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Studie zu VermögenswertenReich, reicher, USA

Deutschland hat kaum Superreiche? Nein. Eine Studie belegt, dass es hierzulande mehr Reiche gibt als in Saudi-Arabien. Global hat sich das Privatvermögen weiter erhöht - trotz Wirtschaftskrise.

Luxus können sich in Deutschland einige Superreiche leisten. Bild: .marqs / photocase.com

NEW YORK dpa | Deutschland, reiches Land: Nach einer am Dienstag vorgestellten Studie der Unternehmensberatung Boston Consulting gibt es in der Bundesrepublik 839 Haushalte mit einem Vermögen von mehr als 100 Millionen US-Dollar. Damit leben in Deutschland sogar mehr Superreiche als im Ölstaat Saudi-Arabien mit 826. Die meisten wirklich Wohlhabenden gibt es laut der Studie indes in den Vereinigten Staaten; hier schwimmen 2692 Haushalte im Geld.

Die Zahlen überraschen auf den ersten Blick, denn von deutschen Superreichen hört man gemeinhin eher wenig. Es tauchen nur ganz wenige Namen auf der jährlich erscheinenden Milliardärsliste des US-Magazin Forbes auf. Aldi-Mitgründer Karl Albrecht landete zuletzt auf Platz 12 mit einem geschätzten Vermögen von umgerechnet 25,5 Milliarden Dollar; erst auf Platz 38 folgt dann mit dem Versandhaus-König Michael Otto ein weiterer Deutscher (16,6 Milliarden Dollar).

Dagegen tummeln sich bei Forbes massenhaft Superreiche aus aufstrebenden Ländern wie Indien oder Russland. US-Amerikaner finden sich dort ohnehin zuhauf. Reichster Mensch der Welt ist nach letztem Stand der mexikanische Telekommunikations-Unternehmer Carlos Slim Helú noch vor Microsoft-Mitgründer Bill Gates und Investorenlegende Warren Buffett.

China hat Deutschland abgehängt

Bei den deutschen Superreichen ist das Vermögen breiter verteilt, nur wenige stechen heraus. Doch auch in den Schwellenländern nimmt der Reichtum auf breiter Front zu und so dürfte die Liste von Boston Consulting in wenigen Jahren deutlich anders aussehen. Das Vermögen aller deutschen Privatanleger, das laut der Studie zuletzt bei 5,2 Billionen Euro lag, sehen die Unternehmensberater bis 2015 um jährlich 3,8 Prozent ansteigen - dagegen trauen sie den Chinesen ein Wachstum von 14 Prozent zu und den Indern sogar von 18 Prozent.

In China leben laut der Studie schon heute 393 Superreiche. Bei der Zahl der "einfachen" Dollar-Millionäre hat die Volksrepublik die Bundesrepublik längst abgehängt. Hier steht das Verhältnis 1,1 Millionen in China zu 400.000 in Deutschland. Erfasst werden dabei all jene Haushalte, die 1 Millionen Dollar oder mehr in Barem oder in Wertpapieren auf der hohen Kante haben. Die meisten Dollar-Millionäre gibt es wie gehabt in den USA mit 5,2 Millionen.

Von Wirtschaftskrise ist in den ganzen Zahlen nicht mehr viel zu sehen: Insgesamt hat sich das Privatvermögen im Jahr 2010 um 8 Prozent auf 121,8 Billionen US-Dollar erhöht. Nordamerika hat Europa wieder als reichte Region abgelöst; beide Erdteile besitzen jeweils ein Drittel des weltweiten Vermögens. "Während der Krise setzten die Anleger vor allem auf Bargeld", erläuterte Boston-Consulting-Experte Ludger Kübel-Sorger. "Inzwischen haben die Kunden aber ihre Gelder wieder in risikoreichere Anlagen umgeschichtet." Vor allem die traditionell stark bei Aktien investierten Amerikaner profitierten so direkt von den gestiegenen Märkten.

