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Wollen nur Win-Win-SituationenDie Öko-Egoisten

Eine neue Studie über den grünen Lebensstil kommt zu ernüchternden Ergebnissen: Umweltbewusst angehauchte Menschen seien unpolitisch, ichbezogen und unsexy. Was nun?

Grün: ja, immer grün: nein - das ist die Ansicht der Lohas. Bild: dpa

Die Hoffnungen, die die Wirtschaft und die Umweltbewegung in den neuen Typus des Ökokonsumenten setzen, sind gewaltig - und gewaltig überzogen. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie. Konsumforscher behaupten, dass zehn bis zwanzig Millionen Deutsche auf dem Weg zum Lohas seien, also dabei, Vertreter des "Lifestyle of Health and Sustainability" zu werden - eines neuen Lebensstil der Gesundheit und Nachhaltigkeit. Kurzdefinition: Lohas demonstrieren nicht wie klassische Ökos vor dem AKW, sie haben zunächst das Ziel, dem eigenen Körper etwas Gutes zu tun. Daraus erwächst und daran geknüpft ist der Wunsch, auch für andere Menschen und die Umwelt Gutes zu wollen.

Es ist nicht so, dass es diese Menschen nicht gäbe. Es werden ständig mehr, wie man etwa an den wachsenden Mitmacherzahlen des Internetportals utopia.de sehen kann. Doch nun kommt eine Studie zu ernüchternden Erkenntnissen, die das Lohas-affine Milieu erforscht hat, also jene Millionen, die über die neuen Ökos und Utopisten und Lohas hinaus für einen grünen Lebensstil zumindest ansprechbar sind. "Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach. Da machen die Lohas-People keine Ausnahme. Der gute Wille ist da. Aber Bequemlichkeit und Eigennutz fordern ihren Tribut", sagt equity-Chefin Cordula Krüger, die die Studie im Auftrag der Berliner Nachhaltigkeitsagentur Stratum und der Deutschen Bundesstiftung Umwelt durchgeführt hat und die am Donnerstag in Osnabrück vorgestellt wird. Projektleiter Stefan Siemer warnt davor, in Zeiten von Klimawandel und ungelöster Energiefrage allzu große Hoffnungen auf die Handlungsbereitschaft der Lohas-affinen Milieus zu setzen. "Ökologisch handeln sie vor allem in den Bereichen, die einfach sind und die nicht viel kosten."

Die Untersuchung wurde mit einem Sample von über 250 Personen durchgeführt. Alle Teilnehmer stehen auf Marken und bezeichnen sich als besonders gesundheitsbewusst, haben überdurchschnittliche Bildung und Einkommen, beziehen Ökostrom oder denken darüber nach, und sie kaufen auch Bioprodukte. Die Studie gibt damit klare Hinweise auf die psychologische Befindlichkeit der Lohas-Affinen, ist aber nicht repräsentativ für die ganze Bevölkerung.

Ergebnis: Das Wissen und das Bewusstsein ist da, aber im echten Leben konzentrieren sie ihr Engagement auf "Kleinzeug, das auch Geld spart", wie Siemer das nennt. Am liebsten ist ihnen eine Win-win-Situation: Gut für mich und gut für die Umwelt. Ihre Faustregel: Was ich nicht mache, ist auch nicht so wichtig. Umweltschonend reisen, zum Beispiel. Was sie überhaupt nicht mögen: Verzichten müssen oder sich als Verbraucher engagieren. Sie wollen weder boykottieren noch Protestkarten an Unternehmen oder Ministerien schreiben.

Ihrem Denken entsprechend neigen sie auch nicht zu kategorischem Vokabular. Überspitzt formuliert - sie würden nicht sagen: "Die Welt darf nicht untergehen". Sondern: "Es wäre schon schade, wenn die Welt unterginge." Oder: "Nur noch Bio kaufen" - das würden sie nie unterschreiben. "Nach Möglichkeit Bio kaufen", das finden sie gut und unverbindlich genug. Politisierte Rhetorik mögen sie auch nicht. Als Siemer das unlängst in Hamburg einem Kreis von Non-Profit-Nachhaltigkeitsarbeitern vorstellte, ging ein Stöhnen durch den Saal. Tenor: O Gott, wie soll man mit denen die Welt retten?

