Fritz Bauer verschonte Nazirichter

Aktenfund Nazijäger Fritz Bauer stellte rund 100 Verfahren ein, so ein Exrichter des OLG Frankfurt

FRANKFURT dpa/taz | Der frühere hessische Generalstaatsanwalt Fritz Bauer (1903–1968) stellte rund 100 Ermittlungsverfahren gegen Richter und Staatsanwälte ein, die in der Nazizeit Todesurteile verantwortet hatten. Das geht aus Unterlagen hervor, die der frühere Vorsitzende Richter am Frankfurter Oberlandesgericht, Georg D. Falk, ausgewertet hat. Die Aktenfunde könnten Bauer in ein anderes Licht stellen.

Bauer war maßgeblich am Zustandekommen der Frankfurter Auschwitz-Prozesse in den 60er Jahren beteiligt gewesen. Der selbst von den Nazis verfolgte Staatsanwalt hatte sich mit großer Energie dafür eingesetzt, NS-Verbrechen vor Gericht zu bringen und ranghohe Nationalsozialisten wie Adolf Eichmann zu fassen.

Dementsprechend verwundert äußerte sich Falk zu seinen Funden. Es sei ein Rätsel und verblüffend, warum Bauer wie andere Generalstaatsanwälte damals diese Verfahren eingestellt habe. Er wolle nun eine Diskussion darüber anstoßen. Gleichzeitig betonte Falk: Die Aktenfunde änderten aber nichts daran, dass Bauer ein Vorbild und eine wichtige historische Figur sei. Falk leitet ein Forschungsprojekt über die Geschichte des OLG Frankfurt.