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Neues Urteil zur taz-TitelseiteKlinsmann verliert schon wieder

Der Ex-Bayern-Trainer scheitert auch mit seiner Beschwerde gegen das Urteil des Münchner Landgerichts. Das Gericht sieht auch die Menschenwürde laut Artikel 1 des Grundgesetzes nicht gefährdet.

Der Titel des Anstoßes: Klinsmann auf der Osterausgabe. Bild: taz

Der Prozess Jürgen Klinsmann gegen die taz geht in die nächste Runde. Eine aktuelle Beschwerde des Ex-Trainers des FC Bayern München gegen die Entscheidung in erster Instanz Ende April keinen Erfolg. Die Akten gehen nun an das Oberlandesgericht München, so das Landgericht München I.

Die Müncher Anwälte des geschassten Bayern-Trainers waren in der ersten Runde vor dem Landgericht unterlegen. Klinsmann wollte der Berliner taz, die Tageszeitung, die Weiterverbreitung einer Fotomontage ihrer Osterausgabe verbieten: Darauf wurde Jürgen Klinsmann am Kreuz gezeigt mit der Schlagzeile "Always look on the bright side of life" - einem Zitat aus dem Satire-Film "Das Leben des Brian".

Gegen die Entscheidung des Landgerichts legten Klinsmanns Anwälte Anfang Mai Beschwerde ein, mit erweiterter Argumentation: Klinsmann sehe auch seine Würde gemäß Artikel 1 des Grundgesetzes verletzt, ebenso wie sein Persönlichkeitsrecht und sein Recht am eigenen Bild. Der Antragsteller Klinsmann sei selbst gläubiger Christ und müsse deshalb eine solche Fotomontage nicht hinnehmen.

Das Landgericht konnte nun in einem erneuten Beschluss auch die erweiterte Argumentation der Klinsmann-Anwälte nicht teilen. Es würde in der taz-Satire primär die berufliche Situation Klinsmanns dargestellt, die Person selbst nicht primär erniedrigt oder in seiner Intimsphäre entblößt. Mit der Karikatur sei nicht offenkundig ein Angriff auf die

Würde des Betroffenen beabsichtigt, hieß es in der Urteilsbegründung. Die Würde Klinsmanns sei gerade nicht angetastet.

"Die Titelseite verhält sich zu den religiösen Überzeugungen Klinsmanns nicht", so taz-Anwalt Johannes Eisenberg in seinem Schreiben ans Gericht. "Sie setzt sich ausschließlich mit seinem Ansehen als Übungsleiter der Fußballer des FC Bayern München auseinander." Und zur angeblichen Verletzung des Rechts am eigenen Bilde schreibt Eisenberg: "Der Antragsteller hat in vielfältiger Weise seine Bildveröffentlichungen genehmigt, er tritt ständig in der Öffentlichkeit auf." Daher obliege es ihm nicht, den Darstellungszusammenhang selbst zu entscheiden.

"Klinsmann hat versucht, mit Buddhas im Trainingszentrum die Lederhosen-Bayern auf internationales Niveau zu heben", so Reiner Metzger, stellvertretender Chefredakteur der taz. "Da hätten wir gedacht, dass er auch eine Satire aus dem christlichen Zitatenschatz ab kann." Nun müsse die Sache wohl leider durch die Instanzen ausgefochten werden.

Zur Frage (Aktenzeichen des Landgerichts München I Az: 9 O 6897/09). Eine ausführliche Argumentation des Landgerichts findet sich auf der Website des taz-Anwalts, www.eisenberg-koenig.de.

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16 Kommentare

 / 
  • BW
    bernhard wagner

    Herr Keuner fand das konservative Christentum unsympathisch und meinte, daher sei Das Leben des Brian sehr lustig. Auch Herrn George W. Bush fand er unsympathisch und meinte, daher sei Herrn Kim Yong Il sympathisch.

