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Wohnprojekt „Offensives Altern“ droht zu scheitern

■ Generationenübergreifendes Wohnprojekt ist aufgrund von Baukostenkürzung gefährdet. Grüne fordern von Senat billigeren Verkauf des Grundstücks

Das generationenübergreifende Frauenwohnprojekt des Vereins „Offensives Altern“ droht zu scheitern. Die Investitionsbank Berlin (IBB) hatte das Vorhaben im vergangenen November zwar als Förderprojekt gebilligt, doch die IBB erkennt jetzt nur noch 4,5 Millionen Mark als Baukosten an, das sind 600.000 Mark weniger als vom Bauträger, der Bau- und Wohngenossenschaft, veranschlagt, erklärt Andreas Böhm, Beauftragter für die Baufinanzierung der Genossenschaft.

Die Bündnisgrünen haben inzwischen einen Dringlichkeitsantrag eingereicht, in dem der Senat aufgefordert wird, dem Bauträger das landeseigene Grundstück am Ortolanweg in Buckow so günstig zu überlassen, daß diese Lücke gedeckt werden kann. Bausenator Jürgen Klemann (CDU) habe, so Sprecherin Petra Reetz, zugesagt, alle Parteien an einen Tisch zu bringen, um eine Lösung zu finden.

Bereits seit Ende der 70er Jahre will der Verein „Offensives Altern“ das Wohnprojekt realisieren. In insgesamt 30 Wohnungen sollen Frauen und Kinder verschiedenen Alters zusammenwohnen. „Unser Ziel ist es, der Vereinsamung und der gesellschaftlichen Isolation im Alter entgegenzutreten“, betont die 82jährige Lore Freidank, Vorstandsmitglied des Vereins.

Der bisherige Verlauf des Projekts liest sich wie eine unendliche Geschichte. 1989 beauftragte der Senat die Bau- und Wohnungsgenossenschaft mit der Planung des Projektes. Vier Jahre später schien der Verwirklichung nichts mehr im Wege zu stehen: Die Baupläne waren fertig, und die IBB hielt die damals veranschlagten 6,9 Millionen Mark an Baukosten für angemessen. Mitte 1993 habe sich dann – anders als zunächst erwartet – die Möglichkeit ergeben, ein mitten im Landesgrundstück gelegenes Bundesareal in die Planungen einzubeziehen, erklärt Andreas Böhm. Bis zu diesem Zeitpunkt galt das Grundstück als unverkäuflich, weil dort ein Bunker steht.

Erst 1995 habe der Kauf des Bundesgrundstücks bei der Oberfinanzdirektion beantragt werden können, so Böhm. So lange habe es gedauert, bis das Bunkergrundstück aus der militärischen Nutzung entlassen worden sei, berichtet Ida Schillen, baupolitische Sprecherin der bündnisgrünen Fraktion.

Zwischenzeitlich verschlechterte sich die Haushaltslage des Landes erheblich, und das Wohnungsbauförderprogramm von 1996 fiel magerer aus als in den Vorjahren. Im Zuge dessen habe die IBB die Förderung des Projekts bis zum November 1996 abgelehnt und dann in einer Form gebilligt, die für seine Organisation nicht tragbar sei, sagt Böhm. Monika Hinner

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