Eine besonders erschütternde Erkenntnis der Studie: Der Glamourfaktor ist geringer als angenommen. Die Lohas-Affinen beschreiben sich selbst mit einer gewissen Selbstironie so: nette Menschen, emphatisch, natürlich, statusbewusst. Aber eben nicht: cool, stylisch, leidenschaftlich. Eher im Biederen als im Erotisch-Aufgeladenen verhaftet, mit Kontrollschalter, um nicht triebhaft aus dem Bauch zu reagieren. Eher Frau als Mann. Und wenn Mann, dann "weicher" Mann. Hin und her gerissen zwischen Pragmatismus und Missionseifer, was sie auf Dauer ermüdet. "Die Lohas-Affinen schwanken zwischen Pharisäertum und Pragmatismus. Wer so viel schwankt, ist stets auf Selbstbeobachtungsposten und entsprechend verkopft. Und Geist als Widersacher der Seele macht das Ganze zu einer leicht sedierten Veranstaltung", sagt equity-Chefin Krüger. Letztlich sagt die Studie, dass es sich bei den potenziellen Neogrünen um unpolitische, ichbezogene, bequeme Menschen handelt.

Grund zur Resignation? Gar nicht, sagt Stratum-Geschäftsführer Richard Häusler. Er sitzt in Berlin-Friedrichshain und arbeitet daran, klassischen Ökos aus Umweltverbänden die potenzielle neue Kundschaft so zu erklären, dass die sie für ihre grüne Sache gewinnen können. Es gehe darum, den Alt-Ökos "beizubringen, sich stärker an den Bedürfnissen der Lohas auszurichten". Also wird er ihnen sagen: "Überfrachtet die Leute nicht mit euren Vorstellungen von Öko-Aufklärung. Geht mit dem um, was da ist." Und wenn die sagen: Ist das nicht zu wenig? Tja, sagt Häusler, der nächste Schritt sei nun: "Wie kann man das neue Wissen nutzen, um trotzdem was zu bewegen?" Daran wird jetzt weitergearbeitet.

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32 Kommentare

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  • K
    Kalle

    Der Artikel ist provokant, aber langweilig.

    Viele Kommentare ähneln einem Kindergeburtstag.

    Man, man, man.

  • V
    vic

    @an vollidiot!

    Dein Name ist Programm.

     

    Und eins noch an alle. Lohas ist ein bescheuerter Begriff und die Diskussion ein schlechter Scherz.

  • A
    Anti-Fundi

    banales Ergebnis, merkwürdige Schlussfolgerung

     

    Die meisten Käufer von Bio-Produkten beschreiben sich als nett, sympathisch aber nicht als cool und stylisch. Zudem sind Sie in ihrem Denken und Handeln eher pragmatisch als dogmatisch. Eine Beschreibung, die auf 95% der erwachsenen Bevölkerung zutrifft.

     

    Wie der Autor daraus die Schlussfolgerung zieht, dass diese Gruppe unpolitisch, egoistisch und bequem ist, wird wohl sein ewiges Geheimnis bleiben...

  • SP
    Sjörn Plitzko

    Genau, immer schön weiter spalten und gemeinsamen Konsens verhindern. Das war schon immer am effektivsten.

  • AS
    Andreas Spector

    ... also mir ist es ehrlich gesagt ziemlich Wurscht, wer da im Bioladen mit mir zusammen einkauft - und aus welchem Grund. A propos, auch, wenn man in alter Gewohnheit noch "Bioladen" sagt, meint man doch heutzutage oft ziemlich große Bio-Ketten-Märkte.

