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Prozess gegen „Pussy Riot“Unverschämt vor Gericht

Der Prozess gegen die russische Band Pussy Riot beginnt – wegen eines Auftritts in einer Kathedrale. Staat und Kirche kämpfen vereint gegen die Freiheit der Kunst.

Zart besaitet: Punkrock in der Kathedrale hält der Kreml nicht aus. Bild: dapd

MOSKAU taz | „Heilige Mutter, verjage den Putin!“, kreischten die Frauen und wandten sich im selben Atemzug noch mit einer Bitte an die Jungfrau Maria: „Mutter Gottes, werde Feministin.“ Ganz Russland vernahm die spontane Punkandacht der feministischen Frauenpunkband Pussy Riot. Mit Hilfe von YouTube ist inzwischen auch die kritische Öffentlichkeit weltweit alarmiert.

Schon seit fünf Monaten sitzen die drei Protagonistinnen der russischen Performance-Gruppe in Untersuchungshaft. Ein Gericht verlängerte die U-Haft im Juli noch einmal. Bis Januar dürften die Punkerinnen mindestens noch einsitzen.

Am Montag beginnt der Prozess vor dem Moskauer Bezirksgericht. Das ist ein schlechtes Omen, denn dieses Gericht verurteilte schon den früheren Oligarchen und Eigentümer des Yukos-Konzerns Michail Chodorkowski zu mehreren Jahren Lagerhaft. Der Prozess sprach rechtsstaatlichen Verfahren Hohn.

Soli-Konzert

Red Hot Chili Peppers, Faith No More, Franz Ferdinand, Sting - viele prominente Musiker solidarisieren sich mit den in Russland inhaftierten Punkrockerinnen.

In Berlin spielen die US-Band Anti-Flag und die Berliner Bands Radio Havanna und Smile And Burn am 31. Juli ein Benefizkonzert für die russischen Musikerinnen. Die Einnahmen sollen der Band direkt zugute kommen - für Anwaltskosten oder Protestaktionen. (dapd)

Die Aufmerksamkeit für die Causa Pussy Riot steht der Abrechnung Putins mit dem unbeugsamen Oligarchen schon jetzt in nichts nach. Nur die Zeiten haben sich geändert. Die „nationale Führungsfigur“ Wladimir Putin von einst ist durch Wahlmanipulationen und öffentliche Proteste angeschlagen. Das Volk folgt ihm nicht mehr blindlings. Die Aktion von Pussy Riot stieß in diese Schwachstelle, seither demontieren sich Staat und Kirche ohne Zutun „fremder Mächte“. Der Fall der Punkerinnen ist zum Politikum geworden.

Vorwurf: „Rowdytum“ und „konfessioneller Hass“

Die Staatsanwaltschaft will die Gruppe wegen „Rowdytums“ zur Verantwortung ziehen. Sieben Jahre Haft sieht das Gesetz dafür maximal vor. Dass die Kirche im Schulterschluss mit dem Staat an den demutslosen Frauen ein Exempel statuieren möchte, verbergen die Verantwortlichen nicht. Das „Rowdytum“ wird noch durch den Vorwurf des Schürens „konfessionellen Hasses“ verschärft.

Zur Erinnerung: Die Frauen waren im Februar – kurz vor den Präsidentschaftswahlen – in die Christi-Erlöser-Kathedrale, das wiedererrichtete Heiligtum der russisch-orthodoxen Kirche eingedrungen. Wenige Minuten dauerte der Auftritt.

Die Musikerinnen trugen schrillfarbene Netzstrümpfe und gehäkelte Wollmasken, die die Engländer im Krimkrieg vor 150 Jahren erstmals gegen die Kälte übergezogen hatten. Jener Krieg hatte den europäischen Mächten die Rückständigkeit Russlands erstmals deutlich vor Augen geführt.

