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Doktorsterben statt verdummte GesellschaftHölle, Hölle, Hölle

Das Doktorensterben hält an und unsere Autorin freut sich über jeden erlegten Rosstäuscher. Denn diese Kriminellen sind nicht sympathisch, sondern Spießer.

Jorgo Chatzimarkakis und Co: Glattgegelten TrittbrettfahrerInnen, die sich an etwas ranschleimen, dass sie eigentlich nicht respektieren: Wissen. Bild: dpa

Und wieder hat's einen weggekegelt: Der liberale Europapolitiker Jorgo Chatzimarkakis muss seinen Doktortitel wegen aufgefallener Abschreiberei abgeben. Prima! Warum aber freut mich das eigentlich, wenn wissenschaftsuninteressierte Schnösel ihrer Titeleien verlustig gehen? Das muss ich mich schon fragen lassen: Was habe ich mit so einem FDP-Fuzzi gemein? Den Doktoruntertitel, lautet die formale Antwort.

Doch im Gegensatz zu Chatzimarkakis, Guttenberg etc. bin ich durch die Doktorhölle gestapft, jahrelang hab ich um Ideen und Sätze gekämpft, hab die "Krise des Mannes" ergründet und dabei jedem einzelnen meiner Selbstzweifel die Aufwartung gemacht. Und zwar nicht nur einmal. Während andere mit jungscher Energie ihre Pflöcke auf dem Arbeitsmarkt einschlugen, also in meinen besten Jahren, hockte ich in staubigen Bibliotheken.

Ok, nein in Bibliotheken saß ich nie, die habe ich immer gehasst, ich schimmelte einfach in meinem ungewaschenen Zuhause vor mich hin. Es war die Hölle. Folglich gefällt es mir, wenn so lausig leidensunwillige Opportunisten auf ihre Plätze verwiesen werden. Ich meine, wenn jeder Idiot einen Doktortitel hat...

"Du Bildungsbürgerin!" Ich hör sie, die Rufe. Klar, zumal unter Linken wird solch akademisches Schmuckwerk ja traditionell als dünkelhaft angezweifelt.

Blitzkarrieren

Aber Freunde, Gemach: Es geht auch, aber nicht nur um Eitelkeiten. Es geht auch um Freiräume, Ideen zu entwickeln. Und das braucht Zeit. Nun hat es sich unsere Leistungsgesellschaft zur Lieblingsaufgabe gemacht, Menschen unter Zeitdruck zu setzen. Sturköpfig gesteht sie ihnen eben nicht zu, dass sie selbst lesen, selbst nachdenken, selbst analysieren und dann auch noch selbst schreiben. Unsere Copy-Paste-Doktoren sind kein Zufall. Sie sind Symptom und in ihrer Massierung werden sie zu einem Problem für uns alle - auch außerhalb der Uni. Denn sie täuschen Blitzkarrieren vor, die alle, die sich tatsächlich qualifizieren möchten, als Träumer an die Wand drängen.

Dank der digitalen Überprüfungsmethoden, die in den Unis jetzt zunehmend im Einsatz sind, klappt das nicht mehr so leicht wie noch vor ein paar Jahren.

Jetzt muss man einwenden, dass das eigentliche Problem ja nicht die glattgegelten TrittbrettfahrerInnen à la Guttenberg und Chatzimarkakis sind, sondern ja wohl vor allem die Tatsache, dass Dissertationen von niemandem gelesen werden. Und diese Textproduktion für den Papierkorb ist wirklich ein Unding. Auch jetzt sorgen ja vor allem Computerprogramme für mehr Echtheit unter den Promovierenden, nicht etwa LeserInnen, die sich über das Geschreibsel wundern und die AutorIn zur Rede stellten.

Selbst das gutachtende wissenschaftlichen Personal überfliegt die Doktorarbeiten häufig nur. Der Zeitmangel an den Unis, die krasse Überbelastung der Lehrenden und die Verachtung der Studierenden - allzu oft erlaubt all das keine nähere Beschäftigung mit den Thesen des Nachwuchses. Hinzukommt das riesige und bis heute gepflegte Missverständnis in den Wissen- zumal den Geisteswissenschaften, dass schlechte Schreibe, dass Unverständlichkeit und Öffentlichkeitsscheue - "Ich mach das vor allem für mich...!" Ausdruck von komplexen Gedanken ist. Uaahh! Doch noch ein bisschen schwerer als dieser ehrgeizlose Selbstbetrug des Akademikervolks wiegt die allgemein unterschätzte Abschaffung der Universität als Denkfabrik.

