piwik no script img

Homosexueller Bundesligaprofi sprichtSchwulenfeindliche Pornodeppen?

Ein Bundesligaprofi sagt: Ich bin schwul. Er bleibt anonym. Warum tut kaum einer aus dem Profifußball etwas, um ihm seine Angst zu nehmen?

Ball rund, Spieler schwul. Na und? Bild: dapd

BERLIN taz | Ein schwuler Bundesligaprofi hat gesprochen – anonym. Auf der Website fluter, dem Internetauftritt eines Jugendmagazins der Bundeszentrale für politische Bildung, spricht er über seinen klandestinen Alltag in der Liga. Erstaunliches sagt der junge Mann da – zum Beispiel, dass in der Mannschaft, „eigentlich jeder Bescheid wissen müsste“. Oder: „Ich kenne keinen Spieler in der ganzen Liga, der damit ein Problem hat.“

Hört, hört! Die Welt des Profifußballs kommt ganz aufgeklärt daher in den Schilderungen des Fußballers. Zwar „sind einige Situationen wie das Duschen am Anfang für beide Seiten unangenehm“, sonst scheint irgendwie alles okay zu sein. Von einem Outing ist der Fußballer dennoch weit entfernt. Er hat Angst vor den Folgen, vor den Reaktionen in den Medien und vor allem vor den Fans. „Ich wäre nicht mehr sicher“, glaubt er.

Aber warum tut kaum einer aus der Welt des Profifußballs etwas, um dem Mann seine Angst zu nehmen? Als Theo Zwanziger noch DFB-Präsident war, hat er mal gesagt, er würde alles in seiner Macht Stehende tun, um einem Fußballer nach einem Outing beizustehen. Und sonst?

Schmähgesänge gewiss

Profis und Manager raten schwulen Kollegen und Angestellten regelmäßig, bloß die Klappe zu halten. Philipp Lahm, der Kapitän der Nationalmannschaft, macht das in seinem Buch „Der feine Unterschied“, in dem ein Kapitel mit den Satz: „Ich bin nicht schwul“ beginnt. Wenn einer sich oute, sei er sicher „Schmähgesängen“ ausgeliefert, hat Lahm später noch gesagt.

Was halten die Profis und Manager eigentlich von ihrer Kundschaft? Glauben sie wirklich, dass da ausschließlich Vollidioten in den Kurven stehen, die nur darauf warten, sich mit gewetzten Messern vor einem Spieler aufzubauen, der sich geoutet hat? Meinen sie, dass sich nur schwulenfeindliche Pornodeppen in den Stadien rumtreiben, die sich für nichts anderes interessieren als für das, was ein schwuler Fußballer mit „seinem Partner unter der Bettdecke anstellt“? „Alle würden das wohl gerne rausfinden“, befürchtet der schwule Profi im fluter-Interview. Auch er hat das Bild von der miesen Kurvenbelegschaft wohl verinnerlicht.

Aber wenn die Akteure im Profifußball so schlecht von den Menschen denken, von denen sie leben, warum tun sie dann so wenig dagegen, sondern nehmen achselzuckend hin, dass die Welt des Fußballs eben anders, archaisch und, ja, schlecht ist.

Heil ist die Kurvenwelt nicht. Auch am kommenden Spieltag wird wieder jemand „schwule Sau“ schreien, wenn ihm die Fresse eines Spielers der gegnerischen Mannschaft nicht gefällt, und wenn Stuttgarts Trainer Bruno Labbadia sich auf die Bank setzt, wird vielleicht wieder das bekannte, dumpfwitzige „Schwuler-Labbadia-Lied“ gesungen. Kein Stadionsprecher wird gegen derartige Sprechchöre angehen. Kein Funktionär wird sich entschuldigen. Das eigentlich Miese an der fiesen Fußballwelt ist, dass ihre Protagonisten sie akzeptieren, wie sie ist. Kein Wunder, dass sich da kein schwuler Spieler outet.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

32 Kommentare

 / 
  • S
    Samt

    Selbst wenn der Artikel eine Ente ist, spannend ist das Gedankenspiel allemal.

     

    @deviant

    "Grenzdebile Fickschlitten" scheint ja eines Ihrer Lieblings-Themen zu sein. Unpassend in einer Diskussion ueber Ausgrenzung und Toleranz-Mangel ist es allemal. (Wie war der Satz? Homophobie nicht mit Sexismus bekaempfen?) Schade, da auch anderes von Ihnen gut und plastisch dargestellt wird.