Der Auftritt von Pussy Riot war – kaum hatte der Spuk begonnen – auch schon wieder vorbei. Wächter säuberten im Handumdrehen den Altarraum von den wild gestikulierenden Frontfrauen. „Schwarzer Priesterrock und goldene Schulterstücke, der Chef des KGB ist ihr wichtigster Heiliger“, konnten sie gerade noch ausrufen.

Der Patriarch diente einst dem KGB

Mit dem Chef des Geheimdienstes KGB war Wladimir Putin gemeint. Aber auch der Patriarch der Orthodoxen Kirche, Kyrill, hatte der Sowjetherrschaft als Agent gedient. Die geheimdienstlichen Codenamen der Kirchenväter sind im Internet einzusehen. „Wir wollten zeigen, dass das hier eine Heuchlerkathedrale ist. Unsere Aktion richtete sich gegen alle, die den wahren Glauben verzerren“, sagten die Frauen später. Mit religiösem Hass hätte die Performance nichts zu tun.

Ob sie mit einer so scharfen Reaktion von Kreml und Kirche gerechnet haben? Oder damit, dass Putin die Angelegenheit zur Chefsache erklärt und eigens einen Stab einrichtet, der die flüchtigen Künstlerinnen aufspüren sollte? Zumindest sind sie jetzt populär und in aller Munde.

Amnesty Internatonal erklärte Nadeschda Tolokonnikowa (22), Maria Aljochina (24) und Jekaterina Samuzewitsch (29) zu politischen Häftlingen. Politiker und Popgrößen setzen sich für sie ein, etwa die Red Hot Chili Peppers (siehe Kasten). Von Madonna wird erwartet, dass sie bei ihrem Konzert in Russland im August unmissverständliche Worte findet.

Welche Chance hat die Orthodoxe Kirche gegen ein derartiges Aufgebot globaler säkularer Prominenz? In der Kritik an den Künstlerinnen führen sich beide selbst vor, gestehen Schwäche ein. Erfolgreicher hätte es für Pussy Riot nicht laufen können.

Beziehungen zwischen sakralem und säkularem Raum

Die Künstlerinnen wollten die Gesellschaft aufmerksam machen auf die „komplizierten Beziehungen zwischen sakralem und säkularem Raum, zwischen Kunst und Religion, Kunst und Recht“. Dieser Raum sei jetzt in Russland zum ersten Mal ausgeleuchtet worden, meint der bekannteste russische Kunstkritiker Boris Groys. Die Rage, mit der Staat und Kirche reagieren, scheint das zu bestätigen.

Bei vorangegangen Aktionen wurden die Punkerinnen zwar festgenommen, aber bald wieder auf freien Fuß gesetzt, selbst bei einer Performance auf dem Roten Platz. „Aufstand in Russland – Putin hat sich in die Hose gepisst“, boten sie im Januar vor den Kremlmauern dar. Die Sicherheitskräfte ließen sie gewähren. Putin schaute weg.

Auch dem Auftritt in der Moskauer Metro vor den Dumawahlen folgten keine Konsequenzen. Die Musikerinnen dichteten: „Ägyptische Luft ist gut für die Lungen/ Mach den Tahrir auf dem Roten Platz/ Verbring einen wilden Tag mit starken Frauen/ Such auf dem Balkon nach einer Brechstange, befreie den Pflasterstein.“ Es gebe keine Kunst, alles sei politisch, so die Aktivistinnen.

Nadeschda Tolokonnikowa ist der intellektuelle Kopf von Pussy Riot, sie stammt aus dem Umfeld der Art-Performance-Gruppe Woina (Krieg), die schon oft mit spektakulären Aktionen auffiel. 2011 malten sie vor dem Petersburger Geheimdienstgebäude einen Penis auf die Hubbrücke. Öffnete sie sich, schauten die Geheimdienstler auf ein Riesengemächt. Das Kulturministerium zeichnete das Projekt „Dick captured by KGB“ sogar mit dem Innovationspreis aus.

