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Klimaschutz für umme

Studie Weniger CO2 zu emittieren heißt, viel Geld investieren. Volkswirtschaftlich rechnet sich das

Bringt auch Jobs: Styropor an die Wand kleben Foto: Sebastian Gollnow/dpa

BERLIN dpa/taz | Klimaschutz entlastet einer Studie zufolge Bürger, Wirtschaft und Staat auf lange Sicht mehr, als er kostet. Das „Aktionsprogramm Klimaschutz 2020“ bringe rund ein Prozent mehr Wirtschaftsleistung und allein im Jahr 2020 etwa 430.000 neue Jobs, heißt es in einer Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC), die das Bundesumweltministerium in Auftrag gegeben hat. Die neuen Arbeitsplätze entstehen demnach in verschiedenen Bereichen, der Bausektor bekommt mit 16 Prozent den größten Anteil ab.

Das Aktionsprogramm hatte die Bundesregierung im Dezember 2014 beschlossen, weil sich abzeichnete, dass Deutschland seine Ziele zu Treibhausgas-Einsparung bis 2020 nicht schaffen würde. Es besteht aus gut hundert Maßnahmen. Investitionskosten von 123 Milliarden Euro stehen laut der Studie langfristig Einsparungen von 274 Milliarden Euro gegenüber, vor allem durch einen geringeren Energieverbrauch.

Bis 2020 liegen die Einsparungen laut PwC erst bei 42 Milliarden Euro. Viele Maßnahmen, etwa die bessere Dämmung von Häusern, wirkten langfristig, erklärte Studienautor Borge Hess von PwC bei der Vorstellung der Ergebnisse am Mittwoch in Berlin.

Der Staat könne etwa durch den Umbau öffentlicher Gebäude netto 26 Milliarden Euro sparen. Dazu kämen 73 Milliarden Mehreinnahmen, etwa durch Steuern.

„Das Klima-Aktionsprogramm wirkt wie ein Konjunkturpaket“, sagte Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD). „Wer hier auf die Bremse tritt, schadet unserer Volkswirtschaft.“ Die Klimapolitikerin Annalena Baerbock von den Grünen forderte Henricks auf, die Studie „per Eilbote ins Wirtschaftsministerium und an die Unionsfraktionen“ zu schicken.

Auf Privathaushalte kommen laut PwC hohe Investitionen von rund 56 Milliarden Euro zu, etwa für energiesparende Elektrogeräte, neue Fenster oder Elektroautos. Dafür sollen die Bürger mit 82 Milliarden Euro auch besonders stark profitieren, weil sie weniger für Energie – etwa fürs Tanken, Heizen oder Strom – ausgeben müssen.

Nur für die Energiewirtschaft sieht die Rechnung anders aus: Sie muss sich laut PwC auf eine Nettobelastung von fast 10 Milliarden Euro einstellen, weil sie von einem Rückgang des Energiebedarfs nicht profitiert wie die anderen Sektoren. Die Studienautoren weisen aber darauf hin, dass diese Kosten größtenteils von den Verbrauchern getragen würden, etwa über Netzentgelte und Umlagen.

Um die Zahlen zu errechnen, mussten die Autoren von bestimmten Annahmen ausgehen, etwa zum Absatz von Elektroautos oder zu Summen, die Bürger in die energetische Sanierung stecken. Dabei habe man sich nach Zahlen gerichtet, mit denen die Bundesregierung sonst auch arbeite, sagte Hess.

Das Klima-Aktionsprogramm wirkt wie ein Konjunkturpaket

Umweltministerin Barbara Hendricks

Trotz des volkswirtschaftlichen Gewinns der Maßnahmen wird Deutschland seine Klimaschutzziele bis 2020 wahrscheinlich verfehlen. Dar­an ändert wohl auch das Aktionsprogramm nichts. Darauf machten in dieser Woche das Institut für ­ZukunftsEnergieSysteme (Izes) mit einer Studie im Auftrag von BUND, Greenpeace, Klima-Allianz Deutschland, Oxfam und WWF aufmerksam.

Demnach überschätze die Bundesregierung die Wirkung ihres Programms massiv. Eigentlich wollte Deutschland seine Co2-Emissionen bis 2020 um 40 Prozent gegenüber 1990 senken. Das wären dann noch 750 Millionen Tonnen im Jahr. 2015 waren es noch 908 Millionen Tonnen. Die EU allerdings hat ihr Ziel von minus 20 Prozent bis 2020 bereits erreicht.

ingo arzt

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