     

    Da haben die großen Bio-Ketten wie A*** und B*** eine Menge in professionelle Werbung investiert, um neue Kunden anzulocken, und nun ist das den Puristen schon wieder fraglich ... Ja, sollen die Leute denn lieber wieder in die Non-Bio-Ketten mit den vier Buchstaben abwandern und Zeug mit Pestiziden kaufen?

     

    Wenn jemand lieber die Bio-Landwirtschaft unterstützt, freut's mich, und das es immer mehr werden, auch. Da leistet doch jede/r irgendwie seinen und ihren Beitrag. Witzigerweise auch ausgerechnet der L***-Mensch mit seinem quecksilberfreien Rolex-Chronometer.

  • P
    polyphem.OS

    In Osnabrück, und dort nicht nur bei der schwarzen Bundesumweltstiftung, werden häufiger unsinnige Studien erstellt. In die Reihe dieser Grotesken passt auch die Studie, die ein Prof. Otten über die angeblich "linken" Alten (ab 50, da kann ich nur lachen!), die unglaublich viel und "variantenreichen" Sex haben, veröffentlichte - mit freundlicher Unterstützung von Karstadt-Quelle-Versicherungen. Das ist der Marktführer bei Zahn-Zusatzversicherungen. Komisch, nicht wahr?

  • UB
    Uschi Bender-Wittmann

    Was heute Lifestyle ist, ist morgen Mainstream und übermorgen out. Lohas sind offensichtlich die Leute, die jedem Trend hinterherhecheln - nie authentisch, aber immer bemüht. Egozentrisch? Mir egal. Sie können dafür sorgen, dass die Ökobewegung mehr Wahrnehmung und Akzeptanz erfährt.

  • HL
    Hans-Jürgen Langenbahn

    Ich habe bereits vor einigen Tagen auf die Studie aufmerksam gemacht (http://kaffee-blog.maskal.de/lohas/lohas-mythos-und-wirklichkeit). Überrascht hat mich das Ergebnis keineswegs. Entscheidend ist aber: Es tut sich was. Es tun sich viele Dinge, an vielen Stellen, in vielen Länder, in vielen Bereichen, sei es den Klimawandel betreffend, die Nachhaltigkeit, das Konsumentenverhalten, den Umweltschutz, die Entwicklung Afrikas,...Keiner weiß genau, wohin die Reise gehen wird. Ich beobachte eine Aufbruchstimmung, etwas, was wir seit Jahrzehnten nicht mehr in diesem Umfang hatten. Dass es viel für und wieder gibt: um so besser. Wir sollten einfach alle am Ball bleiben, und vor allem die Veränderungsprozesse stärker von den Köpfen in die Hände gleiten lassen ...

     

    Langenbahn

  • V
    vollidiot?

    ich kann diese gutmenschen auch nicht mehr ertragen. kommen aus ihren langweiligen doerfern in die hippe stadt, schliessen sich in eigentumsghettos ein, fressen nur bioziegenkaese ausm allgaeu, setzen sich sankt pauli muetzen auf, spenden jeden monat zehn euro bei greenpeace, fahren ein hybridvolvo, tragen nur kleidung aus hanf, waehlen natuerlich gruen und haben die weisheit mit loeffeln gefressen. mit dem realen leben hat das eher wenig zu tun.

  • CL
    Christina Lohase

    Trendforscher..

    brauchen immer wieder neue knackige Kunstbegriffe, die die Marketingleute und Journalisten dann begierig aufnehmen... Zeugt z.B. ein namhafter Trendforscher in fortgeschrittenem Alter noch ein Kind, wird gern mal der Trend der "späten Väter" ausgerufen.

     

    Solche Trends machen mich genauso skeptisch wie Statistiken hinter denen ja auch immer ein Auftraggeber steckt. Gesunder, analytischer Menschenverstand und mit offenen Augen durchs Leben zu gehen eröffnet oft mehr Horizonte als Trend- und Marktforschung. Lebenserfahrung. Doch daran mangelt es der Branche, bzw. der modernen Arbeitswelt - da man ja lieber 14 Stunden wichtig in Meetings verbringt.

