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Rüstungsindustrie boomtDeutschland verdoppelt Waffenexport

EU-Länder überholen die USA beim Export von Rüstungsgütern. Die meisten Waffen gehen nach Indien. Kriegsschiffe sind der Verkaufsschlager aus Deutschland.

Heiß begehrt: Kriegsschiffe aus Deutschland. Bild: dapd

STOCKHOLM taz | Die deutschen Rüstungsfirmen machen glänzende Geschäfte mit dem Waffenhandel. Laut einer am Montag veröffentlichten Studie des schwedischen Friedensforschungsinstituts Sipri stieg der Umsatz im internationalen Waffenhandel im Zeitraum 2006 bis 2010 gegenüber dem vorangegangenen Fünfjahreszeitraum um 24 Prozent. Der deutsche Waffenexport allein dagegen sogar um 96 Prozent - also fast eine Verdoppelung. Der Anteil Deutschlands am globalen Waffenmarkt kletterte im fraglichen Zeitraum deshalb auch von 7 auf 11 Prozent.

Damit festigte Deutschland den weltweit dritten Platz auf der Liste der größten Waffenexportländer hinter den USA (30 Prozent) und Russland (23 Prozent) und vor Frankreich und Großbritannien. Das Gros der deutschen Rüstungsexporte waren mit 44 Prozent Kriegsschiffe. Das überschuldete Griechenland war mit einem Anteil von 15 Prozent aller Waffenausfuhren Deutschlands bester Kunde. Südafrika folgte mit 11 Prozent. Insgesamt stand Deutschland für 35 Prozent aller Waffenexporte, die in afrikanische Staaten südlich der Sahara gingen.

Der deutsche Waffenexportboom ist auch ein Grund dafür, dass der Anteil der EU-Länder am globalen Waffenhandel mit zusammen 34 Prozent nun größer ist als der der USA. Wobei ein Großteil dieses Handels aber interner Transfer zwischen den EU-Ländern selbst ist. Laut Sipri gibt es eine intensive Konkurrenz speziell der europäischen Waffenexporteure um große lukrative Aufträge nach Asien, den Nahen Osten, Nordafrika und Lateinamerika. Die Firmen könnten sich auf ihre Regierungen verlassen: "Sie ziehen Vorteile aus nationaler staatlicher Unterstützung und exportfördernden Maßnahmen."

Der indische Subkontinent war in den vergangenen Jahren besonders attraktiv für die Waffenschmieden. Indien - mit einem Anteil an globaler Waffeneinfuhr von neun Prozent - hat China als größtes Importland für Rüstungsgüter abgelöst. Pakistan liegt hinter Südkorea auf Platz 4. Rivalitäten mit den Nachbarländern und innere Spannungen stehen laut Sipri hinter diesem indischen Importboom. Wobei Indien seine Einfuhren "nur" um 21 Prozent, Pakistan aber sogar um 128 Prozent steigerte. Als einziges europäisches Land unter den Top Ten liegt Griechenland an fünfter Stelle aller Waffenimportländer. Mit einem Anteil von 39 Prozent war Deutschland an diesen Importen der größte Profiteur von Griechenlands militärischer Aufrüstung.

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9 Kommentare

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  • M
    Müller

    Betr.; Kommentar von "Dod Grile" über "vantast"

     

    Also ich muß hier mal ganz klar sagen, das ich fast 100%ig hinter der Meinung von "vantast" stehe und ich kenne viele die genauso denken, er bringt es verblüffend einfach genau auf den Punkt, im sogenannten christlichen Abendland ist das Geld der wahre Gott. Und im übrigen bleibt es dabei ; Wenn ich einem eine Waffe verkaufe weil er sich von seinem Nachbarn bedroht fühlt und dieser den Nachbarn bei nächster Gelegenheit damit umbringt, ist das strafbar und im höchsten Maße moralisch verwerflich.

    SO, UND NUN BEHAUPTE ICH HIER AN DIESER STELLE; POLITIK IST ÜBERWIEGEND EIN DRECKIGES GESCHÄFT !!!

    Es gibt noch vieeeele andere Beispiele von Korruption und anderen Dingen die auch nicht viel besser sind als Waffenhandel.

  • TM
    Tillson Mirror

    Dinge an sich sind in keinster Weise gefährlich!

    Aber der Mensch haucht ihnen Leben ein und schickt Sie nach außen, harmlos wirkend, flüsternd, an die Fronten von Gut und Böse.

    Das dabei für kleine Schritte in Richtung Frieden ein solcher Trommelwirbel multimedial inszeniert wird, lenkt doch nur von parallel laufenden zwielichtigen Geschäften ab.

    Die Waffen die vor 10 Jahren verkauft worden sind, sorgen heute für Probleme.

    Mit den Problemen beschäftigt sich die Politik.

    Während die Probleme bekämpft werden, dessen Ursachen in der Vergangenheit liegen, bietet der Status Quo ausreichend Platz und Möglichkeit um die Zukunft weiter zu gestalten oder zu verunstalten!

