piwik no script img
taz logo

„Westpol“ wird lieb

■ WDR-Intendanz läßt Landesmagazin nach SPD-Kritik ändern

Düsseldorf (taz) – Die massive Kritik führender SPD-Medienpolitiker an dem WDR-Landesmagazin „Westpol“ hat für die Redaktion offenbar zu ersten einschneidenden Konsequenzen geführt. Das geht aus einer der taz bekannt gewordenen vertraulichen Beratungsvorlage der WDR-Intendanz für die jüngste Rundfunkratssitzung am vergangenen Dienstag hervor.

In dem neuen Westpol-Konzept ist den Beschwerden der Sozis über das für die Rau-Regierung unbequeme Polit-Magazin erkennbar Rechnung getragen worden. Angeblich soll in dieser Woche erstmals auch ein SPD-kritischer Beitrag kurz vor Sendebeginn gekippt worden sein.

In der Sitzungsvorlage zur „Umsetzung der Beratungsergebnisse des Rundfunkrates am 21. Januar 1993“ heißt es, künftige Westpol-Sendungen würden „insbesondere auch Zulieferungen der Landesstudios beinhalten“. Dadurch sei „gewährleistet, daß Westpol die unterschiedlichen Lebenswirklichkeiten in NRW umfassend wiedergibt.“

In der Rundfunkratssitzung vom 21. Januar hatte sich der medienpolitische Sprecher der Düsseldorfer SPD-Landtagsfraktion, Jürgen Büssow, darüber beschwert, daß in dem Westpol-Magazin „die unterschiedlichen Lebenswirklichkeiten in Nordrhein-Westfalen“ nicht zum Ausdruck kämen.

Während der gleichen Sitzung hatten etliche andere SPD-Rundfunkräte in konzertierter Aktion die respektlos-flotte Machart der Westpol-Redakteure als „höchst unseriösen“ Journalismus angegriffen. Der Rundfunkratsvorsitzende Reinhard Grätz (SPD) tönte: „Die lieben ihr Land nicht.“ Grätz hatte zudem die journalistische „Art und Weise“ von Westpol in einen direkten Zusammenhang mit dem Frequenzentzug für den WDR gebracht. Inzwischen hat Grätz seine umstrittenen Äußerungen vor den unterschiedlichsten Gremien bekräftigt. Bei Westpol arbeiteten eine Reihe von Redakteuren, echauffierte er sich am Montag vor dem SPD-Landesvorstand im Düsseldorfer Landtag, die besser „als Korrespondenten in Kairo oder Tripolis“ aufgehoben wären.

Die WDR-Intendanz hat offenbar schnell begriffen und den aufgebrachten Sozis einen „Stilwandel“ bei Westpol zugesichert. In der Beratungsvorlage heißt es dazu, die Moderation des neu konzipierten Westpol-Magazins habe sich ab 1. April dieses Jahres der Chefredakteur des Programmbereichs IV, Cornelius Bormann, „selbst vorbehalten“. Schon von daher sei „ein Stilwandel vorbestimmt“.

Einen Vorgeschmack gab es bereits am vergangenen Dienstag. Gleich drei Landesminister kamen in Westpol mit Polit-Platitüden ausführlich zu Wort. Da war der von Moderator Bormann demonstrativ-ironisch angesteckte „Ich liebe mein Land“-Button reichlich überflüssig. Johannes Nitschmann

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

taz zahl ich illustration

tazzahl ich

Bei uns haben Sie jeden Tag die Wahl

Denn auf taz.de sind alle Inhalte der taz ohne Paywall und frei zugänglich. Sie können wählen, ob und wie viel Sie dafür bezahlen möchten. Falls Sie gerne und regelmäßig zu Besuch sind, würden wir uns sehr über Ihre Unterstützung freuen. Ihr Beitrag sichert die Unabhängigkeit der taz.

  • Ja, ich will
  • Unterstützen Sie die taz jetzt freiwillig mit Ihrem Beitrag
  • Vielen Dank, dass Sie die taz unterstützen
  • Schon dabei!