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Umstrittene Gesichtserkennung per HandyApple soll Software gekauft haben

Eine schwedische Firma hat eine Smartphone-Software entwickelt, die Gesichter mit Netzinfos abgleicht. Google hat sich dagegen entschieden. Apple soll sie gekauft haben.

Ob der Schneemann auch einen Facebook-Account hat? Der Polar Rose Recognizr findet's raus. Bild: dpa

BERLIN taz | Die neue Gesichterkennungssoftware für Smartphones, Polar Rose Recognizr, ist durchaus beeindruckend: Richtet der Benutzer seine Handykamera auf eine Person, wird diese erkannt und sämtliche im Internet verfügbare Profildaten werden angezeigt - sei es nun der Facebook-Account oder der Twitter-Feed. Entwickelt wurde die Software von dem schwedischen Unternehmen Polar Rose.

Eine solche Software, die technisch bereits seit längerem möglich ist, macht sogar deutschen Politikern Angst. Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner, die seit einigen Monaten mit Vorliebe die große Internet-Datenschützerin gibt, sagte gegenüber dem Spiegel, bei dem Gedanken an eine derartige Gesichtserkennung per Handy laufe es ihr "kalt den Rücken runter". "Selbst George Orwell hätte sich das nicht träumen lassen".

Die Panik der Politik vor einer solchen Software hat mittlerweile sogar Google-Boss Eric Schmidt erreicht. Dieser betonte in einem Interview gegenüber der FAZ, der Polar Rose Recognizr gehöre in die Kategorie derjenigen Produkte, "die wir herstellen können, die wir aber nicht anbieten wollen". Eine Software, mit der man den Menschen nebenan ausspionieren und ihn identifizieren könne, "werden wir nicht anbieten. Definitiv nicht".

Die junge, in Malmö ansässige Firma Polar Rose, die seit ihrer Gründung rund sechs Millionen Dollar unter anderem von dänischen Risikokapitalinvestoren einnahm, wird ihre Software nun aber nicht mehr weiterentwickeln können. Der Grund: Polar Rose wurde laut übereinstimmenden Berichten norwegischer und dänischer IT-Medien verkauft - nach Informationen des üblicherweise gut informierten US-Web 2.0-Portals "TechCrunch" für 29 Millionen Dollar.

Der Käufer soll demnach ausgerechnet der iPhone-Hersteller Apple sein. Der hat in Sachen Gesichtserkennung bereits einiges auf dem Kasten: So besitzt das Bildbearbeitungsprogramm "iPhoto" bereits eine Funktion, die Bilder nach Gesichtern sortieren kann.

Ob Apple allerdings tatsächlich eine Recognizer-ähnliche Software in seine Handys einbauen wird, ist noch völlig unklar. Bislang bestätigte das Unternehmen den Kauf von Polar Rose noch nicht einmal offiziell.

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3 Kommentare

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  • E
    Elemmakil

    Die Software ist wohl vor allem für Polizei und Geheimdienste interessant. Würde mich nicht wunde wenn die Käufer Schlapphüte tragen.

     

    @Oliver:

    Dein Photo landet schneller im Netz als du glaubst. Das nennt sich "Panoramafreiheit". Außerdem landen auch oft Gruppenfotos mit Bildunterschriften im Web 2.0 - faktisch kannst du also nicht verhindern, das Fotos von dir Online sind. Die Frage ist nur ob man Sie dir zuordnen kann, aber dafür reichen auch Bildunterschriften, wenn diese mit angezeigt werden.

  • O
    @Oliver

    Da wage ich doch zu widersprechen. Es ist ein unterschied, ob mich Leute, die meinen Namen kennen bei Facebook finden können, oder ob ich auf der Straße wildfremde Leute überprüfen kann. Die Kombination der Software mit Facebook & Co. machen die Geschichte besorgniserregend.

     

    Aber, ich habe ja kein Facebook Profil - und dennoch bekomme ich hin und wieder eine Einladung zu Facebook und da heißt es: Diese Leute könnten Sie kennen... Und die Namen kenne ich alle, obwohl diese Personen nichts mit der Person zu tun hat, die mich eingeladen hat und zwar nur weil Facebook Nutzer in ihrem Profil meine E-Mail Adresse gespeichert haben. Die Datenhoheit hat man damit verloren...

  • O
    Oliver

    Damit jemand identifiziert werden kann ist es erforderlich, dass entsprechende, bereits mit den nötigen Metadaten versehene Fotos, für die Software zugänglich sind, also z.B. in Facebook-Profilen. Hier werden also nur Daten, die von den Nutzern freiwillig und öffentlich aufbereitet und zur Verfügung gestellt wurden, genutzt.

     

    Leider ist den wenigsten klar, wieviel Sie von sich im Internet preis geben. Im Nachhinein zu maulen, dass diese Daten genutzt werden, ist scheinheilig.

     

    Passend dazu könnte man die 14jährige erwähnen, die ungewollt 21.000 Leute per Facebook zu ihrer Party eingeladen hat, weil weder sie, noch ihre Eltern, in der Lage waren, die Privatsphäre-Einstellungen von Facebook zu nutzen.