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Kommentar Gallier als IdentifikationsfigurAstérix, Président!

Rudolf Balmer
Kommentar von Rudolf Balmer

Nicolas Sarkozys Assimilierungsforderung gegenüber Zuwanderern leugnet die Geschichte Frankreichs. Und sie kann rassistisch verstanden werden.

Au weia, was Sarkozy da nur wieder erzählt? Foto: ap

W er Franzose werden will, soll sich gefälligst anpassen, meint Expräsident Nicolas Sarkozy. Integration reicht ihm nicht, er fordert Assimilierung als Preis für die Aufnahme in die Grande Nation. Er liefert den Zugewanderten auch gleich die passende Anleitung dafür mit: ein mythologisch verklärtes Bild einer nationalen Identität.

Wer Franzose ist, soll sich mit den „gallischen Urahnen“ identifizieren. Die Comic-Gallier Asterix und Obelix würden sich darüber krumm lachen. „Sarkozyx“ aber will allen Ernstes wieder „Galliens“ Häuptling werden.

Es hat Jahrzehnte gebraucht, bis aus den französischen Schulbüchern für den Geschichts- oder Staatskundeunterricht der stereotype Satz über „unsere Vorfahren, die Gallier“, endlich gestrichen wurde. Natürlich wohnten einst im heutigen Frankreich in den Jahrhunderten vor und nach Christi Geburt die Gallier, oder besser gesagt, so benannte keltische Stämme.

Das aber ist nur ein Teil der Entstehungsgeschichte der heutigen Nation, die das Ergebnis zahlreicher Völkerwanderungen und der Mischung mit Immigranten aus aller Welt darstellt. Und was sollen etwa die Franzosen auf Martinique, Guadeloupe, aus Tahiti oder La Réunion dazu sagen, dass Sarkozy zufolge nur ein echter Franzose ist, der sich zu 100 Prozent als Nachfahre der weißen Gallier fühlt?

Komisch ist Sarkozys Versuch, das Rad der Geschichte zurückzudrehen, allerdings nicht. Seine Assimilierungsforderung macht das Recht auf kulturelle Eigenart verdächtig und klingt im Kontext sogar fremdenfeindlich bis rassistisch. Angesichts der multikulturellen Entstehung und der heutigen Zusammensetzung der französischen Gesellschaft ist sie eine Form von Geschichtsleugnung.

Die Absicht dahinter ist nicht schwer auszumachen: Sarkozy geht mit solchen Tönen im Lager des rechtsextremen Front National auf Stimmenjagd. Das ist viel weniger lustig und harmlos als das Asterix-Original.

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Rudolf Balmer
Auslandskorrespondent Frankreich
Frankreich-Korrespondent der taz seit 2009, schreibt aus Paris über Politik, Wirtschaft, Umweltfragen und Gesellschaft. Gelegentlich auch für „Die Presse“ (Wien) und die „Neue Zürcher Zeitung“.
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3 Kommentare

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  • Der Witz ist ja noch ein ganz anderer: Keltisch ist eine indoeuropäische Sprache mit einem sehr starken hamito-semitischen Substrat. Was den archäologischen Befund bestätigt: Gallier sind Mediterrane (Megalithkultur), die sich mit den später einwandernden Indoeuropäern integriert/vermischt haben in etwas Neues hinein.

  • Die Asterix-Comics würden, wenn man die heutigen Maßstäbe anlegt, als grob rassistisch klassifiziert werden, taugen also nur bedingt als Vergleich. Deren (neue) Authoren haben auf die "Gefahr" auch reagiert und verulken nun nur noch ausgestorbene Volksstämme. Das ist zwar langweilig aber wohl politisch korrekt. Oder was glauben Sie was hier los wäre, wenn jetzt "Asterix bei den Osmanen" oder ähnliches herauskommen würde?

  • Sarkozys Spitzname ist Sarko le Hobbit. Vielleicht hofft er daß Asterix ihm da raushelfen kann. Kann er aber nicht. Sarko ist ein 2% Kandidat. Wenn überhaupt. Mme Le Pen zu verhindern wird wohl nicht mehr möglich sein. Und wenn die erst am Ruder ist, dann sind Asterix und seine Gallier das geringste Problem.