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Streit der WocheBraucht die politische Klasse mehr Adel?

Karl-Theodor Freiherr von und zu Guttenberg ist der Shooting-Star unter den deutschen Politikern - auch aufgrund seiner Herkunft?

Gibt Autogramme auf dem roten Teppich: Superstar von und zu Guttenberg. Bild: ap

BERLIN taz | Wirtschaftsminister "Karl-Theodor Freiherr von und zu Guttenberg" ist das jüngste und neueste Mitglied des Bundeskabinetts. Der 38Jährige hat erst im Februar sein Amt angetreten - und ist laut ZDF-Politbarometer schon jetzt der beliebteste Politiker im Lande, populärer als Angela Merkel und Frank-Walter Steinmeier.

Sein Parteichef, Horst Seehofer wünscht sich noch mehr Politiker vom "Typ Guttenberg" in der Politik - doch vermutlich verbirgt sich unter diesem unglaublichen Erfolg des "Typs Guttenberg" eine Sehnsucht nach dem Typus des verantwortungsbewussten, führungserfahrenen Adeligen, der das Land - anders als die Berufspolitiker der politischen Klasse - souverän aus der Krise führen soll.

Der Adel als Stand ist in Deutschland längst abgeschafft, die entsprechenden Titel gelten nur noch als Teil des Namens - dem aber auch in der Bundesrepublik Deutschland scheinbar noch immer etwas Besonderes anhaftet.

Der sonntaz-Streit der Woche

Wer möchte, dass sein Beitrag zum sonntazstreit nicht nur hier, sondern auch in der kommenden sonntaz erscheint, schicke bitte gleichzeitig per Mail ein jpg-Foto (zur Veröffentlichung) und eine Telefonnummer für Rückfragen an streit@taz.de. Redaktionsschluss: Mittwoch 21 Uhr.

Näheres zum Verfahren siehe im "Stichwort" rechts.

War Richard von Weizsäcker der beliebteste deutsche Bundespräsident, weil man ihn aufgrund seiner Herkunft und dem entsprechenden Habitus für glaubwürdiger in Fragen der Repräsentation hielt oder war er schlicht ein guter Redner? Tut man Karl-Theodor von und zu Guttenberg unrecht, wenn man ihn und seinen Erfolg auf seinen Titel reduziert?

Oder träumt die von Krise, großer Koalition und Dienstwagenaffären gebeutelte Repbulik tatsächlich von ein wenig Glanz & Gloria und einem politischen Personal, das sich kompetent und demütig zugleich in den Dienst des Gemeinwesens stellt - so wie einst der deutsche Dienstadel.

Was meinen Sie? Braucht die politische Klasse mehr Adel?

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48 Kommentare

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  • PZ
    Peter Zimmermann

    @Prittwitz: Aufgrund Ihres offenbar ostpreußischen Familienhintergrundes (Verteibung, Flucht, alles verloren)kann ich Ihre Vorurteile gut verstehen. Aber erstens sind es nicht nur Linke, die dem nicht abgeschafften Adel (siehe:http://de.wikipedia.org/wiki/Adel#Aufhebung_der_Adelsvorrechte_in_der_Weimarer_Republik) mit großen Vorbehalten begegnen, sondern auch Andere. Und das nicht zu Unrecht, mußten doch die Vorfahren des größten Teils der jetzt deutschen Bevölkerung sich jahrhundertelang brutale Unterdrückung durch den Adel gefallen lassen. Es heißt "Wer Wind sät, wird Sturm ernten". Der Adel hatte erzwungene Schonzeiten genug.

  • V
    vic

    Mich gruselt vor Menschen die nicht davor zurückschrecken, sich im Jahr 2009 noch immer mit

    "Karl-Theodor Freiherr von und zu Guttenberg" anreden zu lassen.

    Ich bezweifle nicht die Richtigkeit, würde aber in der Öffentlichkeit auf das elitäre

    "Freiherr von und zu" verzichten. Die CDU/CSU soll doch eine bürgerliche Partei sein, oder?

  • NR
    Nika Robrock

    Wir brauchen nicht mehr Adel, sondern eine zweite Aufklärung, wenn wir nicht hinter die erste zurückfallen wollen.

  • P
    Prittwitz

    Ja, wir brauchen mehr weisse, männliche, gutaussehende, gutverdienende Träger von ehemaligen Adelsnamen in der Politik.

     

    Denn DIE sind die letzte Minderheit, die man hemmungslos und ohne Geschmacksgrenzen diskriminieren, angreifen und beleidigen darf.