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6 Kommentare

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  • AJ
    Andreas J

    Mal ganz erlich: was macht es für einen Sinn, wenn weltweit ein paar tausend Menschen auf den Miliarden hocken und nur darüber nachdenken wie sie an die nächste kommen? Wenn man diese Menschen enteignet hat es nichts mit Kommunismus oder Sozialismus zu tun, sonder mit gesunden Menschenverstand. Viele haben nichts zu fressen, weil ein paar wenige sich scharmlos bereichern.

    Geld ist für diese Menschen eine Droge und wir die Gesellschaft mussen diesen Junkyies helfen. Mit einem harten Entzug!

  • M
    Mac-Lennox

    Das ist aber sehr erfreulich, dass die Reichen noch ein bisschen reicher geworden sind.

     

    Gleichzeitig soll aufgrund der Finanz- und Wirtschaftskrise die Zahl der Hungernden auf unserer Erde zugenommen haben.

     

    Ein böser Schelm, der darin einen Zusammenhang sieht.

  • HJ
    Hein Jo

    Schon der erste Absatz enthält sehr interessante Infos.

    Die absoluten Zahlen müssten aber noch in Relation zur jeweiligen Bevölkerungszahl gesetzt werden, denn dass die USA in absoluten Zahlen mehr Superreiche haben, als Deutschland, ist ja sowieso anzunehmen.

     

    Das ist ungefähr wie den absoluten CO2 Ausstoß von einem riesigen Land wie China mit einem viel kleineren zu vergleichen, wie das ja auch oft gemacht wird - und ähnlich irreführend ist, und China dann immer ganz besonders schlecht dasteht, so wie hier überverhältnismäßig die USA, obwohl es dort sicher auch relativ, nicht nur absolut, nicht wenige extrem Reiche gibt.

  • JK
    Juergen K

    Um 20 000 000 000 000 Dollar sollen diese Vermögen zugenommen haben in den letzten 2 Jahren.

     

    Bei gerechneten 7 Mrd Erdbewohnern hätte jeder,

    bis hin zum

    3 Tage alten Indien - Slum Kind je 3 000 Dollar

    an "ERTRAG" gebracht.

     

    1 Milliarde Autos hätten entstanden sein müssen a

    20 000 Dollar.

     

    Weltweit fahren aber nur 1 MRD Autos, die Produktion der letzten 30 Jahre.

     

    und selbst hier in Deutschland werden die 9990 Euro Autos verkauft.

     

    Die 20 000 000 000 000 Dollar entsprechen der Verschuldung der westlichen Hemisphäre.

     

    Und selbst die hat Jahrzehnte gebraucht, diese enorme Summe aufzubauen.

     

    Allein nur diese Zunahme,

     

    auch schon ohne die zu Grunde liegenden

    100 000 000 000 000 Dollar "Kapital"

     

    lassen doch nur den Schluss auf

     

    KRANKHEIT im pathologischen Sinne zu.

     

    Das ist REICHSMARK - Niveau,

    was hier abgeht.

     

    Was will die Politik denn jetzt machen,

    als weiterhin hypnotisch debil wegzusehen?

     

    Einfach nur doof kucken?

     

    Weil sie doof ist und jahrelang versprochen hat doof zu sein.

     

    Will sie sich mit ihren Pensionen wegstehlen und Memoiren schreiben?

  • RG
    Ralf Gutmann

    Global hat sich das Privatvermögen weiter erhöht - trotz Wirtschaftskrise

     

    An diesem Satz stimmt ein Wort nicht: trotz!

    Das Geld wird ja in der Finanzkrise nicht verbrannt, es landet nur in anderen Taschen, respektive auf anderen Konten. Und da Kapital, Geld, die einzige Flüssigkeit ist, die nach oben fließt, landet eben auch immer mehr Geld in immer weniger Taschen. Man nennt das dann Kapitalismus.

  • D
    dieter

    Wenn das Verhältnis zur Bevölkerungszahl berücksichtigt worden wäre, wäre der Artikel interessant. Wir haben mehr Millionäre als Dubai?

    Allerdings haben wir auch ein paar mehr Einwohner...