Aufregende Lektüre nicht gleich verstanden

Die Rigorosität ohne Zwischentöne erinnert an die 70er Jahre. Russlands Avantgarde holt Diskurs und Lesekanon des revoltierenden Westens gerade nach – von Althussers repressiven Staatsapparaten über Foucault bis zu den Schriften amerikanischer Feministinnen. Aufregende Lektüre, die verschlungen, aber nicht immer gleich verstanden wird. Vieles, was die Gruppe von sich gibt, erinnert an die eigene Jugend. An jenes Gemisch aus Erlesenem, intellektueller Überheblichkeit und unreflektiertem Selbstbewusstsein.

Der Auftritt in der Kathedrale hätte ein Akt bleiben können, an dem nur die Szene Geschmack findet. Die Verknüpfung von Putin und Orthodoxer Kirche stellte jedoch eine Grenzüberschreitung dar. Staat und Kirche sind unter Putin zu einem korporatistischen Unternehmen verwachsen.

Der Klerus versorgt den Kremlchef mit Legitimität, Putin wiederum erhebt die Kirchenoberen zu Repräsentanten einer Quasi-Staatskirche. In einem Rechtsstaat wäre der Auftritt schlimmstenfalls als Ordnungswidrigkeit geahndet worden. Moskau macht ihn zu einer Frage von Loyalität, Verrat und Unterwerfung.

Statt Gnade und Nachsicht zu üben, verlangte der offizielle Kirchensprecher, Wsewolod Tschaplin, strafrechtliche Konsequenzen: „Wir können und werden nicht in einem Staat leben, der solche Unverschämtheiten zulässt.“ Gotteslästerung wirft die Kirche den Inhaftierten vor, obwohl die seit der antiklerikalen Revolution 1917 keinen Straftatbestand mehr darstellt.

Die Wucht des Hasses

Die liberale Öffentlichkeit war entsetzt über die Wucht des Hasses und die Unversöhnlichkeit, mit der die Kirche nach Strafe verlangte. Auch moderatere Stimmen im Umkreis der Kirche kritisierten die Unverhältnismäßigkeit der langen U-Haft. Appelle an den Patriarchen, Milde zu zeigen, bewirkten das Gegenteil.

Als die Presse daraufhin das luxuriöse Leben des Patriarchen unter die Lupe nahm und nach seinem Askesegelübde als Mönch fragte, schlugen die Synodalen um sich.

Braucht ein ergebener Diener Gottes so viele kostbare Uhren, Immobilien und Luxuskarossen? Zuletzt ließ der Patriarch Gläubige aus der Provinz nach Moskau karren. 60.000 Statisten wohnten dem Schauspiel bei, als Kyrill die angeblich „geschändete“ Kathedrale von Neuem weihte. Schon einmal hatte die Orthodoxe Kirche bestellte Demonstranten in die Schlacht gegen moderne Kunst geschickt – gegen die Ausstellung „Achtung! Religion“, die in 2003 zerstört wurde.

Der Fall Pussy Riot unterhöhlt die Autorität der Kirche, fast ohne Zutun der Frauen. Immer mehr Menschen lehnen eine harte Bestrafung der Delinquentinnen ab. Ein Prozess ist in Gang geraten, der das Verhältnis der Gesellschaft zur Kirche als höchste moralische Instanz infrage stellt. Mit aufgeklärten Bürgern kann die Orthodoxie auch nicht mehr anfangen als der Kreml. Schon ist abzusehen: Am Ende steht der Inquisitor selbst am Pranger.

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25 Kommentare

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  • W
    Werner
  • B
    Benz

    @Hans

    ´´In DE würde man dafür höchstens eine Geldstrafe kriegen´´

     

    Schauen Sie sich dazu mal § 167 des deutschen Strafgesetzbuches an: Störung der Religionsausübung kann in DE mit Gefängnis bis zu drei Jahren bestraft werden.

