Dönerfleisch in Deutschland: Von "Bio" keine Spur
Der Deutschen liebster Pausennack? In der Bundesrepublik werden täglich 3,1 Millionen Döner gegessen. Das Fleisch stammt meistens aus konventioneller Produktion.
BERLIN taz | Natürlich hat der Döner die Currywurst in Berlin als Pausensnack abgelöst, behauptet Tarkan Tasyumruk. Belegen kann das der Vorsitzende des Vereins ATDID - zu deutsch: Verein Türkischer Dönerhersteller in Europa - nicht. Doch die Dönermesse DÖGA, die der Verein am 24. und 25. September zum zweiten Mal in Berlin organisiert, zeige mit neuen Kreationen von Hähnchen über Truthahn bis zu gewürztem Kalbsfleisch die Vielfalt der Branche. Kostproben und Wettessen durch neun Dönersorten aus fünf Nationen inklusive.
In den sechziger Jahren erfand der Gastarbeiter Kadir Nurman in Deutschland den Döner im Fladen - in der Türkei wird das Fleisch seperat als Tischgericht serviert. Seitdem hat sich Deutschland zur europäischen Dönernation Nummer Eins entwickelt: Während hierzulande täglich 400 Tonnen Dönerfleisch und 3,1 Millionen Döner verspeist werden, liegt der gesamte europäische Konsum bei 600 Tonnen. Als größter Exporteur trägt Deutschland zu rund 90 Prozent des gesamten europäischen Umsatzes von 3,5 Milliarden Euro bei. Zum Vergleich: Das urdeutsche Bäckerhandwerk setzt jährlich rund 10,5 Milliarden Euro um.
Ein Vorteil der Dönergastronomie sei, dass die Konsumenten zusehen können, wie ihr Gericht zubereitet werde, sagt Tasyumruk. Doch was der Kunde den Dönerzutaten trotz der "offenen Küche" nicht ansieht, ist die Herkunft der Ware. BSE-verseuchtes Fleisch im Jahr 2002 und Gammelfleischskandale ab 2005 etwa hätten Schockwirkung gehabt. Seither habe sich viel getan, sagt Dönerhersteller Tasyumruk: Die Branche halte sich beispielsweise seit 2006 geschlossen an die EU-Gesundheitsrichtlinien.
Der allgemeine Bio-Trend hat die Dönerbranche bislang nicht erfasst. Bis auf einige Pilotprojekte würde laut Tasyumruk bisher weder die 250 Produzenten von Dönerfleisch, noch die knapp 15.000 bundesweiten Dönerbuden Wert auf "Bio-Döner" legen.
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