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Bundeswehr in AfghanistanEinsatz kostet 17 Milliarden Euro

Zehn Jahre Einsatz in Afghanistan, drei Mal so hohe Kosten wie angenommen: Das Engagement der Bundeswehr am Hindukusch ist teurer als erwartet. Und bis 2014 folgen weitere Milliarden.

Teurer Einsatz: Verteidigungsminister Thomas de Maizière beim Truppenbesuch in Afghanistan. Bild: dpa

BERLIN dpa | Der Afghanistan-Einsatz hat Deutschland nach Berechnungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in den vergangenen zehn Jahren 17 Milliarden Euro gekostet. Das ist drei Mal so viel wie die von der Bundesregierung offiziell veranschlagten 5,5 Milliarden Euro. Bis zum geplanten Abzug der letzten deutschen Kampftruppen Ende 2014 muss Deutschland nach Schätzung der Forscher mindestens fünf weitere Milliarden in den Einsatz investieren.

Der Beginn des internationalen Afghanistan-Einsatzes jährt sich am 7. Oktober zum zehnten Mal. Die offiziellen Kosten für die Bundeswehrmission wurden bei jeder der 13 Mandatierungen durch den Bundestag seit 2001 festgeschrieben. Im ersten Jahr waren es 436 Millionen Euro, inzwischen hat sich diese Summe mehr als verdoppelt: Im Mandatstext von Januar 2011 wurde erstmals etwas mehr als eine Milliarde Euro veranschlagt.

Die DIW-Forscher um den Leiter der Abteilung Entwicklung und Sicherheit, Tilman Brück, gehen in ihren Berechnungen über die reinen Einsatzkosten für Personal, Infrastrukturmaßnahmen oder Materialbeschaffung und -erhaltung hinaus. Sie berücksichtigen beispielsweise auch die Investitionen des Entwicklungsministeriums oder des Auswärtigen Amts zur Stabilisierung der Region oder gesellschaftliche Kosten durch Tod oder Verletzung von Soldaten. "Wir haben berechnet, was der Einsatz die deutsche Gesellschaft insgesamt kostet", sagte Brück der Nachrichtenagentur dpa.

Auch die Bezahlung der rund 5000 Soldaten im Einsatz wird von den Forschern in die Rechnung einbezogen. Sie argumentieren, dass die Bundeswehr ohne die Auslandseinsätze schon jetzt deutlich kleiner sein könnte. In der offiziellen Kostenrechnung ist dieser Posten nicht enthalten.

Sollte es wie geplant zu einem schrittweisen Abbau der Truppenstärke bis 2014 kommen, würden sich Gesamtkosten des Einsatzes nach Schätzung der DIW-Experten auf 22 Milliarden Euro summieren. Würden die derzeit rund 5000 Bundeswehrsoldaten bis 2014 in voller Stärke am Hindukusch bleiben und erst dann auf ein Schlag abgezogen, würden sogar insgesamt 25 Milliarden Euro zu Buche schlagen, sagte Brück. Nähme man dann auch noch die Kosten für die Finanzierung des Einsatzes über Kredite hinzu, stünde unter dem Strich sogar die Summe von 35 Milliarden Euro. Das DIW hat bereits im vergangenen Jahr erstmals einen Bericht zu den Kosten des Afghanistan-Einsatzes vorgelegt.

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8 Kommentare

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  • EM
    Ene mene mu

    @Bürgerin: Ohne hier Werbung für Rot-Grün machen zu wollen, aber wenn wir damals schon die andere Farbkonstellation in der Regierungsverantwortung gehabt hätten dann wären wir mit großer Wahrscheinlichkeit, zusätzlich, mit nochmal so vielen Milliarden und noch viel mehr Toten, auch im Irak dabei gewesen.

    Man erinnere sich an das Protestgebaren von Frau M. als unsre Regierung seinerzeit bei dem Ausflug nicht mitmachen wollte.

     

    Freundliche Grüße

  • JK
    Juergen K.

    Und hätte nicht

     

    Schwarz-Gelb das Weihnachtsgeld für die Soldaten gekürzt,

     

    wäre es 2 Mio teurer geworden.

     

    Ich bin sicher Deutsche Bank hat über ihre Beteitligungsportfolios 2 Mrd reingeholt;

     

    Und wenn nicht die, dann andere Abzocker.

  • M
    Marcus

    10 Millarden Finnanzierungskosten bei einer Gesamtsumme von 25 Millarden über 15 Jahre ich wuste nicht deutsche Staatsanleien mitlerweile solcher Ramsch sind.

  • A
    axel

    Schließlich müssen Prioritäten gesetzt werden: Bankenrettung und Bundeswehreinsätze sind der Bundesegierung (und SPD und Grünen) Milliarden wert, für Bildung und Sozialpoitik ist dann natürlich nichts mehr übrig außer Sparappellen und dicker Luft. Erbärmlich!

  • T
    Textmann

    davon mal abgesehen das das Geld hier im Lande besser aufgehoben wäre, hätte man dafür Afghanistan wahrscheinlich komplett verkacheln können.

    Ein Krieg hat noch niemanden ausser der Rüstungsindustrie geholfen!

  • W
    Webmarxist

    Das DIW sagt, dass die Bundeswehr ohne Auslandseinsätze schon deutlich kleiner wäre. Dass Geld, dass für diese Auslandseinsätze ausgegeben wird, könnte man auch in die Entwicklungshilfe für die dritte Welt stecken. Aber auch für soziale Hilfsprojekte in Inland. Denn diese Menschen die diese Hilfe brauchen sind arm. Ich bin zwar Atheist.Aber ein Bibelzitat sollte alle Menschen beherzigen.Geben ist seliger denn Nehmen.

  • A
    Anon

    Für die Bildung in Deutschland fehlen leider die Mittel, gut zu wissen dass absurde Mengen an Geld investiert werden um den USA zu helfen ihre Vormachtsstellung in der Welt zu wahren und die Ressourcen der Erde für sich zu beanspruchen.

     

    Du bist Deutschland. Oder so.

  • B
    Bürgerin

    Tja, und den ganzen Mist haben wir der rot-grünen Regierung zu verdanken!