Marsmond-Sonde Phobos-Grunt: Radioaktives Kobalt an Bord
Die russische Weltraumsonde irrt immer noch im Erdorbit herum. Ein Absturz der 13 Tonnen schweren Sonde würde glimpflich ablaufen, sagen Weltraumexperten.
![](https://taz.de/picture/241572/14/Phobos_Grunt_dapd0483.jpg)
KÖLN dpa | Ein Absturz der fehlgeleiteten Marsmond-Sonde Phobos-Grunt würde wahrscheinlich glimpflich und unbemerkt verlaufen - ähnlich wie beim Röntgensatelliten Rosat Ende Oktober. Das sagte ein Sprecher des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt am Freitag in Köln. Dass der 13 Tonnen schwere russische Transporter radioaktives Kobalt 57 an Bord habe, ändere daran nichts.
"Es sind nur wenige Milligramm Kobalt, die zu wissenschaftlichen Zwecken an Bord sind. Selbst wenn Phobos-Grunt in die Erdatmosphäre eintauchen sollte, würde das wohl völlig zerfallen", sagte Andreas Schütz.
Zu den Tanks mit giftigem Treibstoff könne das DLR keine Angaben machen. "Wie die Russen mit dem Problem umgehen, ob sie den Treibstoff ablassen wollen, dazu haben wir keine Erkenntnisse." Das DLR ist an der Rettungsaktion für die Marsmond-Sonde nicht beteiligt, sondern beobachtet den Prozess lediglich.
Nach DLR-Einschätzung würde wohl ein Großteil des Transporters verglühen. "Da außer der kleinen Kapsel mit den Bodenproben nichts zur Erde zurückkommen sollte, gehen wir davon aus, dass die Mehrheit verglühen wird", sagte der Sprecher.
Eine gesicherte Prognose könne das DLR aber nicht geben, weil den Kölner Experten Struktur und Material der Sonde - anders als bei Rosat - nicht bekannt seien.
"Die russischen Kollegen kennen die Konfiguration und die Flugbahn genau und können simulieren und berechnen, was wohl übrig bleiben wird und wann und wo nach Modellrechnungen runterkommen könnte."
Russische Raumfahrtexperten sahen nach den ersten Rettungsversuchen zunächst kaum noch Chancen für Phobos-Grunt. Die Sonde kreist um die Erde, weil ihre Triebwerke nicht ansprangen und sie so nicht auf Kurs zum Mars kam.
Wirklich klar sei aber noch nicht, ob es tatsächlich zum Scheitern und zum Absturz komme, betonte der DRL-Sprecher. Die russischen Experten hätten noch rund 14 Tage Zeit, um Phobos-Grunt zu retten. "Die Hoffnung ist, in dieser Zeit den Fehler genau zu identifizieren, festzustellen, ob es an der Hardware oder an der Software liegt, und den Fehler dann zu beheben, etwa mit dem Aufspielen neuer Software."
Gelinge das, könnten die Triebwerke doch noch gezündet und die Sonde auf die Transferbahn zum Mars gebracht werden, erklärte Schütz. "Ansonsten würde Phobos-Grunt weiter abgebremst und sinken."
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