  • L
    Lisa

    @ Anna Radack

    Hätten Sie das Interview gelesen um das es geht wüssten Sie, dass das Thema Mannschaftskameraden sehr wohl angesprochen wird.

    So wird gesagt, dass eigentlich alle Bescheid wissen müssten und es quasi ein offenes Geheimnis ist, dass der entsprechende Spieler schwul ist.

    Zum Duschen wird gesagt, dass es anfangs für beide Seiten etwas komisch war, sich das aber bald erledigt hat...

     

    Der Vorschlag schwule Spieler bei weiblichen Sportlerinnen unterzubringen ist am Rande bemerkt das bescheuertste und homophobste was ich in letzter Zeit gehört habe!

  • D
    deviant

    @Karl:

    Ihnen fehlt ganz offensichtlich tatsächlich die Perspektive.

    Es geht nicht darum, seine Sexualität öffentlich zu machen, sondern darum, seine Sexualität nicht mehr verstecken zu müssen!

    Wenn man sich nicht öffentlich und nur unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen überhaupt mit einem potenziellen Partner treffen kann, dann heißt das zum Beispiel auch - und der Fußballer spricht das in dem Interview an - dass es unmöglich ist, eine Beziehung zu führen.

    Jeder Hetero-Spieler kann seinen grenzdebilen Fickschlitten auf der Stadiontribüne ausstellen, es wird womöglich gar bewundert, wenn der Spieler einen dieser Fickschlitten nach dem anderen wegknallt, zumindest aber kümmert es kaum einen. Das alles kann ein homosexueller Spieler nicht, oder glaubt, das nicht zu können, darum geht es ja hier: Homosexuelle Spieler gibt es nicht, darf es nicht geben, weil "Schwule nicht Fußball spielen können und auf dem Platz nichts verloren haben" - jedenfalls scheint es so.

     

    Dass jeder Mensch ein Interesse daran hat, seine Sexualität auszuleben, sollte selbst jedem Hetero klar sein...dass es keinen Grund gibt, einem Homosexuellen vorzuenthalten, was Heteros erlaubt ist, sollte auch klar sein...dazu muss man nicht schwul sein.

  • F
    Fussball

    Antwort an Karl

    (dein Kommentar vom 15.09.2012 8:28 Uhr)

     

    "Ich bin nicht schwul und deshalb fehlt wir da vielleicht auch einfach die Perspektive.

    Aber warum ist es wichtig sich zu outen? Warum sollte man ein Interesse daran haben, seine Sexualität öffentlich zu machen?"

     

    schreibst du.

     

    Du beschreibst mit der Bemerkung "ich bin nicht schwul" sehr genau, warum du hier Verständnisschwierigkeiten hast. Dir, als Heterosexuellem, fällt es nicht auf, dass Heterosexuelle sich permananent als heterosexuell darstellen (unterschwellig und auch bewusst). Wenn Homosexuelle diesen wesentlichen Bestandteil der eigenen Persönlichkeit verheimlichen sollen, so ist das eine, auf Dauer, krankmachende Verleugnung des eigenen Ich.

     

    Der bekannte Blog-Journalist Stefan Niggemeier hat das, in einer polemischen Antwort an den 'homophoben' schweizer Journalisten Philipp Gut sehr gut beschrieben.

     

    Zitate:

    "... Aber es geht nicht um eine »sexuelle Veranlagung«, um die eigene Intimsphäre, um Diskretion und »guten Geschmack«. Jemand, der sagt, dass er schwul ist, gibt damit nicht mehr von sich Preis als jemand, der sagt, dass er (als Mann mit einer Frau oder als Frau mit einem Mann) verheiratet ist. Als Klaus Wowereit öffentlich verkündete, dass er schwul sei, hat er damit nicht mehr von sich verraten als jeder Politiker, der sich mit seiner Frau zeigt, genau genommen weniger.

     

    Komisch, dass Herr Gut sich von sichtbaren Schwulen belästigt fühlt, aber nicht von sichtbaren Heterosexuellen. Wo bleibt sein Aufschrei, dass die deutsche Bundeskanzlerin, zum Beispiel, kein Geheimnis daraus macht, dass sie mit einem Mann zusammenlebt? Ist das nur Ausdruck ihrer »sexuellen Veranlagung«? Warum, könnte man mit Gut fragen, müssen Heterosexuelle (Ehe-)Männer und (Ehe-)Frauen ihr Intimleben auf diese Art öffentlich machen und damit, man merke sich die Formulierung: »das öffentliche Leben bedrängen«? ..."

