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Prinz-von-Asturien-Preis für Leonard CohenEine spezifische Melancholie

Literaturauszeichnung für einen Popstar: Der Sänger, Dichter und Autor Leonard Cohen erhält den Prinz-von-Asturien-Preis. Musik und Poesie verschmelzen bei ihm auf einzigartige Weise.

First we take Manhattan – und dann den Prinz-von-Asturien-Preis: Leonard Cohen. Bild: dpa

OVIEDO taz/dpa | Als erster Popstar erhält Leonard Cohen den spanischen "Prinz-von-Asturien-Preis für Literatur". Die Jury begründete ihre Entscheidung am Mittwoch im nordspanischen Oviedo damit, dass der kanadische Künstler Musik und Poesie auf einzigartige Weise verschmelzen könne. Der 76-Jährige setzte sich gegen insgesamt 32 Mitbewerber durch.

"Mit seinem literarischen Werk hat er drei Generationen in aller Welt beeinflusst", begründete die Jury ihre Entscheidung. Cohens bekannteste durch seine sonore Stimme unverwechselbare Songs "Suzanne", "Bird on the Wire" oder "First We Take Manhattan" leben von der sparsamen, getragenen Instrumentierung, aber auch von ihren lyrischen Texten. Aus ihnen spricht spezifische Melancholie, die immer wieder mit Cohens jüdischer Herkunft in seiner Heimatstadt Montreal in Verbindung gebracht wird.

Begonnen hatte der Kanadier seine Karriere aber zunächst als Schriftsteller. 1956 gab er einen Band mit Gedichten heraus, zahlreiche Romane folgten. Mitte der sechziger Jahre begann er dann Songs zu schreiben und veröffentlichte 1968 sein Debütalbum beim Label CBS. Zehn weitere Studioalben folgten.

In den neunziger Jahren kehrte Cohen dem Musikbusiness vorübergehend den Rücken und zog sich in ein buddhistisches Kloster zurück. Künstlerische Lebenszeichen gab von ihm es erst wieder, als er vor dem finanziellen Ruin stand. Sein Manager hatte ihn um Geld betrogen. Im vergangenen Jahrzehnt kehrte Leonhard Cohen auch wieder auf die Konzertbühnen zurück, wo er als Elder Statesman der Singer-Songwriter-Gilde gefeiert wurde.

Die Prinz-von-Asturien-Preise werden jährlich in acht Sparten vergeben. Sie gelten als die "spanische Version der Nobelpreise" und sind mit jeweils 50.000 Euro dotiert. Die Auszeichnungen werden im Herbst vom Prinzen von Asturien, dem spanischen Kronprinzen Felipe, in Oviedo überreicht.

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3 Kommentare

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  • PO
    Peter Offermann

    Man sollte aus dem Lied "Manhatten" keine neue Verschwörungstheorie ableiten. Es ist ein augenzwinkernder (wie so oft bei ihm) Umgang mit seinen Wurzeln. (Tipp an Hrn. Sarrazyn: Askenasisch!!)

     

    Den Preis hat er sicher verdient. Es erfordert allerdings etwas Nachdenken, um sich den tieferen Gehalt von Zeilen wie "This is your World, Beloved! This is Your Flesh, that I wear!" zu erschließen.

    Er bleibt übrigens kreativ: noch unveröffentlichte "Songs" bei Youtube!

     

    Peter Offermann

  • N
    nasowas

    Es ist doch seltsam, dass Cohen diesen Preis gerade jetzt erhält, wo sich die Anzeichen verdichten, dass (genau wie in seinem Song "First Manhattan, Then Berlin" von 1988 angekündigt) zur Frauen-Fussball-WM am 26.6.2011 ein Anschlag auf das Stadion und den darunterliegenden Gasspeicher mit 1 Mrd. Kubikmeter Erdgas unter 120 bar Druck erfolgen könnte. Inzwischen hat Rechtsanwalt Thorsten Van Geest eine Einstweilige Verfügung gegen Merkel vor dem VG Berlin beantragt, um einen solchen Anschlag zu verhindern. Interessant ist die 400-seitige Klagebegründung. Mehr dazu mit allen Links und Bildern als GoogleDoc unter

    Möglicher Anschlag in Berlin 26.6.2011 zur Fussball-Frauen-WM-Eröffnung ? http://goo.gl/DdW17

  • EL
    Edgar Lösel

    > "zahlreiche Romane"

     

    Es waren genau zwei: "The Favorite Game" (1963) und "Beautiful Losers" (1966)

     

    Mit zahlreichen Grüßen,

    Edgar Lösel