taz Salon Hamburg 20.3. : Vom Leben mit der Angst
Mit viel Humor schildert Franziska Seyboldt ein diffuses Gefühl so, dass es Nicht-Betroffene verstehen können.
Wer Angst hat, gilt als schwach. Vor allem, wenn sie einen in Situationen überfällt, die eigentlich nicht zum Ängstigen sind: in der U-Bahn, im Café mit Freunden, beim Einkaufen. Wie soll man das auch erklären, wenn man plötzlich keine Luft mehr bekommt, der Schweiß ausbricht und das Herz bollert wie ein Kachelofen – obwohl gar keine Gefahr droht?
Während andere psychische Erkrankungen wie Burn-out und Depressionen schon länger in den Fokus gerückt sind, befinden sich Angststörungen gerade erst auf dem Weg dorthin. Immerhin, könnte man sagen. Aber auch: ganz schön spät. Obwohl jeder sechste Deutsche im Laufe seines Lebens einmal unter einer Angststörung leidet, trauen sich viele immer noch nicht, darüber zu sprechen oder scheuen den Gang zum Therapeuten.
Mit ihrem Buch „Rattatatam, mein Herz“ schreibt die taz-Redakteurin Franziska Seyboldt gegen die Stigmatisierung an. „Angst essen Seele auf“, so hieß der Kultfilm von Rainer Werner Fassbinder. Die Angst in Seyboldts Buch verschmäht jedoch die Dinkel-Seelen vom Bäcker, sie will lieber Pommes. Sowieso ist sie sehr menschlich: Sie raucht, trinkt, ist arrogant und besserwisserisch, plagt sich aber gleichzeitig mit Selbstzweifeln herum und kann es nicht ertragen, zu verlieren.
Mit viel Humor schildert die Autorin ein diffuses Gefühl so, dass es auch Nicht-Betroffene nachvollziehen können. Und zeigt, dass man das Leben durchaus leicht nehmen kann, auch – oder gerade – wenn es manchmal schwer ist.
Dass die Angst auf der Bühne sitzen wird, können wir nicht versprechen. Franziska Seyboldt wird jedenfalls da sein.
Moderation: taz-Redakteur Daniel Schulz.