Kolumne zum Weltkatzentag: Der schönste Tag im Internet!
Nur Katzen haben den DNA-Powermix aus pelziger Niedlichkeit und individualistischer Erhabenheit. Deswegen müssen wir sie uns immer wieder im Internet anschauen.
Manchmal glaube ich, das Internet wurde von eitlen Katzen erfunden.“ So kommentierte I. einst ein Facebook-Album, das ganz reizende Fotos meiner zweijährigen Katzenschwestern Mono und Naushika zeigt. Mono auf dem Schreibtischstuhl, Naushika beim Gähnen, Naushika, wie sie Mono den Kopf ableckt.
Dabei stimmt I.s Aussage natürlich nur halb: In Wirklichkeit wurde nämlich nicht bloß das Internet, sondern das gesamte Universum von eitlen Katzen erfunden. Damit wir ihnen huldigen. Und wann sonst sollten selbst tumbe Hundemenschen, die sich ausschließlich von kalten Dosenravioli und Autoreifen ernähren und sonntags ihre trostlose Freizeit mit Teppichklopfen verbringen, den Katzen huldigen, wenn nicht heute? Am 8. August, dem Weltkatzentag. Dem schönsten Tag!
Denn Katzen haben den DNA-Powermix aus individualistischer Erhabenheit und flauschiger Niedlichkeit (beziehungsweise erhabener Flauschigkeit uns niedlichem Individualismus). Sie sind, anders als diese servilen, ADHS-gestörten Hunde, klug und faul. „Von einer Katze lernen / heißt siegen lernen. / Wobei siegen ‚locker durchkommen‘ meint, / also praktisch: liegen lernen“, schrieb schon Robert Gernhardt, und weiter: „Was eine einzige Katze uns lehrt, / lehren uns alle: / So viel wie möglich nehmen, ohne zu geben, / und dann ab in die Falle.“
arbeitet als freier Journalist, unter anderem für taz2medien und taz.de.
Gleichzeitig sind Katzen vollbepelzt – außer an den Augen, wo ihr Fell praktischerweise zwei Löcher hat, damit sie sehen können – und haben weiche Pfötchen. So schaffen sie es, bei allem, was sie tun, selbst im Nichtstun, süß und verehrenswert auszusehen, ohne auch nur eine Hundertstelsekunde ihre Würde zu verlieren.
Und weil das so ist, wird seit der Erfindung des YouTube-Videos, da hatte I. natürlich recht, im Internet die Katzenverehrung auf den Punkt gebracht. Hier kann man sich das alles angucken. Wie sie eine Kiste erforschen, etwa. Oder einen Faden jagen. Oder im Sitzen einschlafen. Oder aufstehen, sich dreimal um die eigene Achse drehen und sich wieder hinsetzen. Hach!
Für Menschen ohne Internet gibt es das übrigens auch als Comic, im ganz wunderbaren “Cat Getting Out of a Bag (and Other Observations)“ von Jeffrey Brown. Im YouTube-Katzenkosmos haben sich über die Jahre sogar schon diverse Untergenres gebildet. Katzen, die auf einem Roomba-Staubsauger fahren. Katzen und Toiletten. Katzen und Schildkröten. Es ist dabei schwer zu beantworten, welches Katzenvideo das niedlichste ist. Denn jedes Katzenvideo ist das niedlichste!
Doch gibt es natürlich zeitlose Klassiker wie die Two Talking Cats (über 43 Millonen Views) und dessen Übersetzung (28 Mio. Views – „Someone‘s coming! Act like a cat!“), die Stalking Cat aus Japan (25 Mio. Views), die es zu einem eigenen Blog und Buch gebracht hat, oder Cat mom hugs baby kitten (32 Mio. Views). Das Surprised Kitty (51 Mio. Views) und die Trickfilmabenteuer von Simon‘s Cat (21 Mio. Views). Oder der neueste Star am LULZ-Himmel: Die – Vorsicht, Epileptiker, nicht klicken! – Nyan Cat (29 Mio. Views).
Sogar Jörg Kachelmann findet sich in der Katzenvideowelt, als er einst beim Wettervorhersagen von Studiokatze Lupin besucht wurde. Er nahm sie auf den Arm. Kann so ein Mensch in der Lage sein, Frauen zu vergewaltigen? Ich denke: nein!
Ich könnte noch viel mehr über Katzen erzählen – zum Beispiel über die ebenfalls seit Jahren etablierten LOLCats, von denen es natürlich auch diverse Untergruppen beziehungsweise in dem Fall: Untermeme, gibt, die “I‘M IN UR ...“-LOLCats, die “INVISIBLE ...“-LOLCats – aber jetzt muss ich Schluss machen und Mono dabei zuschauen, wie sie eine Fliege jagt. Gerade ist sie aus dem Stand einen Meter hoch gesprungen und nun ist sie in den Papierkorb gekrabbelt, nur noch ihre Ohren schauen raus. Wie niedlich!
Außerdem guckt Naushika mich mit großen Augen an. Sie möchte jetzt sofort auf der Tastatur liegen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Umfrage zu Sicherheitsgefühl
Das Problem mit den Gefühlen
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Berliner Sparliste
Erhöht doch die Einnahmen!
„Freiheit“ von Angela Merkel
Die Macht hatte ihren Preis
Gewalt an Frauen
Ein Femizid ist ein Femizid und bleibt ein Femizid