Wer diese Institution zugunsten einer ausgeweiteten Oberstufe (Bachelor) abschafft, wer der Lehre kein Geld gibt, der verhindert Studierende und produziert Kopisten. Dass die sich in auffälliger Dichte in der FDP finden, dürfte mit dem allgemein erbarmungswürdigen intellektuellen Zustand dieser Partei zusammenhängen. Gleich und gleich gesellt sich gern.

Nun ist manchem ja die von den Titelräubern entwickelte kriminelle Energie sympathisch. Doch in diesem Fall eröffnet die Regelverletzung gar nichts, sie schließt Möglichkeitsräume. Sie ist spießig bis zum Anschlag, denn es geht ja nur ums Ranschleimen an etwas, was man in der Sache überhaupt nicht respektiert: Wissen.

Also bleibt es dabei: Wer zackige Abschreiberlinge hofiert, der will die verdummte Gesellschaft. Und das bedeutet Hölle auf Lebenszeit.

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57 Kommentare

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  • S
    Schummeldoktor

    Solche pauschalen Vorurteile wie "ausgeweitete Oberstufe = Bachelor" haben Sie doch gar nicht nötig,

    sonst hätten Sie diesen Artikel erst gar nicht geschrieben.

  • WI
    Wo ist denn...

    die Arbeit der Autorin digital verfügbar, um auf Plagiate überprüft zu werden? Mit so großen Tönen scheut sie das doch sicherlich nicht, oder?

  • D
    dojon

    "Denn diese Kriminellen sind nicht sympathisch, sondern Spießer". Also offensichtlich sind im Umkehrschluß für Frau Dr. Kappert Kriminelle sympathisch, wenn sie nur keine Spießer sind. Ein interessanter Standpunkt

  • MD
    Maxwellscher Dämon

    Die Autorin schreibt: "Dass die sich in auffälliger Dichte in der FDP finden, dürfte mit dem allgemein erbarmungswürdigen intellektuellen Zustand dieser Partei zusammenhängen."

     

    Der erbarmungswürdige intellektuelle Zustand der FDP dürfte schon vor Jahren offensichtlich geworden sein, als ein Pornosternchen Wahlwerbung für die FDP gemacht hat. (War es Dolly Buster? Ich kenne mich da nicht so gut aus...)

  • TB
    Tom Brandl

    Raubkopierer sind Verbrecher! Hören wir doch seit Jahren meist aus dem Lager der CDSUFDP und ihren von der Musikindustrie korrumpierten Wichtigtuern. Schade, dass nur so wenige der Plagiierten mittels Strafanzeige gegen die Raubkopierer vorgehen.

  • WH
    Wilhelm H.

    Soweit stimme ich ganz und gar zu, allerdings finde ich die Sicht der Autorin auf die Dissertation im Allgemeinen (so steht es ja im Raum) zu positiv. Da gibt es ganz schönen Unfug. Unis als Wissens-/Denkfabrik. Hhm, daran glaube ich schon lange nicht mehr. Es sind für allerhöchstens Denkfabriken des universitären Wissens, und das wird gesellschaftlich überschätzt.

    Außerdem fehlt mir, das viele Doktoren sich sozial höher stellen. Da gibt es sehr, sehr viel Dünkel. Sehr, sehr viel. Das wollen wir doch nicht vergessen.

     

    Ansonsten aber teile ich die Aufassung der Autorin.

  • B
    bachelor

    danke für diesen sehr guten artikel.

    unser bildungssystem geht vor die hunde.

     

    grüße

    ein fast fertiger bachelor of science

  • MR
    Mohammad Reza

    Liebe Frau Dr. Kappert,

     

    Bachelorstudiengänge als ausgeweitete Oberstufe zu bezeichnen darf ebenfalls als Selbstbetrug gelten - nämlich der alten Diplom- und Magistergarden.

     

    Ich war Student in beiden Systemen und werde ab September meine Promotion in einer der weltweit führenden Arbeitsgruppen in meinem Forschungsfeld aufnehmen, ein Zwischenerfolg der primär meiner akademischen Entfaltung im Bachelorstudium zu verdanken ist. Das Hauptproblem der Bologna-konformen Studiengänge ist deren miserable Implementierung an einigen Hochschulen - gerade in Deutschland; einige europäische Nachbarn haben hier eine wesentlich bessere Bildungspolitik betrieben.

     

    Abgesehen davon stimme ich Ihrer take home message aber zu: Gelackte Opportunistenspießer abschalten!

