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ScottyShine, Shine, Shine

Schein – das kann Lichteinfall sein, Schimmer, aber auch Illusion, Anschein. In der Gruppenausstellung „Der Schein der Dinge“ bei Scotty wird deutlich, dass Illusion nicht etwas Nichtreales ist, sondern immer Teil dessen, was wir sehen, also der Welt, die uns umgibt. In Szene gesetzt wird diese visuelle Erkenntnis mit verschiedenen Licht- und Reflexionsspielen. Nicola Stäglich zum Beispiel malt für „Red Glow“ (2019) mit roter Ölfarbe hinter transparentes Acrylglas, was die starke Farbe im Raum schweben lässt. Überhaupt ist die Hängung der 22 Positionen schlicht raumbelebend. Knapp unter der Decke schweben an gegenüberliegenden Wänden die „protocols of remembering 1 + 2“ (2018) von Katja Pudor: dichte Über- und Aneinanderlagerungen von schwarzen Vinylstreifen, unter denen kurze helle Schimmer hervorblitzen. Astrid Buschs absolut anziehender Pigmentdruck „ce n’est pas un désert # 04“ wiederum oszilliert zwischen Collage und Fotoarbeit. Der Science-Fiction-Planet, der auf ihrer Arbeit glänzt, schwappt scheinbar in die Schräge, während ein gleißender Lens Flare eine Glasscheibe hinter der Bildoberfläche andeutet und sogleich zur Supernova über ihrer Pinsellandschaft wird. Und wie ergeht es Sibylla Weisweilers „Bamberger Hörnchen ‚UNTER WASSER‘“ (2018)? Die in zylindrischem Gießharz eingefasste Kartoffel wächst einfach weiter und bildet zarte silbrige Flügel. Dieses langsame Aufsprengen der Umgebung ist sinnbildlich für die materielle Agency, die diese gelungene Schau ausstrahlt. nym

Bis 30. 3., Do.–Fr. 15–19 Uhr, Sa. 14–18 Uhr, Oranienstr. 46

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