: Die verzogene Gefahr
■ Nachgetragene Protokollstrecke einer dreitägigen Veranstaltung des Kunstvereins Gianozzo und des Avantgarde-Verlages Merve zum Thema »Gefährlich leben« auf den sichersten Terrains von Potsdam
Auf dem »Recontre« genannten Symposium mit dem Titel Gefährlich leben, das Künstler und Wissenschaftler mit Ausführungen zum Stichwort »Experiment« bestücken sollten, ging es primär um den Heissenbüttelschen Unschärfeimperativ. (Wie man vielleicht weiß, bewegte Helmut Heissenbüttel sich immer so ein bißchen dazwischen.)
Aber der Reihe nach: Einer der Mitorganisatoren, Hannes Böhringer, mit einer Malerin verheirater Philosoph, meinte: »Als wir das erste Mal die Veranstaltungsorte besichtigten, war uns bereits klar, daß wir uns schon gehörig anstrengen müßten, um dort zu scheitern.«
Die Orte — das war erst einmal der Potsdamer Telegrafenberg, auf dem sich diverse physikalische Institute der Akademie der Wissenschaften der DDR befinden. Sie sind zum großen Teil in Gebäuden untergebracht, die Ende letzten Jahrhunderts zur Beobachtung der Erde und des restlichen Drumherums errichtet wurden. Auf jedem zweiten Dach befindet sich ein schweres Himmelserkundungsgerät — unter aufklappbaren Kuppeln. Überhaupt lassen sich selbst bei den kleinsten Wellblechschuppen auf dem Gelände die Dächer aufschieben. Die ganzen Einrichtungen sind über ein 50 Hektar großes Wald- und Parkgelände verstreut, auf dem selbst Bauwagen im Lauf der vergangenen Jahrzehnte das Aussehen von zwar etwas eingesponnenen aber international durchaus renommierten Wissenschaftseinrichtungen gewonnen haben. Über allem flattert dann auch schon das neue Hoheitszeichen: die bundesdeutsche Fahne. Viele Mitarbeiter wohnen auf dem Gelände — und haben sich hier und dort Gemüsegärten angelegt. In einem wühlte eine ganze Wildschweinfamilie. Die Cafeteria besaß noch den praktisch durchorganisierten Charme einer Kombinatskantine.
Die Schöngeister unter den etwa 80 Teilnehmern, und das waren eigentlich alle, bewunderten vor allem den »Einstein-Turm«: ein von Erich Mendelsohn in den zwanziger Jahren entworfenes »irreales Monument«, so Paul Virilio, das eigentlich der Empirifizierung der von Albert Einstein postulierten Rotlichtverschiebung dienen sollte. Dazu war es dann aber nicht geeignet und heute dient es der Sonnenbeobachtung. Auf einigen Wiesen inmitten von Rabatten standen große, knallorangen-westdeutsch aussehende Trichter zur Wolkendicke-Messung herum. Durch ein Fenster der Baracke des Zentralinstituts für Astrophysik blickte ich auf einen Schreibtisch, der voller neuer US-amerikanischer Physikbücher war, obenauf lag eine Lesebrille — so als wäre der Forscher mal eben nach hinten gegangen, um sich einen Kaffee aufzubrühen. Wahrscheinlich befand sich der Wissenschaftler aber gerade auf dem Weg zur Ausmusterung durch eine westdeutsche Evaluierungskommission. Diese Vermutung ließ die wegen des Wochenendes leeren Arbeitsräume ein wenig trostlos erscheinen. Wo die Ausmusterung dagegen schon vor Jahren eingesetzt hatte, war die Würde noch gewahrt: zum Beispiel im großen Refraktor — einem Hörsaalgebäude mit einem zehn Meter langen, drehbaren Fernrohr auf dem Dach. Seitdem 1960 der letzte Mitarbeiter, der mit dieser Wahnsinnsapparatur umgehen konnte, bei einem Autounfall tödlich verunglückte, war das Teleskop nicht mehr benutzt worden. Langsam begann das eiserne Kuppeldach undicht zu werden. Um es nicht in die unteren Hörsäle durchregnen zu lassen, streute man zentnerweise Sand auf den Fußboden des Refraktor-Raumes und stellte 40 bunte Plastikwannen auf. Bisweilen lösten sich ganz durchgerostete Riesenteile aus der Teleskop-Drehmechanik in der Kuppel. Jetzt hatte jedoch die Bundesregierung angefangen, das ganze zu renovieren: zwecks Musealisierung eines Restes hohenzollernschen Wissenschaftsehrgeizes.