     

    Freundliche Grüße

  • M
    Marieken

    @wilko0070

    Ob aus Arbeiten zitiert wird kann man ja eigentlich relativ gut mit Hilfe von googlescholar nachvollziehen (zumindest grob). Bei Chatzi scheint mir das nicht der Fall zu ein. Eine Arbeit, die keinen wissenschaftlichen Mehrwert bringt, wird ja in der Regel auch nicht rezipiert. Guttenbergs Werk hat ja auch erst einer nach einigen Jahren mal gelesen :-)

  • IK
    Ingo Kremer sen.

    Liebe Frau Kappert,

    Danke für ihren Artikel, Hölle ...

    Wieso gibt es keibne strafrechtlichen Konsequenzen für die "Betrüger" in der Politik?

    Jeder Maler der sich Meister nennt, ohne die Prüfung abgelegt zu haben, wird vor Gericht gestellt, zu Recht.

    Wird eigentlich das Erschwindeln geldwerter Leistung, nicht bestraft. Die Arroganz des Herrn Chatzimarkakis, noch 1 Woche zuvor im TV gegen die "Verleumder" zu wettern, sollte ihre Quittung bei dieser seltsamen Partei finden. Oder muß man Betrüger sein um dort Karriere zu machen? Armer Verein.

  • DS
    Dr. Schreck

    Liebes Ilmtalkelly (und alle anderen, die hier meckern),

     

    woher die Aggression? Sind Sie nicht verärgert darüber, dass sich hier seitens der PolitikerInnen Leistungen erschlichen werden? Jedem Hartzer würden Sie so ein Verhalten doch um die Ohren hauen!

     

    Sie meinen offenbar diejenigen Doktoren der Geisteswissenschaft, die mit 40 noch mit 1500.- netto auskommen müssen, weil diese dreckerte Gesellschaft Selbstdenker nicht mehr respektiert, den FDP-"Überfliegern" aber die guten Jobs nachschmeißt?

    Ihre Aussage ist halt doch auch arg unrealistisch. Und was die Steuerzahler betrifft: Ich habe mein gesamtes Studium nebenher gearbeitet. Geht heute dank BA/MA auch nicht mehr.

    Ach, und ich jammere nicht selber, ich hab nen Job und nur nen erfundenen Titel. Aber Ihre Hochnäsigkeit und ihr apologetisches Verhalten gegenüber den Tricksern (hauptsächlich) der FDP reizt einen dann doch zum Widerspruch.

     

    Ansonsten: Danke für den Artikel, als Ex-Akademiker mit geisteswissenschaftlichem Freundeskreis kann ich sagen: Ist alles wahr, was da steht!

     

    MfG, Dr. E. Schreck

  • I
    Ilmtalkelly

    Also Frau Doktor,

    wenn das mal nicht nach verletzter Eitelkeit klingt. Mit der Sorte Doktoren, die um Mitleid für ihre schweren Doktorantenjahre betteln, aber später unerwähnt lassen, das sie ihre jung eigeschlagenen Zeitgenossen im Einkommen um Längen überholen werden, werde das Land auch keine gute Entwicklung nehmen.

    Zur Erinnerung!

    Dein Studium und deine Doktorarbeit wurden vom Steuerzahler bezahlt. Von Menschen, die viel eher als du arbeiten gingen.

    Was sollte das Gejammer ? Armes Deutschland.

  • AD
    Andre de Cesare

    Die Plagiatsfrage wirft nicht nur ein schlechtes Licht auf die Schreiber - promovierende oder bezahlte. Klar!

    Eine andre Frage ist: Was ist mir den Herrn Doktovätern, ihres Zeichens allermeist Universitätsprofessoren. Die winken durch was längst publiziert ist und empören sich hernach. Wenn diese den Geschmack von fahlen kaltem Kaffee nicht von frisch duftenden heißen Erkenntnissen zu unterscheiden vermögen, dann steht hier eine Qulifikationsdiskussion an.

  • P
    petra

    "die Tatsache, dass Dissertationen von niemandem gelesen werden."

     

    Wieviele haben denn ihr Buch gekauft?

  • RH
    Rainer Hohn

    Moin Moin,

     

    der technische Fortschritt, also bessere Computerprogramme, hat mit dem aktuellen Doktorensterben nichts zu tun. Allen im Text genannten Personen wurden die Titel aberkannt, nachdem Menschen, organisiert über diese oder jenes Wiki, die Texte manuell untersucht haben.

    Einen Vergleich zwischen COmputerprogrammen und menschlichen Plagiatsjägern gibt es z.B. hier: http://www.heise.de/ix/artikel/Kopienjaeger-1245288.html

  • AK
    Anne Kaufmann

    Vielen Dank für diesen Wort für Wort wahren Artikel.