     

    Liebe Taz-Titelblatt-Lustigfindende, falls Euch diese Geschichte à la Brecht nicht hilft, tut es mir Leid, dann kann ich Euch wohl auch nicht mehr helfen.

  • M
    Maiblume

    O wie lustig ... da wird einer gefoltert, umgebracht, "hingerichtet",

     

    nachher wird ihm - ohne dass er sich wehren kann - von Geschichtsfälschern unterstellt, er habe einen neue Religion gründen wollen,

     

    später wird das Ganze von recht ahnungslosen Leuten in einem Film verballhornt, als handle es sich um bloß erfundene Geschichte(n),

     

    was dann wiederum von historischen IgnorantInnen für ihre ach so hyperschlauen Anspielungen verwendet wird, weil sie das für wahnsinnig kritisch halten.

     

    Naja, kritisch mag es irgendwie sein, intelligent ist es aber jedenfalls nicht, und geschmackvoll ist es ungefähr so, wie wenn man sagen wir mal von Raketen oder MG getroffene ZivilistInnen in Nahost oder auf Sri Lanka oder im Kongo oder anderswo - trallala - satirisch "verarbeitet" zu irgendeinem irgendwie "kritischem" Zweck. Ach wie lustig.

  • B
    buddhabeidiefisch

    Wie oft wird das mit den Buddhas eigentlich noch falsch dargestellt werden? Und dann werden sie noch als Argument verwendet...

     

    Sauberer Journalismus sieht natürlich anders aus.

     

    Nichtsdestotrotz bin ich natürlich ein Befürworter von Satire und dem Titelbild

  • JM
    Jens Müller

    "Eine aktuelle Beschwerde des Ex-Trainers des FC Bayern München gegen die Entscheidung in erster Instanz Ende April keinen Erfolg."

     

    Dieser Satz ist kaputt.

  • DP
    Daniel Preissler

    Es "werde" respektive "Würde" - äh "würde" davon ausgegangen!

    Gruß

  • EI
    Eric Idle

    Where do you come from? NOTHING

    Where do you go to? NOTHING

    So you come from NOTHING and you go to NOTHING!

    What do you loose?

    N O T H I N G

     

    Und genau so wichtig sind Leute wie Herr K.

  • LI
    Lutz in da sky

    @ Kniese:

    Nein, genau dann muss man noch Öl ins Feuer gießen. Alles andere heißt Kuschen vor den religiösen Fanatikern. Gut, dass deren Nerven blank liegen, dann kann man besser an ihnen zerren, die Säge passender ansetzen.

    Im Übrigen fand ich das Titelbild wirklich gelungen, denn es repräsentiert auch, wie überzogen und irrwitzig die "Debatte" um Klinsmann von den Bayern-Gewaltigen geführt worden war. Die verhalten sich doch wie Borderline-Patienten: entweder Alles oder Nichts. Entweder Bayern wird Weltmeister oder sie dürfen nur noch nachts auf den Bolzplatz hinterm Aldi. Wer sich als Trainer in solch eine Situation begibt, der wird zwangsläufig irgendwann ans Kreuz geschlagen. Er muss die Sünden auf sich nehmen, die so eine Dynamik erzwingt.

  • M
    Madde

    Klinsmann sieht seine Würde verletzt, weil er als Jesus dargestellt wird?

    Der Mann scheint ja ein gesundes Selbstbewusstsein zu haben.

  • TI
    the invisible

    Oh mein GOTT, wie mich diese Klugscheißer im Internet nerven, "Pater Braun"- warum muß man so profilierungssüchtig sein, dass kaum wenn etwas öffentlich ist, muß man zeigen wieviel schlauer man ist bzw sei(...).

    Am besten noch, wenn es gar nichts zur Sache beiträgt; ich wage zu behaupten, dass die Leser der Kommentare, diese lesen um sich über Meinungen zu dem Thema zu informieren und nicht, über Pseudofehler in der Rechtschreibung/ Grammatik.