Zum Glück für die Veranstaltung Gefährlich leben waren die Restauratoren noch nicht weit gekommen. Auf dem Sandfußboden, genau unter dem blinden Teleskop, hockte sich die Künstlerin Eva-Maria Schön mit einem jungen Astrophysiker hin und ließ sich einige Dias von Sternen erklären. Um dem Frage- und Antwortspiel eine gewisse Intimität zu gewähren, hatten sich die beiden mit Laken eine Art Zelt gebaut, sie waren nur über Videokamera auf dem Bildschirm zu sehen. Einige gute Antworten auf die Schönschen Fragen habe ich mitnotiert: »Sterne werden ja im Vergleich zum Menschen sehr alt.« »Man versucht den Lebensweg der Sterne zu begreifen über die Untersuchung ihres Lichtspektrums.« »Schwere Sterne leben intensiver — sterben schneller, die leichtesten werden am ältesten.« »10.000 Jahre alte Sterne sind quasi noch im Entstehen begriffen, in einen Nebel von Staub und Gas gehüllt, ihre Geburtswolke, die kann man nur mit Infrarot untersuchen.« »Manche Sterne werden sehr spektakulär — solch explodierende Sterne, die nennt man Supernova.« »Es gibt Sternenhaufen, die bleiben so lange wie unser Sonnensystem zusammen und noch länger. Und andere Sternenhaufen wiederum, die existieren nur kurz, das ist wie bei den menschlichen Beziehungen auch.« »Alles rotiert!«
Nietzsche und die Unordnung
Manche der Ausführungen des Astrophysikers (er hatte schon oft Kindern das Universum erklärt, was er sehr gerne tat) erinnerten an Nietzsche (»Wir haben noch genügend Chaos in uns, um einen tanzenden Stern zu gebären.«). Auch das Motto der Veranstaltung Gefährlich leben: Nietzsche hatte es seinerzeit in den Imperativ gesetzt, während Böhringer es im Infinitiv beließ. In seinen Schriften hatte letzterer es zuvor gar ironisch verwendet — gegen bestimmte Künstlerattitüden. Auf die Veranstaltung bezogen wollte er es vor allem anthropologisch verstanden wissen: »Die ganze Menschheit lebt in einem labilen Gleichgewicht am Rande der Unordnung. Einerseits brauchen wir die Naturwissenschaften, um so kontrolliert wie möglich zu leben, andererseits ist das Experiment in den Naturwissenschaften selber ein Spiel mit dem Feuer. Denk an die Uran- und Genetikforschungen.«
Der Merve-Verlag verband mit dem Motto »den mit sich selbst experimentierenden Künstler — die artistische Existenz« (etwas ebenfalls schon von Nietzsche Verworfenes).
Beim Kunstverein Gianozzo assoziierte man damit vor allem das »und« — von Differenz und Indifferenz: also etwa gleichzeitig dem Kunstbetrieb zuzugehören und draußen zu sein. Aber gleichzeitig auch das Erfahrbar- und Sichtbarmachen eines »Absturzes«: »ob das, was man macht, noch Kunst ist oder nicht«. Dabei ist weniger an eine Anbindung an das Alltägliche und die Ware gedacht als an die Veränderung des Experimentbegriffs in den neuen Naturwissenschaften, verbunden zum Beispiel mit dem Namen des Thermodynamikers Prigogin, dessen Miarbeiterin — Isabelle Stengers — auch als Referentin zum Symposium eingeladen worden war, sie konnte aber nicht kommen. Auch der eingeladene Abt eines süddeutschen Klosters ließ sich entschuldigen: keine Zeit.