     

    Wenn nur noch weibliche Doppelnamenträgerinnen mit echtem oder behauptetem Migrationshintergrund in der Politik unterwegs sind, wirds für die "Linke" irgendwann schwierig, ihre Giftkübel auszukippen.

     

    Daher: Adelige, meldet euch freiwillig als Prügelknaben für die Bessermenschenfraktion.

  • Z
    zweistein

    Die politische Klasse braucht vor Allem mehr Verstand.

  • N
    Nordwind

    Hihi, klar mehr Adel in die Politik. Die über Jahunderte verstärkten Gendefekte durch Inzucht bringen sicher kompetentere Politiker hervor.

     

    Alternativ könnte man aber auch jedem Abgeordneten und Minister ein 'von' schenken.

    ...

  • V
    vic

    Es gibt keine beliebtesten Politiker. Wofür und wodurch sollten Politiker Beliebtheit erlangen?

    Das ist ein Produkt einer TV betäubten Gesellschaft auf "Deutschland sucht den Superstar" Niveau.

  • J
    julius

    ...und in der Schule wollten wir einmal einen Hausarbeit schreiben:

    "Leben wir in einer aufgeklärten Gesellschaft?"

  • A
    andreas

    Ich glaube langsam,hier in Deutschland ticken sie nicht mehr ganz richtig.

    Beliebtester Politiker Deuschlands......

    Was,bitte sagt das über die Kompetenz eines Herrn Guttenberg aus,der immer so forsch und aktiv wirkt?

    Was hat er denn schon bisher geleistet?

    Das er ein Rollenspiel eingenommen hat,bei dem Thema Opel?Er ,der umsichtige,uber den Dingen stehende ,abwägende Minister...?

    Ja,er hat immer schöne Anzüge an,gut gebundene Kravattenknoten,grinst unablässig in die Kameras.

    Aber das reicht ja,um Kompetenz auszustrahlen,und dann noch ein sogenannter"zu"!

    Armes,dämliches,verblödentes "BILD"-Deutschland.

  • P
    Pepre

    Im Zeitalter des Neofeudalismus eine höchst eigenwillige Frage.

  • JS
    Jan Schmutzler

    Die Vermutung Politiker mit adligem Hintergrund wären deshalb glaubhafter und selbstloser, weil sie historisch bedingt Verantwortung für das Volk hätten, halte ich für falsch. Der Adel wurde nunmal abgeschafft und das mit guten Recht. Das der Namenszusatz dennoch noch getragen wird halte ich für fragwürdig auch in Anbetracht von Art 3 Abs 3 GG , denn in den Köpfen der Menschen sind diese Personen oft immernoch höhergestellt. Für die Namensträger selbst aber entstehen keinerlei Pflichten und auch erhöhtes soziales Engagement ist höchstens im heuchlerischen Ansatz von sog. Charity-Veranstaltungen zu erkennen. Abschließend möchte ich sagen, dass ich der Meinung bin, dass niemand allein aufgrund seiner Herkunft eine bessere Qualifikation für eine Führungsposition mitbringt als ein anderer. Vielmehr glaube ich, dass der Adel als solcher in der Tendenz eher nicht geeignet ist, Politik zu betreiben, da solcher oft nicht vor Probleme gestellt sind, die den Normalbürger interessieren.

  • J
    Jackabum

    Wir brauchen keinen Von ,sondern einen Obama.

    Ein Politiker mit Können,Format und der auch einmal auf den Tisch hautaber ein Demokrat bis in die Haarspitze. Der auch ehrlich ist und nicht daran denkt wie man sich Taschen vollmachen kann.

    Wir brauchen kein Dummlaller und keine Pleiten und Pannen Minister wie in BW.

    Die deutschen Politiker sind nur noch eine Blamage für Deutschland.

    Und! 80% aller Deutschen würden Mr Obama zum Kanzler wählen wollen.

  • KK
    Klaus Klausen

    Ich glaube, er steht einfach für sinnvolle, vernünftige Politik, bsp.:

    Wärend sich andere hinstellen und jeden Arbeitsplatz um jeden Preis retten wollen, steht da jemand und sagt: Moment mal, ist es sinnvoll, x tsd. Arbeitsplätze mit X Mrd EUR zu 'retten', die dann vielleicht 3 Jahre später pleite gehen.

    Er stellt sich auch hin und sagt "wir entwickeln einen objektiven Kriterien-Katalog und entscheiden anhand der Bewertung (hat auch Schwächen, ist aber besser also zügelloses Mrd-Verbrennen.)

     

    Und die Unabhängigkeit - ja die hat man vielleicht eher als Sonderschulpädagogen nach 20 Jahren Berufspolitik...

