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Neue Forsa-UmfrageRekordhoch für die Grünen

Nach ihrem Wahlerfolg in Baden-Württemberg ziehen die Grünen bundesweit an der SPD vorbei. Dies geht aus einer aktuellen Umfrage hervor.

Parteianhänger der Grünen feiern in der Bundesparteizentrale in Berlin die Wahlergebnisse in Baden-Württemberg.

BERLIN taz | Immer mehr Wähler können sich mit grüner Politik identifizieren. Bundesweit kann die Partei mit einer Zustimmung von 28 Prozent rechnen, das zeigt eine Umfrage die Forsa im Auftrag von stern und RTL erstellt hat. Im Vergleich zu Vorwoche verbesserten sie sich damit um sieben Prozentpunkte.

Erstmals seit der Bundestagswahl gibt es damit eine rot-grüne Mehrheit von 51 Prozent. Nur das es in diesem Fall eine Grün-Rote wäre: Mit einem Grünen als Bundeskanzler.

Lukas Beckmann, ehemaliger Geschäftsführer der Grünen Bundestagsfraktion, sagte der taz: "Viele setzen Hoffnung in uns, weil sie von den anderen Parteien enttäuscht sind." Sie wünschten sich eine Politik, die näher am Bürger ist. Dazu sei es wichtig die parlamentarische Demokratie durch Aspekte der direkten Demokratie zu erweitern. Bereits in seiner Abschiedsrede am 20. November 2010 ging Lukas Beckmann auf die neue Rolle der Grünen Partei ein.

Die Regierungsparteien Union und FDP haben bei der Forsa-Umfrage drastisch an Stimmen eingebüßt. Bei vielen Wählen kam die kurz vor der Wahl in Baden-Württemberg vollzogene Wende bei der Energiepolitik nicht gut an. Zum stern sagte Forsa-Chef Manfred Güllner: "Unglaubwürdige Parteien werden nicht gewählt".

Die Union sank um drei Punkte auf 30 Prozent. Die FDP verlor zwei Punkte und wäre mit drei Prozent nicht mehr im Bundestag vertreten. Zusammen kommen sie so auf 33 Prozent und liegen damit 18 Punkte hinter Grün-Rot.

Die Grünen-Vorsitzende Claudia Roth relativierte die guten Ergebnisse jedoch. "Wir erleben gerade, dass die Stimmungen der Wählerinnen und Wähler stark schwanken", sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. "Das hat mit der Verunsicherung zu tun, die die schwarz-gelbe Bundesregierung durch einen unglaubwürdigen Zick-Zack-Kurs verbreitet."

Bei der Frage, wer die neu erstarkte Partei anführen soll, liegt Renate Künast mit 48 Prozent vorn. Parteichef Cem Özdemir kommt mit 46 Prozent auf den zweiten Platz, gefolgt von Co-Fraktionschef Jürgen Trittin mit 40 Prozent. Auf Platz vier folgt der neue Ministerpräsident Baden-Württembergs Winfried Kretschmann.

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15 Kommentare

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  • G
    Germane

    Schade eigentlich, dass wir es nicht mehr bis 2013 schaffen mit der Eu.

     

    Wäre cool gewesen, wenn die Grünen den Abgang der Visionen der Nachkriegseliten durchgeführt werden.

     

    Ich denke aber die Abwicklung des Euros wird noch vorher passieren.

     

    Was soll´s. Danke nochmal an alle etablierten Parteien für Ihre Illusionen der letzten 40 Jahre.

     

    Wir bekommen unser Land zurück. Danke, Danke

     

    Ein Hoch auf den Staatsbankrott.

  • J
    Jens

    Ich kann mich mit der Politik der Grünen nicht identifizieren und werde es nie können; zumindest nicht mit denen.

