piwik no script img

Streit um TransparenzgesetzDurchsichtige Krittelei

Die Grünen-Fraktion wehrt sich gegen den Vorwurf, sie sei Vorabsprachen mit den anderen beiden Oppositionsparteien ausgewichen.

Das ist echte Transparenz. Bild: dpa

Die Grünen-Fraktion im Abgeordnetenhaus hat Kritik an ihrem Vorgehen beim Transparenzgesetz zurückgewiesen, das sie am heutigen Donnerstag ins Parlament einbringt. Die Fraktion habe sich ihre eigenen Gedanken gemacht und wolle diese nun im öffentlichen Raum diskutieren, sagte ihr parlamentarischer Geschäftsführer Benedikt Lux am Mittwoch. Die Fraktionen von Linken und Piraten hatten den Grünen einen Alleingang vorgeworfen, weil der Entwurf nicht innerhalb der Opposition abgestimmt worden sei.

„Unkollegial“ hatte Klaus Lederer, Rechtspolitiker und Landeschef der Linkspartei, das Vorgehen der Grünen genannt. Auch die Piraten fühlten sich düpiert: Sie hatten ebenfalls an einem Entwurf für ein Transparenzgesetz gearbeitet. Ein für Dienstag angesetztes Schlichtungstreffen fiel aus – laut Lux aus Zeitgründen. Als neuen Termin nannte er den 5. September, am Rande einer Tagung von Transparency International und Mehr Demokratie e. V. zum Transparenzgesetz.

Für den Grünen-Politiker Lux unterscheidet sich der Entwurf seiner Fraktion, anders als von Kritikern behauptet, durchaus vom Vorschlag der Piraten. Denen hat Lux mehrfach vorgehalten, sie würden lediglich das entsprechende Hamburger Gesetz kopieren. Die Liste zu veröffentlichender Dokumente ist nach Darstellung der Grünen in ihrem Entwurf doppelt so umfangreich wie die Hamburger Version.

Keine Anträge mehr

Grundgedanke des Gesetzes ist weniger, dass Bürger von Behörden informiert werden – das garantiert bereits das 1997 von den Grünen auf den Weg gebrachte Informationsfreiheitsgesetz. Zentrale Idee ist vielmehr, dass Bürger nicht länger Einblick in diverse Akten beantragen müssen, sondern das Land von vornherein wichtige Unterlagen im Internet veröffentlich. „Der Staat muss eine Bringschuld haben, nicht der Bürger eine Holschuld“, so Lux. „Es gibt natürlich vertrauliche Daten, die die Öffentlichkeit nichts angehen“, schränkte er ein. „Das muss man im Einzelfall ausfechten.“

Die Grünen gehen zwar nicht davon aus, dass ihr Gesetzentwurf unverändert beschlossen wird, was nach Einschätzung der Fraktion nach Beratung in den Ausschüssen in sechs bis neun Monaten geschehen könnte. Lux erwartet aber weitgehende Unterstützung: „Der Grundgedanke ist mehrheitsfähig.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • B
    Bürger

    Wie wäre es mit einem teuren, aber fruchtlosen aufwändigen Mediationsverfahren auf Steuergeldergelderkosten wie sie zur Zeit ja modern sind - für die Schlichtung zwischen den Oppositionsparteien?