     

    Umsomehr hat ja das Beispiel der 4 hessischen je nach Lesart Aufrechten / Sektierer beeindruckt, die sich trotz nachteiliger Konsequenzen für eine Sache entschieden haben und nicht opportunistisch hinterherliefen

  • KV
    königin von saba

    das schöne an Herrn Guttenberg ist: Er könnte für die Hälfte der Deutschen noch einen Schwiegersohn abgeben, Steinmeier und Merkel haben da keine Chance mehr.

    Mein Apell: mehr junges Fleisch in die Politik, mit oder ohne "von". Da wird auch die Politikverdrossenheit weichen.

    das ist der einzige Grund, dass herr Guttenberg so gut ankommt.

  • B
    Babeuf

    Adelsherrschaft haben wir schon. Die des Geldadels. Dazu gehören auch die reichgebliebenen Teile des Erbadels. Sie alle fühlen sich als "Elite" und sind doch nichts weiter als Erben und Nutznießer vergangener und gegenwärtiger Raubzüge zulasten des Restes der Bevölkerung. Die jahrhundertelange Inzucht im Erbadel greift nun auch im Geldadel um sich. Dank Privatschulen und - unis, Opernbällen usw. ist dafür gesorgt, dass man unter sich Nachwuchs züchtet. So bleibt das Geld in der Familie. Und das in Teilen mittlerweile anscheinend völlig verblödete Volk gibt auch noch Lebenszeit und Geld aus, um sich deren Treiben in Klatschblättern und Fernsehspecials von außen anzuschauen und zu bewundern. Da ist der Tag nicht mehr fern, an dem ein Bundeskanzler von und zu Guttenberg - assistiert durch von und zu Solms von der FDP - eine demokratische Republik regiert. Dann aber gründe ich die Jakobinerpartei neu :-)

  • P
    Philipp

    Wie man unschwer erkennen kann, sind wir alle "d'accord", dass es nun nach geltendem Recht den Stand "Adel" in Deutschland nicht mehr gibt. Also, wieso ist das Kriterium von Belang für eine bestimmte Person? Genau - der Michel ordnete sich immer schon gerne unter...

     

    Hat jedoch seine bzw. eine blaublütige Abstammung zur Folge, dass mehr konstruktive politische Arbeit geleistet wird, dann bitte ich mit Nachdruck um mehr Adel in der politischen Landschaft, mehr Ritterburgen und evtl. kommt dann möglicherweise der Prinz auf seinem weißen Schimmel und zieht den Staatskarren aus dem Dreck/Bürokratie- und Verwaltungssumpf. Wie wohl jeder unschwer feststellen kann glänzen nur wenige unserer "Volksvertreter" durch Kompetenz und effiziente Regierungs/Verwaltungs/Ministerienarbeit - Vielmehr muss ein Affinität zur totalen Totrederei und Banalisierung jeglicher Probleme erkannt werden. Schlussendlich muss gesagt werden, dass wenn eine adelige Abstammung mit politischem Wandel gleichzusetzen ist, dann her damit - völlig egal, ob das Personen von Merz, zu Gysi oder von der Schröder heißen mögen...

     

    In diesem Sinne!

  • HV
    her vonn und zu

    Er wurde nur zum "Star" durch Berichte wie "warum ist er so beliebt?", "Der shooting-star" usw.

    Don't belive the Guttenberg Hype!

  • DM
    Dr.in media res Pasha von Zahntigristan

    Braucht die politische Klasse mehr Adel?

    Brauchen wir solche "kompetentlechzenden" Medien mit solchen Überschriften?

     

    Solche Überschriften gehören in "Herz der Frau" oder "Tinas Niere"

     

    Ich warte nur darauf das eure Artikel mit "Es war einmal..." anfangen!!!

  • R
    rubato

    In anderen Ländern werden die Besten der Besten gefördert, hier nicht einmal die Guten. Wie sagte ein Gesamtschullehrer : "Ich habe mich immer nur für Schwache interessiert". So etwas muss irgendwann einmal nach hinten losgehen. Im übrigen : Die Sache mit dem Adel ist wohl insgesamt etwas komplizierter. Da muss man schon mal ins 18. Jahrhundert zurückblicken und sich z.B. das Verhältnis Goethes, Mozarts u. Beethovens zum Adel anschauen. Das ist zumindest eine ambivalente, nicht aber eindeutige Angelegenheit. Differenziertes Denken scheint nicht eine Sache von Leserbriefschreibern zu sein.