    Noch nie hörte ich die Grünen krakeelen, wenn es um die fadenscheinige ökotaugliche Abholzung der Regenwälder für irgendwelche Plantagen geht. Auch vermisste ich die energischen Demonstrationen, als Merkel den Neubau von Kohlekraftwerken preiste. Was ist mit Bio-Produkten, die importiert werden; letzlich regnen die Abgase des Transportes auf die nächsten scheinbaren Biofelder. (Schon die Deklaration Bio. Ich kenne keinen Menschen, der sich bis auf Wasser auch sonst ausschließlich von nicht-biologischem ernährt.)

    Wer es befürwortet, den Kraftstoff nicht teuer genug werden zu lassen, der wird es auch befürworten, dass Roggenmischbrot teuer genug werden zu lassen, nur um deutsche Äcker mit ökomanischem Maisanbau zu subventionieren.

    Nicht zuletzt haben auch die Grünen seinerzeit führend mit diesem Schröder die Ausbeutung hier legalisiert. Vor den Grünen und ihrem augenverkleisterndem Blendwerk wird mir himmelangst. Für so dumm hat nicht mal Erich sein Volk gehalten.

  • M
    Martin

    Achso .... und die Partei Die Linke gibt es garnicht mehr zur nächsten Wahl oder was ?

     

    Nun macht TAZ langsam auch aus einer 5 Parteienlandschaft eine 4er Kombo ....

     

    Und schön das nun in unseren antidemokratischen Medien gleich mal klargestellt wird das ausser den 4 Systemparteien nichts existieren kann oder darf .... und sich hier üblich nur abgeklatscht wird am Fleischtopf.

     

    Und die langsam auffällige und abstossende/einseitige Grünenwerbung könnte hier endlich auch mal aufhören ....

     

    Vielleicht wird langsam mal erwähnt das die Grünen zb. in Berlin ein 100mio Kürzungsprogramm im Sozialbereich anstreben anstatt diese hier unverdient und ekelhaft parteilich in den Olymp zu heben.

  • S
    spiritofbee

    so werden denn doch noch Träume wahr, grün als Vorgabe unserer politischen Richtung. Hoffentlich ziehen die Spitzen aus der Wirtschaft und vor allem aus den Banken mit, anstatt bremsend einzuwirken.

  • D
    deviant

    Die Grünen profitieren derzeit ganz einfach von der Beschaffenheit der bundesdeutschen Pentarchie: Die Linke und die CDU/CSU sind aus eigenem Verständnis heraus konservative Parteien (auch wenn das für Minderheiten innerhalb der Linken eigentlich ein Unding ist), die FDP war früher mal vor allem eine progressive Partei (irgendwo in der politischen "Mitte"), wurde aber unter Westerwelle zu einer unpolitischen Wirtschaftslobby mit parlamentarischem Zweig umgebaut (irgendwo im rechten Lager, ohne besonders progressiv oder konservativ zu sein) und die SPD findet generell in der Debattenkultur nur noch marginal statt: sie bezieht vor allem Stellung zu bereits angestoßenen Debatten (gleichsam eines facebook-Buttons: "Der SPD gefällt das/gefällt das nicht", sie ist also wohl im wahrsten Sinne des Wortes in der "Mitte", in die alle angeblich wollen, wo eine politische Partei aber nicht überleben kann), einer "Volkspartei" eigentlich unwürdig - die Grünen sind damit die einzige verbleibende progressive Partei, und neben der Achse rechts-links ist das die zweite wichtige politische Verortung, spätestens seit linke Parteien nicht mehr per se progressiv und rechte nicht mehr per se konservativ sind.