    Und es wird getan! Mittlerweile so dreist das nicht einmal mehr Geheimniskrämerei betrieben wird.

    Im Namen des Guten böses tun!

    Und bei diesen Widersprüchen wundern sich alle das die Welt so schlecht ist.

    Positive Nachrichten kommen mir vor wie Waschmittelwerbung und Negative wie die Endzeitstimmung in einem meiner Computerspiele.

    Keiner ist Schuld.Die Gesellschaft eigtl. nur fiktiv.

    Der Fahrplan erprobt ins immerwiederkehrende Vergessen....

    Erkennt eure Fesseln und bleibt nicht das schwächste Glied!

  • F
    frank

    Bitte nicht schon wieder so ein sinnfreier Vergleich..

     

    Kriegswaffenhandel & Küchenmesserproduktion.

     

    Genauso gut wie grade der Vergleich von AKWs mit Automobilen. Kann ja bei beiden was passieren ^^

     

    Und ja, man sollte gar keine Waffen für Armeen produzieren, verkaufen oder handeln. Genauso wenig wie D nicht Unterdrückungssoftware nach Ägypten oder sonstwo liefern sollte bzw. gar nicht erst entwickeln.

    Ob nun nach Indien oder nach USA ist dabei wurscht. GAR NICHT & GUT IST.

    Mittelalter haben wir hinter uns, Konflikte mit Krieg lösen - sollte doch so langsam bei jedem angekommen sein - kanns ja wohl nicht sein..

  • MD
    maria daubenbuechel

    eigentlich hätten wir genug zu tun,diese erde zu erhalten und menschenwürdiger zu gestalten.ich bin überzeugt davon,daß auch das arbeitsplätze gäbe,die letztlich

    zufriedener machen,denn den gewinn,der den tod für viele menschen bedeutet,kann nicht rechtens sein.wir sehn ja jetzt in lybien,wer da mit waffen gefüttert wurde.die menschen,die dort zu recht für ein besseres leben kämpfen, haben gegen das machtgebahren dieses irren keine chance und das dank der fleißigen waffenlieferungen aus dem westen,russland, china und den usa.es wird zeit umzudenken.

  • DG
    Dod Grile

    So recht verstehe ich die Entrüstung hier in ihrer Indifferenziertheit nicht. Sind denn alle hier Schreibenden tatsächlich der Meinung, Länder wie Griechenland oder Südafrika dürften keine Waffen besitzen und ergo deutsche Firmen ihnen keine verkaufen?

    Und was soll die bizarre moralische Volte der einseitigen Verantwortungsdelegation ("Der Tod ist immer noch ein Meister aus Deutschland")? Denn ich nehme doch an, vantast würde sich dagegen verwahren zu schreiben, "Der Tod ist ein Meister der Partei von Nelson Mandela", nur weil es diese Partei ist, die die Entscheidung zum Kauf der Waffen - und auch, sollte es einmal dazu kommen, zu deren Einsatz - trifft.

    Aber ich vermute, im Weltbild mancher Schreiber ist auch allein der Hersteller eines bei einer Vergewaltigung benutzten Küchenmessers moralisch für die Tat verantwortlich, richtig? (Und komme mir jetzt keiner mit dem albernen "aber-Waffen-sind-nur-zum-Töten-da" - Polizisten tragen praktisch immer Waffen, und töten mit ihnen trotzdem hierzulande so gut wie nie einen Menschen).

    Sicher ist es sinnvoll, nicht jedem alles zu verkaufen - aber der fundamentalistische Umkehrschluss, niemand dürfe auch nur eine einzige Waffe herstellen und verkaufen, ist ja wohl denkbar dämlich.

  • V
    vantast

    Der Tod ist immer noch ein Meister aus Deutschland. D. hat nichts dazugelernt: Geld ist unser Gott und Rheinmetall ist an nichts schuld.

  • K
    Öko-Pazifist

    Deutschland profitiert davon dass Griechenland mit 39 % einer der größten Kunde von Ihm ist. Der waffenumsatz weltweit betrug 401 Milliarden das ist etwa die Hälfte des Euro-Rettungschirm in dem Griechland drin steckt. Wir nutzen es eigentlich aus,den es müsste eigentlich sparen. Denn was Es jetzt braucht sind Arbeitsplätze für die Jugend und ein stabiler Haushalt. Deutschland hat seinen Waffenexport in den vergangenen 5 Jahren laut den Stockholmer Friedensinstitut um 96 % gesteigert.Also fast verdoppelt Es steht an dritter Stelle hinter den USA und Russland und vor Frankreich und Großbritanien."Sie ziehen Vorteile aus nationaler staatlicher Unterstützung und exportfördernden Maßnahmen." Die Bundesrepupblik verdient an diesen Exporten mit.

  • A
    allaOM

    So lange es Schlachthöfe gibt...

     

    ...wird es Kriege geben

  • J
    Joerg

    Liebe taz,

     

    freuen würde ich mich über eine Liste der an Rüstungsgeschäften beteiligten deutschen Firmen zwecks keine Produkte mehr von Ihnen kaufen.

     

    Danke