piwik no script img

Schlagloch Papstbesuch - auf BayerischAm Babst seine Schua

Kommentar von Georg Seesslen

Aufzeichnung aus der südlichen Provinz. Ein Schuster und seine Freunde sprechen über den Papstbesuch in Berlin. Stammtischniveau auf Bayerisch.

A bstract für Preußen: Einige Herren sitzen in einem Wirtshaus und unterhalten sich über den Auftritt des Papstes im Deutschen Bundestag. Man wundert sich zunächst, dass Seine Heiligkeit nicht in München, sondern in Berlin auftritt, wobei einer der Herren zu Recht und aus professioneller Neugier auf das erlesene Schuhwerk des Pontifex hinweist. Ferner ist man sich darüber im Klaren, dass der Auftritt Seiner Heiligkeit für die Institution des Deutschen Bundestages von großem Nutzwert sei, da man endlich einmal den Plenarsaal fülle, wenn auch möglicherweise wegen der Verweigerungshaltung schwuler und heidnischer Kommunisten mit Ersatzleuten, denen indes nicht allzu viel politisches Leben abverlangt wird.

"Oiso, dann sog i erst amoi ,Prost'.

--

Bild: Privat
GEORG SEESSLEN

ist Publizist und Filmkritiker. Er lebt in Kaufbeuren und hat über 20 Bücher über das Kino geschrieben. Zuletzt erschien von ihm und Markus Metz: "Blöd-Maschinen: Die Fabrikation der Stupidität" (bei Suhrkamp).

Jaja.

--

Jetzt kimmt oiso unsana Babst in an deitschen Bundesdog. Dös weard a Gaudi.

Dös hod mi scho glei gwundert, dass er net zu uns ins Maximilianäum kimmt. Naa, auffi auf Berlin muaß a. Da wo's lauder Preißn san und Prodesdanten und Proledarier und Diplomaden und schwule Heidn. I moan ollawei, seit er Babst worn is, kennt er seine Leit nimma, da Ratzinga.

Naa, des muast du bolidisch seng. Der muas doch do drom repräsentiern.

Wos repräsentiern?

Najo, dass mia an Babst ham, hoit. Da schaugns die Kopftuchmadl und die Hassprediger und die Imame und des Migrantengschwerl. Da kenna di macha, was woin, an solchanen Babst wie mia hom's net.

Und de scheene Schua …

Wos?

Die Schua. Host du scho amoi gseng, was unsana Babst für schene Schua hod. I ois a Schuasta, i hob da an Blick. Des is, woist, wia bei da Imelda Marcos. Kennt a's no? Die Frau vo dem Dikdador do drent. Die hod an ganzn Balast volla Schuhschränk ghabt. Und so stell i mir des aa im Fattikan vor. Lauda Schuaschränk vom Babst. Unsa Babst is so was wie a heilige Imelda Marcos.

Du gell, dua ma fei mei religiöses Empfinden net beleidigen, du Zipfel!

I moan ja blos, wegen der Eleganz. Des ist direkt irgendwie … damenhaft.

Ja, wenns d ma jetzt net glei gehst mit deine Schua. I hau da eine nei, dass d' Engel im Pedersdom singa hearst. Unsana Babst is net damenhaft, des merkst da!

Ja, friss eam net glei. Da Babst muas scho was gleich schaung, wenn er repräsentiern wui. Der ko ja ned im Arbeidsgwand daherkema.

Oda ois a Trachtler.

Und zweng dem, wegn dem Repräsentiern, müassedn aa olle Plätz im Parlament besetzt wern. Und wenn do die kommunistischen Heidn ned mitmache, hod oana gsogt, dann soit ma hoit die oiden Parlamentarier vo früher eilodn. Und wanns scho gstorben san?

Nachhad a. Des merkt ja eh koana.

Mei, da werd unsa Parlament aber amoi voll sei. Sonst is ja immer laar, siegt ma jo im Fernsehen. Des is wia Weihnachten in der Kirch.

Genau, mia brauchan an Babst, damit übahaupts wieda wer ins Parlament geht.

Da derf koana net fehln.

Genau. Weil der Babst is unfehlbar.

Dann zeign mir dene andan: Mir ham a Demokratie, UND mir ham an Babst. Des soll uns erst amoi oana nachmacha.

Und de Schua …

Ja, hearst jetzt net glei mit deine Schua auf! Himmiherrgottsakramentkruzifix.

So, und wer duat jetzt des religiöse Empfinden beleidign, Hammel gscherter?

Des is a Demokratie, weil mir san Babst. Wias in da Buid-Zeidung gschtanden is. Mir ham net bloß an Babst. Mir SAN aa Babst.

Wia Lederhosenträger.

Wos, Lederhosenträger?

I hob Lederhosenträger. Aber i bin aa a Lederhosenträger.

Geh, Schmarrn. Des is doch symbolisch. Wenn da Babst do einigeht, dann ned blos als Babst, sondern mir, mir ole san des, die wo do einigenga.

A die Preißn?

Freili.

Und die Protestanten?

A bissel scho.

Und die kommunistischen Heidn?

Naa. De bleim draussd. Des is ja des, worauf's okimmt. Ab heit sin ma koa eifache Demokratie mehr, ab heit san ma a christliche Demokratie.

Oiso, i woaß net. Was i moan, is: A Hur ghört ins Hurenhaus, a Babst ghört ind Kirchn, und a Parlamentarier ghört ins Parlament. Und net ois durchanander.

Eam schaug o! Mogst vielleicht an Kommunisten macha? Mogst zum Fidel Castro ministrieren? Pass auf, wos d'sagst.