     

    Und ganz egal was im deutschen oder sonst einem Strafgesetz der Welt steht: Das Verbrechen wurde in RU begangen, deshalb wird es auch nach russsischem Strafrecht geahndet. Wenn dieses den Pussen nicht passt, müssen sie in Zukunft ihre Taten eben in anderen Ländern begehen. Oder noch besser solchen Schwachsinn ganz bleiben lassen.

  • H
    Hans

    @Benz

    Sorry, aber das ist mir zu verstrahlte Ideologie...

     

    Wir wird das bei Ihnen eigentlich abgerechnet, Kriegen Sie Bezahlung pro Blog-Eintrag? ^_^

     

    @franz, Bernd Goldammer

    Ich betone es immer wieder und auch Ihnen gegenüber:

    IN DEUTSCHLAND WÜRDE MAN DAFÜR HÖCHSTENS NE GELDSTRAFE WEGEN EINER ORDNUNGSWIRDRIGKEIT KRIEGEN, MEHR NICHT!!1!

     

    @Ivan

    Haben Sie heute, und? Nix is.

  • B
    Benz

    @Maverick

    ´´Die Kirche wertet Frauen als Menschen zweiter Klasse´´

     

    Und die Pussen werten Gläubige als Menschen zweiter Klasse.

  • B
    Benz

    @el commandante

    Schön, dass die Frauen Kunst vermitteln wollen. Aber müssen sie deswegen die Leute aufs gröbste beleidigen? Alles mögliche kann Kunst sein, man kann den Auftritt durchaus als Kunst bezeichnen. Das schliesst aber nicht aus, dass er gleichzeitig auch eine grobe Beleidigung und strafbare Handlung ist.

     

    Sie (wahrscheinlich) und ich (sicher) haben auch nichts gegen die Heroinabhängigkeit und für kostenlose med. Versorgung in RU getan. Ist das nun ein Grund, Sie und mich zu verhöhnen? Wohl kaum.

    Die Menschenwürde kommt jedem zu. Man hat eine Menschenwürde, weil man Mensch ist. Und nicht weil man dieses oder jenes geleistet hat.

     

    Und inwiefern hat der Auftritt der Pussen etwas gegen Drogensucht/für bessere med. Versorgung bewirkt? Und war der Auftritt etwas ´´Konstruktives und Liebendes´´? Das müssten Sie mir noch erklären.

     

    Ja, sehr richtig, der Mensch lebt nicht von Brot allein. Seine geistige Nahrung kann man in der Kirche, in der Familie, wo auch immer finden. Auf jeden Fall ist geistige Nahrung ein menschliches Bedürfnis. Dieses Bedürfnis und die Orte, wo es gestillt wird, sollte man nicht mutwillig verhöhnen.

  • V
    vic

    Gottchen,

    hätte nicht gedacht, dass tazleserinens religiöse Gefühle so leicht zu verletzen sind.

    Go Pussy Riot go.

  • M
    Maverick

    Wäre die aktion zu bestrafen: ja, sicher. Die 15 Tage Haft wienin Russland sonst für kleine Vergehen üblich wären fair.

     

    Aber stellt es mal ins Verhälltnis: die haben in einer Kirche protestiert, die FRAUEN ALS MENSCHEN ZWEITER KLASSE wertet (oder denkt ihr die Orthodoxe kirche ist so super modern und aufgeklärt?!), als ein politisches Machtwerkzeug und zu Bereicherung missbraucht wird.

    SIe hatten NICHTS gegen die Gläubigen gesagt, nur gegen die Betrüger in der Führung. Sie haben keinen verletzt, nihts zerstört!

     

    Und nun sitzen sie in der Untersuchungshaft, die so unbegründet ist (Fuchtgefahr? HA!) wie auch bereits maßlos für das Vergehen übertrieben. Die Kirche, die angeblich für die Menschen da sein und Vergebung fordern soll, übt POLITISCHE MACHT aus um sie am liebsten zu köpfen.

     

    Das hat mit einer fairen Anklage nichts zu tun!

    Gleichzeitig wird jede harmloseste Versammlung von leuten aufgelöst und verhaftet, da politische Proteste gegen Putin nun ja verboten sind.

