm sein und darf sich nicht bewegen. Ich kann mir nicht Vorstellen, dass die Masse der Ad-Block Nutzer sich aufregt, zumal man ja auch diese Anzeigen loswerden kann.

  • B
    blocker-nutzer

    Früher sagten die SEOler, das die paar jämmerlichen (15%) mit ISDN oder Modem egal wären. Auch die Zahl der Mobil-Telefon-Surfer (1-2%) oder Adblocker- (1-2%) oder NoScripter(1-2%) wären nur jämmerlich kleine Minderheiten. Leider gibts keine offiziellen Statistiken. t3n berichtete halt von 40% bei ihnen selber.

    Die Computerbild hat vielleicht auch FireFox-CDs/DVDs mit Adblock herausgebracht.

     

    Wenn ich Werbung nicht klicke, ist abschalten dann nicht oft besser ? Weil angezeigte und ungeklickte Werbung die Klickrate vermindert. So wie ein Werbe-Poster das jetzt doppelt so viele sehen aber trotzdem nicht mehr Leute ins Cafe (oder sonstwo) kommen.

    Davon abgesehen gibts Branding-Werbung wo das Draufklicken gar nicht intendiert ist. Es geht nur darum die Message ins Gehirn zu branden "Ja ! Er kann es" "Hartz4 unterscheidet uns vom Tier" "lies taz statt faz" "Auch Piraten vollbringen keine Taten" "Liberale liefern Leistung" ... .

  • HA
    HAKAN ASER

    "Internet-Surfer ohne Werbeblocker werden hingegen werden[...]" Vierter Absatz.

     

    Mit freundlichen Grüßen!

  • DE
    die eigene Nase der taz

    "Internet-Surfer ohne Werbeblocker werden hingegen werden mittlerweile auf vielen Seiten von einer immer aberwitziger erscheinenden Flut von blinkenden Bannern, tönenenden Flash-Filmen oder aufdringlichen Filmen belästigt, die sich über die Inhalte legen."

     

    Was die taz da schreibt. trifft übrigens auch

    für die Seiten der taz zu.

    Aktuelles Beispiel: der Werbebanner vom wdr.

    Also, liebe taz: auch mal an die eigene Nase fassen.

  • K
    konfigurator

    genau, einfach in die filtereinstellungen gehen und das häkchen rausnehmen bei "nicht aufdringliche werbung zulassen" .. so muss man nicht mal auf den adcrusher warten und kann sich wieder dem content widmen. ;)

  • R
    RedHead

    Hätte die Werbeindustrie es nicht schon vor Jahren völlig übertrieben, hätte ich gar keinen Adblocker installiert. Google Werbung erscheint meiner Ansicht nach harmlos, aber effektiv, da diese Datenkrake derart viel Informationen sammelt, dass sie Werbung liefern, die einen tatsächlich interessieren könnte. Dabei habe ich zwar ein riesiges Problem wegen der Datensammelei, fühle mich jedoch nicht durch die Werbung genervt. Mittlerweile ist das Internet ohne Adblocker aber nicht mehr benutzbar. Das hat die Werbeindustrie eindeutig selbst verschuldet. Ich finde die Idee von den Entwicklern, akzeptable Werbung durchsickern zu lassen gar nicht so falsch, vorausgesetzt, es bleibt dabei, dass man diese Funktion auch abschalten kann. Ich will mich nicht darauf verlassen, dass das was die für akzeptabel halten auch für mich OK ist. Selbstverständlich kommt dann irgendwann jemand mit Geld an, um deren Akzeptanzverhalten zu manipulieren.

  • NH
    Nicolai Hähnle

    Der Teaser-Text des Artikels ist ein wenig reißerisch. "Die Community ist nicht erfreut"? Das ist zu pauschal. Was ist denn mit mir?

     

    Ich gehöre zu denen, die sich ein solches Feature prinzipiell schon immer gewünscht haben. Ich habe Adblock Plus installiert, nachdem ein paar Webseiten durch Werbung mit Audio den Bogen vollkommen überspannt hatten. Aber wenn jemand viel Freizeit opfert, um ein kleines aber feines Blog zu erstellen, dann nehm ich ihm ein paar geschmackvolle Ads nicht übel - nur dass ich eben auch zu faul bin, mir die Filterlisten selbst zu basteln. Daher hat mich der Vorstoß der Entwickler erfreut.

     

    Wie gut das Feature langfristig gewartet wird ist natürlich eine andere Frage, und es wird sicher viele Diskussionen darüber gehen, was denn nun an Werbung akzeptabel ist. Aber es ist doch gut, wenn diese Diskussionen geführt werden. Und wer wirklich ganz radikal gegen alle Werbung ist, der muss einfach nur einmal kurz in die Einstellungen gehen. Das ist doch sicher nicht zu viel verlangt.

  • K
    KFR

    noch, muss und kann ( Vers 2.1 ) diese Arbeitsweise ein- ausgeschaltet werden. wass solls also ??

    merken die Zahlenden endlich mal, was sie/ wen da bei den werbe-relevanten "wirklich" erreichen ??

  • PM
    Peter Maas

    Wer schreit denn da auf? Die, die zu doof sind, Adblock zu konfigurieren oder die, die wollen, dass ihre Fraktion durch Nichtkonfigurierer gestärkt wird? Ich habe meine Ablock-Installation so konfiguriert, dass taz, heise und ein paar andere Seiten von der Blockade ausgenommen werden. Ich finde die Adblock-Änderung gut.

  • N
    NoName

    Wenn die seite sich über werbung finanziert aber gleichzeitig einen content auf hohen niveau bietet sind die user durchaus auch selber dazu bereit ein gewisses!!! maß an werbung zu ertrgen sie http://www.bildschirmarbeiter.com/

  • FF
    fiese Franziska

    Au weia. Aber sollten sie ihr hervorragendes Plugin wirklich kastrieren, kommt eben der nächste und macht einen Adcrusher oder -zapper, ich bin da ganz optimistisch. Und wer mir jetzt mit Moral kommt: Ich hätte den Kram sowieso nicht gekauft, macht also keinen Unterschied. Wenn ihr also Geld dafür kassieren würdet, dass mir Werbung gezeigt wird, wäre das eigentlich euer Betrug am Werbetreibenden, denn mir kann er noch so bunt in die Augen blinken und tröten, ich klicke grundsätzlich nicht darauf, vergebene Liebesmüh.

     

    Wenn ich mich für Angebote interessiere oder was brauche, suche ich aktiv, am liebsten neutrale Infos von Dritten (Reviews, Tests). Die am heftigsten beworbenen Produkte sind oft nicht die besten...

  • TW
    taz werbefrei genießen

    Solange Adblock die taz werbefrei hält, ist mir alles andere egal.

  • WB
    ...weisst Bescheid!!

    Übrigens:

    Wer Adblock und taz.de regelmäßig benutzt und keine Möglichkeit hat, die Zukunft der taz mit Geld zu sichern, kann einfach "deaktivieren auf taz.de" einstellen und damit die taz durch Werbeklicks "bargeldlos" unterstützen ;-)