     

    Menschen sollte man nicht in Schubladen stecken. Socken schon eher.

     

    Die Marketingexperten beißen sich die Zähne an den so genannten LOHAS aus. Sie sind so schwer zu fassen... Keine homogene Zielgruppe. Sie wollen sich einfach nicht in Schubladen zwängen lassen...

     

    Wie erreicht man sie nur?

     

    Vielleicht probiert Ihr Marketingexperten es mal mit Glaubwürdigkeit und Authentizität, Greenwashing

    hilft rein gar nicht, sondern bewirkt das Gegenteil.

     

    Bin ich vielleicht ein Lohase?

     

    der gemeine Lohase isst gruen und mag GRUEN durch und durch. das muss aber lange noch nicht heißen, dass er auch immer GRUEN wählt. Er kann auch ganz anders...der Lohase eignet sich nicht für Käfig- oder Schubladenhaltung.

     

    Er schlägt gern mal einen Haken und ist sehr beweglich. man findet ihn überall, in der Stadt auf dem Land. Im allgemeinen ist er sehr undogmatisch und freiheitsliebend. er achtet die anderen Hasen, auch wenn sie (noch) keine Lohasen sind.

     

    Lohasen lieben ökologische Lebensmittel, die schmecken ihnen einfach besser und außerdem erhält die biologische Landwirtschaft ihren eigenen Lebensraum. Lohasen können es gar nicht leiden, wenn sie für dumm verkauft werden. Daher mögen sie auch DIE GRÜNE TOMATE besonders gern und nominieren diejenigen, die sie verdummen wollen... http://www.utopia.de/forum/showthread.php?t=3065

  • A
    Anne

    Was soll die Welt gegen solche Spießertypen wie den selbsternannten "Proletarier" - Kommentar unten - bloß machen? Wäre er typisch für alle Proletarier, wäre es ja kein Wunder, dass bisher fast noch nie eine Revolution wirklich gut geklappt hat; z.B. die Stalinisten haben es ja sogar geschafft, dass sich ganz Osteuropa im 20. Jh. weniger demokratisch weiter entwickelt hat, als z.B. Nordamerika ... Also wenn das proletarisch sein soll, na dann passt es ja zu solchen "Proletariern", die ihre verzerrte Wahrnehmungen der Realität für wahrheitsgetreue Widerspiegelungen derselben halten.

     

    Aber wie A. Einstein schon sagte: Ein Vorurteil ist schwerer zu spalten, als ein Atomkern.

  • PB
    Peter Bies

    Ökomoralisten, Lohas, Bobos und andere Vertreter der nutzlosen Mittelschicht... früher nannte man die einfach Spießer. Mit einem Unterschied. Die SpießerInnen alter Prägung waren nicht so mitleiderrend um "Authentizität" bemüht:

    Öko? Ja - aber nur wenn's nicht wehtut.

  • M
    micha

    danke proletarier, du warst schneller :-D

     

    die liste dieser kommentare is eine reine selbstverteidigung.

    und die anzahl der kommentare bei diesem artikel im vergleich zu den restlichen aktuellen umweltthemen spricht ja wohl bände...

  • P
    Proletarier

    Tja, liebe Lohas,

    eine bessere Bestätigung für die provokant vorgetragene Wahrheit in diesem Artikel, als es eure Kommentare sind, könnten eure selbstgerechten outing´s gar nicht liefern. Verändern braucht ihr nichts, und wollt ihr auch nicht; Beibehaltung eures Lebensstandards ohne Schuldgefühle aufkommen zu lassen, da bietet sich Öko-Lifestyle an.

    I.ü., von gutem, weil schmutzigen Sex habt ihr keine Ahnung.