  • A
    Anonymous

    frägt sich nur, bei wem der so beliebt ist. doch sicher vor allem bei frauen, die von natur aus eher auf geld und macht stehen.

  • C
    catweazle

    @ Leo Sokol:Zumindest bei der Errichtung des einen

    Terrorregimes hat sich der deutsche Adel,ja wohl nach besten Kräften beteiligt.

  • M
    melchior

    "vermutlich verbirgt sich unter diesem unglaublichen Erfolg des "Typs Guttenberg" eine Sehnsucht nach dem Typus des verantwortungsbewussten, führungserfahrenen Adeligen, der das Land - anders als die Berufspolitiker der politischen Klasse - souverän aus der Krise führen soll."

     

    das ist sehr schoen formuliert...ab in die zeitmaschine hundert jahre zurueck und wir fangen noch mal an. die deutschen, die deutschen...

    unverbesserlich...danke taz... mal wieder wenn auch unter der hand auf den punkt gebracht.

    zumindest in meiner wahrnehmung...hehehe

  • GP
    Gudrun Parnitzke

    Er ist ein Shooting-Star, weil die Medien ihn dazu gemacht haben und viele Konsumenten auf dem Niveau von "German's next top-model" votieren.

    Seine Positionen im Falle staatlicher Rettungspakete sind taktisch sehr geschickt platzierte Statements, um sich vor den Wählern im richtigen Moment als "Stimme der Vernunft" innerhalb der Regierung zu profilieren und den Unmut der Steuerzahler auf den Koalitionspartner zu fokussieren.

    Geistige Unabhängigkeit beweist man damit noch lange nicht.

    Und die Umfragewerte betreffend: Gibt es Leute, die ihrer Traumwelt von Ken und Barbie noch nicht entwachsen sind?

    Kommentiert doch vor zwei oder drei Tagen unsere Landeszeitung für die Lüneburger Heide(LZ)ein Bild des Politikers nebst Gattin: "Würde er Kanzler, bekämen wir eine sehr schöne First Lady".

    Das sagt doch alles über den Realitätsverlust mancher Medien und ihrer Leser aus.

  • IN
    Ihr Name 2 CV

    Kein Wunder, wenn man dem

    Loddar Matthäus nicht nur so ähnlich sieht...

  • ES
    elke (von) Scholz

    Der Adel wurde durch die Weimarer Verfassung (1919) abgeschafft und das ist gut so. Sonst müssten wir demnächst wieder jeden Zehnten an den Adel abgeben. Mir reichen schon das Drittel an Steuern und Sozialabgaben.

  • SS
    Stefan Sommer

    Die "Beliebtheit" von Herrn Guttennberg passt gut zur Boulevardisierung der Nachrichten und der Politiklandschaft. panem et circenses.

     

    Nicht unerwähnt bleiben sollte meiner Meinung nach beim Thema "Adel" und Politk auch folgender Hinweis:

    http://de.wikipedia.org/wiki/Ahnenschwund

  • LS
    Leo Sokol

    Bei allen gerechtfertigten Vorwürfen, die man dem "Adel" machen kann, sollte man darüber nicht vergessen, dass das deutsche Bürgertum und die Arbeiter es im 20. Jahrhundert vorzogen, die beiden schlimmsten Terrorregime der letzten 1000 Jahre an die Macht zu bringen, anstatt sich an Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit zu orientieren.

     

    Das erste deutsche bürgerliche Jahrhundert hätte also ohne die Britische Monarchie nichts außer Massenmorde vorzuweisen.

  • PL
    Patrice Lumumba

    Herr Greiner,

     

    "Lehranstalten, die nur Blaublüter in ihre erlesenen Kreise aufnehmen"

     

    Könnten Sie mir ein paar dieser Lehranstalten nennen?

     

    Als Eva grub und Adam spann, wo war denn da der Edelmann?

     

    In diesem Sinne und Immer bereit!

    Ihr

    Patrice L.

  • EL
    Erwin Lindemann

    Wenn ein Mann mit der Ausstrahlung von Wichard von Roel in seiner Rolle als Schwiegersohn in der Klimbim Familie es zum beliebtesten Politiker in Deutschland bringt, sagt das nur was über den Rest aus.

  • JV
    Jan v. N.

    Adelsprädikate symbolisieren soziales Kapital. Selbst wenn es nicht vorhanden sein sollte. Da es aber allgemein angenommen wird, wird das Symbol zur selbsterfüllenden Prophezeiung.

    Interessante Leute wollen solche Menschen kennen lernen, von denen sie glauben, dass diese andere interessante Leute kennen.

