„Ganz normal dabei“

Wenn am Freitag wieder Schüler für den Klimaschutz streiken, ist die Klimaaktivistin Greta Thunberg aus Schweden dabei. Die Gruppe „Friday for future“ lädt zum Mitmachen ein

Will in Hamburg einfach nur mitdemonstrieren: die Schwedin Greta Thunberg (M.) Foto: James Arthur Gekiere/dpa

Interview Kaija Kutter

taz: Herr Haupt, am Freitag früh um 8.30 Uhr demonstrieren Sie mit der Gruppe „Friday for future“ Hamburg für den Klimaschutz. Mit wie vielen Teilnehmern rechnen Sie?

Sascha Haupt: Das ist eine schwierige Frage. Bei der letzten Freitagsdemo waren wir etwa 1.000. Die höchste Zahl haben wir bisher am 18. Januar erreicht: 1.500. Diesen Freitag kommt auch Greta Thunberg aus Schweden, das stärkt vielleicht das Interesse.

Seit wann streiken auch Hamburger Schüler?

Im Dezember haben zwei Schülerinnen damit angefangen, für die Idee zu werben. Wir sind jetzt eine Gruppe von 20 bis 30 Schüler*innen und Student*innen, die sich an Wochenenden trifft, um das zu planen. Das sind offene Treffen, da kann jeder kommen. Wer daran Interesse hat, sollte am besten in unsere Whatsapp-Gruppe kommen.

Wie kommt es, dass Greta, die Erfinderin des Streiks, auch zum Demotreff am Gänsemarkt kommt?

Sie wollte gern bei einer Demonstration in Deutschland mitmachen und Hamburg ist halt ganz günstig gelegen.

Wie reist sie denn an?

Mit dem Zug. Ich bitte um Verständnis, dass ich Näheres nicht sage. Wir möchten Gretas Aufenthalt in Hamburg möglichst stressfrei gestalten. Sie ist ein 16-jähriges Mädchen, das in letzter Zeit stark im Rampenlicht steht. Sie wird ganz normal als Gast an der Demo teilnehmen.

Droht sonst ein Personenkult?

Wir sagen, es geht nicht um die Person, es geht um Klimaschutz. Wir freuen uns sehr, dass sie kommt, möchten nur nicht so einen Riesenwirbel machen.

Gab es bei den Streiks bisher Probleme für die Schüler?

Unser Eindruck bisher ist, dass die Schulen das unterschiedlich handhaben. Manche Schüler werden für den Vormittag beurlaubt, andere bekommen eine Fehlstunde. Es gibt Schulen, die sich dem Klimaschutz verschrieben haben und planen, nach den Märzferien mitzumachen.

Eine Lehrerin bekam eine Anzeige, weil sie mit Schülern in der Bannmeile vor dem Rathaus war. Sind die Demos nicht angemeldet?

Doch. Wenn wir dazu aufrufen, sind die Demos auch angemeldet. Wir schaffen es aber bisher nur jeden zweiten Freitag. Die Lehrerin kam, als wir nichts angemeldet hatten.

Wie lange sollen die Freitags-Schulstreiks weitergehen?

Solange, bis sich was ändert und wir einen Klimaschutz bekommen, mit dem sich die Ziele des Abkommens von Paris auch einhalten lassen. Der Kohleausstieg 2038 ist zu spät. Es geht aber nicht nur darum, wann das letzte Kraftwerk abgeschaltet wird, sondern auch, wie viel Kohle bis dahin verbrannt wird.

Haben Sie auch Forderungen an die Hamburger Politik?

Auch das Kohlekraftwerk Moorburg muss schneller vom Netz. Es kommt aber nicht nur auf Kohle an, sondern auch auf Verkehr und Landwirtschaft.

Sollen wir Autos abschaffen?

Foto: privat

Sascha Haupt,

24, Physikstudent im 7. Semester an der Uni-Hamburg, Mitglied der Hamburger Bewegung „Friday for future“ und bei der Jugend des BUND.

Sagen wir, man sollte in den Städten den motorisierten Individualverkehr deutlich reduzieren und auf Flugreisen möglichst verzichten.

Und kein Fleisch essen?

Man muss nicht ganz verzichten, das tue ich auch nicht. Aber die Deutschen essen im Schnitt 60 Kilo Fleisch im Jahr. Das muss weniger werden.

Sie studieren Physik. Ein Grund, sich so zu engagieren?

Ja. Es waren schon Seminare dabei, wo es auch um das komplexe Zusammenspiel von Gesellschaft und Klima ging.

Wie viele Hamburger Schulen sind schon dabei?

Längst noch nicht alle. Unsere Gruppe muss erst noch bekannter werden. Auch an der Universität, der HAW und der Technischen Universität geht es erst jetzt langsam los, aber das Interesse wird breiter.

Link für die Whatsapp-Gruppe: www.rebrand.ly/F4FHH