Durch die Einbeziehung der Zeit, so Rolf Lange-Bartels, unterscheide sich gerade die neuere Naturwissenschaft von der bis nach Einstein noch herrschenden Physik, dadurch könne ihr es gelingen, zu einem anderen, dialogischeren Umgang mit der Natur zu kommen, was sie den Künstlern näherbringen würde: »Nietzsche, den Existentialphilosophen, Fluxus, Beuys, den Situationisten zum Beispiel.«
Es muß unbedingt auch noch die Organisatorin Gabriele Knapstein erwähnt werden, die die etwa 20.000 Mark teure Veranstaltung vorbereitete — und zum Beispiel in allen Restaurants vorher probesaß, kleine und große Busse anmietete, die sie teilweise selber fuhr, permanent mit dem Ost-West-Telefonnetz haderte, für den Strom im Refraktor sorgte, selbstgebackenen Kuchen kaufte, Voelkel-Säfte und weiches West- Toilettenpapier bereitstellte sowie zwei exzellente Übernachtungsmöglichkeiten für die ganze Truppe ausfindig machte: das Schloß Petzow — ein schmucker Schinkel-Bau im Lenné-Park zwischen zwei Seen, Fröschen, Nachtigallen und Igeln, und dann das Musikerheim »Hanns Eissler«, ebenfalls ein Seeobjekt, mit schwarzgekachelten Bädern, Farbfernsehern, gekühlten Getränken und einer Bibliothek. Zwischen dem Telegrafenberg, wo die erste Veranstaltung (eine Lesung von Roland Barthes-Texten übers »Zuhören«) auf einer Wiese stattfand, inmitten zwitschernder Drosseln und den zwei Edelpensionen, bewegte sich die Intellektuellen-Karawane drei Tage lang (für 210 Mark pro Person). Zwischendurch waren immer mal wieder kleine Abstecher — zum Einstein- Haus in Caputh, zum dortigen Restaurant »Fährhaus« und zum Potsdamer Hotel »Minsk« — eingeplant worden.
All das ließ natürlich die Gianozzo-Vereinsbeiträge sowie eine größere private Spende aus dem Ruhrgebiet wie Schnee an der Sonne schmelzen. Und, vor allem, machte dies preußisch-akademische Enviroment es den Wissenschaftlern und Künstlern schwer, da in ästhetischer oder rhetorischer Hinsicht noch einen drauf zu setzen.
Die Organisatorin war denn auch schwerstens enttäuscht am Ende der drei Tage. Die Teilnehmer und auch fast alle Beiträger kamen aus dem Westen. Ungewohnt war da »das fachliche Arbeiten in ungewohnter Umgebung«, wie ein auf Erdmagnetismus spezialisierter Physiker, Webers, der für die Öffentlichkeitsarbeit auf dem Telegrafenberg zuständig ist, seine Tätigkeit dort nannte. Eine großartige Ausnahme stellte der Vortrag des Leiters des Babelsberger »Einstein- Labors«, Hans-Jügern Treder, dar. Weniger weil der Telegrafenberg bis zu seiner Abwicklung sein Arbeitsplatz gewesen war, sondern weil der schon ältere Astrophysiker — quasi schon immer deterritorialisiert — mit der gesamten Physik, von Aristoteles über Newton, Kant und Einstein bis zu Heisenberg, mit dem er befreundet gewesen war, sozusagen per Du verkehrte. Seinen freihändigen Vortrag über »Wahrheit und Klarheit als komplementäre Gegensätze« untermauerte er mit Zeichnungen auf der Wandtafel — ohne Kreide. Ähnlich souverän agierte dann auch ein amerikanischer Astrophysiker, Robert Golup, vom Hahn-Meitner-Institut, der zwar halb so alt wie Treder war, aber wie dieser