: „Die Grenze ist erreicht“
Hunderte Streikende aus dem Kfz-Handwerk blockierten am Freitag die Flensburger Grenze. Sie demonstrieren damit gegen den Abbruch der Tarifverhandlungen. Bleibt die Frage: Wo ist der Zusammenhang?
MICHAEL SCHMIDT, 43, ist Sekretär für Handwerk der IG Metall Flensburg und Verweigerer von Grenzüberschreitungen.
taz: Herr Schmidt, Sie haben am Freitagmorgen mit Ihren Streiks den Flensburger Grenzübergang nach Dänemark blockiert. Was hat die Grenze mit den Tarifverhandlungen im Kfz-Handwerk zu tun?
Michael Schmidt: Das ist symbolisch. Wir wollten klar machen, dass die Grenze erreicht ist. Und hier in der Verwaltungsstelle Flensburg haben wir das große Glück, dass die Grenze ganz nah ist. Diese Karte haben wir gezogen und wir haben sie richtig gut gezogen. Ich bin immer noch voller Adrenalin und ganz euphorisch! Wir haben mit circa 250 Leuten gerechnet, es kamen 380. Und nicht nur aus dem Hamburger Speckgürtel, sondern auch aus vielen kleinen Betrieben.
Aber was können denn die Leute, die nach Dänemark wollen, dafür, dass die Tarifverhandlungen abgebrochen wurden? Ist deren Unmut nicht eher kontraproduktiv?
Die können natürlich gar nichts dafür, aber das ist wie bei jedem Warnstreik. Wir müssen so was machen, um zu zeigen, so geht es nicht mehr weiter. Wir wollen über Lohn und Gehalt verhandeln, aber die Arbeitgeber machen uns kein Angebot, sondern reden nur darüber, wie man unbezahlt die Arbeitszeit verlängern kann. Dabei haben wir eine moderate Forderung und die Anzahl der Streikbeteiligten gibt uns recht
Meinen Sie, der Kfz-Verband lässt sich von der Blockade beeindrucken?
Ja, das glaube ich schon. Es waren so viele da, obwohl es massiven Druck gab und die Arbeitgeber gesagt hatten, ihr geht da nicht raus. Das muss man sich mal vorstellen! Ich meine, wir leben in einer Demokratie.
Was sind Ihre Forderungen?
Wir sind kompromissbereit. Aber wir lassen uns nicht auf Lohnerhöhungen ein, die dann wieder von irgendwelchen Zugeständnissen kompensiert werden.
Gibt es denn Anzeichen für erneute Gespräche?
Ich glaube schon.
Und bei den nächsten Streiks? Blockieren Sie dann die Zufahrtsstraßen von Supermärkten?
Ich weiß nicht, ob wir das nicht wirklich mal machen. Uns wird da schon was einfallen.
Interview: ELISABETH WEYDT