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"Brigitte Mom"Was Frauen wollen

In der neuen "Brigitte Mom" kann man eine Haushaltshilfe gewinnen - ist das politisch korrekt? Nein, das ist vor allem großartig.

Das bisschen Haushalt ist doch nicht so schwer... Bild: Miss X/photocase.com

Es gibt eine neue Zeitschrift auf dem Markt. Sie heißt Brigitte Mom, richtet sich an Mütter und solche die es werden wollen - und ich kann mit bestem Wissen und Gewissen sagen, dass ihr Titel der attraktivsten Preisrätselgewinn ziert, den ich je gesehen habe: Gewinnen Sie eine Haushaltshilfe für ein Jahr.

Nicht eine Traumreise nach Hawaii oder ähnliches, wohin die Reise mit Kinder lang und beschwerlich, die Zustände des Landes oder die Gesellschaft der Mitreisenden unerträglich sind. Kein albernes Wellnesshotel, in dem man sich die ganze Zeit fragt, ob man diese Zeit nicht auchsinnvoller verbringen könnte.

Nein, Brigitte Mom weiß, was Frauen wollen. Sie weiß, das es für uns nichts zu vereinbaren, sondern nur zu addieren gibt. Wie sonst könnten die Redakteure drei Sätze aufschreiben, die, unendlich variierbar, ein Lebensgefühl bedeuten: "Wie geht’s?" - "Chef spinnt, Mann geht fremd, Kind krank." - "Aber schöne Haare hast du." Wie sonst könnte der Untertitel des Preisausschreibens "Perle gewinnen" "Schrei vor Glück" lauten.

Das schlechte Gewissen, "Darf ich jemanden für mich arbeiten lassen? Ist die dann auch versichert?", geht im Glücksrauschen unter, bei der Vorstellung, das jemand für mich kocht, wäscht, saugt und die Kinder von der Kita abholt, während ich entspannt nach getanem Tageswerk nach Hause radle, vielleicht noch ein Feierabendbier mit Kollegen trinke oder in diverse Geschäfte hereinschaue.

Zwei Stunden von Montag bis Freitag

Sofort schlage ich die Seiten auf, sehe mir die zu beantwortenden Fragen an - und werde vergewissert, dass es sich bei der "Perle" um eine Spitzenkraft aus einem renommierten Familienservice handelt, die zehn Stunden pro Woche zu mir kommt. Das sind zwei Stunden von Montag bis Freitag - ja, ich schreie gleich vor Glück.

In diesem Punkt gehe ich offensichtlich konform mit unserer am Mittwoch aus der Babypause ins Amt zurückkehrenden Familienministerin Kristina Schröder. Die ließ vorab aus der Elternzeit verlauten, das Einstellen und Versichern von Haushaltshilfen sollte einfacher werden, das würde das Leben von berufstätigen Eltern erleichtern. Nun ja, das trifft auf ihr Einkommens- und Lebensmodell wohl zu, auf das einer Kassiererin natürlich nicht. Aber die würde sich über eine geschenkte Haushaltshilfe sicher auch freuen.

Es ließe sich an dieser Stelle noch viel über Bedürfnisse, Entlastung, und Unvereinbarkeit berichten, aber mein Sohn verlangt nach Bergen von Essen, meine Tochter muss angezogen und die Wäsche aufgehängt werden und ich will diese zehn Fragen schnellstens beantworten. Denn ich will diese Haushaltshilfe!

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11 Kommentare

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  • M
    M.K.T.