Es is doch a so: Wenn da Babst in unsans Parlament kimmt, dann hoast des, dass mir an unsane jüdisch-christlichen Wurzeln denga dean. Wos? Da Babst is a Jud? Des war jo des Neuest.

Na, da Babst is freili koa Jud. Den hätten's doch sonst goar nie net einiglassen in an Fattikan. Es is blos weng der Gschicht. Geistesgeschichtlich, sogt ma.

Na, mei Liaba, mit dera Gschicht fang ma lieba gor net erst o.

I sog jo, ma solltat mehra auf de Schua schaugn.

Der hert net auf. Der hert net auf mit seine Schua!

So a Babst-Besuch, des is doch wie a kloans Wunda, könnt ma song. Dös sollt ma öftas macha. Damit ma wieda a vois Parlament kriagn.

Geh, da Babst ko doch net jede Woch inan Deitschn Bundestag kemma.

Nehm ma hoit an Erzbischoff.

Oder an Päd, a, Prälat, woit i song.

Und für de Protestanten?

Derf amoi de Käsmann kema. Mit a por Flascherl Wein.

Trink, trink, Brüderle, trink. Lasset die Schulden zu Hause …

Und de Proledarier?

Mach ma an Volksfest-Dog. Mit am Kasperl Larifari. Oda Hansi Hinterseer.

Und die Diplomaden?

Kimmt da Dalai Lama?

Und die schwulen Kommunisten?

Für die gibt's koa christliche Demokratie net. Des werdn's dann scho merka, wenn's ned zum Babst ins Parlament einigeh.

Ja, dann sog i hoit no amoi ,Prost'."

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

10 Kommentare

 / 
  • KK
    Karl K

    http://www.taz.de/Schlagloch-Papstbesuch---auf-Bayerisch-/!78533/

    und knochentrocken: Merkels Prügelnazis!

     

    aber er zeigt: das läßt sich steigern oder so gedanklich

    ' ummanteln' , daß die wirklich wichtigen markpoints für jedermann

    sichtbar, ja erfahrbar werden.

     

    Angesichts der rasanten Schleifung des europäischen Sozialstaats

    richtet Peter Scheeßlen die Hoffnung und den Anspruch auf, dieser

    Entwicklung, die längst nicht mehr nur die Sûdschiene betrifft, in den

    Arm zu fallen.

    Das ist um so notwendiger, als frühere Hoffnungsträger wie - die Grünen

    längst sich ihrer Wurzeln entledigt haben und sich rückgradlos dem

    Merkelismus andienen. Alles andere ist Selbstbeschwichtigung und für die Galerie!

     

    Packen wir es an. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

  • KK
    Karl K

    http://www.taz.de/Schlagloch-Papstbesuch---auf-Bayerisch-/!78533/

    und knochentrocken: Merkels Prügelnazis!

     

    aber er zeigt: das läßt sich steigern oder so gedanklich

    ' ummanteln' , daß die wirklich wichtigen markpoints für jedermann

    sichtbar, ja erfahrbar werden.

     

    Angesichts der rasanten Schleifung des europäischen Sozialstaats

    richtet Peter Scheeßlen die Hoffnung und den Anspruch auf, dieser

    Entwicklung, die längst nicht mehr nur die Sûdschiene betrifft, in den

    Arm zu fallen.

    Das ist um so notwendiger, als frühere Hoffnungsträger wie - die Grünen

    längst sich ihrer Wurzeln entledigt haben und sich rückgradlos dem

    Merkelismus andienen. Alles andere ist Selbstbeschwichtigung und für die Galerie!

     

    Packen wir es an. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

  • U
    uli

    sacra .. des is amoi a guade G'schicht .. kunnt glatt a mitschnitt aus ObaUntapfaffendorfen sei .. auf's mei g'schaud hodda scho, da Sesslein Schorsche

    merci aa

  • BA
    bitte anonym

    Oops, jetz hob I mia di schua nochamoia betrochted, und do is mia aufgefoan das des ga koane Babst-panteufel, pantoffel sin- des sin riachtigge schua, soga hinten zua...

     

    Ja was soa ma dozu song ?...

    Rot san sie schonn, abba Pan'toffel sanz net, gae

  • R
    rugero

    Ein ganz wunderbarer Artikel !! So könnt es sein am bayerischen Stammtisch.

     

    Scvhreiben Sie bitte öfter so, Herr Sesslen

  • G
    grindig

    und wo ist der richtige text?

    oder sind die rechtschreibfehler gewollt?

  • RG
    real Germany !

    Dr Babsd goomd nachn Bundesdach ? Meensch, das is doch scheen fir de Gadolischen, abr was bedeund das fir uns in Gemniz ?

  • A
    Antoninus

    Manntje, Manntje, Benedetto!

  • HJ
    Herr Jeh

    lol, sehr, sehr lustig, soweit ich es verstehen konnte :)

  • BA
    bitte anonym

    KOESTLICH !

    Ich habe so doll gelacht, mir sind die Traenen niagarafaellig aus den augen gerollt - ich koennnt jetzt Duden voller Komplimente schreiben, anstatt sag ich " DANKE ", fuer diesen Artikel - Herrlich Lustig, und so Sprachgetreu, authentisch, Bildlich - fuer wahr ( und ich sage dies nicht leichter Zunge ) ein ' Meisterstueck '-

     

    Wenn die TAZ regelmaessig solche QUALITAET drucken wuerde, wuerde man nicht NUR die Zeitung gerne kaufen, sondern auch ein Abonement fuer diese Webseite ergattern -(plus, es wuerden sich Hersteller darum reissen Werbung auf den seiten zu kaufen) weil das ist wirklich das lesen wert.

     

    'Herzlichen' Dank - es war ein GENUSS es zu lesen.

     

    Best of luck,

    Bitte Anonym