Google-TV kommt im Herbst: Große Fernseh-Visionen
Bisher zeigte Google seinen neuen TV-Dienst nur häppchenweise, nun wurden erste Details bekannt. Etwa dass die Basketballliga NBA zum Start im Herbst dabei ist.
Google will Fernsehen machen, das ist bereits seit Ende Mai bekannt. Allerdings hielt sich der Konzern bislang mit näheren Infos zurück, wie der Vorstoß auf die Glotze konkret aussehen wird. Seit Montag ist das anders: Google schaltete eine Website für "Google TV" frei. Dort kann man erstmals einen Blick auf die Oberfläche werfen und sich über die Integration ins reguläre Fernsehprogramm informieren. "Suchmaschine trifft Fernseher" lautet das Motto.
Über eine angeschlossene Tastatur soll man dann Netz und TV-Programm nach der Lieblingssendung durchforsten. Die kann man mit einem Tastendruck aufzeichnen oder sich im Web über Details informieren. Ein vollwertiger Browser soll das Internet inklusive Flash "ohne Kompromisse" auf HD-Fernseher holen.
Hinzu kommen eigene Anwendungen - vulgo: Apps -, mit denen sich Google TV erweitern lässt. Geplant ist etwa ein eigener Twitter-Client, Radioangebote und Sportdienste. Allerdings bleibt Google zunächst alleiniger App-Versorger. Erst im nächsten Jahr soll es dann einen offenen Markt geben, über den auch externe Programmierer verkaufen können.
Für den US-Start in diesem Herbst konnte sich Google einige renommierte Namen als Partner sichern. So bringt Turner Broadcasting sämtliche Kanäle auf die Box, NBC Universal seinen Börsenkanal CNBC und der Pay-TV-Sender HBO "hunderte Stunden Programm". Außerdem macht die Basketballliga NBA mit. Hauptpartner auf Seiten der Programmvertreiber soll die Satellitenkette Dish werden. Diese biete eine "voll optimierte" Nutzung. Andere Kabel- und Sat-Anbieter will Google ebenfalls einbinden, wenn auch über Umwege.
Was die Hardware betrifft, so hat Google bislang nur zwei mögliche Lösungen vorgestellt. Die eine ist ein "Internet TV" des japanischen Herstellers Sony. Dieses Gerät, Preis noch unbekannt, integriert einen regulären Flachbildfernseher mit dem für Google TV notwendige Intel-Prozessor, der ausreichend Leistung bringen soll. Die Bedienung erfolgt per Fernbedienung oder mittels einer drahtlosen Tastatur.
Variante zwei ist vermutlich leichter durchsetzbar: Google-TV in Form einer Set-Top-Box, die sich an jeden Fernseher anschließen lässt. Hier ist nach wie vor der bereits angekündigte Partner Logitech im Gespräch, der bislang vor allem für seine Tastaturen und Mäuse bekannt ist. Die Box hört auf den Namen "Logitech Revue" und integriert ebenfalls den notwendigen Intel-Chip. Auch hier fehlt noch der Preis, er soll aber bei unter 300 Dollar liegen. Google-Partner DishTV plant gerüchteweise aber auch, die Box zu vermieten oder zu verschenken.
Während die USA im Herbst versorgt werden, steht ein Starttermin für Google TV in Europa weiterhin aus. Hier dürfte es der Internet-Konzern indes deutlich schwieriger haben, geeignete Partner für sein Angebot zu finden - in jedem Land gibt es andere TV-Kabel- und Satelliten-Betreiber, die den Markt dominieren. In Deutschland ist dieser zudem stark fragmentiert, das in Amerika beliebte Pay-TV hat sich hier nie flächendeckend durchgesetzt. Was außerdem fehlt sind große Inhaltepartner wie die US-Online-Videothek Netflix, die mit einem Schlag ein großes Unterhaltungsangebot auf den Bildschirm holt.
Ob eine Set-Top-Box wie Google TV wirklich die Zukunft der Fernsehunterhaltung darstellt, ist langfristig noch nicht ausgewürfelt. Die meisten Menschen sehen noch immer linear statt "on demand" fern- auch wenn etwa Internet-Mediatheken stetig mehr Zulauf erhalten. Hinzu kommt, dass der Internet-Riese mit seinem Vorstoß ins TV-Geschäft nicht konkurrenzlos ist.
Digitale Videorekorder verkaufen sich immer besser, ebenso Streaming-Extender, mit denen man Filminhalte vom PC auf den großen Fernseher im Wohnzimmer holen kann. Und dann wäre da auch noch Apple mit seiner Mini-TV-Box Apple TV. Der Direktanschluss an das Live-Programm der Fernsehsender fehlt hier zwar, doch lässt sich damit mittlerweile immerhin eine große Anzahl von Filmen mieten. Da die Box auf dem von iPhone und Co. bekannten iOS-Betriebssystem läuft, könnte Apple sie programmierbar machen, dadurch würden Interaktion à la Google TV möglich.
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