     

    "... Es geht nicht um eine »sexuelle Veranlagung« und nicht um das Intimleben, weshalb es nicht nur diskriminierend, sondern vor allem dumm ist, wenn Gut fragt: »Wie sehr interessiert es uns eigentlich, wer welchen sexuellen Praktiken nachgeht und warum? (...)

     

    Es gibt bei der Emanzipation von Homosexuellen einen entscheidenden Unterschied zu anderen Gruppen wie Frauen, Schwarzen oder Behinderten, die gegen ihre Diskriminierung kämpfen: Homosexualität ist unsichtbar.

     

    Die Schwulenbewegung hat nicht nur um Rechte gekämpft wie das, überhaupt einen anderen Mann lieben zu dürfen, sondern auch darum, sich nicht länger verstecken zu müssen. Jemand müsste dem sich so bedrängt fühlenden Philipp Gut vielleicht erklären, was der Begriff des »Coming Out« bedeutet und warum er so zentral ist für Schwule und Lesben.

     

    Dass das Sichtbarmachen von Homosexualität nicht nur ein Mittel war im Kampf um Bürgerrechte, sondern wesentliches Ziel dieses Kampfes: das Recht, sein Schwul– oder Lesbischsein nicht verstecken zu müssen ..."

     

    Der komplette, sehr lesenswerte, Text findet sich im Stefan Niggemeier Blog "Die Schwulen sollen wieder verschwinden" (ich kann ihn hier zwar nicht verlinken aber der - nicht aktivierte - Link lässt sich ja markieren, kopieren und bei der Internetsuche einfügen ... hier ist er

    http://www.stefan-niggemeier.de/blog/die-schwulen-sollen-wieder-verschwinden/

  • K
    Karl

    Ich bin nicht schwul und deshalb fehlt wir da vielleicht auch einfach die Perspektive.

    Aber warum ist es wichtig sich zu outen? Warum sollte man ein Interesse daran haben, seine Sexualität öffentlich zu machen?

  • IT
    Ihr Thomas

    Es ist unerträglich, mit wieviel Respektlosikeit dem Spieler begegnet wird. Es ist SEINE Entscheidung, sich zu seiner sexuellen Orientierung öffentlich zu bekennen. Es bleibt ihm überlassen, die Reaktionen der "Kurve" sowie der medialen Öffentlichkeit einzuschätzen. ER muss pro und contra gegeneinander abwägen, nicht irgendwelche Schlaumeier aus der "Kurve", die meinen, da sei es ja gar nicht so schlimm. Er solle sich mal nicht so haben. Ach, und Anna Radack, dein Vorschlag den Spieler in die Frauenumkleide zu stecken ist so dämlich und hirnverbrannt, wie schwulenfeindlich. Seine Aussage zum Duschen wird natürlich überall so ausgelegt, dass es ihm unangenehm sei, andere nackte Männer zu sehen. Es kann wohl besser so gedeutet werden, dass ihm unangenehm war, dass die anderen um seine Homosexualität wussten und jede Bewegung, jeder Blick anders gedeutet wird. Ein alberner klapps auf den Po, ein albernes Posieren mit deinem Schwanz, all das, was Hetero-Jungs so in der Dusche machen, ist ihm nicht mehr ohne weiteres möglich, weil es als schwul gedeutet werden würde. Der Klassiker: die heruntergefallene Duschbad-kappe oder Seife. Immer wieder Grund für den alten Witz.

     

    Es ist niemandem geholfen, wenn man Druck auf ihn aufbaut, was offensichtlich andere Schwule derzeit pflegen. Gut wäre es sicherlich, wenn sich schwule Fußballprofis NACH ihrer Karriere outen würden (also das wäre ein Anfang), aber auch das bleibt enzig und allein ihre Entscheidung. Ich bin mir aber sicher, dass diese Zeit kommen wird.

     

    Hauste!

  • F
    Fussball

    "... Was halten die Profis und Manager eigentlich von ihrer Kundschaft? Glauben sie wirklich, dass da ausschließlich Vollidioten in den Kurven stehen ..."

     

    Etwa nicht? Natürlich wissen diejenigen, die Millionen am Fussball verdienen (Vereine, Manager, Trainer, Funktionäre) genau, mit was für Volldeppen sie es bei ihrer Kundschaft zu tun haben.

     

    Handelt es sich bei denen, die rasstistische, antisemitische, homophobe und andere menschenverachtende Sprüche brüllen, etwa nicht um geistig zurückgebliebene Looser? Ach, Sie meinen, das wäre nur eine kleine unwichtige Minderheit? Dann waren Sie wohl lange nicht mehr in einem Fussballstadion?