     

    Ansonsten schadet auch eventuell über die Abschaffung der Ständeordnung hinweg gerettetes ökonomisches Kapital nicht beim Verfolgen einer Karriere.

     

    Beide Kapitalsorten erleichtern Studium, Networking und vieles andere ungemein. Die meisten Inhaber überlanger Namenszusätze wissen das und nutzen dieses Wissen auch.

  • SS
    Stefan Schweizer

    Es braucht mehr fähige, sprachbegabte und symphatische Menschen!

    Heutzutage dominieren clevere, gut vernetzte Juristen mit Machtinstinkt die politische Bühne. Wo sind all die gut ausgebildeten Politologen, gern mit wirtschaftswissenschaftlichem Hintergrund?

    Ich wünsche mir mehr bodenständige Fachleute - ob ihre Vorfahren mal einen Titel verliehen bekommen haben, ist unerheblich.

  • M
    manfred (57)

    Schon an Ihrer Überschrift stören mich zwei Dinge: Zum einen die Formulierung "politische Klasse", zum anderen die Formulierung "mehr Adel".

     

    Zum ersten: Das politische System in der Bundesrepublik Deutschland soll eine repräserntative Demokratie sein, d. h. die Volksvertreter sollen alle Klassen und Schichten der Bevölkerung repräsentieren. Daß das in diesem Parteienstaat nicht so ist, ist schlimm genug, wenn sich die Berufspolitiker mittlerweile aber als eigene Klasse verstehen, ist das grundgesetzwidrig.

     

    Zum zweiten: Mehr Adel in der "politischen Klasse" bedeutete, daß der Adel dort bereits vertreten wäre. Da es in Deutschland aber seit nunmehr rund 90 Jahren gar keinen Adel mehr gibt, müßte der erst geschaffen werden, damit er dort vertreten sein könnte. Obwohl im Artikel ausdrücklich auf die Nichtexistenz eines deutschen Adels hingewiesen wird, verwenden merkwürdig viele Kommentatoren den Begriff "Adelstitel". Nochmal: Es gibt in Deutschland keine solchen.

     

    Ob der Herr Freiherr von und zu Guttenberg einen guten Job macht, wird sich erweisen. Immerhin hat er gelegentlich eine eigene Meinung vertreten, was bei den Berliner Politnasen nicht unbedingt selbstverständlich ist. Aber das hat nichts mit seinem Namen zu tun. Man kann mit einem "adligen" Namen auch als gerichtsnotorischer Steuerhinterzieher enden wie der Herr Graf Lambsdorff oder als Witzfigur wie der adoptierte Herr Prinz von Anhalt oder gar "Foffi"...

  • D
    der_zweifler

    Darf ich bitte darauf verweisen, dass es seit 1918

    in Deutschland keinen Adel mehr gibt, sondern die ehemaligen Titel nur Namensteil ist !

    Auch wenn sat1 immer wieder suggeriert "Adel sucht Frau".

  • CI
    Carlo Ihde

    Politik braucht mehr “Adel”

     

    Aber einen anders verstandenen. Erklärt etwa ein historisch ererbter Vorrang des Blutes die Popularität Guttenbergs? Mal alle auf den Teppich zurück.

    Die Zeitdiagnose hinter allen Fragen nach dem Adelsbedarf der Politik ist, dass Politik ein dreckiges Geschäft ist, dass aber, wie der Philosoph Karl Jaspers 1930 optimistisch äußerte, durchaus eines “menschlichen Adels” bedürfe, also einer Ausgewogenheit und Reife der Person (ja und er sagte auch Gottgläubigkeit, das aber nur der Vollständigkeit halber). Die zu projizieren fällt einem zumindest leichter, wenn das “von” noch im Namen steht: Tradition schafft Zuverlässigkeit in Zeiten der Krise, die KRISE versteht der Bürger schon nicht, also muss er Halt in etwas suchen, das er auch nicht versteht und schon seine Urgroßeltern nicht mehr wollen konnten weil sie es noch unmittelbar mit Unterdückung synonymisierten. Jaspers sagte auch, Adelsherrschaft als “Herrschaft der Besten”, also einer Minorität, sei durchaus zu befürworten. Das sehen wir dann doch differenzierter. Guttenberg als kleiner “Bestenherrscher” wirkt nun agil, scheint mit seinen Methoden mal den ganzen Laden umzukrempeln, dabei ist er nicht das soziologische Surrogat eines eigentlichen “Adels menschlicher Existenz”, sondern eines befriedenden, integrierenden, politischen “Kompetenzadels”, also der Befähigung zum Regieren. Dass Minoritäten als Massenlenker Geschichte machen, also eine Aristokratie der Seele die Massen kontinuierlich in Respekt hält, schien in Zeiten der Studentenunruhen noch unwahrscheinlich mit ihren "Polizeistaat-Polemiken". Politbarometer und Konsorten zeigen uns nun im mediokren Bürgerwillen, dass wir in dieser Hinsicht besänftigt sind. Wer aber laut Jaspers einer Autorität das überlässt, was er nur selbst sein kann, der geht des Adels als im Selbstsein zu erringender Qualität verlustig. Das heißt: auch durch einen neu definierten Adelsbegriff kann sich der einzelne nicht seiner Verantwortung entledigen. Und auch ein Herr Guttenberg kann nur Ausdruck einer Adelsbefürwortung sein, die sich an seinen Leistungen bemisst und kein Stück weit auf das "von und zu" referiert.