    Ich bin durch dieselbe Hölle des rechtmäßig erworbenen akademischen Titels gegangen und teile die Gefühle der Autorin für den politisch-wissenschaftlichen Zeitgeist in jeder Hinsicht.

    Im übrigen bin ich seit langem der Meinung, dass wir es hier mit der Spitze eines gigantischen Eisbergs zu tun haben.

    Phänomene wie Dissertationsthemen auf Vorschulniveau, 20seitige Doktorarbeiten im DIN A 5 Format (bis heute in der Medizin gang und gäbe) und der gesamte Komplex kommerzieller pseudoakademischer Bildung, wie er an privatwirtschaftlichen Fachhochschulen, gern auch im Verbund mit Titelkaufhäusern in Tirol oder sonstwo, betrieben wird, haben bisher ja überhaupt noch nicht zur Debatte gestanden.

  • A
    Alexos

    Wenn man sich für eine Promotion entscheidet und diese durchzieht, obwohl sie für einen die Hölle darstellt, dann wohl aus dem Grund, dass man von dem Titel profitieren und sich in seinem späteren Berufsleben nicht für seinen Abbruch rechtfertigen möchte (meine Behauptung).

    Letztlich verfolgt man damit den selben Gedanken wie die Plagiateure, nämlich den Titel für eine berufliche Karriere zu verwenden/verwerten, mit dem Unterschied dass man eben nicht betrügt.

    Letzten Endes sollte jedoch die Freude an der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit seinem Promotionsthema überwiegen, auch wenn es natürlich viel Anstrengung kostet. Der Doktortitel und seine "Folgen" schaffen dafür den Anreiz.

     

    Dass der Bachelor hier als erweiterter Oberstufenabschluss bezeichnet wird, nehme ich persönlich. Ich habe als Bachelorstudent im 8. Semester (ich lasse mir Zeit) schon mehrmals mit Diplomstudenten zusammengearbeitet und würde das Gegenteil behaupten. Ich bin auch überzeugt, dass ich nach meinem Bachelorabschluss den Berufsweg einschlagen könnte. Aber vielleicht bin ich damit ja eine Ausnahme...

     

    Es ist schön zu sehen, dass die Plagiate vor allem in der Politik aufgespürt werden, da wo Gehässigkeit und Diffamierung, wie ich finde, am stärksten ausgeprägt sind.

     

    Ich befürworte die Aufdeckung von Betrug, ganz egal ob die Absicht verfolgt wird, der Person zu "schaden" oder um für Gerechtigkeit zu sorgen.

  • C
    Chris

    Liebe Frau Kappert,

     

    Danke!!!

     

    für diese wahren Worte.

  • KR
    Klaus Rödiger

    Hallo,

     

    in den naturwissenschaftlichen Bereichen muß man für einen Doktortitel wissenschaftlich arbeiten und Ergebnisse vorweisen können. Durch diese Betrüger leidet der Ruf dieses akademischen Grades. Jeder der sich den Titel hart und ehrlich erarbeitet hat muß sich inzwischen rechtfertigen das er nicht betrogen hat. Eine Blamage für das Land der "Dichter und Denker".

  • BR
    Bleed Ranner

    Wieso die betreffenden Personen Spießer sein sollen erschliseßt sich mir nicht ganz. Der gemeine Spießer ist doch eher für buchstäbliche Gesetzestreue bekannt.

     

    Die Schummelanten würde ich doch eher als Opfer der 68er Bildungsreform verorten, und das sind doch eher keine Spießer.

  • KK
    Karl Kraus, der sich im Grabe wälzt

    "..., DASS sie eigentlich nicht respektieren"???? Und Sie?

  • A
    Alextoteles

    Ihren Kommentar hier eingeben

    Dass im Bachelor-Studium großteils die Ausbildungsinhalte der gymnasialen Oberstufe nachzuholen sind, stimmt auffallend, die Hochschulreife ist bei Eintritt in die selbe nicht vorauszusetzen. Entsprechend werden in Dissertationen Themen und Thesen verhandelt, die vor zehn Jahren im Rahmen einer Diplomarbeit zu bearbeiten waren.

    Ein Blick in die Literaturverzeichnisse der "spießigen Rosstäuscher" (die, notabene, "sich" gerne "promovieren" und auch gar nicht erst auf den Entzug von ehedem Verliehenem warten, sondern "den Dr. zurückgeben" wollen, was völliges Mißverständnis oder schlichte Blödheit erkennbar macht) beweist im Vorhinein Maßlosigkeit und Überheblichkeit der Betreffenden, die dieses - ganz abgesehen von der Mühe "zu schreiben" - angeblich nebenher (Abgeordnetenmandat oder vorläufige äußerst zeitintensive sog. Ochsentour) bewältigen.