     

    Das macht die Grünen "tonangebend" in Deutschland, ebenso wie die CDU; der Rest ist vor allem politisches Anhängsel, wenn auch ambivalent und parlamentarisch stärker. Es ist damit nur natürlich, dass die Grünen die SPD über kurz oder lang als stärkste Linke Kraft ablösen werden, jedenfalls, wenn man wie viele Deutsche der Meinung ist, Grüne und SPD seien überhaupt noch linke Parteien. So wie sich die SPD derzeit gibt, wird sie über kurz oder lang die Scharnierposition innehaben, die die FDP früher hatte, als Königsmacher zwischen schwarzgelb(-rot) und grünrot(-rot)

  • L
    Leidkultur

    Die Grünen sind weder bürgerlich noch liberal, sondern eine latent faschistische Polit-Clique, die sich liberal gibt, aber bei Gegenwehr gerne Waffen wie den Nazi-Knüppel oder die Rassismuskeule herausholt. Die Grünen sind auch tolerant und stehen für die freie Meinung. Voraussetzung: Es muss schon die "richtige" Meinung sein, also die eigene. Wer dem Meinungsmonopol nicht zu folgen bereit ist, wird sich in Zukunft noch kräftig umsehen. Die DDR lässt grüßen.

  • A
    atypixx

    Bei Fotos von Grünen-Partys sieht man sehr oft Leute mit Rastas, bunt gefärbten Haaren oder einem sonst "alternativen Look". Ob das bei Leuten Ü30 oder Ü40 noch so sonderlich hip aussieht, ist sicher Geschmacksfrage. Aber wird durch eine solche Foto-Auswahl ein verzerrtes Bild vermittelt, weil zielgerichtet das "Besondere" an den Grünen gesucht und z.B. in ihrer Kriegs-Politik nicht mehr gefunden wird? Hartz IV wurde ja von Fischer seinerzeit auch vehement verteidigt.

  • BG
    Bernd Goldammer

    Macht entzaubert schnell. Wir erinnern uns doch noch. Die Grünen haben den ersten Kriegseinsatz mitbefohlen. Sie haben das asoziale Harz IV Programm auf den Weg gebracht und auch die Rente mit 67 haben sie durchgepeitscht. Das werden sie auch nicht zurücknehmen, nein, nicht einmal verbessern werden sie das. Die gleichen Leute sind jetzt immer noch Entscheidungsträger. Was soll sich da ändern? Medien putschen nun mal gern. Sie schreiben Parteien hoch, während sie den Star des Vortages zum Absturz bringen. Grün gehört zum Establishment. Habt ihr Fischers Geschrei zu Libyen gelesen? Und auch das was dieser hysterische Cohn Benditin die Landschaft pupste? Da wird klar: Die führen uns in weitere Kriege. Weil ich für totalen Frieden bin werde ich niemals "Grün" wählen.

  • K
    Kreuzberger

    Sehr schön das, jetzt habe ich noch einen Wunsch: Bundeskanzler Trittin

     

    In der Tat erscheint mir Herr Trittin augenblicklich derjenige zu sein, dem ich am ehesten zutrauen würde, unser Land diskursiv und politisch auf einen guten Weg zu bringen: gesellschaftspolitisch demokratisch, integrativ, solidarisch, ökonomisch solar und nachhaltig, politisch klug und europäisch.

    Ein guter Grüner in schwieriger Zeit.

    Mir würde ein Wahlergebnis wie neulich in BaWü auch für Berlin gefallen.

    Im übrigen bin ich der Meinung, dass Westerwelle und seine "liberale" FDP gerne in der Versenkung verschwinden dürfen.

    (Liberale waren bzw. sind Tocqueville, Heuss, Hamm-Brücher, John Rawls, aber nicht die Lobbyisten von Pharma, Atom und Banken)

  • N
    Nils

    Wäre schön, wenn diese Phase anhalten würde bis zu den Bundestagswahlen. Es ist höchste Zeit für grüne Politik in Deutschland.

     

    Bis zu den Bundestagswahlen ist aber noch viel Zeit hin, und wenn's dann soweit ist, werden die Grünen vor der Frage stehen, ob sie mit der CDU ins Bett gehen sollen oder nicht. Da wird dann von Gestaltungsmöglichkeiten gesprochen werden, wie in Hamburg, wo eine Schulreform in den Sand gesetzt, ökologische Kröten geschluckt und am Ende alles hingeworfen wurde.