  • F
    Franzl

    Der Herr Baron ist letzten Endes auch nur ein schaler Ersatz - am liebsten möchten die Deutschen Günter von und zu Jauch - der beweist ja im Fernsehen immer so schön, dass er sich auskennt. Scherz beiseite: Guttenberg repräsentiert die Sehnsucht der desorientierten Menschen nach dem Klaren, Wahren, Richtigen. Dass Politik vor allem Interessensausgleich konfligierender Ströme ist, mag Willi Wähler einfach nicht akzeptieren - ebensowenig wie die Tatsache, dass es eben DIE Wahrheit nicht gibt. Deshalb stehen ja auch alle auf Erhard und Schmidt: Pappa weiß es und führt uns auf den richtigen Pfad. Ob Führer, Adeliger oder Showmaster - dahinter steht dasselbe Motiv: Politikverweigerung! Wir Deutschen sind Politikverweigerer. Wir wollen keinen Ärger und ein volles Portemonnaie - und die, die politisch - in welchem Punkt auch immer - anderer Meinung sind, sollen eben die Klappe halten, weil sie eben NICHT "die Wahrheit" vertreten.

  • GV
    Graf von Viereck

    "Ist das Wörtchen "von" ein Service, mit dem uns unser Gegenüber die Frage nach dem Wohnsitz ersparen will? Und wenn schon: Was treibt einen Grafen, sich als Grafen, einen Herzog, sich als Herzog einzuführen? Etwa: Lassen Sie sich von meinen Tischmanieren bloß nicht blenden, in Wahrheit gehörten meine Vorfahren zu jenem Pack, das die Menschenrechte ignorierte, den sozialen Fortschritt blockierte, seine Bauern ausbeutete, sein Knechte züchtigte, seine Mägde schwängerte? Ist dieses eigentümliche Beharren der Adeligen auf ihrem Prädikat als öffentliches Schuldbekenntnis zu verstehen? Eine Art Bewältigen der kriminellen Vergangenheit ihrer jeweiligen Familien?" Schon der alte Robert Musil sagte: "Die Hauptsache daran ist, wie leicht es die Bürgerlichen einem Adeligen machen, etwas zu erreichen. Ihm stehen alle Wege offen, und er wird empfangen, wo es sehr viel Name braucht für einen anderen. Man ist viel rascher von ihm entzückt. Mit einem Wort, er findet überall offene Türen." Schlau gemacht von CSU...

  • G
    Gonzoo

    Arbeit adelt, heißt es.

     

    Adel arbeitet selten, dank einer Fehlentscheidung des Jahres 1919 durften unsere Blaublütigen ihre nicht erarbeiteten sondern erherrschten Vermögen behalten und haben noch heute etwas davon.

     

    Adel arbeitet selten gut wie man am Wirtschaftsministersesselwarmhalter Guttenberg sehen kann.

  • GF
    Graf Friedrich-Karl von Stelzenburg

    Ein Kaiser würde uns Deutschen wieder gut zu Gesicht stehen, jetzt wo wir zur "Normalität" zurückgekehrt sind, darf sich auch der deutsche Untertanengeist wieder ausbreiten...

  • R
    Raven

    Ich halte es für nachvollziehbar (wenn auch nicht richtig), wenn die Bürger sich angesichts selbst für BILD Leser offensichtlicher Unfähigkeit in der Politik nach Kriterien umsehen, die ihnen zumindest einen Hauch Zuversicht in die Qualifikationen des zu wählenden Volksvertreters vermitteln.

     

    Sind wir doch mal ehrlich: Wem soll man noch irgendwas zutrauen?

    Wirtschaftsbossen? Die haben unser Wirtschaftssystem (ihren Kernkompetenzbereich) sehenden Auges mit Schwung gegen die Wand gefahren.