    Die Homosexualität und sexuelle Aufklärung wird zum Verbrechen erklärt! Wer zB einen Jugendlichen zu seiner homosexuellen Neigungen frage und antwort steht, der wird im Strafmaß wie Vergewaltiger bestraft!

     

    Nun folgen Gesetze zu Internetzensur - inzwischen auch eine ganzeuropäische Krankheit - nur denkt nicht dass die Umfragen dazu irgendwas mit Realität zu tun haben. Putin führt in Russland wieder Politik der Sovjetunion ein, Freiheit und Menschenrechte sind ihm egal.

     

    Also, überlegt euch nun, ist der Protest gerechtfertigt oder nicht?

  • GG
    Gut gemacht

    Maria und Jesus waren auch Feministen, hat nur keiner von den "Gemächtigen" korrekt überliefert.

    Jesus hat zu seiner Zeit ebenfalls geltende Gesetze übertreten.

     

    Wozu die ganze Aufregung? Die vereinigte Obrigkeit in Rußland konterkariert sämtliche unserer humanistischen Werte.

     

    Daß es dann bei uns welche gibt, die meinen, ihre juristischen Kenntnisse veröffentlichen zu müssen, ist doch ....

     

    Es handelt sich bei Pussy Riots auch nicht um "Gören", "Mädels", oder "Mädchen" sondern um Frauen, Feministinnen.

     

    Auch von mir volle Unterstützung und Fäuste hoch.

  • CN
    Christchurch, Neuseeland

    Immer stehen Religionen auf der Seite von Terror und Barbarei - bei Pussy Riot wie auch bei der Genitalverstümmelung kleiner Jungs.

     

    "Sprach der Fürst zum Bischof: Halt' du sie dumm, ich halt' sie arm!" - Staat und Kirche wohlvereint.

  • I
    Ivan

    Was in deutschen Medien scheinbar nicht bekannt oder verschwiegen wird, ist daß die russisch-orthodoxe Kirche gegen die drei Mitglieder von Pussy Riot Strafantrag gestellt hat, den die Kirche zurückziehen würde, wenn sich alle drei angeklagten Frauen offiziell bei der Kirche entschuldigen würden.

  • B
    Benz

    @endzeit

    Wollen Sie auch von den Worten zur Tat schreiten und ihre Solidarität nicht nur mit Forumskommentaren bekunden, sondern einem Solidaritätstänzchen, z.B. im Kölner Dom oder in einer deutschen Synagoge?

    Sie könnten da recht schnell recht grossen Ärger bekommen. In DE stehen auf solche ´´Künste´´ wie Störung der Religionsausübung bis zu 3 Jahre.

     

    @tagesschau

    ´´Putin muss weg und Demokratie her´´

    Demokratie ist also, wenn man ungestraft Gläubige beleidigen darf? Gibt es in einer Demokratie nicht so etwas wie Glaubensfreiheit, die jeden vor solchen Verhöhnungen schützt?

     

    @fred

    ´´bewundernswerter Zivilcourage, mit Idealismus und echtem Bürgersinn´´

    Schlechtes Benehmen in der Öffentlichkeit, Beleidigung von Andersgläubigen ist also Zivilcourage? Diese Frauen haben alles daran gesetzt, einen maximalen Tabubruch zu erreichen, maximales Aufsehen und Wut zu erzeugen. Genau wie der berühmte Borat in seinen Auftritten. Nur wusste Borat, dass er ein Schauspieler ist. Diese Frauen aber behaupten allen Ernstens, nur einen ganz normalen Auftritt hingelegt zu haben.

     

    Und warum ist die gröbste Beleidigung von Gläubigen ein ´´Treffen des wunden Punktes des Putinismus´´, was hat Kirche mit ´´Putinismus´´ zu tun? Da könnte man ja auch in einer deutschen christlichen Kirche rumgrölen, um so gegen CDU/CSU zu demonstrieren.