     

    Im Moment sieht das alles toll aus für die Grünen, aber bei der Bundestagswahl traue ich dem Michel nicht zu, dass er auch mal wirklich vernünftig wählt und Deutschland den Ruck verpasst, den das Land tatsächlich nötig hätte. Besitzstands- und Bequemlichkeitssicherung und Festklammern an abgedroschenen Weisheiten, das liegt dem Wähler im Moment der Wahrheit dann doch näher.

  • P
    piccolomini

    diese momentaufnahme sollten die grünen genießen, denn mehr ist es nicht. sobald sich die fukushima-wogen geglättet haben, die ersten gebrochenen versprechen der baden-württembergischen regierung sichtbar werden, die spd einen peer steinbrück ins kanzlerrennen schickt und fdp mehr anbietet als nur marktradikalität, werden die grünen wieder dort sein, wo sie hingehören, nämlich bei knapp 10 prozent.

  • D
    Dierk

    Bäh!und wo kommen, wenn mal ganz einfach guckt, die stimmen für die grünen her?ja, warscheinlich von dem ehemaligen fdp-wählern.die vorstellung, renate künast wär kanzlerin, macht mir angst. warum nicht mal ein richtiger wechsel zu sozialer politik und zu atomausstieg?wer wählt um gottes willen die grünen?

  • EA
    Enzo Aduro

    Man sollte aber schon dazuschreiben welchen Ruf die Forsa in der Politik, auch bei den Grünen, geniest. Der ist eher zweifelhaft.

  • HL
    Hauke Laging

    Lustig, lustig: Gemeinsamkeit von taz und FAZ? Beide stürzen sich auf das "Maskottchen aus Steglitz-Zehlendorf" (Foto Mitte) ...

     

    Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang immer wieder der beständige Mitgliederansturm auf die Partei (in Berlin gerade die 5000er-Grenze durchbrochen). Dieses Wachstum dünnt die "radikalen" Ansichten bei den Grünen aus und erhöht damit die Wählbarkeit für Normalbürger.

     

    Was ich mal interessant fände: Gibt es Wähler, die man überhaupt erst durch solche Umfrageergebnisse (und inzwischen eben auch Wahlergebnisse) erreicht? Dann wäre das ein selbstverstärkender Effekt. Ich stelle mir das so vor: Jeder ist gern auf der Seite der Sieger. Es macht mehr Spaß, eine 30%-Partei zu wählen als eine 8%-Partei. Die Grünen sind jetzt (in Westdeutschland) in der öffentlichen Wahrnehmung keine Kleinpartei mehr, sondern schnellen Schrittes auf dem Weg in die CDU-SPD-Liga. Wenn es Wähler gibt, für die wir dadurch erst wählbar werden, dann stabilisiert das den Trend.

     

    Umgekehrt bei der FDP: Wer wählt (unabhängig von Inhalten) schon gern so eine Losertruppe? Bremen, McPomm, Berlin, Schleswig-Holstein. Das wird ein einziges Tal der Tränen für die Pünktchenpartei. Aber wer weiß, vielleicht braucht jede Personalentscheidung dort eine krachende Wahlniederlage und beschert uns diese Wahlfolge daher Westerwillis Rücktritt als Außenminister sowie Ersatz für Homburger und Brüderle. Dann werden wir auch bald die peinlichen Zwischenrufe Martin Lindners nicht mehr ertragen müssen.

  • A
    Ans

    Verdientes Ergebnis für die FDP! Was ich nicht verstehe, wieso immer noch mit Schwarz-Gelb (33 Prozent) gerechnet wird, denn wenn die FDP mit diesem Ergebnis sicher nicht im Bundestag vertreten würde aus Schwarz-Gelb nur noch Schwarz - also 30 Prozent.