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Archiv-Artikel

NPD-Hoffnungsträger legt Ämter nieder

Der niedersächsische NPD-Vizechef Andreas Molau zieht sich überraschend aus dem Bundesvorstand zurück: Er könne die Führung „nicht mehr voll unterstützen“. Unter Druck gerät zunehmend Parteichef Udo Voigt

In der Partei hat man den Niedersachsen als Hoffnungsträger gefeiert: Redegewandt, gebildet und höflich sei er, sagten nicht nur NPD-Mitglieder. Andreas Molau sei „ein Mann, der auf der Straße den Bürger ansprechen kann“, schwärmte gar der Bundesvorsitzende der rechtsextremen Partei, Udo Voigt. Dennoch erklärte Molau am Montag: „Ich habe meine Ämter in der NPD auf Bundesebene niedergelegt.“

Ein deutlicher Hinweis, dass im Parteivorstand nach wie vor über Strategie und Profil gestritten wird. Vor allem seit der Verurteilung des ehemaligen NPD-Schatzmeisters Erwin Kemna – wegen der Veruntreuung von rund 870.000 Euro Parteigeld – werfen immer mehr Mitglieder dem Bundesvorstand Führungsschwäche vor. So erklärte nun auch Molau, dass er die Führung der Partei „nicht mehr voll unterstützen kann“. In den Augen Molaus sowie einiger Parteifreunde im Norden übernimmt die Bundesführung keine Verantwortung dafür, dass ihr lange geschätzter Schatzmeister ohne jede Kontrolle das Parteivermögen verwaltete. „Das“, so Molau, „kann ich nach meinen moralischen Vorstellungen nicht mittragen“.

Gegenüber der taz beteuert er: „Mit anderen Auseinandersetzungen hat das nichts zu tun.“ Geichwohl erhöht Molau mit seinem Rückzug aus dem Vorstand, wo er das Amt Bildung innehatte, den politischen Druck auf Parteichef Voigt. Sein Zuspruch in der NPD wächst derzeit ohnehin: Der thüringische Landesverband wollte den niedersächsischen Landesvize Molau jüngst sogar als seinen Spitzenkandidat für die Landtagswahl gewinnen.

Schon auf dem Bundesparteitag im Mai dieses Jahres hatte Molau Voigt indirekt angegriffen: Wie vom Parteichef gewünscht, bestimmten die Delegierten den Szeneanwalt und Hamburger Landeschef Jürgen Rieger zum Bundesvize. Angesichts dieser Wahl sprach Molau von einer „Katastrophe“. Rieger ließ durchblicken, er werde sich diese Aussage merken. „Wir stehen uns nicht sehr nahe“, so Molau zur taz. Wegen Rieger habe er seine Ämter aber nicht niedergelegt. Ob er jetzt allerdings weiter bei der NPD-Monatszeitung Deutsche Stimme führend mitwirken dürfe, wisse er nicht.

Beruflich hätte das für ihn keine Konsequenz: Derzeit ist der Niedersachse Pressesprecher für die NPD-Fraktion im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern. Fraktionschef Udo Pastörs teilt Molaus Kritik am Bundesvorstand. Aus Schwerin hatte auch er selbst schon versucht, Voigt in Frage zu stellen. ANDREAS SPEIT