     

    Und zur schweigenden "Mehrheit"? die das menschenverachtende Geschrei hinnimmt, ohne sich dagegen zu wehren: Die haben es verdient, mit den Doofbacken in einen Topf geworfen zu werden.

     

    Fussball ist und bleibt ein hochprofitables Geschäft, mit dem man Schwachköpfen das Geld (für Eintritt, Fanartikel, Pay-TV usw.) aus der Tasche ziehen kann. Und sich vor solchen Schwachköpfen, die voller Vorurteile stecken, als schwul zu outen, kann tatsächlich den beruflichen und u.U. sogar realen Tod eines Spieler bedeuten.

     

    So eine Überraschung, wie?

    Wie ignorant sind denn diejenigen, die Nazi-Fans und andere willkommene Zuschauer, nicht für relevant halten?

     

    Mit Realitätsverlust fängt es an, mit kompletter Demenz endet es. In diesem Sinne ES LEBE DER SPORT!

  • T
    Tom

    Den Anfang müssten eigentlich die ehemaligen Spieler machen, die nicht mehr im Focus der Öffentlichkeit stehen. So kann das Bild der Normalität langsam in den Fußball kommen.

     

    Was den Marktwert angeht: Der erste, der sich outet und vielleicht bisher nicht so bekannt ist, wird seinen Marktwert steigern. Vor allem außerhalb vom Platz. Der wird zu allen möglichen Talkshows eingeladen, der wird so viele Interviews geben wie noch nie. Aber zu welchem Preis?

     

    Das Duschen ist kein Problem: Bisher duschen die auch zusammen, nur keiner weiß davon.

  • T
    Tom

    Einige stellen sich das ein wenig einfach vor. Man muss sich nur anschauen wie Yeboah und Co. mit Schmährufen bedacht wurden. Bananen, Urwaldgeräusche usw. Da wird es einige Jahre brauchen bis Schwule einigermaßen normal behandelt werden. Ganz werden die Sprüche nie aufhören.

    Irgendwann wird sich jemand outen oder geoutet werden. Da wird es dann spannend, wie die Verantwortlichen sich verhalten. Ob aktiv geholfen wird und wie. Wenn nicht wird es für den ganz ganz schwer.

  • HL
    Hauke Laging

    "Glauben sie wirklich, dass da ausschließlich Vollidioten in den Kurven stehen"

     

    Komische Kalkulation. Da sind also 30.000 Leute im Stadion. 99% von denen sind keine Vollidioten. Wer möchte sich gern zur (einzigen!) Zielscheibe für 300 tendenziell gewaltbereite Degenerierte machen? Für 100? Für 30? Das Problem ist ja weniger die Situation im Stadion (dort hat man das psychische), wo die 0,1% sich mit der Übermacht nicht anlegen werden.

     

    Ganz anderer Punkt:

    Mich wundert, dass das Thema Marktwert gar nicht angesprochen wurde. Was ist mit Werbeverträgen? Taugt ein als schwul geouteter Fußballer in derselben Weise als Identifikationsfigur, oder bezahlt er das Outing auch in finanzieller Hinsicht? Der erste wird netto sicherlich profitieren, aber die anderen?

  • AR
    Anna Radack

    Mir wird das Thema zu einseitig auf die Zuschauer im Stadium gelenkt. Die Frage, wie sich die Mannschaftskameraden eines oder mehrerer schwuler Spieler dazu stellen, wird nicht gestellt. In einer Sportmannschaft wird nicht nur zusammen Sport getrieben, sondern z.B auch gemeinschaftlich die Kleidung gewechselt und Körperhygiene betrieben. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass es nicht jedem heterosexuellen jungen Mann egal ist, ob beim Umkleiden oder beim Duschen sein schwuler Mannschaftskamerad ihn als Objekt seiner sexuellen Begierde betrachtet. Aus diesem Grund würde ich ein Outen für sehr sinnvoll halten und die betreffenden Sportler bei den Sportlerinnen unterbringen.

  • S
    stehplatz

    Wären Rassismus und Homophobie nur ein Problem der Kurven und nicht auch der Gesellschaft außerhalb, wären rassistische oder homophobe Sprüche keinen größeren Aufreger wert als "Da steht ein Arschloch im Tor". Sprich im Grunde nur harmloses Gefrotzel um zu nerven und die Konzentration zu stören.

  • F
    Fortsetzung

    Und zu Krawallen kommt es nur, weil Fußball im Gegensatz zu anderen Sportarten so langweilig ist.

  • JN
    Ja nee, is klar....