    Wissenschaftlern? Hab´ länger nichts von ihnen gehört, was treiben die eigentlich?

    Berufspolitikern? Wozu genau qualifiziert das? Zum Wahlprogramme schreiben?

    Priestern? In der Bibel stand nichts von globaler Erwärmung, Oilpeak etc. oder?

     

    Angesichts dieser eher durchwachsenen Auswahl landet man eben wieder bei denen, die zumindest von jemandem abstammen, der schon mal regiert hat. Eine schlechtere Qualifikation als "Parteimitglied seit 26 Jahren" ist das auch nicht. Allerdings auch keine bessere.

  • V
    vic

    Die Polit-Charts:

    1; Guttenberg, 2; Merkel, 3; Steinmeier.

    Das wäre mein Unsymphatenranking.

     

    Seltsames Volk, die Deutschen.

    Immer öfter wundere ich mich, dass ich auch einer bin.

    Zur Frage:

    Nein, ich brauche bitte weniger von der Sorte.

  • J
    Janosch

    Nun ja, erfrischend ist dieser junge Politiker, weil er sich auf Grund seiner wirtschaftlichen und geistigen Unabhängigkeit seine eigene unangepasste Meinung erlauben kann. Dies ist ein dankbar wahrgenommenes Kontrastprogramm zum üblichen Erscheinungsbild meinungs- und mehrheitsabhängiger, anpassungsgeschundener Berufspolitiker. Das verlangt nicht nach adliger Herkunft ......

  • AG
    Andreas Greiner

    Ämter dürfen nicht nach Namen besetzt werden. Müssen sie auch nicht, denn der Adelstitel steht nur symbolisch für ein Familienunternehmen, dass seine Amigos in allen wichtigen Behörden längst gefunden hat. Hinzu kommt die Ausbildung an Lehranstalten, die nur Blaublüter in ihre erlesenen Kreise aufnehmen und jedem Abgänger, egal ob qualifiziert oder nicht, eine große Karriere garantieren. Leider scheinen die „Normalos“ ihre Untertanenrolle bedingungslos zu akzeptieren, denn seit 1848 wurde wenig unternommen, die eitlen Eliten zu entmachten, im Gegenteil, der Adel übt eine seltsame Faszination auf die Menschen aus: Lady Di, Soraya, auch Guttenberg sind das Opium, nach dem das Volk verlangt.

  • R
    Roland

    In der Opelfrage hat Herr zu Gutenberg eine klare Haltung eingenommen, die sich an übergeordneten Ordnungsvorstellung orientiert. Das ist gut angekommen in den meisten Medien und bei der Bevölkerung.

    Er hat dort nun das Image einer klaren, wertegleiteten, inneren Haltung zu haben. Das korrespondiert aus meiner Sicht schon mit einem positiven Stereotyp oder auch Vorstellung die Menschen von einem starken Adeligen als Führungsfigur und Vorbild haben.

    Insofern unterstützt der Adelstitel Herrn zu Gutenberg.

     

    Wobei ich das nicht überschätzen würde. Klar, neben Herrn zu Gutenberg kann man da auch Herrn von Weizsäcker als Beispiel bringen. Aber ich würde in diese Reihe auch beispielsweise Herrn Helmut Schmidt bringen wollen. Denn aus meiner Sicht ist mehr die klare innere Haltung dieser Menschen für ihre Beliebtheit wichtig, da sie sie auch zugleich unabhängig und über der normalen Parteienpolitik erscheinen lässt.

    Das macht aus meines Erachtens die hohe Sympathie aus.

  • T
    thommas

    Dass der Adelstitel eine Rolle spielt möchte ich doch stark bezweifeln. Entscheidend ist die Leistung, die er im Amt bringt.

     

    Guttenberg hat neben seiner politischen Karriere erfolgreich studiert, promoviert und in der freien Wirtschaft gearbeitet - in welchem Rahmen auch immer. Andere Politiker bringen überhaupt kein Studium zu Ende und haben nie etwas anderes gemacht als Parteipolitik...was ist besser?

     

    In seinen ersten Monaten als Minister hat er ausserdem bewiesen, dass er auch unpopuläre Meinungen vertreten und gegen Widerstände verteidigen kann. Andere Politiker laufen nur kurzfristigen Schlagzeilen hinterher - was ist besser?

     

    Eines ist doch klar: wenn er in der Spitzenpolitik bestehen will, braucht er mehr als Adelstitel und gutes Auftreten. Imho hat er bereits jetzt bewiesen, dass er die Chance dazu verdient!

