Bundeswehrumzug nach Gatow: Kampfflieger kommen mit Bus und Bahn
Ein Teil der Luftwaffen-Führung zieht auf den einstigen Flugplatz Gatow. Den Bezirk Spandau freuts. Andere Kommunen in der Region sorgen sich wegen des Abzugs von Soldaten um Arbeitsplätze.
Der einstige Flughafen in Gatow wird neu belebt - zumindest am Boden: Ein Teil des Führungskommandos der Luftwaffe werde von Köln nach Spandau umziehen, kündigte Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) am Mittwoch an. Mindestens 300 Mitglieder der Einheit sollen auf das Gelände zwischen Spandau und Potsdam ziehen. Dort wohnen und arbeiten derzeit mehr als 1.000 Soldaten in der General-Steinhoff-Kaserne. Auch für die kulturelle Zerstreuung der Kommandeure dürfte gesorgt sein: Das Luftwaffenmusikkorps 4 probt in der Kaserne.
Berlin profitiert damit von der Umstrukturierung der Bundeswehr, während in den meisten Bundesländern Standorte geschlossen oder verkleinert werden. In Strausberg etwa soll die Zahl der Soldaten und Zivilangestellten mehr als halbiert werden. Aus Sicht der parteilosen Bürgermeisterin Elke Stadeler ist das nur "schwer zu verkraften".
Das Luftwaffenführungskommando ist zuständig für alle Einsatzverbände der Luftwaffe. Im Kriegseinsatz läge das Kommando jedoch bei der Nato. Ob alle betroffenen Mitarbeiter tatsächlich umziehen oder einige pendeln, ist laut einem weiteren Sprecher noch offen. Platz auf dem Gelände gibt es genug: Seit die Bundeswehr 1994 Gatow von den Briten übernommen hat, sind staffelweise Soldaten abgezogen worden. Der Flugplatz ist stillgelegt, ein Luftwaffenmuseum wurde eingerichtet. Ein Teil des Geländes ist geöffnet und mit Einfamilienhäusern bebaut worden.
Der Bezirksbürgermeister von Spandau, Konrad Birkholz (CDU), freut sich auf die neuen Mitbürger. Er erinnerte an die geschichtliche Bedeutung des Standorts - der Flugplatz spielte während der Luftbrücke eine wichtige Rolle. Birkholz erhofft sich auch Impulse für Wirtschaft und Dienstleistungen. "Ich gehe davon aus, dass sich einige Arbeitsplätze im Umfeld des Führungskommandos ergeben."
Nur von einem Traum müssen sich die Kommandeure wohl verabschieden: Sie werden per Auto oder mit Bussen und Bahnen nach Gatow anreisen müssen. Das Flughafengelände sei entwidmet, bestätigte die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. Eine Wiederinbetriebnahme sei zwar nicht ausgeschlossen, aber sehr unwahrscheinlich - es wäre ein völlig neuer und langwieriger Genehmigungsprozess.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt
Vieles deutet auf radikal-islamfeindlichen Hintergrund hin
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Keine Konsequenzen für Rechtsbruch
Vor dem Gesetz sind Vermieter gleicher
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen
Wahlprogramm von CDU und CSU
Der Zeitgeist als Wählerklient
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“