  • AG
    Anton Gräber

    es ist zum davonlaufen. hier offenbart sich wieder die langweilige oberflächlichkeit des taz-universums. der artikel ist völlig nichtssagend, wieder ein tropfen im großstadtaffinen life-style-"diskurs", ein immer wieder aufflammendes geplänkel, welches seinen ursprung sicher mal in einer sozialen bewegung hatte, nunmehr aber im allgemeinen ich-design-zirkus durch die konsumistischen köpfe geistert; völlig entkoppelt vom handlungsfähigen subjekt. der salat wird zum letzten sozialen bindeglied einer "bewegung", aber bitte mit identitätsbildungspotential. naja. die "fraktionierung" der bevölkerung in minimalinteressen-gruppen ist halt effekt neoliberaler wirtschaftsorganisation. daß die taz sich mit ihrer bio-selbstbespiegelung zum apologeten dieser entwicklung macht, ist ja bekannt. nur ändert's nichts. scheindebatte.

  • AM
    anis monchichi

    Wer hätte das gedacht..."LOHAS" sind keine erfolgsorientierte Raubtier-Kapitalisten-Elite und haben wahrscheinlich sogar unterdurchschnittlich viele Brustimplantate. Nein, so kommt man wirklich nicht weit. Eine marketingtechnische Sackgängig ... pardon ... Sackgasse.

    Die 250 Probanden zeigen wohl am ehesten, dass man ziemlich genau wusse, was vorzufinden sei und deshalb auf das Befragen einer representative Menge verzichtete.

  • MS
    Manuel Schmidt

    Wenn ich Lebensmittel aus ökologischer Landwirtschaft kaufe, oder Papier und Holzmöbel aus FSC-zertifizierten Quellen nutze, dann tue ich das nicht aus eigenem Egoismus, sondern im Bewusstsein der Verantwortung gegenüber der Natur.

     

    Ich engagiere mich für den Tierschutz und für einen verantwortungsbewussten Umgang mit den vorhanden Ressourcen. Wenn man dann als "Öko-Egoist" bezeichnet wird, nur weil man BIO-Produkte kauft, stimmt mich das traurig.

  • B
    B.Eng.

    Badgirls_Lilly kann ich und will ich nur Zustimmen: Differenzierung wäre an dieser Stelle ein sehr intelligentes Werkzeug gewesen. Die Nutzung dieses Werkzeugs erfordert jedoch jedenfalls Intelligenz.

     

    Das Problem der vorliegenden Studie (soweit ich es dem Inhalt nach, des hier vorliegenden Artikels urteilen kann, weil die Studie habe ich nicht gelesen) ist jedoch, dass sie nicht von Intelligenz getrieben ist. Die Ziele der Auftraggeber sind anscheinend ganz andere.

     

    Eine wichtige Tatsache wird an dieser Stelle verschwiegen und zwar die, dass die Verbraucher die Macht haben. Die größte Macht überhaupt. Leider ist es nur sehr wenigen bewusst, welche Auswirkungen ihr Konsumverhalten hat. Sie haben es noch nicht gelernt, in Kreisläufen zu denken, und wissen nicht, dass die meisten eingesetzten Gifte, z.B. Pestizide, zu ihnen zurückkommen, z.B. in Trinkwasser, und so ihre Lebensqualität deutlich senken. Abgesehen davon, dass nach WHO jährlich ca. 28.000 Tote und 150.000 Vergiftungen allein durch den Einsatz von Pestiziden beim Baumwollanbau zusammenkommen.

     

    Für jedes Produkt nun, angefangen beim Reiskorn sollte man sich den Kreislauf in der Natur klar machen, inklusive der sozialen Ausläufer.

     

    Daher bin ich nur froh, dass es auch Menschen gibt, die primär nur an ihre Gesundheit denken wenn sie Bio kaufen, denn sekundär schützen sie die Umwelt. An dieser Stelle schließt sich nämlich der Kreislauf, denn das Bio-Produkt, das sie kaufen, kommt aus der Umwelt.