  • EB
    Ein Brandenburger

    Karl-Theodor Freiherr von und zu Guttenberg als Shooting-Star unter den deutschen Politikern zu bezeichnen entspricht nicht der Realität.

     

    Die ZeitGeist-Autorin Friederike Beck hat ein Guttenberg-Dossier zusammengestellt in dem über die berufliche und politische Entwicklung unseres Wirtschaftsministers berichtet wird. Das Dossier beginnt etwa 2002, dem Jahr in dem Karl-Theodor von und zu Guttenberg in den Bundestag gewählt wurde.

     

    http://www.zeitgeist-online.de/special24.html

     

    Wenn man die entsprechenden Links im Guttenberg-Dossier liest dann kann man feststellen, daß Karl-Theodor zu Guttenberg weder unbekannt war und auch Wissen und Können besitzt. Wenn auch nicht unbedingt auf dem Gebiet der Wirtschaftspolitik.

     

    Zitat:

    „Die Ernennung des 37-Jährigen stets gut Gegelten in ein Ministeramt (auch wenn, wie wir noch sehen werden, wohl eher das Außen- und nicht das Wirtschaftsamt angepeilt wurde) hatte sich schon früher abgezeichnet – wenn man genauer hingeschaut hätte. Als Indikator kann schon 2002 Guttenbergs Berufung in den Auswärtigen Ausschuss des Bundestages zeitgleich mit seiner Wahl in den deutschen Bundestag für die CSU (Wahlkreis Kulmbach) im sensationell zarten Alter von nur 31 Jahren. Vorher hatte Guttenberg allerdings schon bei der CSU im Fachausschuss Außenpolitik gesessen und einige Jahre als CSU-Politiker hinter sich – wie viele erfährt man nicht.“

     

    http://tinyurl.com/Webarchiv-Bundestag2002

     

    Hier bitte bei Auswärtiger Ausschuss –> Mitglieder nachschauen

     

    Im Newsarchiv seine Webseite findet man folgenden Hinweis.

     

    Zitat:

    „Der Bundestagsabgeordnete Karl-Theodor zu Guttenberg wurde kürzlich in die traditionsreiche „Atlantik-Brücke“ sowie in ein Führungsgremium des „Aspen-Instituts“ berufen.“

     

    http://www.zuguttenberg.de/index.php?url=/news_158.htm

     

    Die „Atlantikbrücke“ und das „Aspen-Institut“ sind mit Sicherheit keine Einrichtungen zur Erholung für unbedarfte Adlige. Da wird hart gearbeitet damit die richtigen Leute die richtigen Leute kennenlernen.

     

    Als letztes Beispiel möchte ich noch die „Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik e.V.“ anführen in der sich neben Karl-Theodor zu Guttenberg (im Bereich Politik) viele illustre Mitglieder und Förderer befinden.

     

    http://www.dgap.org/dgap/mitgliedschaft/

     

    Sage also niemand von und zu Guttenberg weis nix und kann nix. Über seine wirklichen Qualitäten wird nur nichts in den Mainstreammedien berichtet.

    Und unbekannt war er zumindest seit 2002 auch im Bundestag nicht, er hat sich nur nicht in die Öffentlichkeit gedrängt.

  • JS
    Jack Sparrow

    Von Beruf Sohn ......

     

    Ganz großes Kino. Leitete eine Firma, die man zu finden nicht imstande ist.

     

    Siehe Reportage von Panorma: http://www.youtube.com/watch?v=aZxNejXqypM

     

    LOL - wenn das man nicht für den Job des Wirtschaftsminister prädestiniert, dann weiß ich auch nicht.

     

    Blender, wohin man sieht und wir sollen diese Schauspieler auch noch wählen. Nicht zu fassen, für wie dumm die uns alle halten.

  • AJ
    Achim Jung

    Waehrend die Republik Oesterreich im Rahmen der Abschaffung der Monarchie nach dem 1. Weltkrieg die Fuehrung von Adelstiteln - auch als Namensbestandteil - unter Strafe stellte, beliess die steckengebliebene Pseudorevolution 1918 in Deutschland den adeligen Gutsherren (=nutzlosen Blutsaugern) ihre Besitztuemer und arroganten Titel. Dadurch haben sie bis heute unverdiente Vorteile, die ihnen schleunigst aberkannt werden sollten. Achim Jung, Santa Monica, USA

  • K
    Karmor

    Ja.... Wenn das äußere Erscheinungsbild stimmt, verzeiht man auchmal fehlende Kompetenz in den Zuständigkeitsbereichen...