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Gut für die Umwelt – und die Tiere

Verbraucherschutz Für vegane Produkte gibtes viele verschiedene Siegel. Das „Eco Veg“-Label möchte zusätzlich auf die Bioherkunft veganer Lebensmittel hinweisen

So sieht es aus, das neue Siegel. Es wird bereits von Dennree genutzt

BERLIN taz | Vegan muss nicht unbedingt bio sein, auch wenn das oft angenommen wird. Ein neues Siegel soll nun Produkte kennzeichnen, die beides sind: bio und vegan.

Für die Kennzeichnung von veganen Produkten existiert noch keine rechtliche Regelung. Deshalb gibt es eine Vielzahl von veganen Beschriftungen mit vielen unterschiedlichen Standards bei den Zutaten und der Produktion. Die bekanntesten sind das V-Label des Vegetarierbundes Deutschland (Vebu) und die Veganblume, die die Vegan Society England vergibt. Diese versichern, dass die Produkte frei von tierischen Inhaltsstoffen sind, aber nicht, dass sie nach den Kriterien des Ökologischen Landbaus erzeugt wurden.

Das Eco-Veg-Siegel will diese Lücke schließen und Verbraucher*innen auf Lebensmittel hinweisen, die sowohl vegan als auch bio sind. „Der Begriff wird heutzutage relativ inflationär verwendet, obwohl vegan eigentlich einen nachhaltigen und damit ökologischen Gedanken hat“, erklärt Matthias Beuger, Sprecher des Vereins Veg Organic, der das Gütesiegel vergibt.

Zudem gibt es aufgrund der fehlenden rechtlichen Grundlage zu veganen Produkten auch keine unabhängigen Kontrollinstanzen, die die Einhaltung der veganen Kriterien überprüfen. Die Kontrolle wird in der Regel von den Trägern des Siegels stichprobenartig vorgenommen. Beim Eco-Veg-Siegel überprüfen die EG-Bio-Kontrollstellen als unabhängige Instanz, ob alle Verpflichtungen hinsichtlich der Zutaten und der Produktion erfüllt werden. Einmal im Jahr werden die Betriebe besucht und Laborproben durchgeführt.

Einen großen Fortschritt zu einer einheitlichen Definition von „vegan“ erreichte die Verbraucherschutzministerkonferenz von Bund und Ländern im April 2016. Sie legte Kriterien fest, die vegane und vegetarische Produkte erfüllen müssen. Demnach gelten Lebensmittel als vegan, „die keine Erzeugnisse tierischen Ursprungs sind und bei denen auf allen Produktions- und Verarbeitungsstufen keine Zutaten, Verarbeitungshilfsstoffe oder Nicht-Lebensmittelzusatzstoffe verwendet werden, die tierischen Ursprungs sind“.

Auf diese Kriterien beziehen sich auch das V-Label und das Eco-Veg-Siegel. Im Detail unterscheiden sie sich in der konkreten Ausformulierung der Richtlinien. So soll nach den Bestimmungen des V-Labels der Anteil von tierischen Stoffen, die unabsichtlich in die Lebensmittel kommen, unter 0,1 Prozent bleiben. Das Eco-Veg-Siegel legt gleich fest, welche Inhaltsstoffe bei der Verarbeitung verwendet werden dürfen.

Auf Nachfrage der taz schließen allerdings beide Siegelorganisationen unabsichtliche Spuren von tierischen Produkten nicht aus. Es sei nicht flächendeckend möglich, an einer Produktionsstätte ausschließlich pflanzliche Lebensmittel herzustellen.

Verbraucherschützer sind noch nicht überzeugt von Eco-Veg. „Es gibt bereits zu viele Vegan-Siegel, viele Konsumenten bemängeln diese undurchsichtige Siegelflut“, sagt Silke Schwartau, Leiterin der Ernährungsabteilung von der Verbraucherzentrale in Hamburg. Sie möchte, dass der Begriff '„vegan“ gesetzlich geschützt wird, so wie es schon bei „bio“ der Fall ist. Verbindliche gesetzliche Standards, die für alle Anbieter gleich sind, wären laut Schwartau ein wichtiger Schritt nach vorne in Richtung mehr Transparenz und Kundenfreundlichkeit.

Auch der Vebu hält ein weiteres Siegel nicht für sinnvoll. „Viele vegane Produkte beim V-Label tragen auch das Bio-Siegel“, sagt Sprecherin Julia Schneider.

Zwei großen Verkäufer von Bioprodukten, Dennree und Bio Company, schätzen allerdings die neue Ökozertifizierung von veganen Lebensmitteln. Dennree lässt seit April 2017 seine Produkte mit dem Eco-Veg-Siegel auszeichnen. Bei der Bio Company gibt es laut Matthias Beuger ähnliche Pläne.

In der Praxis wird doppelt auf den biologischen Ursprung hingewiesen, denn das Eco-Veg-Siegel erhalten nur bereits mit dem europäischen Bio-Siegel zertifizierte Lebensmittel. Auf den Verpackungen ist es daher direkt neben dem Bio-Siegel zu finden und soll, so Beuger, den Konsument*innen „Rechtssicherheit bei der Wahl von biologischen und veganen Produkten geben“. Yvonne Elfriede Hein

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