z.B. nicht den geringsten Wert auf sein Äußeres zu legen schien. Auf dem Rücksitz seines verrotteten Citroen hatte er einen radioaktiven Stein aus der Namib-Wüste angeschleppt, anhand dessen er mit einem Geigerzähler und einem Overhead-Projektor darlegte, warum sich alle Phänomene mit der »Weimarer Republik Theorie« erklären lassen, warum diese aber keine Grundlage mehr hat. Anders ausgedrückt: »Warum verhält sich ein Teilchen, Elektron, wie eine Welle? Wahrscheinlich ist die Natur weder Teilchen noch Welle.« Dazu quäckte der Geigerzähler nach dem Zufallsprinzip des Atomzerfalls im Innern des Namib-Steines. Beide Referenten versuchten uns, die Zuhörer, in das Experimentelle — »als Schöpfungsakt« — einzuweihen, wobei Treder hervorhob: »Was beobachtbar ist, entscheidet allein die Theorie.«
Leider nicht auch, was abgespeichert wird, wie Norbert Kos, ein Mitarbeiter der inzwischen abgesagten Weltausstellung in Wien und Budapest, bedauerte: »Es wird immer mehr Glumperl gesammelt und in Museen deponiert. Trotz all der neuen Hilfsmittel heutzutage geht komischerweise die Aufarbeitung zurück.« Bislang wurden vor allem »die Sternstunden der Menschheit« abgespeichert, jetzt auch noch das Zuspätgekommene, das aufschlußreich Mißratene etc. Kos erinnerte in diesem Zusammenhang an die »wahnwitzigen Steigerungsraten des Denkmalschutzes«. Dann würden neuerdings auch noch die Gründe für das Sammeln interessieren und nicht nur das Gesammelte selbst, kurzum: »Wir wollen zwar das Enzyklopädische, aber dazu müssen wir das Scheitern mitdenken.« Der Referent berief sich dabei auf eine Idee der Schweizer Künstler Fischli und Weiss: »Am schönsten ist das Gleichgewicht, kurz bevor's zusammenbricht.«
Mit »Depotproblemen« beschäftigte sich auch Heiko Idensen aus Hildesheim (einer Hochburg des Sammelns und Sichtens): In seinem Pool Processing betitelten Vortrag ging es primär um literarische Lösungsversuche — von z.B. Diderot, Proust, Borges, den Fluxus-Künstlern. Um die »Zirkulation von Ideen« zu beschleunigen, hatte er die in bezug auf die Depotproblematik interessanten Teile ihrer Werke auf gut situationistische Art »entwendet« (wogegen im Publikum teilweise leise protestiert wurde). Mich störte dagegen eher sein Tribut an den Trend und die Push- Button-Generation: Die ganze Lektüre-Tour lief nämlich auf ein »Hyper-Text-Netzwerk« und auf irgendwelche Computerspielereien hinaus. Ich finde es zwar »o.k.«, wenn viele Amis auf einem Symposium sind (einer bezeichnete sich sogar als »Ostler«, weil er seit einiger Zeit in Ost- Berlin lebte — ausgerechnet, als jüdischer Musiker, in einem Skinhead- Haus), aber wenn der High-Tech- Scheiß als Mittel zum allgemeinen Erkenntnisdurchbruch angepriesen wird, bekommen solche Symposien immer leicht den Charakter von — auch noch unbezahlten — IBM-Werbeveranstaltungen. Den Vogel schoß in dieser Hinsicht übrigens, wie sollte es auch anders sein, ein Tübinger Theologe ab, der Anaxagoras und das Interface zusammendachte — wahnsinnig phantasievoll. Und die Chaos- Theorie als tropfender Wasserhahn kam bei ihm natürlich auch nicht ungeschoren davon...
