Rechtsextreme Klamotten: Kein Platz für Thor Steinar
Das Landgericht Berlin gibt einer Räumungsklage gegen den Thor-Steinar-Laden "Tromsø" in Friedrichshain statt.
Überraschend schnell kam das Urteil. Am Donnerstag entschied das Landgericht Berlin nach rund einstündiger Verhandlung, der Räumungsklage des Vermieters gegen den Thor-Steinar-Laden "Tromsø" in der Petersburger Straße stattzugeben. Eine Urteilsbegründung gab es noch nicht, die Entscheidung stehe aber fest, teilte ein Sprecher am frühen Abend mit.
Die Hamburger Immobiliengesellschaft SF hatte das Ladenlokal in Friedrichshain im Frühjahr 2009 an das Unternehmen SkyTec Outlets vermietet. SkyTec vertreibt dort die bei Rechtsextremen beliebte Marke Thor Steinar, was zu zahlreichen Protesten und Anschlägen auf das Geschäft führte. Schon zwei Wochen nach dem Einzug kündigte der Vermieter dem Unternehmen.
Doch das stellt sich quer. Dem Vermieter sei bereits im Bewerbungsschreiben die Marke Thor Steinar genannt worden, erklärte die Verteidigung vor Gericht. Genannt zwar schon, gab Hans-Gerhard Modes von der klagenden Immobiliengesellschaft zu, aber "eingebettet in eine Wolke aus Harmlosigkeit". Das Label sei in der Aufzählung mit anderen, neutralen Sportmarken untergegangen. Die Beklagten hätten auf das mit der Marke verbundene Konfliktpotenzial hinweisen müssen.
Einem Vergleichsangebot des Richters, wonach das reguläre Mietverhältnis bis Ende 2013 Bestand haben sollte, die Option auf zweimalige Verlängerung aber ausgeschlossen sei, stimmten die Vermieter in Anbetracht der voraussichtlichen Prozessdauer zwar zu - der Mieter SkyTec lehnte jedoch ab. Nachdem das Gericht nun die Räumung bestätigte, bleibt abzuwarten, wie die Mieter reagieren. Anwalt Modes rechnet damit, dass SkyTec entweder in die nächste Instanz geht oder das Vergleichsangebot doch noch annimmt.
Auch in der Rosa-Luxemburg-Straße in Mitte wurde im November bereits ein Thor-Steinar-Laden zum Ladenschluss gezwungen. Doch während an einem Ort erfolgreich gegen die Textilfirma vorgegangen wird, entsteht andernorts ein neuer Laden: Am Mittwoch eröffnete ein Thor-Steinar-Geschäft im Europa-Center.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen
Umgang mit nervigen Bannern
Bundesrat billigt neue Regeln für Cookies
Klimakiller Landwirtschaft
Immer weniger Schweine und Rinder in Deutschland