    FAKE

  • DV
    Dirk von Daher

    Hallo Thomas,

     

    haben Sie schon mal öffentlich Fußball gespielt; also vor Zuschauern?

    Im Prinzip reicht es ja schon, was von den Gegenspielern so verbal rüberkommt – da ist keine Schublade zu tief/zu platt, um den Gegner (und mittlerweile auch die Gegnerin!) zu beleidigen; das bekommt man im Fernseh leider alles nicht so mit...

     

    Noch schlimmer wird’s, wenn dann noch Zuschauer dabei sind, die nun gar keine Strafe durch den Schiri zu befürchten haben.

    Sicher will keiner von denen den Spielern wirklich handgreiflich an die Wäsche – wozu denn auch, wenn doch Sprechchöre wirksam genug sind.

    Und nur wenige Menschen läßt so was über 90 Minuten völlig kalt; wenn man gut spielt, kann man es vielleicht mit Leistung "überspielen"; wenn einem jedoch etwas mißlingt, dann gerät man schnell in einen Teufelskreis, weil das Runtergemache der Zuschauer einen noch schlechter werden läßt.

    Und das alles, ohne daß das Wort "schwul" überhaupt gefallen ist!

     

    Wenn dann noch solch ein Gerücht rumgeht, dann ist es wirklich ganz aus; etwas blauäugig erscheint mir da der schwulesbische Fanclub, der es rausreißen soll – der muß mit den ganzen Blödfans danach nämlich noch die Straßenbahn teilen...

  • PO
    P. Orn

    Ich hab den Artikel eigentlich nur gelesen, um herauszufinden, ob mit "Pornodepp" auch ich gemeint bin.

    Habs nicht rausgefunden.

  • S
    systemix

    Es gab einmal eine Zeit, da haben sich die Kirchgänger aufgeregt, dass der Herr Pfarrer eine rote Krawatte getragen hat. Zu dieser Zeit hatte die Kirche noch einen Standort, der von höheren Weihen und Religiosität getragen war. Heute interessiert es keinen mehr, wie der Herr Pastor gekleidet ist, weil kaum jemand sonntags in die Kirche geht und der Herr Pastor keine moralische Instanz mehr darstellt.

     

    Anders dagegen die Religion Fußball. Sie bietet den Ersatz für die frühere Kirche. Da gibt es Säulenheilige, die von Kindesbeinen an gepflegt und verehrt werden. Ein schwuler Bundesligafußballer ist einfach unmöglich. Das wäre ja wie der Apostel Paulus beim Puffbesuch oder noch schlimmer, Jesus verrichtet sein großes Geschäft zwischen Heilungen und Predigten auf einem Donnerbalken am See Genezareth. Das hat es bestimmt gegeben, doch die Bibel schweigt dazu.

     

    Es ist nicht die Homophobie der Fußball-Fans, sondern diese Ersatzreligion, welche dem schwulen Kicker nahelegt über seine sexuelle Orientierung zu schweigen. Natürlich steckt dahinter auch die Angst weniger Profit machen zu können, doch mittlerweile sind in den Medien durch diverse Outings weder die Auflagen noch die Quoten nennenswert gesunken.

     

    Zum Abschluss noch einfach die Frage: "Was hat die sexuelle Orientierung nun eigentlich mit dem Können eines Fußballers zu tun?"

  • P
    Pether

    | Hisst doch mal am nächsten Spieltag koordiniert in jedem

    | Bundesliga-Stadion eine Regenbogenflagge. Das wär mal

    | ein Anfang.

     

    In jedem Stadion wäre was neues, aber es ist ja durchaus schon vorgekommen. Ich erinnere mich noch gut an die Choreo in Mainz, als die ganze Gegentribüne in Regenbogenfarben gehüllt war. Da hat sich auch niemand im Block drüber beschwert (jedenfalls in meiner Nähe, ich hab nicht das ganze Stadion befragt). In den Medien hab ich davon nichts mitbekommen (auch nicht in den regionalen hier in der Gegend WI/MZ). Es ist halt auch immer die Frage, wie mit positiven Ansätzen in der Öffentlichkeit umgegangen wird. Ich denke, die Aktion damals wäre dafür ein schöner Aufhänger gewesen.

     

    Aber wie schon ein begnadeter Trainer (der allerdings auch rosarote Philosophen zitiert) einmal sagte: Das erste öffentliche Outing eines schwulen Bundesligaspielers wird noch vor der ersten Bundesligatrainerin kommen (und ich vermute, er meinte dabei die Männer-Fußball-Bundesliga).

