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Remscheid-Absturz mit Folgen

In der Nähe der Absturzstelle des US-Jagdbombers in Remscheid häufen sich unerklärliche Hauterkrankungen / AnwohnerInnen werden jetzt untersucht  ■  Aus Remscheid B. Markmeyer

Gehäuft auftretende Hauterkrankungen in der Umgebung der Absturzstelle des US-Jagdbombers in der Stockder Straße in Remscheid beunruhigen die AnwohnerInnen. Sie vermuten, daß durch den Absturz, bei dem am 8. Dezember des letzten Jahres sechs Menschen getötet und über 50 verletzt worden waren, mehrere Grundstücke durch Treibstoff und andere Stoffe verseucht worden sind und die Hauterkrankungen auf Vergiftungen zurückgehen. Die Stadt Remscheid hat inzwischen die von den Grünen geforderten Bodenuntersuchungen zugesagt. Seit gestern werden Betroffene im Remscheider Gesundheitsamt untersucht.

Nach Auskunft der Leiterin des Amtes, Christina Sauer -Bröhl, will man herausfinden, ob die Krankheitsbilder vergleichbar oder gar identisch sind, um dann nach den Ursachen zu suchen: „Wir nehmen die Sache sehr ernst.“ Den Grünen sind inzwischen vierzehn Krankheitsfälle bekannt.

„Seit Mai habe ich diesen Ausschlag. Da habe ich den Rasen hinter unserm Haus gemäht“, berichtete Reinhard Tesche, der unterhalb der Stockder Straße in der Dominicusstraße wohnt, auf einer Pressekonferenz der Grünen am Mittwoch. Zwischen seinen Fingern ist die Haut aufgeplatzt und wund. „Zeitweilig zog sich das ganz an den Innenseiten der Finger entlang.“ Seine Frau und seine Mutter, die mit im Haus wohnen, litten ebenfalls unter einem Hautausschlag im Gesicht sowie an Armen und Beinen, sagte Tesche.

Sie sei wegen der roten, entzündlichen Flecken auf ihren Armen und Beinen bei mehreren Hautärzten gewesen, erklärte Tesches Nachbarin. Ohne Ergebnis. Ein bekannter Wuppertaler Hautarzt habe ihr gesagt, in 40 Berufsjahren sei ihm ein solches Krankheitsbild noch nicht untergekommen. „In den letzten Wochen bin ich nicht mehr in den Garten gegangen, weil danach der Ausschlag jedesmal schlimmer wurde.“ Inzwischen seien auch bei ihrem siebenjährigen Sohn die merkwürdigen Flecken aufgetreten.

Teile eines Triebwerks der amerikanischen Militärmaschine vom Typ A10 Thunderbolt kamen auf Reinhard Tesches Grundstück herunter. Noch im April fanden Mitarbeiter des Remscheider Umweltamtes kleinere Triebwerkteile in Tesches Garten. Im März hatten Tesche dem Amt für Verteidigungsla Fortsetzung auf Seite 2

sten in Düsseldorf gemeldet, daß ihr Grundstück durch den Absturz mit Treibstoff verseucht sei; sie hatten für die Brandschäden einen Schadensausgleich verlangt. Das Amt ist für die Entschädigung der Absturzopfer zuständig. An der Aufschlagstelle anderer Triebwerkteile an der

Stockder Straße war nach dem Unglück der Boden einen halben Meter tief wegen starker Verseuchung durch Treibstoff und kohlenwasserstoffhaltige Öle abgetragen worden. 70 Tonnen Boden wurden auf die Deponie in Breitscheid geschafft. Das bestätigte Peter Leonhard vom Remscheider Umweltamt der taz.

Möglichen weiteren Bodenverseuchungen ging das Umweltamt jedoch nicht nach. Bodenuntersuchungen in der Dominicusstraße, in der auch Tesches wohnen, fanden nicht statt. Man überließ alle weiteren Schritte zur Abwicklung der Schadensersatzansprüche für die Absturzopfer dem Amt für Verteidigungslasten. Dieses jedoch erklärte sich für Bodenuntersuchungen nicht zuständig und zog sich auf fehlende Beweise zurück, als Tesches im Juni zusätzlich Schadenersatzansprüche wegen ihrer Hauterkrankungen geltend machten. In einem Schreiben vom 27.7.89 teilte das Amt mit, daß bei der Besichtigung des Grundstücks durch das Remscheider Umweltamt im April „rein äußerlich keine Anhaltspunkte für eine Bodenverseuchung“ festgestellt worden seien. In Düsseldorf fühlt man sich

solange nicht bemüßigt, der Sache nachzugehen, bis nicht Tesche selbst die Bodenverseuchung nachweist und durch Atteste belegt, daß seine Hauterkrankungen „ursächlich auf den Flugzeugabsturz zurückzuführen sind“.

Im Remscheider Umweltamt wiederum, so erklärt Peter Leonhard die monatelange Verzögerung von Bodenuntersuchungen, habe man erst vor wenigen Tagen erfahren, daß das Amt für Verteidigungslasten die Brisanz der Hauterkrankungen „etwas anders einschätzt als wir das jetzt tun“. Jetzt werde unverzüglich untersucht. Die Stadt zahlt. Proben für einen Kostenvoranschlag wurden bereits genommen. Wonach allerdings gesucht werden muß, weiß niemand so genau. Remscheids Oberstadtdirektor Ellerbrake hat deshalb das Bundesverteidigungsministerium Ende letzter Woche um Angaben über Stoffe gebeten, die bei dem Absturz möglicherweise freigesetzt wurden. Der Brief ist auf der Hardthöhe noch nicht eingegangen, von den Remscheider Hauterkrankungen wisse man, so ein Sprecher im Verteidigungsministerium, noch nichts.

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