     

    Birthler-Gauck-inspirierte Institutionalisierung bei stat. Zufallsauswahl und der Vorwurf parteipolitischer Einseitigkeit wäre entkräftet...

  • PZ
    Plagiatjag Zweifler

    Im genannten Fall war bekannt, wie in der Doktorarbeit Texte anderer gekennzeichnet wurden. Dies war in der Benotung berücksichtigt. Also maximal ein formaler Fehler, der hätte angepaßt werden können, wenn von der UNI bei Abgabe gefordert.

     

    Und: auf den Webseiten, die Plagiate jagen, findet sich keine Definition, was ein Plagiat ist. Ich finde es interessant, dass man dann das "Gleiche jagen" kann.

     

    Interessant ist auch, dass die "Bösen" ausschließlich gelbe oder schwarze Parteibücher haben.

  • I
    Idfd

    Ich finde die kreativen Erlanger der Doktorwürde sympathisch. Die haben Verve.

  • B
    Branko

    Das freut nicht nur Sie, Frau Doktor Kappert. Und das ist nicht einfach nur Schadenfreude, sondern pure Genugtuung zu sehen, daß Gerechtigkeit widerfährt.

     

    Nach meinem Studium habe ich mich bewußt gegen eine Promotion entschieden, weil ich bei Kommilitonen und Freunden gesehen habe, wieviel Arbeit das ist:

    Jahre(!) als Vollzeitjob.

     

    Wenn ich jetzt diese ganzen Dünnbrettbohrer oder Betrüger sehe, die z.T. auch noch Positionen anstreben bzw. gar innehaben, wo sie Wissenschaftlern und Studenten deren Arbeitsweise vorschreiben, wundern mich die letzten Hochschulreformen überhaupt nicht mehr.

     

    Ich hatte mich nämlich immer gefragt:"Der verlangte Stoff ist in 12 Semestern schon nicht zu packen; und jetzt packen die noch mehr Stoff in 10 Semester?!"

    Denn ich naives Dummerle bin ja bisher immer davon ausgegangen, daß man das Alles selbst erarbeiten soll - was ja natürlich völliger Quatsch ist. *lach*

     

    Oder glauben Sie, daß diese Damen- und Herrschaften, die von unseren Schülern und Studenten mehr "Leistung und Anstrengung" fordern NUR in ihren Doktorarbeiten gepfuscht haben?

  • V
    vic

    Ehrlich gesagt; auf sympathisch wäre ich bei Dr.Fake nie gekommen.

    Das sind armselige aber größenwahnsinnige Möchtegerns, die glauben mit einem Doktorgrad wären sie wär.

    Unsympathischer geht nur schwer.

  • M
    M.Sc.

    Inhaltlich stimmte ich vollkommen zu, bevor ich die letzten Absätze las. Allerdings muss ich in Bezug auf das offensichtliche Runtermachen des Bachelorabschlusses widersprechen. Jeder Student (sogar jene der Geisteswissenschaften) werden bestätigen können, dass in einem Bachelorabschluss wesentlich mehr Arbeit steckt, als "Altstudenten" oder Personen ohne Hochschulabschluss denken.

    Davon abgesehen waren einige grammatikalische Fehler in dem Text zu finden, welche so in einem von einer Zeitung, auch als nur im Internet zu lesender Text, nicht vorkommen sollten. BAM -> (the internet@callmesarcasm.com has spoken)

  • DS
    Dr. Stefan

    Die Autoren-Tusse (ihr Begriff "FDP-Fuzzi" inspirierte mich zu dieser dann wohl auch legitimen Bezeichnung) hätte vielleicht auf den Unterschied zwischen sog. Gebrauchs-Promtionen und wissenschaftlich forschenden hinweisen sollen.

    Von Neid und Hass geprägt beschreibt sie ihre "Hölle" - ihr Gegensatz zu den anderen Titelträgern. Es war ihre Entscheidung, dass sie durch diese Hölle gehen wollte. Es ist allgemein bekannt, dass besagte Promotionen nur Umschichtung von Sprachmüll sind. Andererseits findet man bei den "Forschenden" auch einen erschrechenden Anteil an überheblichem Gedankenmüll.

    Also, bitte locker bleiben.

  • P
    Peterhans

    Diesen Artikel finde ich richtig gut!

