Prostitution: "Ohne Kondom für 5 Euro"
Die Sitten an der Kurfürstenstraße sind brutal geworden, sagt Tatjana X. Die Domina arbeitet seit 15 Jahren in dem Rotlichtviertel. Sie fordert mehr Kontrollen durch die Polizei. Das neue Bordell fördere nur Billigsex ohne Kondom.
taz: Frau X, Sie gehen seit 15 Jahren als Domina im Kürfürstenstraßen-Kiez anschaffen. Hat sich die Szene verändert?
TATJANA X., 45 (Name geändert), arbeitet seit 15 Jahren als Domina
im Rotlicht-Viertel rund um die Kurfürstenstraße in Berlin-Schöneberg.
Tatjana X.: Ganz extrem. Die Sitten hier sind ziemlich brutal geworden. An der Ecke vor dem Sexkaufhaus LSD ist es besonders schlimm.
Wieso?
Seit einem Jahr findet hier eine extreme Verdrängung statt. Vor allem durch Bulgarinnen und Rumäninnen. Die machen alles ohne Kondom und den Althuren damit die Preise kaputt. Französisch ohne Kondom kostet bei denen 5 Euro. Wir sehen immer, wie die das Sperma ausspucken, wenn die aus den Autos der Freier steigen. Verkehr ohne Gummi kostet bei denen 10 bis 15 Euro. Eine normale Hure nimmt 30 Euro für Französisch. Französisch und Verkehr macht 80 Euro, mit Gummi wohlbemerkt.
Ist der Verfall der Preise das einzige Problem?
Nein. Die jungen Frauen hacken sich gegenseitig die Augen aus. Die schubsen sich gegenseitig vor die Autos. Die bespucken die Anwohner. An jeder Ecke hängt ein rumänischer oder bulgarischer Aufpasser rum. Am Sexkaufhaus steht keine deutsche Frau mehr. Ich gehe da nicht mal mehr lang, um mir ein Taxi zu bestellen. Die Frauen hauen dir die Kippe ins Gesicht und schlagen mit der Flasche zu. Es ist ganz schlimm geworden.
Sind davon nur deutsche Huren betroffen?
Nein, auch Ghanaerinnen und die Thaifrauen. Alle Frauen, die sauber - also mit Kondom - arbeiten.
Was ist denn mit den Junkie-Frauen?
Die Drogenfrauen sind fast alles Deutsche. Die haben sie da vorne einfach weggescheucht. Die stehen jetzt weiter hinten in der Kurfürstenstraße in Richtung zu uns Profifrauen. Die Transvestiten, die in der Frobenstraße hinter dem Autohandel stehen, haben auch schon Krieg mit den Bulgaren. Einige von den Transen haben schon eins mit dem Baseballschläger auf den Kopf bekommen.
Was kann man dagegen machen?
Die Huren müssen sich zusammentun. Oder die deutschen Jungs von den deutschen Frauen.
Sie meinen die Zuhälter?
Quatsch. In Berlin gibt es kaum noch deutsche Zuhälter. Die meisten sind alt und haben aufgehört. Und die haben keine Lust, sich ein Messer reinhauen zu lassen. Hier gibt es fast nur rumänische, bulgarische, türkische und arabische Zuhälter. Die Polizei müsste viel mehr kontrollieren.
Aber Prostitution ist doch legal.
Die Rumäninnen und Bulgarinnen gehen hochschwanger anschaffen. Die stehen da mit kleinen Kindern rum. Wenn sie in ein Auto einsteigen, drücken sie die Kinder den Aufpassern in den Arm. Die Frauen gehen nicht zum Gesundheitsamt. Wir Althuren müssen uns alle drei Monate auf Geschlechtskrankheiten checken lassen. Das tut von denen nicht eine.
Was halten Sie von dem geplanten Bordell?
Ich bin überzeugt, da drinnen werden nur Billigfrauen arbeiten. Gäste werden ausschließlich Männer sein, die billigen Sex ohne Kondom wollen. Nein danke.
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