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Drum&Base-Club Icon macht dichtTrommeln schweigen in Prenzlauer Berg

Der Icon-Klub muss nun doch schließen - der Mietvertrag der Betreiber wurde nicht verlängert.

Plattenauflegen ist nicht mehr angesagt in Prenzlauer Berg Bild: dpa

Das Klubsterben in Prenzlauer Berg geht weiter. Das "Icon" stellt am 31. Dezember den Betrieb ein, weil der Vermieter den aktuellen Mietvertrag nicht verlängert hat.

Der Schock sitzt tief. "Wir können es noch gar nicht fassen", sagt Betreiberin Pamela Schobeß. Ständig riefen Leute an und fragten, ob wirklich Schluss sei. Auf der Icon-Facebookseite häufen sich Trauerbekundungen.

Es ist nicht das erste Mal, dass der Klub vor der Schließung steht. 2010 hatte das Bezirksamt Pankow dem Icon überraschend die Erlaubnis entzogen. Zur Begründung hieß es, der Betrieb verursache zu viel Lärm auf der Straße und gefährde die Gesundheit der Anwohner. Nach massivem öffentlichem Druck revidierte die Behörde ihre Entscheidung. Mit der wiedererteilten Erlaubnis gab es auch einen schriftlichen Mietvertrag über ein Jahr.

Jetzt scheint wirklich Schluss zu sein: Laut Schobeß ist keine Verlängerung in Sicht, der Vermieter reagiere weder auf Anrufe noch auf Mails. Am 31. Dezember steige die Abschiedsparty.

Anders als im Vorjahr erklärten die BetreiberInnen, die Schließung hinnehmen zu wollen. Der Grund: das klubfeindliche Klima in Prenzlauer Berg. Zum einen riefen die Nachbarn fast jedes Wochenende die Polizei und fotografierten Gäste des Klubs, zum anderen kämen wegen des permanent schrumpfenden Ausgehangebots immer weniger Leute in den Bezirk. Das habe sich auch im Icon bemerkbar gemacht, so Schobeß.

In der Tat hat sich der einstige Partybezirk in den vergangenen Jahren dramatisch gewandelt: Immer mehr Kneipen und Klubs schließen. Nachdem 2010 in den Klubs Magnet und Knaack das Licht ausging, machte Anfang Oktober 2011 das N.B.I. in der Kulturbrauerei dicht. Der Klub der Republik muss im Februar einem Hostel weichen. "Ich erkenne Prenzlauer Berg nicht wieder. Man kann nirgendwo mehr ausgehen", erklärt Schobeß.

Auf gute Drum-n-Bass- und Electro-Partys wird man in Berlin aber auch künftig nicht verzichten müssen. Anfang Oktober eröffneten die BetreiberInnen des Icon mit dem "Gretchen" einen Standort in Kreuzberg.

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7 Kommentare

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  • AS
    Alex S.

    Aufwachen, liebe Verantwortliche! ! Die Touristen die kommen, kommen nicht um sich die wunderschöne Altstadt von Berlin anzuschauen (Ironie), sondern um die ein oder andere Kneipe zu besuchen, die es so woanders nicht gibt.

    Das gehört ja wohl bald der Vergangenheit an und damit auch die Touristen - aber so lange es läuft braucht man sich ja keine Gedanken zu machen. Das Prinzip kennen wir ja bereits von der Politik seit langem.

     

    Das gibt Ärger - und zwar nicht nur wegen des Icon Clubs - sondern auch wegen dem Klub der Republik.

     

    Sollte aber der Betreiber des Icon eine neuen Platz gefunden haben - so ist das schön. Für den Klub der Republik lässt sich noch sagen, das der leider allzu oft wenige Besucher wilkommen heissen muss.

  • H
    Hendrik

    korrekt wäre "Drum 'n' Bass". Schafft Euch mal Journalisten an!

  • O
    ole

    "Drum & Base"

     

    Bitte keine Schleichwerbung für irgendwelche SMS Allnet Flat Dingens...

  • H
    Hirnjogging

    Zugezogene Kulturlose finden immer wieder Gründe, Berlins traditionelle Clublandschaft zu beerdigen. Eigentlch zogen sie einst her wegen Berlins Vielfalt, nun sind sie deren Totengräber. Keiner braucht und will sie in Berlin, können sie nicht einfach wieder abreisen?

  • A
    anwohner

    Wie kommt es eigentlich, dass jemand wegen der Belästigung durch einen Klub klagt, wo er doch wusste, wo er hinzieht? Wieso haben gastronomische Betriebe, die schon seit locker zehn Jahren da sind, nicht irgendeinen Bestandsschutz? Das ist ja ein Problem in der ganzen Stadt - und eine Stadt ohne Kneipen, Klubs und Restaurants ist einfach keine Stadt mehr. Der Senat und die Bezirke müssten sich eigentlich eine Regelung einfallen lassen. Ich kann doch auch nicht an eine Durchgangsstrasse ziehen und dann sagen, hey, hier ist es mir zu laut, ich will jetzt eine Fussgängerzone oder Spielstrasse vor dem Fenster haben. Trotz aller Anwohner-Rechte: ein Interesse der Allgemeinheit an kulturellen und gastronomischen Angeboten muss doch auch was wert sein? Es geht ja nicht zuletzt auch um Existenzen und Arbeitsplätze.

  • I
    icke

    "Drum & Base" in Überschrift und Artikelteaser sieht irgendwie nicht ganz richtig aus, besonders wenn am artikel ende von "Drum & Bass" geschrieben wird...

    Ansonsten ist es sehr schade das der Club schließen muss, hatte einige sehr schöne Abende dort...

    mfg

  • DH
    Dr. H. Hartmut

    "weil der Vermieter den aktuellen Mietvertrag nicht verlängert hat." stimmt so nicht, der Vermieter hat nichts gegen eine Verlängerung. Die Betreiber wollen den Club schließen und Werbung für den neuen Club machen. Bitte noch mal genauer recherchieren.