     

    Ich möchte hinzufügen, daß auch viele "echte" Doktorarbeiten, die den "Regeln der Kunst" entsprechen, den Namen "Produkt wissenschaftlichen Denkens" nicht verdienen:

    - 6 Monate Rattenzählen (so ein promovierender Mediziner zu mir)

    - 1 Jahr Paragraphen-Interpretieren (so ein promovierender Jurist). Wieso Jura eine Wissenschaft sein soll, ist mir noch nicht ganz klar geworden: Es werden Texte interpretiert, die andere nach - was auch immer - für Regeln aufgeschrieben haben, die ständig verändert werden und die jeder nach seinen Interessen auslegt.

    - Ähnliches gilt für manch andere Wissenschaft von und mit Menschen:

    BWL ist vielleicht eine Methodenlehre (welche Methode muß ich anwenden, um mein Unternehmen reich zu machen, reich oder arm zu rechnen, aus den Arbeitern (tschuldigung, Arbeitnehmern, Angestellten oder Personal) noch mehr Leistung rauszuquetschen.

    Soziologen - versteht die ein (Nicht-Soziologe)? Nicht umsonst gibt es den Spruch "Wenn man einem Soziologen die Sprache wegnimmt, bleibt ihm nichts mehr".

    VWL - wenn ich dort wissenschaftliche Reputation erlangen will, muß ich Mathe studieren - der mit dem komplexesten mathematischen Modell gewinnt. Und in der Praxis? Hängen die Aussagen des Volkswirtes von seiner politischen Einstellung ab - und für jede Einstellung finde ich auch einen Wissenschaftler, die die passende Meinung vertritt.

    Und die Weltbilder des "homo oeconomicus", "homo politicus" oder "homo sociologicus" sind eindimensional und dienen als Grundlage für schöne Modelle - ob sie menschliches Verhalten erklären, wage ich nach 5 Jahren Wi- und So Wi(!) -Studium ernsthaft zu bezweifeln.

     

    Soweit erst Mal,

    Ph

  • H
    hessebub

    Bravo und Danke, Sie haben einem (arbeitslosen) Doktor (echt!) aus dem Herzen gesprochen!

  • DB
    Daniela Biada

    ... an etwas ranschleimen, DAS sie eigentlich nicht respektieren: Wissen.

     

    Bitch.

  • AD
    Auchbald Doktor

    Vielen Dank fuer diesen Beitrag! Als derzeitige Promotionsstudentin in der Hoelle fuehle ich genauso und freue mich, meine Gedanken und Gefuehle so wohlausgedrueckt zu sehen.

  • S
    Schummeldoktor

    Solche pauschalen Vorurteile wie "ausgeweitete Oberstufe = Bachelor" haben Sie doch gar nicht nötig,

    sonst hätten Sie diesen Artikel erst gar nicht geschrieben.

  • WI
    Wo ist denn...

    die Arbeit der Autorin digital verfügbar, um auf Plagiate überprüft zu werden? Mit so großen Tönen scheut sie das doch sicherlich nicht, oder?

  • WW
    Wolfgang Weinmann

    Soso - und was ist mit der Doktorarbeit eines Dr. Gysi? Das ist kein Plagiat, aber vielleicht sogar noch weniger wert. Nur - komisch, die Vroni-Spürhunde lassen den in Ruhe. Liegts am Stallgeruch, daß wirre, unmenschliche Thesen einen Doktortitel wert sind?

  • S
    Schroedingers

    Frau Kappert, Ihr Kommentar

     

    Sitzt, passt, trifft.

  • R
    Regor

    Als dezidiert Rechter, der sonst 85% der Taz-Artikel entweder gähnend oder wütend ad acta legt, gebe ich Frau Doktor 100%ig recht, knackig auf den Punkt gebracht. Je mehr auffliegen, desto besser. Und: Rosstäuscher, was für ein schönes deutsches Wort - der Vergessenheit entrissen durch die TAZ, wer hätte das gedacht?

  • D
    Doktornator

    Hi Ines, vlt können wir gemeinsam eine Galerie der Eitelkeit zusammenstellen; im Stil vom Mad-Heft.

     

    Also wie viele gibtes da schon:

     

    #1 Gurkenberg

    #2 Koch-Merlin (aka Prinzessin auf der Erbse)

    #3 Schatzischwachi aka Königlicher Nasengulli

     

     

    Den WEsterwelle hatte ich schon mal in der Mangel:

     

    http://bit.ly/igLA2p

     

    LG,

     

    D

  • A
    atypixx

    Verdammt guter Artikel, Frau Kappert! Sehr, sehr interessanter Blickwinkel, etwas pauschalisierend wohl bei der FDP als "Dummen-Partei", aber okay.

