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Wie ein kleiner Verlag Nazi-Literatur verkauftKlassiker für die Szene

Foto: Jungsfoto: dpa

Das Geschäft mit rechtsextremer Literatur läuft gut. Seit fast 50 Jahren vertreibt der Uwe Berg-Verlag aus dem niedersächsischen Toppenstedt Publikationen von weit rechten Klassikern für die Szene. Im Programm des Familienverlages mit Antiquariat sind Werke des nationalsozialistischen Rassentheoretikers Hans F. K. Günther oder des konservativen Revolutionärs Edgar Julius Jung. Für 18 Euro kann in der „blauen Reihe“ Günthers „Der nordische Gedanke“ bezogen werden, für 28 Euro in der „schwarzen Reihe“ Jungs „Die Herrschaft der Minderwertigen“.

Die Geschäftsidee des 1970 von Uwe Berg gegründeten Verlages ist einfach. Die Werke der einschlägigen Autoren – unter ihnen auch Arthur Möller van den Brucks „Das Dritte Reich“ und das von Achim Gercke und Rudolf Kummer herausgegebene „Die Rasse im Schrifttum“ – werden als Quellentexte angeboten. Von den Originalen unterscheidet sie nur ein neuer Einband und eine kurze Vorbemerkung.

„Mit unseren Reihen unveränderter Nachdrucke von markanten Werken der Konservativen Revolution wollen wir wenig bekannte und nur schwer zu beschaffende Quellentexten der breiten Öffentlichkeit zugänglich machen“, schreibt der Verlag im Anhang von Jungs Schrift „Die Herrschaft der Minderwertigen“.

Doch bei diesem Anliegen geht es dem Verlag wohl nicht nur um die Mitglieder der antidemokratischen und egalitär, autoritären Bewegung der Weimarer Republik, sondern auch um die Autoren des Nationalsozialismus.

Andreas Speit

arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland.

Der Verlagsgründer kommt selbst aus der verbotenen „Wiking Jugend“. Sein Sohn ist in den Verlag eingestiegen, eine seiner Töchter ist mit einem führenden NPD-Kader verheiratet. Und weil er selbst so viele eigene Kinder im nationalen Geiste erzogen hat, spricht Berg gern von seinem „eigenen Lebensborn“.

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