     

    Menschen die nur das billigste, konventionelle kaufen, obwohl sie es sich leisten könnten, Bio zu kaufen, zerstören nach und nach unsere Welt. Diese Menschen haben leider ganz andere Prioritäten im Leben, als das Leben zu schützen.

     

    Daher zieht die Studie für mich völlig falsche Schlüsse. Denn die "unbewussten" Verbraucher, die zu Bio greifen, sind sehr wohl politisch und Umweltschützer, wenn auch sekundär. Und das man mit Umweltschutz schlecht angeben kann, das wissen mittlerweile die meisten, die ihn betreiben.

     

    Ob dieser "fragwürdige" Einsatz nun sexy oder unsexy ist entscheidet immer noch der/die FreundIn oder PartnerIn, was von seinem Niveau abhängt und nicht ein Haufen Papier!

  • HG
    Hans-Peter Gensichen

    Also im November eine Studie. Als gerade die größte Finanz- und Wirtschaftskrise tobt. Als gerade klar wird, dass eine Masse von LOHAS aus der Mitte an den Rand geschleudert werden wird. Als gerade jene Schicht größer zu werden beginnt, die zwangsweise, mangels Masse den Konsum reduziert, die Mobilität einschränkt, den Unsinn läßt.

    Die ökologische Nachhaltigkeit der Armen - das wäre im November 2008 ein Thema. Schon 1999 konnte man dazu etwas Aufklärendes lesen (Studie von Preisendörfer): Ohne alles Umweltbewußtsein belegt die "arme alte Rentnerin" einen Spitzenplatz in Umweltfreundlichkeit, weit über dem akademischen LOHAS mit Greenpeace-Fördermitgliedschaft. Sexy ist das nicht, effektiv schon. Und jene arme alte Rentnerin könnte bald von ihrem "Spitzenplatz" verdrängt werden von vielen viel Jüngeren, die diesen Platz gar nicht mögen. Das wäre ein Thema für eine neue Studie. Das wäre ein Feld für die Umweltverbände. Das wäre zukunftsfähig. Aber wer bezahlt eine so graue Studie? Oder gibt sie in Auftrag?

  • KP
    Klaus Priesucha

    Unsexy?

    Erhellend war für mich ein Vertreter der Antiraucherfraktion im Fernsehen, der meinte, ein unschlagbares Argument für das Rauchverbot in Kneipen gefunden zu haben:

    "Früher hat man öffentlich seine Notdurft verrichtet. Inzwischen gilt dies zu Recht als unanständig. Genauso sollten eben Raucher in gesonderte Kabinen gehen."

     

    Der Mann sprach bezeichnenderweise von "Notdurft", nicht von "Kacken". Er wurde überhaupt nicht gewahr, welch bedenkliche Form der Überzivilisation er hier bejubelt hat:

    Dass ich mich selbst wie auch den Mitmenschen als Auch-Naturwesen nicht wahr haben will. Der Mensch dünstet nun mal Gerüche aus, die nicht nach 4711 duften. Macht Dreck, Lärm, sondert Ausscheidungen ab.

    Das Ideal dieses Gesundheitsapostels ist ein Mitmensch, von dem keinerlei Gefährdung oder Belästigung meiner selbst ausgeht. Wahrscheinlich reglementiert er seine Gäste - wenn er mal einen hat - zum Sitzpinkeln. Für ihn bricht eine Welt zusammen, wenn er nur eine kleine Pfütze Urin wegfeudeln muss.

     

    Sein Gesichtsausdruck sprach Bände: Matte Augen, heruntergezogene Mundwinkel, verbissen. Er wirkte nicht nur unsexy, sondern freudlos.

     

    All dies ist kein Wunder. Wer sein gesamtes Leben darauf ausrichtet, "gesund zu leben", jagt einer Chimäre nach. Zwar kennt man einiges, was gesundheitsgefährdend ist:

    Rauchen, Saufen, viel Fressen, Querficken, Gummibärchen, schnell Motorrad fahren, extensiver Sport. Aber wie groß die Gefährdung durch diese spaßbringenden Dinge im einzelnen für mich und den anderen ist, weiß keiner genau.