Scheitern im 'Daily Telegraf‘
»Was nicht geklappt hat, das waren die Gespräche«, meinte Hannes Böhringer im Anschluß. Er führte das darauf zurück, daß, wegen des Themas, zumindest die wissenschaftlichen Referenten nicht im Bekanntenkreis rekrutiert werden konnten, wo man ihre Beiträge vorher besser hätte einschätzen können: »So eine Tagung, das ist, wie eine Zeitung machen — man ärgert sich, wenn nicht alle Artikel so sind, wie man sie sich vorgestellt hat.« Mag sein, mir schien das partielle Scheitern eher daran zu liegen, daß man zunehmend das Avantgardistische mit der fortgeschrittensten Informationstechnologie und ihrem Jargon identifiziert. Ein Riesenirrtum. Jeder zauselige Schmetterlingssammler mit Botanisiertrommel hat mehr zu erzählen als diese blitzschnelle Wetware, die »burned-out« ist, bevor sie irgend etwas angeknipst hat. Und dann bedeutet natürlich das Ausrichten auf die Wortströme einer Weltmacht alles andere als »Gefährlich leben«.
Selbst unter den Künstlern befand sich kein einziger Stuntman, Rennfahrer, Bombenentschärfer, auf eigene Rechnung operierender OibE, oder sonstwie gefährlich lebender Menschheitsbeglücker. Nicht einmal (das Symposium fand immerhin auf dem Territorium der DDR statt) zwei ganz normal gratwandernde Potsdamer! Lehrer z.B., von denen einer neulich erzählte: »Man durfte die Spielräume nicht zu arg ausloten« und eine andere: »Es kam zu dem Punkt, wo ich gar keine festen Bande mehr fand, das Familienleben zerstört war und man nur noch grübelte.« Wenn da keine Gefahr drin liegt, dann versteh' ich gar nichts mehr.
Anders ausgedrückt: Das Gefährliche des anthropologischen Ansatzes liegt darin, daß man auf solch wohlaufgezogenen Symposien — Recontre auch noch genannt — gar keine Klassendifferenzen mehr wahrnimmt, und das war besonders inmitten dieser Potsdamer bzw. Werder Landschaft fatal, wenn nicht fraktal: Wir waren da nämlich plötzlich, ob wir es wollten oder nicht, Teil dieser ganzen ekelhaften Siegertruppen aus dem Westen, die gerade in dieser Ecke der DDR zu Tausenden mit ihren Porsches, BMWs, Wohnwagen und Besitztiteln anrückten: Aus dem Schloß Petzow wird demnächst eine Unternehmer-Akademie, aus dem Telegrafenberg ein verriesenhubertes Geodäsiezentrum mit Weltniveau, und bei der 1945 zum Musikerheim »Hanns Eissler« umfunktionierten Nazivilla hat sich ein Enkel gemeldet.
»Dies ist eine gefährliche Zeit«, so sagt es der Potsdamer Busfahrer, der wegen seines ewig besoffenen Chefs mehrmals zu spät am vereinbarten Treffpunkt erschien.
»Ich weiß doch vorher nicht, was ich rausfinden möchte«, äußerte dagegen der Berliner Künstler Norbert Rademacher, von dem wir bisher vor allem mehr oder weniger gelungene Eingriffe in öffentliche Räume kannten. Auf Straßen und Plätzen hatte er — als Alltagsexperte — subtile Kunstobjekte aufgestellt, die »funktionierten«. Auf dem Telegrafenberg schien er dagegen eher ein naturwissenschaftliches Experiment für den Laienbesucher simuliert zu haben: Eine Art Schüsselantenne aus Milchglas, plaziert auf dem von feinmechanischem Gerät schon vor langer Zeit geräumten Sockel in einer angerosteten Wellblechhütte, in der einmal extraterrestrische Fixpunkte zur Erfassung der Erdkrustenbewegung erfaßt worden waren. »Funktionieren« tat da jetzt nichts mehr, aber immerhin erschloß das aufgesockelte Kunstobjekt uns einen absterbenden, astrophysikalischen Arbeitsplatz, der langsam von Spinnen und Wespen bevölkert wurde, was ja auch nicht zu verachten ist. Und dann kam noch dazu, daß man sich wie ein Dieb — d.h. ohne Aufsicht und ausdrückliche Erlaubnisgenehmigung — in diese halbverlassene, sozialistische Hütte reinschleichen mußte. Das war schon fast ein wenig »gefährlich«, weswegen wir es im Kollektiv taten, nachdem der Künstler uns ein Zeichen gegeben hatte. Helmut Höge
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