  • A
    anke

    Es ist nicht bloß der Fußball. Das eigentlich Miese an der Welt der Menschen insgesamt ist, dass sie von einer Mehrheit akzeptiert wird, wie ein paar Wenige sie einrichten. Kein Wunder, dass bislang noch jede sogenannte Hoch-Kultur früher oder später den Bach runter gegangen ist. Es war noch um keine von ihnen schade.

     

    @Thomas:

    Irgendwie klingst Du wie der Blinde, der mir die Farben erklären will. Profis sind keine Profis, wenn sie ihre Grenzen nicht kennen. Und wenn ein Profi-Fußballer glaubt, dass er nicht stark genug ist, dem Zirkus was entgegen zu setzen, tut er wohl besser daran, vorerst an seiner Kondition zu arbeiten. Wer seine Grenzen nämlich kennt, sie aber nicht akzeptiert, der endet womöglich irgendwann vor einem fahrenden Zug. Es ist nicht an uns, jemandem Vorschriften zu machen, dessen Leben wir weder teilen können noch teilen wollen. Verantwortung trägt man nämlich nicht mit dem Maul, sondern mit den Händen und auf dem Buckel. Auf dem eigenen, wohl gemerkt.

  • NW
    na wenigstens

    ein Gruppenouting oder ein Outing nachdem man seine aktive Karriere beendet hat, sollte ja wohl trotzdem drin sein.

     

    Aber es hat sich ja auch im Fußballerrentenalter noch niemand dazu bekannt und da hört der Spaß wirklich auf. Das sind dann einfach nur noch feige, kriecherische Arschlöcher, die alle anderen Schwulen, insbesonder noch aktive Bundesligaspieler mit voller Absicht im Regenstehen lassen.

     

    Dazu fällt mir dann wirlich nur noch ein:

    Fickt Euch!

  • B
    bercho

    der akademiker geht am wochenende gerne mal ins stadion. er trinkt da ein bier und schreit sich auch mal seinen frust raus. scheiss schiri, nummer 10 du arschloch und auch schwule sau. schwul gilt leider als schimpfwort wird aber häufig gar nicht mehr aufgrund seines eigentlichen inhaltes gerufen. gerade ein outing würde viel dazu beitragen das schwul nicht sofort als schimpfwort verwendet wird. sollte sich der spieler dummerweise auf dem platz wie ein arschloch aufführen so kann es natürlich dazu kommen das er diffamiert wird das gilt aber für alle spieler.

  • B
    Bunsti

    Die Einzigen die das Interessiert ist die Presse.

    Ich bin Stadiongänger und kenne eine Menge Leute. Auch solche die man als Unfan bezeichnen könnte.

    Selbst die interessiert das nicht.

    Spieler werden wegen allem möglichen Zeug geschmäht.

    Die Liga verkommt immer mehr zu einer Art "Soap".

    Spieler in Klatschmagazinen wohin man blickt, aus jedem Spielerpubs wird eine Story.

    Ob einer schwul ist oder nicht wäre nur eine weitere Komponente in dieser Soap. Dann fehlt noch ne Transe, ein Bisexueller, einer mit 4 Brustwarzen usw.

    Es ist den Fans egal, wen Sie schmähen wollen, den schmähen Sie auch.

    Wie gesgat, die Einzigen die es interessiert sind die sensationgeilen Journalisten.

    "Ich war es, ich war es der das Outing goutet hat".

    Es geht Euch nur um Euch selbst.

  • A
    Achim

    Für mich bleibt zum einen unklar, ob es sich um ein tatsächliches Interview handelt oder um einen Fake, der die Diskussion im besten Sinne fördern will.

    Zum anderen ist für mich klar: Nichts Neues im Westen - Aufgeklärte Menschen wissen, ob jemand in ihrem engsten Umfeld "hetero" oder "homo" ist oder sein könnte, auch ohne dessen aktives Zutun. Und sie werden den mutmaßlich Homosexuellen Kollegen im Gruppeninteresse nicht leichtfertig "verpfeifen". So auch im Fußball, warum nicht? Warum grassieren in der schwulen Community immer wieder sichere Gerüchte mit konkreten Namen, von denen bislang nicht einer dingfest gemacht werden konnte - und andere mit überzeugenden Dementis widerlegt wurden?

     

    Vielleicht hilft nur eins: Eine ganze Mannschaft müßte sich auf einer Pressekonferenz zum Thema als "schwul" outen - egal, ob es im Einzelfall zutrifft oder nicht.

