taz.de braucht die Leser*innen : Etwas zurückgeben dürfen
Warum es richtig ist, Leser*innen online keine Stoppschilder in den Weg zu stellen.
von VERENA SCHNEIDER
Mich ärgern Stoppschilder. Ich meine nicht die achteckigen roten von der Straße, auf denen in großen weißen Buchstaben „STOP“ steht. An die muss – oder sollte – ich mich halten, wenn ich unterwegs bin. Mich ärgern viel mehr jene Stoppschilder, die im Netz verbreitet sind. Wenn diejenigen, die mir Texte anbieten, sofort oder nach kurzer Zeit Geld dafür haben wollen.
Ich mag das nicht. Ich will freiwillig entscheiden können, ob, wann und in welcher Höhe ich den Journalismus eines Mediums unterstütze. Ich fühle mich ernstgenommen, wenn man mir in diesem Zusammenhang Vertrauen schenkt, dass ich etwas bezahlen werde, wenn ich es für richtig halte. Und es ist auch eine Frage der Transparenz. Ich weiß, was mir angeboten wird, und muss nicht im Vorfeld das Portemonnaie zücken.
Nicht zuletzt ist das auch eine Frage der sozialen Verantwortung: Guter Journalismus darf nicht nur denen, die sich ein Abo leisten können, vorbehalten sein. taz.zahl ich lässt den auf taz.de Lesenden diese Freiheit, gibt ihnen dieses Vertrauen, setzt auf ihr Urteilsvermögen. Das ist eine große, aber sehr wichtige Vorleistung.
Unser Apell an die Leser*innen
Wir als taz trauen uns das, weil wir ein Verantwortungsgefühl aufseiten der Leser*innen voraussetzen. „Du hast diesen Text mit Gewinn gelesen? Dann gib uns dafür etwas zurück. So viel, wie du für angemessen hältst und zahlen kannst.“ Im Grunde ist das ein ziemlich liberaler Gedanke. Bei uns gibt es statt Stoppschildern freundliche Erinnerungen an unser differenziert gestaltetes Bezahlmodell. Wir appellieren an die gesellschaftliche Verantwortung unserer Lesenden. Denn kritischen und qualitativ gut gemachten Journalismus zu unterstützen ist nichts anderes als eine Investition in die Gesellschaft.
Die taz.zahl ich-Unterstützer*innen machen es dadurch in Zeiten von Fake News und Social-Media-Filterblasen möglich, dass unsere Redakteur*innen das Informationsdickicht lichten können. Ob wir nun regelmäßig die Diskussionen in rechten Medien analysieren und zusammenfassen, (gesellschafts)politische Entwicklungen beschreiben und kommentieren oder in aufwendig gestalteten Online-Dossiers komplexe Themen wie „Todesfälle durch Polizeischüsse“ oder „Gentrifizierung in Großstädten“ aufarbeiten.
Wir liefern, sie lesen und stellen sich dann die Frage: „Was ist mir das wert?“ Denn Ihnen als schlauer Leser*in ist natürlich klar: Unser Journalismus entsteht nicht im luftleeren Raum. Wir brauchen Unterstützer*innen. Wir brauchen kluges Feedback. Wir brauchen: Sie.