     

    Wenn schon Verletzung der Glaubensfreiheit, gröbste Beleidung von Andersgläubigen mit Politik gleichgesetzt werden soll, dann muss auch gesagt werden: Von solchen Auftritten kann Putin politisch nur profitieren. Die meisten Russen waren angewidert von der Kirchenschändung. Putin kann sich nun als Beschützer des Glaubens in Szene setzen und genüsslich aufzeigen, aus was für Extremisten die Opposition besteht.

  • EC
    El Commandante

    Lieber Benz,

     

    wie ich deinen Kommentaren bzgl. der polit. Geschehnisse in Russland entnehmen kann, bist du aus eben jenem Kulturkreis oder zumindest willst du es gerne sein.

     

    Lass dir doch bitte gesagt sein, dass ein Künstler egal welcher Fasson und Räson nur einen einzigen Wert zu vermitteln sucht, nämlich die Kunst selbst. Deswegen ist der Zweck der Kunst die Kunst selbst.

     

    Von welcher verdammten Menschenwürde redest du da?

    Die Kirche hat es gemeinsam mit Putin und seinen Vorgängern nicht geschafft RU von Platz 1 der Weltrangliste für Heroinabhängigkeit zu bringen, den Jugendlichen Prspektiven zu bieten (du musst in RU für jeden, absolut jeden noch so kleinen Zettel blechen) und die allgemeine und kostenlose medizinische Versorgung (übrigens eine "Erfindung" der ach so gottlosen "Kommunisten") abgeschafft. Die geistlichen Fürsten tragen Gold und fahren fette Benz-Modelle, während die gläubigen Schafe dafür zahlen dürfen. Super, Hauptsache, den Leuten i-was von Stabilität und Wachstum babbeln, obwohl beides sich wirtschaftlich entgegensteht, aber es klingt so gut!

     

    Dann zeig uns doch Ungläubigen wo doch heute im Ru-Staat etwas Konstruktives und Liebendes im Aufbau ist?

     

    Und was ist eigentlich mit den Rechten der Homosexuellen, die werden in RU mehr als mit Füßen getreten, wo bleibt denn da dein Aufschrei nach Menschenrechten? Oder bist du ingeheim einer dieser Demokraten, die Konservativ mit Rechts verwechseln?

     

    "Не хлебом единым сыт человек."---> lass dir das mal durch den Kopf gehen

  • F
    flipper

    Wow, so viele religiös Beschleunigte auf der TAZ-Kommentarseite!

     

    Aber sagt mal, "Kyrill", war das nicht dieses Unwetter, das vor ein paar Jahren im Sauerland die ganzen Fichten umgehauen hat?

  • F
    fred

    Donath schreibt wie immer äußerst informativ und analysiert brillant. Ich bin jedes Mal geflasht von der beeindruckenden Russland- und sonstigen Kompetenz Donaths. Ein bißchen nörgeln möchte ich dennoch: "Vieles, was die Gruppe von sich gibt, erinnert an die eigene Jugend. An jenes Gemisch aus Erlesenem, intellektueller Überheblichkeit und unreflektiertem Selbstbewusstsein." Diese väterliche Gönnerattitude könnte sich der brillante Donath sparen. Denn womit haben wir es bei Pussy Riot zu tun? Mit bewundernswerter Zivilcourage, mit Idealismus und echtem Bürgersinn. Alle bisherigen Aktionen, aber vor allem die in der Kirche waren geniale Performances. Der Auftritt in der Kirche hat den wundesten Punkt des Putinismus getroffen, allein deshalb eine geradezu paradigmatische und historische Leistung. Und wenn dann einer wie Boris Groys meint, die Beziehungen zwischen säkularem und sakralem Raum in Russland seien zum ersten Mal ausgeleuchtet worden, dann zeigt allein das, wie scharfsinnig, präzise und pointiert die Aktionen von Pussy Riot sind. Von "intellektueller Überheblichkeit und unreflektiertem Selbstbewußtsein" kann keine Rede sein, lieber Herr Donath.