  • A
    alex

    Ich sage mal mit Christoph Daumn, "urteile erst über einen Menschen, wenn du einen Tag seine Mokassins getragen hast". Die Redakteure sitzen gemütlich in Bademantel und Schlappen am Schreibtisch und verfassen ihre Kolumnen und der Leser polarisiert dann hier schön in Kommentaren unter Pseudonym. Keiner von uns kann sich vorstellen, vor der Kamera und vor zehntausenden von Fans seine "Arbeit" zu verrichten. Wenn im Stadion die eine Fankurve einen Spieler mit Affenlauten beleidigt, dann ist die Reaktion der gegnerischen Fans nicht etwa Solidarität mit dem eigenen Spieler, man wendet lieber ähnliche Schmähgesänge auf einen farbigen Spieler der anderen Mannschaft an. Die Fußballwelt teilt sich in Eigengruppe und Außengruppe, entweder man ist Mannschaft A oder Mannschaft B, dazwischen passt kein Blatt Papier. Da geht es auch nicht nur um Rassismus oder Sexismus, als Sebastian Deisler damals seine Depression öffentlich machte, nannte man ihn bei Auswärtsspielen nur noch PsychoDeisler. Wie kann man von Fußballprofis erwarten, dass sie sich einer solchen Hetzjagd aussetzen?

  • E
    Ente

    Hooligans, Ultras, konservative Funktionäre und Millionen-Einnahmen bilden den Rahmen des Fussballs.

    Ein nur sehr geringer Teil von Fußballfans ist tatsächlich so aufgeklärt und cool, dass er nur Bock auf ein gutes Spiel hat. Der Rest war leider schon immer reaktionär und konservativ. In der Bundeswehr ist es ähnlich. Ist denn diese ganze Männerscene selbst nicht auch ein wenig latent schwul? In einem Münchener Radio-Interview wurde Mehmet Scholl einmal gefragt, ob es nachts auf den Zimmern während des Trainingslagers auch "Freistöße" gäbe. Letztlich ist doch nichts dabei, wenn auch Gays die Blutgrätsche können.

  • A
    AuchEinAkademiker

    Sehr amüsant wie Fußball hier als Sport des Arbeiters verkauft wird. Das Bild ist sowas von überholt. Jede einzelne Kurve ist voller Akademiker (wobei ich es auch ablehne, Menschen so auf ihren Bildungshintergrund zu reduzieren). Dass einige hier dem Sport und seinen Fans einen beinahe primitiven Charakter mit gibt, ist lächerlich.

     

    Zum Thema: Ich denke, dass die Kurven sensibler sind als sie dargestellt werden. Sollte sich ein Spieler outen, wird das meiner Einschätzung nach von der Masse positiv aufgenommen werden, einzelne homophobe Ausreißer wird die Masse mit Solidarität übertünchen.

     

    Problematischer wären da sicherlich die Medien. Die werden sich an Teamskamerade, Freunde, Familie und letztlich auch den Spieler selbst hängen und alle ausquetschen. Diese erste Zeit dürfte anstrengend werden.

  • D
    deviant

    Ich habe Respekt.

    Respekt vor diesem anonymen Interview.

    Und Respekt vor jedem, der es nicht wagt, sich zu outen.

    Ich hätte höchsten Respekt vor dem, der sich outet.

     

    Was die taz hier aber vergisst, ist, dass es nicht nur um die Fankurven geht.

    Es geht auch um den Boulevard, der mit noch höherem Interesse im Privatleben herumstocherte. Es geht um's "Wer mit wem?", um's "Wer mit wem unter der Dusche?", um "War da was, ist da was?". Jede Geste auf dem Spielfeld würde misstrauisch beobachtet, jubelt er vielleicht etwas zu lange mit einem anderen?

    Und so weiter und so fort.

    Nach den grenzdebilen Fickschlitten der Heterospieler kräht kein Hahn: Das ist normal, die Frauen sind hochgradig langweilig.

     

    Und es geht um die taz, um linke, um seriöse und allerlei andere Zeitungen, Medien, Magazine. Jeder würde ein Interview haben wollen mit dem "ersten" schwulen Bundesligaprofi. Möglichst schon gestern.

    Selbst wenn es auf Dauer wohl abkühlen würde, dieses mediale Trommelfeuer muss man erst einmal überstehen.

    Und ein Bundesligaprofi müsste es nicht nur irgendwie überstehen, er dürfte dabei auch im Training nicht nachlassen und müsste weiterhin auf dem Spielfeld Bestleistungen bringen. Und das ist menschlich praktisch nicht möglich, allenfalls innerhalb der Sommer- oder Winterpause, wenn es ein bisschen ruhiger zugeht - der Verein müsste zudem vieles tun, um ihn vor sich selbst, der medialen und allgemeinen Öffentlichkeit und dem sportlichen Druck zu schützen.