     

    Noch weniger, was positiv in welchem Maße gesundheitsfördernd ist. Was gestern als gesund galt, wird heute nicht selten für sehr bedenklich gehalten - wie auch umgekehrt.

     

    Wer also der Chimäre "gesunde Lebensweise" hinterhechelt, ja meint darüber ein nahezu ewiges Leben erreichen zu können, wird notwendigerweise nicht viel Spaß am Leben haben und anderen bereiten.

    Zum Beweis dessen bedarf es keiner aufwendigen empirischen Untersuchung.

  • H
    hto

    Das "ichbezogen" würde ich konservativ-spiessig nennen - eben der gewöhnlich-spalterische Konsumautist / das leichtfertig-kompromissbereite Produkt der Welt- und "Werteordnung" in Ausbeutung und Unterdrückung zum Wohle des "freiheitlichen" Wettbewerbs - stumpf- wie wahnsinnig kreislaufend in bewußtseinsbetäubter Hierarchie von materialistischer "Absicherung"!?

  • FB
    Franziska Blazejewski

    Zitat:

    "Das sieht nämlich wirklich besch... aus, wenn..."

     

    Ich schätze, das ist mit ichbezogen gemeint oder unter Rücksicht auf andere: als anthropozentrisch. Eine intakte Umwelt ist kein Wert an sich, sondern nur relevant in Bezug auf den Menschen. Das ist nicht verwerflich (ich schmeiße auch keinen Müll auf die Straße/in den Wald, weil ich das besch... finde), aber es verkürzt das Problembewusstsein und treibt niemanden an, sich mit dem Einfluss des Menschen auf das Ökosystem zu beschäftigen und nachhaltigere Wirtschaftsweisen einzufordern - egal, ob sie einen persönlichen Nutzen haben.

  • D
    dcl

    Ist es denn nicht so, dass diese "umweltbewusst angehauchten Menschen" durch ihr win-win-bedachtes Verhalten mehr zum Positiven verändern als viele kompromisslose und teilweise sehr egoistische Hardline-Ökos?

     

    Und warum sollen die Öko-Egoisten weniger sexy sein?

     

    Merkwürdiger Artikel.

     

    @ Hildegard: Ich will Ihnen ja nicht zu nahe treten, aber die weißen Tücher im Wald werden auch abgebaut. Natürlich sieht das nicht gerade toll aus. Nur vielleicht lässt sich das ästhtische Problem ganz einfach dadurch lösen, das (möglichst aus Altpapier bestehende) Tuch einfach unter einen Stein oder mit Erde zu bedecken.

  • HR
    Heiko Reinhold

    Und da waren noch die Leute vom Biohof, die meinten "wir dürfen unseren Kunden nicht sagen, dass wir bei den GRÜNEN sind, sonst kaufen die nicht mehr bei uns".

  • A
    abc

    Ich verstehe kein Wort. Was für ein Geschwurbel.

  • V
    vic

    Was ein Quatsch. Ich lebe umweltbewusst so gut ich kann, respektiere Umwelt, Natur und Tierwelt.

    Und wenn ich dabei auch noch gesund lebe, ist´s mir auch recht.

    Allerdings demonstriere ich (auch mit Geldmitteln) sehr wohl gegen Kernkraft, Kriegseinsätze, Armut und Ungerechtigkeit.

    Und danke, das Sexualleben ist in bester Ordnung.