    Also ich muss sagen, der Gewinn klingt doch nett. Und es gibt auch in Deutschland Haushaltshilfen die von der Stadt gefördert werden (Zumindest, wenn man in einer familienfreundlichen Stadt lebt) und Tagesmütter, die vom Jugendamt mitfinanziert werden. Somit kann man sich auch sowas leisten, wenn man will. Und ich muss Frau Schmidt recht geben: Man wird in Deutschland recht schnell schief angeschaut, wenn man sich Hilfen holt. Als ob gerade diejenigen, die lautstark rumposaunen, wie schlecht solche Mütter dann seien, die besten Mütter wären, nur weil sie gestresst Kind(er) Haushalt und Arbeit schmeißen müssen. Da hole ich mir doch lieber Hilfe, und verbringe die freie Zeit stressfrei mit meinem Kind. Als ob es jemals die Übermutter gegeben hätte. Es gab immer Hilfen, und wenn es die eigene Mutter war, die eben als Oma eingesprungen ist. Wer sich aber eben Familienmitglieder nicht leisten kann (auf Grund von der Wohnsituation - Entfernung, oder Krankheit etc.), der darf auch ruhig Hilfe von außerhalb beziehen. Und wenn sich Freundinnen gegenseitig unterstützen. Alles geht. Zum Glück kenne ich in meinem Umfeld niemanden, der mir durch den Bezug von Hilfen nachtragen würde, ich sei eine schlechte Mutter oder Hausfrau etc. Im Gegenteil. Auch im Freundeskreis versuchen wir uns so gut es geht gegenseitig zu helfen. Dafür sind andere Menschen und vor allem Freunde doch egtl da, um sich gegenseitig zu helfen.

  • B
    bobinbrooks

    Haushaltshilfen für Alle!

     

    Abeitsstellen um die Ecke für Alle!

     

    Kitas beim Arbeitgeber für Alle!

     

    Gemeinsames Mittagessen in der Werkskantine für Alle!

     

    Kostenloser Lieferservice für Alle!

     

    Und komme mir keiner mit "Das geht nicht". Ich hätte da noch mehr Ideen zur besseren und gesünderen Organisation des Alltags ;-)

  • H
    Hannah

    Ausbeutung der Frau durch die Frau. Hurra, so soll´s sein. Denkt mal ein bisschen nach, meine Damen!

    Und: wem dieses Modell letztlich hilft, dürfte bislang nicht feststehen. Naheliegend, dass wie beim Elterngeld die Besserverdienenden davon profitieren werden - die sich ohnehin schon eine Hilfe leisten können, dann aber eben zu finanziell lukrativeren Konditionen.

  • CS
    Christa Sima

    Also ich find ja den Gedanken an eine Mutterzeitung so was von grausig - dieser Mutterkult ist was Schreckliches!

  • B
    barbara

    Ein Punkt wird hier konsequent übersehen, wenn gesagt wird, welche Frau es wohl am nötigsten hätte diese Haushaltshilfe zu gewinnen: Die Brigitte ist eine Zeitschrift für besser gestellte Mittelschichtsfrauen, d.h. die Kassiererin bekommt wahrscheinlich gar nichts mit von dem Preisausschreiben.

  • A
    Alex.andra

    Ja ja ja! Die gewinn ich mir!!!!

  • S
    stella

    Der Gewinn ist super! Blöd nur, dass die Antworten auf die Gewinnfragen nur mit viel Zeit (Recherche) zu beantworten sind. Das können sich eigentlich nur Vollzeitmütter erlauben.

  • E
    Emilie4

    Die Fülle an Rechtschreibfehlern in diesem Artikel ist für eine Zeitung wie die taz unerträglich hoch: Das ist leider einfach nur peinlich!

  • MS
    Michael Schmidt

    Ich habe eine Putzhilfe - in Belgien für 5,50 € netto(da ich es auch steuerlich geltend machen kann)! Es ist keine Ausbeutung, nur ist man da etwas weiter: Ich kaufe beim belgischen Staat Anrechtsscheine, ein Unternehmen, welches diese Scheine entgegennehmen darf, schickt mir die Haushaltshilfe.

    Belgien bezuschußt die Scheine, meine Haushaltshilfe ist sozialversichert und kassiert fast 10 € / Stunde. Kaum Schwarzarbeit in diesem Sektor - und alle sind zufrieden...

     

    Achja - Babysitter kann man in Relation zum Eigeneinkommen auch bekommen. Eine nicht so gut verdienende Bekannte zahlt ca. 3 € / Stunde... - und der Staat stockt auf.

     

    In Deutschland ist frau natürlich eine schlechte Mutter, wenn sie sich eine Babysitterin leistet...

  • A
    andi

    erstere wirds sichs niemals leisten können ;)

  • H
    Helga

    Ich will auch eine!

     

    Im Übrigen, Denkfehler: Die Erleichterung einer Haushaltshilfe qua Zuschuss hilft vor allem der Kassiererin, nicht der Sehr-gut-Verdienerin. Letzere kann sichs heute schon leisten, erstere nicht.