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René Martens Mitarbeiter der WocheHermann Gremliza

Zeichnung: Inga Israel

Wer eine Vorstellung davon bekommen will, wo die Zeitschrift konkret steht, dem hilft eine Einschätzung, die Herausgeber Hermann L. Gremliza kürzlich bei einer Veranstaltung des Magazins im Hamburger Club Uebel & Gefährlich abgegeben hat. Es sei bedauerlich, dass die Linkspartei „das Wort ‚Linke‘ fast unbrauchbar gemacht“ habe. „Eine Unverschämtheit, sich selbst ‚Die Linke‘ zu nennen, für einen so pur sozialdemokratischen Haufen.“

Das Magazin für Politik und Kultur, das also links von der Linken steht, wird dieser Tage 60, und während diese Positionierung heute eine geringe Breitenwirkung mit sich bringt, hatte es einst einen stärkeren Einfluss auf öffentliche Debatten. In der Jubiläumsausgabe sind prägnante Zitate aus Artikeln versammelt, die berühmte Schriftsteller für konkret geschrieben haben: Peter Handke, Patricia Highsmith, Jean Améry. Letzterer schrieb 1976: „Wie Deutschlands neurotische Angst sich in Aggression konvertierte, hat man schon einmal erlebt.“ Das steht nun natürlich aus gewissermaßen aktuellen Gründen im Heft.

Die Autorin, mit der das Magazin – von Gremliza 1974 neu gegründet, nachdem es eine Zeit lang mit einem bizarren Mix aus Politik und Nackedeis aufgefallen war – am stärksten in Verbindung gebracht wird, ist seit 41 Jahren tot. „Konkret? Ist das nicht die Zeitschrift, für die Ulrike Meinhof geschrieben hat? Die gibt es noch?!“, hört man von Leuten, die seit Jahrzehnten keinen Zeitschriftenladen mehr von innen gesehen haben. Hardcore-Fans jubilieren dagegen: „In dieser Zeitschrift kann ich nie ausruhen (dafür ist der Spiegel da).“ Das schreibt ein Leser in einem der im November-Heft abgedruckten Glückwünsche.

Dass das Magazin noch existiert, ist auch den Betuchteren unter den Lesern zu verdanken. Das führt zu einer Gemeinsamkeit mit der taz: Beide Blätter gehören ihren Lesern. Bei der taz sind die Besitzer Genossen, bei konkret Kommanditisten. Zudem überschneiden sich die Autorenstämme. Bekanntes Beispiel: Georg Seeßlen. Gremliza pflegt freilich eine herzliche Abneigung gegen die taz, er nennt sie manchmal Kinder-FAZ. Die bürgerlichen Medien wiederum, deren Zuträger das Magazin als Knechte des Kapitals sieht, ignorieren konkret in der Regel. Gremliza, der im November 77 Jahre alt wird, hält konkret heute im Übrigen für ein „klügeres Blatt als je zuvor“. Warum? Weil es „zersetzt“ und „niedermacht“.

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