  • T
    tagesschau

    Putin hat Angst vor der Kunst, weil die Kunst frei ist!

    Putin muss weg und Demokratie her.

  • H
    heinzl

    Kunst darf alles, Kunst muss aber nicht alles. Warum trampeln die Gören auf dem religiösen Empfinden anderer Menschen herum? Wer so publicitygeil und dummdreist auftritt soll auch die Konsequenzen tragen.

    Es ist ein falsch verstandene Liberalität, wenn sogenannte Künstler meinen, sie könnten ohne Rücksicht auf andere Menschen ihre dämlichen Projekte durchziehen.

    Ein paar Monate Knast helfen vielleicht beim Nachdenken. Im ach so liberalen Westen wären sie vielleicht mit erhobenem Zeigefinger davongekommen, in anderen Länder dagegen sogar gelyncht worden.

    In Russland mit seiner neu erwachten Religiösität wird der Mittelweg gefahren und das ist völlig aktzeptabel.

  • BG
    Bernd Goldammer

    Klaus-Helge Donath, tun Sie das was Pussy Riot in Russland tat bitte möglichst bald in Deutschland. Wie wäre es im Mainzer Dom? Dann dürften wir uns wohl sehr lange von Ihrem Hetz-Geschreibsel entspannen können. Die persönliche Freiheiheit und auch die Freiheit der Kunst enden da, wo die Freiheit anderer verletzt wird. Das gilt im ganzen Westen und Sie sollten das wissen.Statt dessen schreiben einen solchen Sch....

  • Z
    Zitronenjette

    O Man, seid ihr schnell! Das Hamburger Soli Konzert ist schon gestern über die Bühne gegangen, Berlin morgen soll ausverkauft sein :(

     

    http://www.abendblatt.de/hamburg/article2353730/Deutsche-Bands-rocken-in-Hamburg-fuer-Pussy-Riot.html

     

    "In Berlin spielen die US-Band Anti-Flag und die Berliner Bands Radio Havanna und Smile And Burn am Dienstag ein Benefizkonzert für die drei wegen ihrer Protestaktion gegen Präsident Wladimir Putin inhaftierten Frauen. Das Konzert war laut Veranstalter in drei Tagen ausverkauft."

     

    (Quelle: ebd.)

  • B
    Benz

    Nicht wenige vertreten die Meinung, die Tat der Frauen würde im Westen unter die Kunstfreiheit fallen und straflos sein, dass die strafrechtliche Verfolgung einzig wegen des ´´autoritären Regimes´´ erfolge.

     

     

    Dazu ein Auszug aus dem deutschen Strafrecht:

     

    § 167 Störung der Religionsausübung

    (1) Wer an einem Ort, der dem Gottesdienst einer Religionsgesellschaft gewidmet ist, beschimpfenden Unfug verübt,

    wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.

  • B
    Benz

    Diese Frauen, u. mehr noch ihre jubelnden Unterstützer, sind Symbol für die geistige Leere, moralische Verwahrlosung und kulturelle Degradierung, die momentan in RU weit verbreitet sind.

     

    Selbst haben sie absolut keine Werte zu bieten, nichts Konstruktives, keine Botschaft zu vermitteln. Hassen aber alle, die Werte vertreten und etwas mitzuteilen haben. Rein destruktiv.

     

    Es ist gut, dass RU davor nicht länger so tut, wie wenn gar nichts passiert wäre, sondern gegen diese zerstörerischen Kräfte vorgeht. Das ist ein Zeichen der Gesundung RUs.

     

    Die Bekämpfung von Hass gegen Andersgläubige ist in einem multireligiösem Vielvölkerstaat wie RU besonders wichtig, der nur existieren kann, wenn jeder den verschiedenen Glaubensrichtungen ein Minimum an Toleranz entgegenbringt. Diese Frauen aber haben ihren Hass gegen die Kirche laut herausgeschrieen. Auch vor dem historischen Hintergrund (Verfolgungen gegen die Kirche im 20. Jhd., Erschiessungen von Priestern) ist klar, dass RU bolschewistische Kirchenhasstendenzen bekämpfen muss. Die Menschenwürde ist zu schützen- niemand muss es sich gefallen lassen, wegen seiner religiösen Meinung öffentlich beschimpft und erniedrigt zu werden.