  • PL
    peter lohas

    Studien sind immer mit dem Inhalt bestückt, wie ihre Macher in die Werkzeugkiste greifen: Wenn ich einen Hammer in der Hand halte, sieht alles wie ein Nagel aus. Welches Maß wird hier angelegt? Welche Erwartungen sind hier im Spiel? Was will uns die Marktforschung hier verkaufen? LOHAS sind keine neuen Ökos, wollen aber altes Denken hinter sich lassen. Sie suchen nach den Wegen, die Alt-Ökos immer noch vorgeben zu finden... Wir stehen am Anfang einer neuen Zeit - Lohas hin oder her... dies ist nur der erste Ausdruck und Folge einer Entwicklung: Bewusstsein und Verantwortung. Lösungen für die sich abzeichnenden Probleme sind noch lange nicht alle erdacht, auf bekannte Methoden können wir meist nicht zurückgreifen. Selbst Millionen Ökokonsumenten werden die Lage nicht verbessern. Womit beschäftigt sich diese Studie eigentlich? Das WorldChanging Projekt z.B. gibt da weit mehr Substanz und Ansätze, - Schluss mit Öko-Lohass-Larifari. Jeder tut was er kann.

  • CK
    christiane klar

    wirklich treffende und amüsante analyse der generation, die sich zwar superalternativ und emanzipiert gibt, aufgrund privilegiert - bürgerlicher herkunft großzügigerweisse unentgeltliche praktika absolviert, aber ihre sooo unkonventionellen lebensentwürfe dann doch von eltern oder partner zahlen lassen.

  • WL
    Werner Lorenzen-Pranger

    Wo ist das Problem? Das Image der "Ökos" hat sich nicht geändert. Na und?

  • B
    BADGIRLS_LILLY

    - etwas mehr als 250 Personen ?

    Das ist ein Witz,

    aber keine wissenschaftliche Studie !

     

    Übrigens gibt es die "Reformhaus"-Fraktion, wie ich sie mal nenne will, schon seit Jahrzehnten!

    die z.B. Rohrzucker kauft, weil er vermeintlich gesund ist, und die nicht groß fragt, wie er denn, speziell unter welcher Ausbeutung von Menschen, hergestellt wurde.

     

    und diese Fraktion widerum ist nicht deckungsgleich mit der "Weltladen"- bzw. "Fair-Trade-"Fraktion, wie ich sie mal nennen will, die da schon sehr viel deutlicher sensibel ist, und diese wiederum nicht deckungsgleich mit der "Feldbefreiungs"-Fraktion, wie ich sie mal nennen will, wobei die letzten beiden sich viel deutlicher überlappen und deren Durchschnittseinkommen liegt auch deutlich unter der ersten Fraktion.

    Mit der ersten und zweiten überlappt sich recht stark die "Atmosfair"-Fraktion, wie ich sie mal nennen will, die sich ab und zu auch gerne einen Urlaub leistet, aber den dann zumindest als Wiedergutmachung für die damit verbundenen Klimaschäden (die ja auch Menschen schaden) "neutralisieren" will.

     

    D a s wäre z.B. ein M i n d e s t m a ß an Differenzierung, die eine Studie zu diesem Thema leisten müsste, wenn sie nicht von Vornherein Müll sein soll (wie so viele "Studien").

  • MH
    Moritz H.

    Ich kann nicht so ganz erkennen, wo das Problem liegt? Es ist doch nur natürlich, dass es Menschen gibt, die an nachhaltigem und gesundem Lebensstil Interesse haben, ohne deshalb ihr Leben umzukrempeln oder ihre gesamte Zeit und Energie in Umweltschutz und ähnliches zu investieren.

  • HG
    Hildegard Grygierek

    Was soll denn das heißen "ichbezogen"? Das kann doch nicht egoistisch sein, wenn jemand, der im Wald mal austreten musste (nur um ein Beispiel zu nennen), sein Tempo-Tuch wieder mit nimmt. Mag sein, dass dieses Verhalten etwas egozentrisch rüberkommt, dennoch finde ich es äußerst rücksichtsvoll. Besonders den Wanderern und Spaziergängern gegenüber. Das sieht nämlich wirklich besch.. abscheulich aus, wenn vom Wegesrand weiße Tücher winken und diese in Massen aus Feld, Wald Feld blinken.

    Und was der Ökoist mit Sex zu tun hat, bzw. nichts am Hut haben soll, ist schleierhaft.