  • LW
    lukas Wagenmacher

    Hervorragender Kommentar! Insbesondere die Analyse der politischen Herkunft der Plagiatoren war notwendig!

  • S
    sabrina

    Die Kernsätze dieses Artikels könnte ich nicht besser formulieren. Jedem dieser fälschenden und täuschenden Gefälligkeitsschreiber vor dem Herren (Professor) gehört das Handwerk gelegt, dazu eigentlich noch vieles mehr, wie bspw. die sich daraus häufig schnell ergebende Fahrstuhlfahrt in den Karrierehimmel. Übrigens eines noch zur Fakultätsrealität: Vielen Professoren sind die Denker sogar so verhaßt, daß sie ihnen Knüppel in die Beine werfen, nur daß ja nicht geschrieben wird, denn dann sind sie dran, diese Doktorväter und müßten sich plötzlich in ungewohnte Themengebiete einarbeiten. Ärgerliche Zusatzarbeit!

  • D
    doktorand

    Danke für diesen Artikel er spricht mir (und meinen Kollegen im Institut) aus der Seele

  • M
    Mann

    Sie schreiben:

     

    "Hinzukommt das riesige und bis heute gepflegte Missverständnis in den Wissen- zumal den Geisteswissenschaften, dass schlechte Schreibe, dass Unverständlichkeit und Öffentlichkeitsscheue - "Ich mach das vor allem für mich...!" Ausdruck von komplexen Gedanken ist."

     

    Klappentext ihres Buches:

     

    "Die Studie zeigt, dass die Inszenierung des unrettbar realitätsuntüchtigen Mannes zum Sigle einer harschen Gesellschaftskritik wird. Hollywoodblockbuster wie »American Beauty« von Sam Mendes oder »Fight Club« von David Fincher ebenso wie die Romane von Michel Houellebecq koppeln die Erzählung von dysfunktionalen Mittelschichtsmännern an die Beschreibung der Konsumgesellschaft als weder menschliches noch zu humanisierendes System."

  • K
    Konrad

    Ich finde, ein zuwenig oft angesprochener Teil des Problems ist auch die Annahme, man könne eine ernsthafte Promotion noch neben einem sonst schon vollen Berufsleben durchziehen. Andere mögen dafür an Uni-Instituten abhängen oder sich über irgendwelche Stipendien das Leben und Forschen ermöglichen – für unsere Jungpolitiker ist das nicht notwendig. Wenn das nicht Hybris ist, was dann?

     

    In der Fernsehdiskussion bei Anne Will sagte Chazismaskis, seine Promotion wäre die Krönung seines Studiums gewesen. Warum hat er sie dann nur nicht entsprechend ernstgenommen? Wäre er beim Schreiben seiner Arbeit in einem akademischen Umfeld gewesen, hätte vielleicht sogar ein anderer Promovent ein paar Seiten gelesen oder man hätte sich in der Mensa über die Auslandserfahrung und gelernte Zitiermethoden ausgetauscht, die ganze Aufregung hätte ihm erspart geblieben können.

  • D
    doktordermathematik

    Danke, dieser Kommentar spricht mir aus der Seele! Ich würde Guttenberg, Koch-Mehrin & Co nicht mal meinen tropfenden Wasserhahn zu Hause reparieren lassen - wer weiß, was danach alles fehlt in der Bude. Wer so dreist und betrügerisch ein Vertrauensverhältnis verletzt (das zum Doktorvater) und sich aus purem Eigennutz über gesellschaftliche Regeln hinwegsetzt, dem ist alles zuzutrauen. Wie beängstigend, dass diese Leute als Volksvertreter funghieren dürfen (oder durften)...

  • S
    Swanni

    "Denn diese Kriminellen sind nicht symphatisch"

     

    Das dürfte für viele, wenn nicht die meisten Kriminellen gelten. Unter Linken mag Kriminalität so einen Touch von Nonkonformismus und spontanem Protest gegen gesellschaftliche Zwänge haben , aber meist ist einfach asozial .

  • C
    Caro

    Die Autorin beschwert sich zu Recht darüber, dass der Uni-Betrieb immer niveauloser wird.

    Wer aber hat das zu verantworten? Ich stelle einfach mal in den Raum, dass die kolossale Vereinfachung des Betriebs mit Hilfe der 1968er dazu geführt hat. Heute sitzen vor allem die ehemaligen 1968er auf den Lehrstühlen. Sie sorgten für die Vereinfachung des Studiums, einfachste Zugangsbedingungen (mittlerweile benötigt man an vielen Unis nicht mal mehr Latin für Fächer wie die Philosophie/Geschichte/Jura etc.) und Herabsetzung jeder akademischen Form.