     

    Das Verbrechen dieser Leute mit ´´Kunstfreiheit´´ bemänteln zu wollen, ist genauso aussichtslos wie lächerlich. Ansonsten könnte man seinen Mitmenschen nicht nur symbolische Ohrfeigen, sondern auch handfeste Faustschläge verpassen, das als Kunst deklarieren und straflos weiterpöbeln.

  • E
    endzeit

    aus hessen volle solidarität und fäuste hoch für pussy riot !

  • AD
    auch das noch

    wer bitte schön soll denn in der russischen kirche, nach über 70 jahren ersatzreligion kommunismus, nicht kgb gesteuert gewesen sein. einige meiner tollen ostfreunde konnten darüber nur lachen, als ich diesen verdacht vor zirka 10 jahren äußerte, allerdings war ich da auch noch der meinung das sich nicht soviel geändert hat. was ist eigentlich aus kirchenmann stolpe geworden? sah recht fit aus, letztens neben platzeck. letzte schlagzeile war ja, der krebs ist zurück, nachdem vorher die stasiwogen mal wieder über ihn zusammenschlugen. dann war wieder totenstille, wie meistens in der ostzone.

    dafür sorgten die sekretäre!

     

    wäre dankbar gewesen, wenn es gleich einen hinweis gegeben hätte, wo das soli-konzert stattfindet, am 31.7.

  • S
    Stefan

    Jedes Mal, wenn ich Artikel von Herrn Donath lese, frage ich mich, was ich davon halten soll. Die verschiedenen Details kann ich nicht beurteilen - er ist schließlich der Korrespondent vor Ort, aber sein intellektuelles Handwerkszeug scheint mir dermaßen antiquiert und beschränkt zu sein, dass es seine Berichte einfach verzerren muss. Wer das, was sich in Rußland abspielt und was ich nur über russische Freunde erlebe, als nachholende Entwicklung deuten kann, die im Übrigen intellektuell nicht mal erfolgreich ist (sie verstehen diese ganzen komplizierten Theorien nicht!), gibt beredt Auskunft über die eigenen mangelnden, analytischen Fähigkeiten - ganz zu schweigen von der typisch westlichen Überlegenheitshaltung. Ganz offenkundig ist dem Denken von Herr Donath alles fremd, was nicht im Gewand von Modernisierungstheorien der 70er Jahre daher kommt - oder noch früheren Ursprungs ist (asiatische Produktionsweise, orientalische Despotie und dergleichen mehr). Ich muss also aufgrund der Voreingenommenheit der Haltung und der ungenügenden Beherrschung intellektueller Analysewerkzeuge seitens Herrn Donaths davon ausgehen, dass seine Berichte die aktuelle gesellschaftliche Konfiguration Russlands verfälscht, möglicherweise extrem verfälscht wiedergeben. Schade.

  • JF
    Jana Freeh

    Keine Bange vor dem Gulag, Pussy Riot !

    Ihr wisst ja, wofür GULAG steht ?

    GUte LAune Genossinnen !

  • F
    franz

    Und jetzt stellen wir uns einfach vor, diese Aktion hätte in einer Synagoge wie z.B. in der Oranienburger Str. oder in einer Moschee wie z.B. am Columbiadamm stattgefunden. Ob in der "Öffentlichkeit" dann die Freiheit der Kunst gefordert würde, wage ich zu bezweifeln.

     

    Der Penis auf der Schloßbrücke in St. Petersburg hat viele Menschen in Rußland sehr belustigt. Dieselben Menschen lehnen die Aktion der Pussy Riots als überzogen ab und fordern eine Strafe.