     

    Daher hier nun meine Meinung: TAZ, ich liebe Euch für euren Humor, ich liebe gute Satire und schließe mich Dr. E. Schreck an. Ich hab nichts gegen Klinsmann, aber Sinn für guten Humor, das ist einer(!) der Gründe, warum ich regelmäßig die TAZ lese!

     

    P.S.: Pater Braun, viel Spass bei der Verbesserung... ;-)

  • G
    Gerdus

    Der liebe Jürgen war mir ja zu Zeiten des Sommermärchens sehr sympathisch - aber was er sich hier leistet spottet ja wohl jeder Beschreibung - so ein armer Lackel - Klinsi das war`s dann wohl - du bist jetzt so was von "unten durch" !!!

  • PB
    Pater Braun

    "Es würde ... die Person selbst nicht primär erniedrigt oder in seiner Intimsphäre entblößt." Mal abgesehen davon, dass es sich nicht um einen Konjunktiv ("würde") handelt, sondern um die indirekte Rede "werde": "Die Person" ist feminin und hat nicht "seine Intimsphäre". Und wenn Herr Metzger meint, es sei (nicht "wäre") davon ausgegangen, dass Klinsmann "das ab kann", täte (Konjunktiv) ein Blick in den Duden gut: "ab|kön|nen (bes. nordd. ugs., meist verneint): a) leiden können, ertragen können..." Aber bei der taz werden zusammengesetzte Wörter ja für abgeschafft gehalten, sogar "indem" wird durch "in dem" ersetzt, was formal und inhaltlich völliger Unsinn ist.

  • G
    Gerhard_Berlin

    Was ist da los? Nichts gelernt, beratungsresistent oder nur geschäftstüchtige Anwälte? (Die verdienen auf jeden Fall …)

    Zum Schluss landet das Ganze vor dem Bundesverfassungsgericht. Es gibt schließlich keine wichtigeren Probleme.

    Herr K. sollte nach China ziehen, da werden Zeitungen wie die taz einfach dichtgemacht. Wegen Majestätsbeleidigung – äh, das ist ja schon Beckenbauer. Also mehr! Papstbeleidigung oder Gotteslästerung mindestens.

    Ach, geht nicht, wegen der religiösen Gefühle und so. Also wegen was bloß?

    Wie heißt es im Volksmund: Dummheit und Stolz wachsen auf einem Holz.

  • DE
    Dr. E. Schreck

    Was ich wirklich richtig lustig finde ist, dass es mit jedem Hieb Klinsis gegen die taz einen Grund gibt, dasd Bild wieder und wieder zu bringen. Das Ganze erinnert mich wirklich immer mehr an Monty Python!

     

    Weiter so, taz!

     

    Kichernde Grüße, Dr. E. Schreck

  • TK
    Thomas Kniese

    Ich bin nun wirklich kein Fan von Herrn Klinsmann, aber diese Form der Verunglimpfung finde ich ziemlich unangemessen zumal seit geraumer Zeit die Nerven vieler "Religionsfanatiker" ziemlich blank liegen. Da muss man nicht auch noch Öl ins Feuer gießen und dass noch bei einem so unwichtigen Thema wie Fußball. Herrn Klinsmanns Reaktion passt zu seiner Person und dazu dass er nicht besonders beliebt ist, aber für diese Darstellung fehlt mir das Verständnis, auch wenn ich "das Leben des Brain" immer wieder gern sehe.

  • W
    Wolf

    Jürgen Klinsmann, ein gläubiger Christ stellt Buddha-Figuren auf!! Er ist halt ein Schwätzer. Er wird früher oder später bei der Stuttgartconnection im DFB (Sammer, Löw) schon ein Auskommen finden. Liebe Taz, es lohnt einfach nicht, aber ich wünsche Euch viel Erfolg vor Gericht.

  • B
    Billig

    trotzdem, meiner meinung nach war das ein geschmackloses titelbild, das die TAZ eigentlich nicht nötig hätte.

     

    aber hat ja gut publicity gebracht...