     

    Vom Outing an stünde er nichtsdestotrotz lange Zeit unter besonderer Beobachtung, ob nämlich Schwule tatsächlich genau so gut Fußball spielen wie "Normale" und jeder Fehltritt würde zur Unfähigkeit aufgeblasen - das kennt man auch bei anderen Spielern, die unter besonderer Beobachtung stehen.

  • T
    Thomas

    Na, viccy, wieder im falschen Realitäts-Channel gelandet?

     

    Ich hab das Fluter-Interview gelesen und fand, dass Spieler X vor allem am Anfang übertreibt. Klar, er hat Angst. Aber die Sache ist doch die, dass schwulenfeindliche Schmährufe und -gesänge nur deshalb ihre Macht entfalten können, weil niemand geoutet ist. Weil diese Normalität, wie wir in anderen Lebensbereichen haben, beim Fußball eben noch nicht hergestellt ist. "Schwul" kann nur dort eine Schmähung sein, wo es keine erkennbaren Schwulen gibt.

     

    Diejenigen, die gerade im Internet eine Drohkulisse aufbauen, werden überschätzt. Keine Ahnung, was das für Leute sind. Aber gefühlsmäßig schätze ich sie als Maulhelden ein. Als Würstchen, die ihr gestörtes Verhältnis zu ihrer eigenen Sexualität über Verbalattacken gegen "Andersartige" kanalisieren. Ich glaube nicht, dass von diesen Leuten eine reale Gefahr ausgeht. Und von denjenigen, die wirklich schwulenfeindliche Gewalt verüben, geht für einen Fußballspieler auch nicht mehr Gefahr aus als für irgendeinen anderen Promi: keine. Das sind nämlich feige Gelegenheitstäter, die es höchstens fertigbringen, im Suff in einer dunklen Gasse schwule Pärchen auseinanderzunehmen.

     

    Spieler X sagt selbst, dass viele schwule Spieler einander kennen und auch in der Mannschaft bekannt sind. Und wahrscheinlich ist doch, dass es in jeder Mannschaft der 1. Liga mindestens einen Schwulen gibt. Wäre das nicht ein Ansatz? Dass 18 Profis sich absprechen und gemeinsam rauskommen? Dann wäre nämlich Schmähungen, die auf der üblichen Folklore basieren - der Konkurrenz zwischen den Fans der Clubs - schonmal der Boden entzogen ... und der Rest würde sich auf die oben genannte Weise erledigen.

     

    Ach ja, die Fans. Jeder Club hat doch heute mindestens einen schwul-lesbischen Fanclub. Die sollten sich auch mal absprechen, für ein Zeichen der Unterstützung, auch eine Art Applaus für Spieler X. Hisst doch mal am nächsten Spieltag koordiniert in jedem Bundesliga-Stadion eine Regenbogenflagge. Das wär mal ein Anfang.

  • J
    JürgenG

    Die Welt des Fußballs (vor allem die der Fans) ist nun einmal nicht so, dass ein Schwuler dort ohne Angst vor Repressalien und letztlich auch vor dem Jobverlust offen sein Leben leben könnte. Viccy sagt es: Der Akademiker vergisst gerne, dass die Welt nicht nur aus Akademikern besteht.

  • IF
    ich fände es schön

    wenn der gute sich richtig outen könnte.

     

    dass er es nicht tut kann ich aber auch verstehen.

     

    fußball ist eine "heile welt" - ohne schwule, ohne böse linke....

     

    auch wenn es im stadion wenig akademikerinnen gibt - ein argument kann und darf das nicht sein.

     

    mittlerweile tut der dfb wenigstens so als ob er was gegen rassismus tutn würde.

    die nächste baustelle muss sexismus heißen.

  • M
    mobb

    weil die welt der akademiker*Innen ja auch nur aus aufgekärten, toleranten supermenschen besteht, oder was?!

    homophobie findet sich überall in der gesellschaft. leider leben wir, und da gießt eben nicht nur die bild sondern eben auch die feuilletons ordentlich öl ins feuer, nach wie vor in einer rassistischen, (hetero-)sexistischen und homophoben gesellschaft. der männer fußball ist da nur ein populärer kristallisationspunkt.

  • V
    viccy

    Der Akademiker vergisst gerne, dass die Welt nicht nur aus Akademikern besteht.