    Was sagt schon ein Abitursschnitt über die Qualität des Studenten, immerhin ist ein Abitur eines humanistischen Gymnasiums nicht mit dem einer Gesamtschule zu vergleichen. Statt dessen fehlen Zugangstests an den Universitäten (Allgemeinbildung, Textverständnis, sprachliche Fertigkeiten etc.).

  • MT
    Max Tisch

    Ich bin eigentlich kein großer Kommentareschreiber, aber in diesem Fall mach ich eine kleine Ausnahme.

     

    Danke für diesen bissigen, lesenswerten, verurteilenden und verachtenden Artikel. Besser hätte ich es als Wutbürger nicht auf (elektronisches) Papier bringen können, was ich über die Politikerkaste denke. Früher hat man mit solchen Leuten kurzen Prozess gemacht und wenn ich ehrlich sein soll (nein, ich hege kein braunes Gedankengut), das war auch gut so! Heute sitzt der unmündige Bürger hilflos rum und kann gegen diese Form des Steuerbetrugs (ja, ich fühle mich um meine Steuern betrogen, wenn Betrüger von diesen finanziert werden) dank unserer "Demokratie" überhaupt nichts unternehmen und die feigen, charakterlosen Parteichefs sitzen auf ihrem breiten Hintern und halten hübsch ihre Hände im Schoß.

  • W
    wilko0070

    Ich kann dir dargebotene Argumentation sehr gut verstehen. Und ich würde mich freuen, wenn nach der formellen Auseinandersetzung mit den Typ-2-Dissertationen auch ein inhaltlicher Diskurs folgen würde.

    Welchen wissenschaftlichen Wert hat beispielsweise die "bunte Kollage" von Chatzimarkakis? Wurde aus dieser "Arbeit" jemals im wissenschaftlichen Zusammenhang zitiert?

  • P
    pecas

    Bravo, bravo, bravo! Ein Artikel, der es wunderbar auf den Punkt bringt.

  • B
    Begeistert

    Juhuu! Dieser Artikel spricht mir ja so aus der Seele... Ich kann mich nicht erinnern, wann ich in der TAZ zuletzt einen so guten Artikel gelesen habe.

  • K
    Kopernikus

    Es regen sich vor allem die Leute auf, die den Dr. Titel selbst haben und den Verlust des sozialen Prestiges befuerchten. Im deutschsprachigen Raum ist das ja sowas wie ein Adelstitel, Namensbestandteil.

     

    Schaffen wir den Namensbestandteil doch mal ab und schauen dann, wieviele Leute weiterhin sich einer wissenschaftlichen Arbeit in Form einer Dissertation widmen wollen.

     

    Die Motivation fuer eine Promotion ist doch bei vielen reine Titelgeilheit in dem Wissen, dass das gemeine Volk vor einem Dr. in Ehrfurcht erstarrt, egal wie belanglos die Dissertation auch war.

  • OT
    Ohne Titel

    Stark angefangen: den Leser "abgeholt", eine klare Kausalkette verfolgt und dann ... der Schluß: Pauschalisierung und Verbalattacke gegen das momentan unbedeutendste politische Lager! Ein Kopfschütteln kann ich mir da leider nicht verkneifen, Frau Doktor. Aber es ist ja noch kein Meister vom Journalismus-Himmel gefallen, gelle? ;)

  • H
    hunsrückbäuerlein

    die Typen sind Schwerverbrecher, weil sie folgende Straftaten begannen haben: Diebstahl, Urheberrechtsverletzung, Hochstapelei, Betrug. Kinder und Jugendliche werden in D vom Staat kriminalisiert, wenn sie illegale Downloads ziehen, die Schwerstkriminellen sitzen in politischen Ämtern und Regierungen. D´schland im Jahr 2011; ich scheiß drauf!

  • P
    plagi

    einen Link zu ihrer Doktorarbeit bitte, ich will da was überprüfen.

  • JN
    jackie niebisch

    FDP gleich Falsche Doktoren Partei

  • L
    lennart

    Das ist doch kein Artikel, dies ist ein Kommentar von Frau Kappert.

     

    Es ist grausig die Taz zu lesen, ich weiß nicht mal mehr warum ich noch hier her kommen oder diesen Kommentar schreibe. Meine Genossenschaft habe ich schon seit Monaten gekündigt.

     

    Meine Empfehlung. nzz.ch